Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1925. Juni (Jahrgang 52, nr. 15575-15597)

1925-06-11 / nr. 15582

H F Eäei­tleitung und Verwaltung: ee, Königin Mariafirafe Ar. 3 — Sem­iprecer: Sriftleitung Kr. 115. Verwaltung Kr. 4317 — Bezugspreis: für sd: ermannfadt: mit Sufteilung monatlich Lei 66 °; mit BSD TED für das Inland: monatlich Lei 66; für das Ausland: monatlich Lei 120 — — Einzelne Nummer Lei 3'—- ea Lei 60 °—: Nr. 15582 52. Jahrgang ohne Auftelung die deutschen ne in Beisarabien. . Rückgabe der Schulen und Lehrerwohnungen. Herstellung des Eigentumsrechtes.­­ Die Verhandlugen mit der aus den Herren Baster Haase, Abgeordneter Mutshler und Rechtsanwalt Heier bestehenden­ Abordnung der Beutschen in Bejsara­­bien sind unter der Leitung des Vorsagenden der Deutschen Parlamentspartei Abgeordneter Dr. Hans Dit Roth Sonnabend­mittag zu Ende geführt worden. Es wurde der Abordnung eine amtliche Auschrift der Regierung ein­­gehändigt, die die Unterschrift des Innenministers Tata­­rescu trägt. Im Sinne dieser Entscheidung­­ hat das Innenministerium beschlossen, den bessarabischen­­ Deutschen die Schulgebäude und Lehrerwohnungen wieder zurückgegeben, wenn nachgewiesen wird, dass diese Gebäude seinerzeit aus eigenem Feld erbaut wurden. So handelt sich dabei um mehr als 100 Bol­sschulen und ebenso vier Lehrermahnungen, die von der einigen Jahren in staat­­liche Verwaltung übergegangen sind. Mit der Feststel­­lung des Sachverhaltes wurde eine Kommission betraut, die aus drei Vertretern der Regierung und ebenso diel­ Vertretern der­­ Deutschen in Bessarabien besteht. Nach Ab­­schluß D dieser Arbeiten wird der Unterrichtsminister auch über die Rückgabe der verstaatlichten Verwaltungen vorn deutischen Schulen in Beisarabien an die e­vangelische Kirche entscheiden. Sterhzeitig wird die jet ernannte Kom­­mission­­ auch feststellen, inwieweit das Gemeindevermögen in den bessarabischen, deutschen Kolonien im Sinne des alten Kolonistenrechtes Gigentum der deutschen Volfsge­­meinschaft it. &s Handelt ich Dabei um das Eigentums­­recht an Marktplägen, Safthäufern, Wafserleitungen, Ge­­schäftsbuben un. Sie Entscheidung der Kommission wird­­ im Sinne der Regierungsverfügung in allen Fragen bis spätestens zum 10. Juli d. h. getroffen werden. Das Schulgefet vor dem Völkerbund. (9. BL) Die Tagung des Bölkerbundes, die gestern in Genf ihren Anfang genommen­ hat, ist für­ Rumänien von besonderem Interesse. Einen der Gegenstände,­ mit denen der V­ölkerbund sich beschäftigen wird, bildet der ‚Belegentwurf über­­ das Privatschulwesen, gegen den von magharischer Seite eine Beschwerde an den Böllerbund eingereiht worden ist. Diese Beschwerde wird vor dem­ Böllerbund vom ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Bethlen selbst vertreten, und da Dieter Siebenbürger­con Geburt ist, besitt er Doppelte Befähigung gerade Diesen Sal nachdruchsvoll zu vertreten: er ist der be­­rufene Beitreter Der allgemeinen Interessen der unga­­rischen Nation, und er fennt Die besonderen Verhältnisse Des Griebenbürger Magharentums, das die­ Folgewirlungen Des Gewebes in seiner Gegenwart und in seiner Zukunft zu tragen hat. So hat Rumänien "Damit zu rechnen, Daß es in Genf einem mirfungsvollen