Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1925. November (Jahrgang 52, nr. 15704-15728)
1925-11-26 / nr. 15725
zwer re - Derantmord. Hauptiriftfeiler: Hermann Blattner. — Schriftleitung u. Verwaltung: Bermannstadt, Königin Mariafir. K. 23 — Semnfprecher: Sigenftietung ie. 1: Verwaltung Ar. 431 —_Bezugspreis für ein Monat: für Bermannstadt: ohne Zustellung Lei 75’—: mit Zustellung Lei 82 °—: mit Postversendung für das Inland: Lei 82 °; für das Ausland: Lei 120 °, Einzelne Nummer Lei 4... Ne. 15725 Hermannstadt, Donnerstag den 26. November 1925 ‚52. Sahraang Der Rücktritt der franöfreen Regierung. (9. BL) Die seit Monaten ion bastehende Radiorungstife in Frankreich ist nunmehr mit der Abdankung des Sesamkabinetts in das entscheidende Stadium getreten. Am Sonntag ist in der Kammer bei Verhandlung der Finanzvorlage die Regierung von Der Opposition niedergestimmt worden Bei der Beratung eines Punktes der Vorlage, bezüglich dessen Die Regierung Die sen der Linkenaberwußte Herriot sei seine erahne zu haltem indem er Ende minexpolitischen Fragen gegen Deserteure Aufmegler und politisch Verbrecher dosi viel io Inder als möglich führte, und indem er in sozialpolitischer Sinsicht den Kampf der defiklosen Nation gegen den Beiis an Kapital und an Boden schranfenlos gewähren ließ." So bereitete er unter der Regierung Serriot sowohl in außenpolitischen Fragen, als auch auf sozialpolitischem Gebiete die Sachlage vor, die Stanfreich in seine heutige Lage bringen mußte. Die Regierung Herriot hat dieses Ausreisen der von ihr gestreuten Saat nicht mehr erlebt. Anfang April D. I. hat sie zurückk noch underbraucht in ihrer parteipolitischen Geltung und unerschüttert in den Schmopathien Der Bollsmaffen.. Ihr Che übernahm der einstige Finanzminister Bainlepe; diesleicht ein Zeichen dafür,das damals schon die YUmriffe der heute brennenden Finanz- Trife ich Drohend abzeichneten. V Bainfene hat in seiner Regierungsführung bafardiert, sowohl mas die Zusammengegung seines Kabinetts, als al Mas den Kurs seiner Regierungspolitik betrifft. Das erste und größte Wagnis war Die Berufung Gaillaur in Die Regierung. Wohl konnte Gaillaur aß der Mann sehen, Der.nterreicht allein die Barkraft aufbringen konnte, den drohenden finanziellen Nöten rechtzeitig zu steuern. Aber die Berufung des im Kriege als Verräter verfolgten Politilers in das Kabinett mußte den Rechsparteien den Sturz der Regierung Paimene geradezu ‚zum Programm machan. weltpolitischen Smmute Die mit dem rede bot Stresemanns zusammenhing. Ge folgte ‚die ungünstige Entwicklung der Kämpfe. in Maroffo. und in Syrien und D die ganze Auflehnung ‚der franaösischen Offentlichkeit dagegen, daß abermals das Blut der Landessöhne zum Opfer gebracht werden mußte. Es folgten alle, die leidenschaftlichen Gegensäße, Die ich aus der Vorbereitung Der neuen Finanzportagen ergaben, ‚und Die doch, alle Opfer der Depölleruing, wirfungslos..merden Tiefen, als Gail- Tanz ohne Graebnis par seinen Verhandlungen mit Amerika zurückkehrte. Damals war das finanzpolitische Nied Dergleiten Frankreichs. entschieden worden, es fallte, mit einem Wort, Die Entwicklung der ganzen schwer bedrohten Situation, in dem die Staatspolitik Frankreichs sich heute befindet. In. Diese Düstere Stimmung: brachte Locarno Den Besten Schein eines außenpostigen Erfolges. Die öffentliche Dieinung Stanfreichs war urkeitsfähig genug, um die erreichten Ergebnisse nach vollem Wert "zu würdigen. Aber die Früchte dieses Erfolges kamen nicht dem ’Kabinettschef Bainlene zugute, sondern "dem ‚Außenminister Driand, der als Lahmwalter der französischen Politik in Locarno aufgetreten war. Die Stellung Briands ist durch den Ausgang der Konferenz so hoch gestiegen, wie unter den heutigen Verhältnissen ein französischer Poliziker zu steigen vermag. Aber nicht tragfähig genug, um die Gesamtregierung Bain‚Ieve zu fragen. Wie ‚immer die Vorgänge in der Sonntagssigung Der Kammer fi, abgespielt Baben, die Abdankung Bainlenes. Bilder nur dem Schlupften einer Entwicklung, Die sich seit seinem Regierungsantritt vorbereitet