Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1924. November (Jahrgang 51, nr. 15428-15453)
1924-11-26 / nr. 15449
Seine Sermennstadt, Mittwoch Riesenburgrfen « Dani sei es mensam besteht und es gibt Anzeichen dafür, Daß der Dollar. sich in Frankreich; Direkt und in Deutschland indirekt niederlassen will, um von dort aus das Pfund zu bekämpfen. Wer von diesen beiden Großmächten stärker ist, entzieht sich heute no der Beurteilung. Das britische Reich hat mindestens dreimal mehr Untertanen als Das Giernen- Banner, aber das Iechtere ist vielfach, einheitlicher und gerade. Die Spracheneinheit würde es einigen Dominions, besonders aber Kanada, leiht machen, ich an seinen jüdischen Nachbarn anzuschließen. Der kanadische Ministerpräsident hat sehr ernste Worte gesprochen und sein auftrelisder Kollege auch. Die Trage ist nicht neu und schon in den Schweizerbriefen ist schon vor Drei Jahren Die Bermutung ausgesprochen worden, daß das Fünftige Sentrum der englisch sprechenden Böller eher in Washington als in London sein künfte. Von dieser Hohen Warte aus gesehen, verlieren die politischen Sändereien in Deutschland an Bedeutung. Wenn hier Doch’darauf eingegangen wird, geschieht es nur aus Gründen gefühlsmäßigen Interesses an der alten Heimat des Sadhsentums. Im Augenbilde scheint es, daß „in Deutschland der Wind etwas sinis weht. Es ist mögenh, daß die Wahlen vom 7. Dezember nicht den Erbwartungen pom 4. Mai entsprechen. Es scheint, daß im Mai der Sprung zu groß war und daß etwas von der damals erreichten Höhe aufgegeben werden muß. Geradeso, wie der Abstand von Wirth bis hinauf zu Cums zu roh war und man wieder hinunter mußte zuerst zu Stresemann und dann zu Marz-Stresemann, Die heute regieren. An den großen Sorttoristen des Deutschen Volks, Die seit jenem Siefstand vom 9. November 1918 zurückgelegt wurden, ändert fs damit noch nichts. Grade der Umstand, daß Deutschland, wie aus den oben angeführten Darlegungen herbergeht, von den Weltmächten gesucht wird und eine so große Rolle tro& Gntwaffnung, Datwes‘plan, Belferbund us, spielt, zeigt, was in sechs Jahren erreicht wurde Ob nun am 7. Dezember die oder jene Partei einige Mandat mehr erreicht, kann man sicher sein, daß in weiteren sechs Jahren der äußere Glanz des neuen Deutschen Reiches seiner inneren Kraft besser ente sprechen wird als Heute. Wählerversammlung in Bihtik. Die Leitung des Nösner deutsch-fächlischen Kreisausschusses hatte für Montag, den 16. d. M., eine Wählerversammlung der städtischen Wählerschaft einberufen. Die Dersammlung wurde, eröffnet vom Kreisausshußodmenn, Mädchenschuldiseftor Richard Alberti, der auf ihren gwed hinwies, die Wählerhaft nun einmal auch durch den Mund des Abgeordneten über die politische Lage zu unterrichten und den Wählern Gelegenheit zu geben, durch unmittelbare ragen an dem Abgeordneten Sich über all das zu unterrichten, iorüber sie Klarheit zu haben wünschen. Er begrüßte im besonderen auch die Frauen, die zum ersten Male an einer solchen Versammlung teilnahmen. Hierauf erhob sie Der Abgeordnete Dr. Artur Eponnetth und erstattete. in einstündiger Rede. Bericht über Die Ereignisse Der legten Zeit und über. Die heutige politische Lage. Er besprach die DBorgänge in der großen europäischen Politik wie auch in Der Landespolitik unseres Stanzes und ging hierauf auf unseren besonderen Volksfragen über, wobei namentlich der Agrarreform, dem Säulfragen und der DBermaltungsreform besondere Auf»merksamkeit gescheint wurde. Seine Ausführungen wurden mit lebhaften Beifall aufgenommen, worauf aus der Reihe der Mählerschaft mehrere Anfragen über die Bierderequirierung, Die Angelegenheit der Freiwilligen, das Pensionsgefech ufingerichtet wurden. Im feinem Schlußwort gab der Dorligende den Vertrauen der Wählerschaft zu ihrem Abgeordneten und dem Dank für seine Ausführungen Ausdruck. Im Namen des politischen Ausschusses unterbreitete hierauf der Anwalt des Kreisausscusses Professor Ernst SihL folgende Entschließung, die einstimmig mit begeistertem Zuruf angenommen wurde. Die am 17. November 1924 in Bittrng persammelte deutsch-jähriiche Wählerschaft der Stadt Billig nimmt den Bericht ihres Abgeordneten Dr. Artur Sonnerth zur Kenntnis und piägt ihm, sowie der gesamten Deutschen Parlamentspartei für ihre rastlosen Bemühungen, die Belange unseres Bosies zu wahren, Dank und Anserkennung aus.