Wortmann der Beschwerdeführung gegenüberstehen wird, und das © nicht der Beichwerde wird nicht entkräftet durch den mir stand, daß es Ungarn nicht gelungen, ist, eine der Groß­­mächte als Befürworter der magharischen­­ Beschwerde zu gewinnen. Von romanischer Seite scheint man, sich Darüber war zu sein, daß eine tirfungsvolle Stoßung des eigenen Standpunktes notwendig ist, und so ist Denn, vom Unterrichtsm­inisterium eine PBenkschrift nach Senf bereits nen; in Di Deenioten. in politischer De Ausdruck a.­­ & it R zum Aus einem Auffat des „Sniberfur“ läßt fi ent­nehmen, worauf die romänische Rechtfertigung gegen Die magharische Beschwerde vor allem sich fügen wird. In diesem Auffat wurde eingehend auf­ die Bestimmungen Des seinerzeitigen Apponpisschen Schulgeietes hinge­wiesen­­ und es wurden einschlägige Stellen aus der Rede zitiert, die bei der Berichtung seines Beleges Graf Apponpi im ungarischen N Reichstag hielt. Des Weiteren aber wird gegenüber der­ magharischen Reichswerde geltend gemacht, Daß Diese im­ gegenwärtigen Stande noch nicht zeitgemäß und eine Stellungnahme des Belferbundes, zu dem Bef­s no nicht funschh sei. Denn heutz­u liege in der Stage des Privatschulmesens überhaupt noch keine fertige Tat­­sache vor. Es bestehe derzeit nur der Entwurf zum neuen Befet, mit dem sich die maßgebende parlamentarische Körperschaft, die Kammer, überhaupt noch nicht bes­chäftigt habe. Im Laufe der Beratungen könnten an diesem Entwurf noch wesentliche Renderungen durchgeführt werden. Daher sei eine Stellungnahme­ des D­ölferbundes unmöglich, so lange das Sefer­at in fertiger Form darliege. Dies scheinen Die beiden Hauptpunkte zu sein, auf die Rumäniens Abwehr gegen die magyarische Beschwerde sich stößt. Man muß anerkennen, daß­ beide flug und so erfolgversprechend als möglich gewählt sind. ‘Denn wer das Appenpische Schulgeset Fennt, wer an Apponyis Rede im Reichstag sie erinnert oder ihre einschlägigen Stellen fest nachliest, der muß, wenn jet Ungarn als Kläger vor den Dörferbund­ tritt, unteils für ich. denken: ausge­ rechnet Ungarn! Und doch ist auch dieser Hinweis nicht stichhaltig. Die ehrer, die der Gine begeht, sind Dazu da, daß der Andere aus ihnen lerne, wie er es nit machen soll. Sie künnen aber nicht dazu dienen, daß der Andere mit Berufung auf sie num den gleichen Lehler begehe und si Damit rechtfertige: Ihr habt es selbst nicht anders gemacht! Ein solcher D­em weisgrund Tann von seinem vorurteilsfreien Richter als berechtigt aner­­kannt werden; er wird die Dem Ausland genügsam be­ fannte Schulpolitik des alten Ungarn mit neuerlicher­­­er­­urteilung belasten, aber er entlastet sein Unrecht, das Heute nach gleicher Rihung begangen wird. Zudem liegt zwischen der Ieg Apponpi und­­ heute Die ganze Reihe der Erfahrungen, die der­­ Weltkrieg gereift hat und die ein vernichtendes Urteil sprec­hen: für die Damals geübten Methoden. Die Berufung auf Apponpi ist peint sich für MUngam, aber sie ist keine Rechtfertigung für Ron­anien. Mederzeugender ist der zweite­ Hinweis, daß der Gelegentwurf über das Privatichufwesen noch nichts­­ vollendetes Darstellt und daß nur über ein fertiges Leset­buch den Böflerbund gerichtet werden. Künne. "Diesem­­Beweisgrund "ist die