· Ueberzeugt,daß die Migliseder der deutschen Parleksmentspartei auch weiterhin unermüdlich und standhaft auss harren werden im Kampfe für die Erfüllung der berechtigten Forderungen unseres Volkes,in Sonderheit auf dem Gebiete der Agrarreform und auf dem Gebiete des Deutschen Schulmwesens, legt sie ganz entschieeden Veriahrung ein gegen alle gewalttätigen Aebergriffe und spricht gleichzeitig die Hoffnung aus, da es endlich gelingen möge. Die Regierung daporn zu überzeugen, Daß eine gerechte Behandlung unseres Bolles und Vermeidung aller Uedergriffe nicht nur im Interesse unseres Bolfes, ‚sondern ganz besonders auch in dem des Staates Liege. In Diesem Kampfe um unser Net steht die gesamte Deutsch-jäcliche Währerschaft der Stadt Bistrik geschlossen hinter ihrem Abgeordneten. % .. Vermehrung der Gendarmerie in Bukarest. . Bufarest, 24. November. Minister Tatarescu hat Beschlossen, die Zahl der Gendarmerie in Bukarest um 1000 Mann zu erhöhen. Der Minister bezieckt damit, daß die Armee in Hinkunft bei öffentlichen Kundgebungen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht Besserung im Eisenbahnverkehr. Bukarest,, 24. November.ie Generaldirefsion der Eisenbahnen meldet, daß der Verkehr auf sämtlichen Linien fast normal geworden ist. Albert Shomas? Tätigkeit in Bukarest., Bukarest, 24. November. Der Direktor des Genfer internationalen Arbeitsbureaus Albert Thomas wird Mittwo in Biukarest eintreffen. Nach den offiziellen Besuchen wird er einige Petrofeumiwerte und nachher die Kohlenweide in Petrofeni besuchen. Auch will sich der Tivestor mit dem Arbeiterjpndilat in Verbindung feßen. Der Finanzminister über den Staatsvoranschlag. Biufarest, 24. November. Finanzminister Vintile Blocatianı Hat gestern den Vertretern der Presse einen Vortrag über den Staatsporanschlag gehalten und nach Darstellung der bekannten Einnahmen und Ausgaben erhärt, daß die ersten drei Budgets der liberalen Negierung der Urzahiung der auslämbdischen Schilden dienten. Machen diese geordnet sind, wird die Vrzahlung der inländischen erfolgen. Die Verbesserung der materiellen Lage der Beamten hat die Abschaffung von Simecuren zur Vorauslesung. Er will die zwei Milliarden nur nur in Bargeld den Beamten zusammen Tassen, sondern außer der Erhöhung ihrer Gehälter auch Konsumvereine unterfügen, damit diese die Beamten mit billigen ebensmitteln usm. versehen können. Ter Minister erwähnt dann, daß sein jebiger Staatsvoranschlag sich um 21 v. 9. gegenüber dem vorjährigen erhofft habe. Der Minister hofft auf größere Einnahmen (insbesondes Zölle) und verspricht ihm von der Stabilisierung des Leitlurtes eine aflgemeine Befseiung den wirtschaftlichen Lage. Henderungen des Gouverneurs der Nationalbank. DBukarest, 24 November. Der Gouverneur der Notendant Oromolu hatte eine Besprechung mit den Führern der Bukarester Banken über die finanzielle Lage und die Politik der Notendant. Als Ursache des Geldmangels bezeichnet er im erster Linie die Teuerung, aber eine neue Notenausgabe würde diesem Geldmangel nit abhelfen. &3 ist eine Krise, aber die Dreihhaftung der Notenmenge, die der Geldverkehr benötigt, kansı nur doch Golddedung erfolgen. Romanier kann sich aber nicht auf den Standpunkt einer strengen Deflationspolitik stellen, weil Dieses die Lähmung der Produktion bedeuten würde. Wir müssen den goldener Mittelweg wählen und werden unsere Bolitit nicht aufgeben. Oromolu ist überzeugt, das die bisherige Finanzpolitik die beste war und eine Aenderung gefährlich wäre und die Bisher gebrachten Opfer vernichten würde. Am Ende seiner Rede beschäftigt sich Doromolu mit