Berechtigung nicht abzusprechen. M wird er aber vorgebracht, so schließt Dies zugleich ein­­ weitgehendes Eingeständnis in. fi. . Mmma erlernt­ die­ romantische Regierung an, daß sie für den Entswurf in seiner heutigen Form vor dem Belferbund nicht „eintreten kann und in Dieser Anerkennung­­ liegt zugleich das Ber­­sprechen, Das fertige Gesecht werde die mit­ Redht an-­­ gap Teile des Entwurfes nicht mehr enthalten. „Hier siegt Das Wesen‘ Der Sade. Denn die roma­­‚Vertreter um­ eine Befragung der Streitfrage us formalen Gründen sie auch nur bemühen, liegt De das Eingeständnis, daß sie eine meritorische Verhandlung , nicht unwünschen, weil sie sie nit wünschen können. Dann ist die bekannte DBrüde gebaut — man kann sie an eine goldene nennen — Daß die romänische Re­gierung selbst an dem Entwurf wesentliche Aenderungen durchführe: Und dieser Nottoendigkeit ist wohl nicht aus»­zumeichen. Gelbst wenn‘ die ganze­ Angelegenheit ohne jede meritorische V­erhandlung vertagt würde, Tanır doch Rumäniens Regierung es nit Darauf ankommen hasfen, in gleicher Lage nochmals vor dem Genfer Richterstuhl zu erscheinen. Es gibt auch ungesprochene Urteile, die doch vollstrebt werden müssen..­­nd da tritt die Frage herbei, ob dies wirklich so hat "sein müssen? Heute kann es doch jeder wisten und jede Regierung muß es wisten, daß gerade in den Fragen der Schulpolitik und der Boffsbildung die Weltmeinung einen ganz bestimmten Standpunkt hat, über den Fein Land, und­ seine Regie­­rung si einfach Hinwegfegen kann. Man hat an ilns garns Zerfall, an Ruslands Repolution und an Breußens Botenpolitif (Ieptere unter jeher mildernden Umständen!) gesehen, daß «8 mit der Politif Der Gewalt einfach nicht geht. Heute fühlt si die Gesamtmeinung der Welt­­politik verantiwortlich für die Vorgänge in der Minder­­heitsfrage und das Gebiet der Schule ist dasjenige, das am offensten zugänglich is. Von unserer Landesregierung hätte es nicht übersehen erden­ dürfen, das in dem fürzfic veröffentlichten Bericht einer amerikanischen GStu­­ Bienkommission der Befürchtung Ausdrud gegeben wurde, Rumänien könne durch seine Minderheitspolitik zum Brand­­bad Europas und zur Gefahr für den Frieden im Osten werden. Das waren sehr starre und ehr bezeichnende Worte. Aber der Schulgefegentiwurf Angeleseus hat #8 übergeben, in einer ganzen Reihe­ seiner Bestimmungen ihnen Rechnung zu tragen. Wir haben diese Bestimmungen angeführt, wir haben vor ihnen ge­warnt. Sie hätten geändert oder beseitigt werden können, ohne daß Damit dem Stundrat der Staatshoheit und der­­ Staatsführung der mindeste Abbruch geschah. Der Unterrichtsminister hat es nicht: gewollt oder er hat es nicht über ihh und seine Ratasber vermocht. Run biegt die Beichtwerde vor, und wie immer der Belferbund dar­­über entscheidet, fon die Saffaire, da­ sie vorliegt, ist unerwünscht für den romänischen­ Staat. Penn mir sind nicht günstig angeschrieben im Urteil des Auslandes und jeder Anseh müßte vermieden ‚ berden, den bereits ver= bandenen Einwendungen gegen die Regierungspolitik und jferes Staates Mach neue hinzuaufi « Die letzten Tage haben sichererhaltspunkte dafür gebracht daß die heutige Fassung testznkwurfs in mehres ren wkchtigen Punkten Abanderung erfahren wird szets ‚besten sollen nah unerwähnt bleiben,, ‚Aber es ist sicher besser so, Laß Die Regierung aus freiem Willen das tue, was zu­m N BE DIEN-­ Hi EV RT vr YYyy­a EEE Die Lebensstellen und das­­ fächsische Volk. Bon Dr. Seinrich, Siegmund, Die Schaltung des fächsischen a­an De der ‚Beupeena en See Volkserhaltung aufbauen, Der orte Gebenswillen, die Wertschäßung der aus eigener Kraft hervorgebrachten” und die Pflege aller völfisch-sittlichen Güter seien den lebenden Menschen voraus. Töte den Menschen der ver= treibe und derjage ihn von feiner Schale, dann Haft Dur dort eine Wüste geschaffen, denn­ der Träger und Schöpfer aller Pflegnis ist Damit außer Tätigkeit gefest. Der ar­­beitende Mensch schafft alle Pflegnis. Von feinen Kennt­­nissen, Sähigkeiten und Meigungen hängt ihre feinere, höhere, edlere Ausgestaltung ab. Leben und Pflegnis stehen in Wechselwirkung. Pflegnis ist Ergebnis, aber auf Mit­­tel des Lebens. Sie erhält den Menschen, ein Ball im Kampf ums Pafein, führt sie aber auch hinab, wenn sie falscche Wege der Entwicklung einschlug. Wir Sahjan wollen unsere volfseigene Pflegnis erhalten, machen also das Mittel zum Ziele des Lebens. Gut! Aber dann müssen wir wissen, welche Quellen sie speisten, und dafür sorgen, daß ihre der weitere Zufluß weichliche und ungetrübte Le­­benskräfte bringe. Wir dürfen aber auch nicht übersehen, Das alles Leben und alle Pflegnis unter dem Gesete der Anz­­affung stehen — und haben uns darnach zu richten. nsere fähliche Pflegnis ist eine Schöpfung vorwie­­gend mordischer Rafse. In ihr prägt ji das aus, was unsere höchsten Denfer, die feinfühligsten Künstler, die fitte lich umantastbaren dachten, wie sie strebten und lebten. Weiter ist unsere Pflegnis ein Ergebnis der Zahl. Im früheren Jahrhunderten war unser Volk trot seiner Klein­­heit, im­­ Vergleiche mit den Nachbarvölfern fiat an Kopfzahl. Das geht schon aus der Wucht hervor, mit der sich seine Seihichte in Siebenbürgen zur Geltung bringt. Dir sind indessen sehr allradgeblieben. Im Kampf um die Brlegnis kam der Kampf um die Zahl zu kurz. Daran franzen wir heute. Denn mit der Zahl litt die Gliederung des DVollstörpers und wurden mit dem Schwinden des jähniichen Landarbeiterstandes, begiv. mit der Verhinderung “ seiner Entwicklung gerade die Wurzeln aller völkischen Kraft des nährenden Bodens beraubt. Die rauhe Hand der D Bodenenteignung hat nur einen starren, Schmerzhaften Sriff getan, der jenen Borgang­­prunghaft beschleunigte. Aber sie hat uns nicht allen Lebensraum genommen und auf nicht polltötliche Arbeit geleistet. Es hängt von uns ab, in zielbewußter Arbeit diese Winde ohne Verstümmelung ausheilen zu lassen. Der Weg dazu geht über unsere Lebensstellen. Diese auszubauen, sie pölflich Doll auszuwerten und in rastlosem Bemühen zu vermehren, it die Aufgabe der nächsten Jahre, von deren Erfolg­ die Erhaltung unserer Pflegnis in erster Linie abhängt. Leder Bollsgenosse muß; Daher allmählich Sinsicht in Wert und Bedeutung der Lebens- Fe gewinnen. ’« ist diesebenskrelle Hetrwollen zur Beants­icrtung der Stage zunächst vom einzelnen Bolfsgenossen * Die Sc­hreibweise des Meestaffexb; sera für das Wort uRultarg,den­ Ausdrud „Pilegnis", _ Die ‚Seiftleitung. z X td R rer

Next