der Stabilisierung des Leukides und stellt fest, daß, abgesehen, von reineren Schwänkungen der Lau als stabil betrachtet werden künne. Die politische Lage in Orf:rin. Wien, 19. November. Die neue Österreichische Regierung mit dem Bundeskanzler Dr. Ramef an der Spise tritt in einem ernsten Momente ihr verantwortungsvolles Amt an. Der neue Regierungschef hat in den Verhandlungen mit den parlamentarischen Parteien sein Programm und seine politischen Ziele kurz folgendermaßen zusammengefaßt: Fortregung des G Sanierungswertes im Einvernehmen mit der Zänderr. Damit erklärt also der neue österreichische Buns besfangter, daß er die Hinterlassenschaft Dr. Seipels zur Gänze übernehme und sie auch zur Durchführung der in der Genfer Septembertagung festgesetzen Bunite verpflichte. Dr. Ramel behält si bloß freie Hand bezüglich der Durchführung der Verwaltungstefai und der Vereinheitlichung der finanziellen Stiesgebung in Bund und Ländern. In diesem Bunfte unterscheidet sich das Bigramm des neuen österreichischm Negierungsh:f3 von dem seinesBorgängers, da Dr. Ramef im Wege der Berhandlungen einen Ausgleich mit den Ländern sucht, den die Beendigung des Sanierungswerkes auf diesem Gebiete Dringend fordert, während Dr.Seipel sich Diesbezügliich auf bestimmte Grundzüge festgelegt hatte. Es wird fs nun zeigen müssen, ob es Dr. Ramek tatsächlich gelingen wird, hier in kurzer Zeit das unbedingt nötige Einvernehmen heraustellen. Dr. Ramel weiß genau, da er in einem der jäwierigsten Momente der österreichischen Sanierung in das Amt eintritt, besteitet von einem jugendlichen Simangzminister, Dr. Abrer, einem erst 37-jährigen Manne, der ohne Lehrzeit seinen Uebergang aus der Landesregierung in Steiermark zum Amt des Schatlanglers Don Oesterreich nimmt. Gefragt wird Dr. Ramei aller Bings durch den Rat Dr. Seipels, der als aktiver politischer Führer der Regierungsmehrheit auch weiterhin eine erste Rolle zu spielen berufen ist. Die neue Regierung in Oesterreich unterscheidet sich von ihrer Vorgängerin, wie erwähnt, darin, daß sie den Standpunkt der Länderinteressen schärfer vertritt. Hierin liegt aber vielleicht auch die größte Schwierigkeit, vor der die neue Regierung gestellt sein wird und über die Dr. Seipel gestürzt ist. Eine Vertagung des Problemes ist mit Rücksicht auf Die im September getroffenen Genfer Vereinbarungen nu möglich, aber auch schon aus inneren Gründen nicht, weil die Reform dererwaltung und der finanziellen Beziehungen zwischen Bund und Ländern dur die Verfassung und parteitaftisch gleichzeitig fähig sind. Das Budget hängt mit den Meinungsverschiedenheiten über Die Zahlung der Steuerzuschüsse an die Länder zusammen und es sind hier die Interessengegenläbe zwischen Wien und den Ländern möglichst rasch zu überbrücen. Zur Lösung dieses Problems wird aber auch ur vmmer TaEver van — die sozialdemokratische Partei herangezogen werden müssen und damit wird die neue Regierung in wenigen Tagen an dem Punkte fliehen, wo das Kabinett Geipel abgestreten ist. Es wird sie nun zeigen, ob der neue Bundestanzien Dr. Ramet und inwieweit er imstande sein wird, die föderalistischen Wünsche der österreichischen Länder zu erfüllen und es werden mit Rücksicht auf den Bölterbund einzelne Beischlüsse imum gefaßt werden künnen. In diesem Sinne ist wohl auch eine immerhin zurückhaltende Erklärung aufzufassen, die der Generalkommiisär Des Bölterbundes Dr Zimmermann anläßlich des Regierungswechsels abgibt und in der er sagt, das Ausland sollte die Entwickung der Dinge in Oesterreich abwarten, dies in der Erwägung, daß hier einer Bromtoile einen Giaatsvertrag bilden, an den jede österreichische Regierung gebunden ist. Die neue Regierung findet unter den vielen Sorgen, die sie übernimmt, als eine der ernstesten an den Kampf gegen Die Teuerung, den Dr. Seiper zulest aufgenommene Höhne aber, wie er bei seinem Nachritt erklärte, hier für das nötige Verständnis auf allen Seiten zu finden. Teuerung und Sanierung sind aber für den Wiederaufbau Oesterreichs e inzig verbunden, das Dieses Problem ebenfalls möglichst rasdg zu Lösen sein wird. Leichte Arbeit finden die neuen Männer an der Spitze der österreichischen Regierung mit, auf ihnen lastet der Schatten Pr. Seipels, der in fritischen Momenten das Gewicht seines Nasens in die Wagfchau werfen konnte. Die neue Regierung in Oesterreich sieht vor einer ernsten Aufgabe. Die Verurteilung des Generals Nathusius. Eine Rede des Reichskanzlers Dr. Marc. Berlin, 24. November. Kanzler Marz hat in Köln eine Rede gehalten, in der er sich jede scharf gegen die Verurteilung des General Nathusius anwendete. Derkanzler bedauert es, dass das deutsch-französische Verhältnis, das sich seit dem Londoner Vertrag bedeutend gea beijert hatte, doch die ungerechte Verurteilung De General Nathusius tieder gestört wird. Er sonlte jedoch die Hoffnung nicht aufgeben, daß die französische Negierung mit ihren weiteren Maßnahmen dieser bedauernswerten Fall orönen und mit der berechtigten Empfindlichkeit des deutschen Volkes rechnen werde. Die Bestrei bungen, welche die Kriegsstimmung in beiden Ländern unterbrücen und aus der Welt schaffen wollen, faıın mar so seinesfalls umherfrügen. Die übereilte Abhaltung der Verhandlungen im Falle Narhusius hat eine normale Verteidigung unmöglich gemacht. Es steht der deutschen Resgierung ferne,diesen Mißgriff als Vorwand zu einer politischen Propaganda und zur Entfacung nationaler Leidenschaften zu ae will unter alten Umständen einen Laut der Weberzeugung der Regierung unjulhigen heutigen Mann von den Folgen eines ums gerechten haltlosen Urteiles befreien. Laut offiziellen deutchen Beststellungen wurde General Nathusius das Opfer eines jeher bedauerlichen Rechtsirrtums. Der Kanzler hofft, daßs seine Auffassung ich auch in Frankreich Glauber durchringen und dadurch die Reife von Gegenräten hinfällig werden wird. Die Wiederholung dieses Falls würde das Deutsch-französisce Verhältnis jeder bedrohen. , / Der Kleine Verband und Ruhland. Tschechoslowakischer Antrag auf Anerkennung der Sowjetregierung. Belgrad. In politischen Kreisen verlautet, daß Die tscchoslopatische Regierung den beiden anderen Regierungen des Heinen Verbandes den Antrag stellte, bis zum Jahresende die russische Sowjetunion anzuerkennen, da diese Frage endgültig liquidiert werden müsse, um die Stabilisierung der politischen Verhältnisse in Europa zu ermöglicen. Falls die Regierungen des Heinen Verbandes Diesen Antrag Der Silice Hyfimvafei nicht annehmen sollten, werde die tschechaflonatische Regierung selbst« verständlich mit der Somjetregierung in Diplomatische Beziehungen treten. Die Antrnft des Prager jagdladiigen Scjandten Nafic in Belgrad wird mit Diessem Schritt der tschethaslropadischen Regierung in Einbindung gebracht. Andreifius verlautet in polithn Kreisen, daß die romanische Regierung eine Aktion eingeleitet habe, um die Grundlage des Bündnisses des kleinen Verbandes imsofern zu verbreitern, al auch die Neuordnung der Dinge im Osten Europas, also der häufige territoriale Zustand "Rußland gegenüber, in den Bündnisvertrag des Heinen Bergbandes einbezogen werden soll. Damit im Sasanmnenhang steht auch das Bestreben Rumäniens, Polen in den Kleinen Berband einzuführen, womit ihre entrussische Simt verstärkt würde. Die Auffassung in Jugoslavien. Delgrad. Im hiesigen, politischen Kreism meint man, daß Jugoslawien vorläufig unruhen w.rre, Ausland gegenüber den Status quo aufrechtzuirhatten. Einerseits wäre es aus innerpolitischen Gründen der gegenwärtigen Regierung unmöglich, Die Schjurgiem zung anzuerkennen, wo gerade Maßhnahmen gegen Die Raditschpartei wegen ihrer Beziehungen zu Sowjetrußland vorbereitet werden; andrerseits wäre eine offene Stellungnahme gegen Rußland äußerst uns populär, besonders fett vor den parlamentstwahlen Die fübslan'sche diplomatische Aktion wird deshalb darauf gerichtet sein, daß Die Trage der Anstreunung Sowie zußlands auch diesmal nicht aufgeworfen und Bei de R