Hatte, Die seit Dem August, wo Die Absage Der Spialisten an die Regierung erfolgte, zurar Notwendigkeit gewordenar. Denn eine Regierung scheidet, menden sich Die DBlide Der Entscheidung zu, wer der fommende aan sein werde. Solange die in den Festen Wahlen geschaffenen Zahlenverhältnisse der Barteien bestehen, ist es gewiß, daß 88 ohne Zustimmung der Linksparteien Feine Nehrheitsregierung a Franfreicy geben kann. So ist es begreifft, daß als erster Anwärter Herrivot genannt wird, der aus seiner Regierungszeit ungeschwächt an Vollstümlichkeit hervorgegangen ist. Aber der Mann des politischen Heutes in Frankreich ist D Briand. Ob er sich: Damit begnügt, in einer Regierung Herriot der außenpolitisch maßgebende Mann zu sein, oder ob er Die ganze Führung für sie erstrebt, das ist die Luage, die zu beantworten ist. Nach der Vergangenheit Briands: ist: zu erwarten, daß er das Ganze anstrebt. Braten. vnd Dabingasteht . Bertrauensfrage gestellt hatte. Nach den bisher vorliegenden Berichten handelte esich darum, daß die Regierung zu Den Bestimmungen über Die Shah‘ scheine einen Zur fasantrag einbrachte in dem Sinn, Daß, der G Staat für Die Einlösung der Schagshein? seine Bürghaft übernimmt. Gegen Diesen Zufaß wendete sich der MWiderstand. Der Oposition und bei der Abstimmung kannes dazu, daß die Regierung mit 275 Stimmen gegen 278 Stimmen der Opposition in der Minderheit blieb. Nach unserer geringen Drahtmeldung soll die Erbitterung Der Opposition vor allem dagegen sich gemeldet haben, daß die Regierung Diesen Zusagantrag einbrachte, ohne ihn Dorn ber in der Kommission beraten zu lassen, was Die Oppostion sowohl aus formalen als auch aus politischen Gränden als Brüstkierung betrachtete. Ob. tatsächlich Die Umgehung Der naigeschriebenen Lorm zur Niederstimmung der Regierung führte, oder oB. Der Widerstand der Oppo- Fe bor allen, Bel De ipar, dab 89,” <U " is-- die politischen Vorgänge in Stanfreich während der legten Monate verfolgt hat. Der muß .Dieorgänge in der Sonntagssittung der Kammer als ein Ereignis beisahten, Das sich aus der gesamtpolitiscen Lage natuyneimendig ergab. Die Stellung der Regierung Bainlene war von seit Monaten eher erschüttert, sie De jet Wochen an unhaltbar geworden. SS par. murine Ginge des Zeitpunktes und der teltlichen Iriedmäßigkeit, Dann Diene sich dazu entfliehen würde, Dieser Regierung, die den Tiedesfeim in sich trug, den Vesten Stoß zu verjeten. Das ist nun in Der Kammer»essung den Sonntag geschehen. As die Regierung Plainlene ihr Amt übernahm, da trat sie ein Erbe an, das selbst von einer ftärkeren Sand, als Bainlene sie gezeigt hat, schwer zu verwalten gewesen wäre. Ein Jahr vorher Hatte Der Wahlsieg Hervids über Boincare die ganze Welt in Erstaunen varjeht. Es wurde in Stanfrei ein politischer Blot gestürzt, dessen Stellung angesichts des faszinierenden Einflusses, Der von seinen Führern ausging und angesichts der Bollstümlichkeit der politischen Ziele, die er verfündete, als unerschütterft erscheinen mußtte. No baute muß es fast wie ein Rätsel ersceinen, wie 88, den französischen Linksparteien gelingen konnte, ohne Resolution Boincare zu Sall zu bringen. Aber in dem stürmischen Siegeslauf der von Syerriot geführten französischen Linksparteien traten alsbald Hemmungen ein. Wohl gelang es, Herriot, nach dem Sturz Boincars auch den Rückkitt des gleichfalls zum Rediselec gehörigen Staatspräsidenten Millerand zu erzwingen, aber schon bei der Wahl des neuen Staatsoberhauptes vermochte sich der Wille der einigparteien nicht durchzufegen. Zum Präsidenten der Republik wurde Doumergue gewählt.Dessen Wahl von den Rechtsparteien er und unterstüßt mordm iar, und ebenso mußte die Regierung Herriot e8 hinnehmen, daß zum Genasspräsidenten der Kandidat der Rechten Deserves gewählt wurde. Duo Bisser takischen Rückschläge aber wußte S Herriot seine Mat zu behaupten und auszubauen. Er bat er verstanden, ‚seine Politik so einzurichten, daß er der Gefolgschaft Der Linken sicher blieb und dass. Die anfängliche Feindseligkit der Rechtsparteien in eine mindestens wohlwollende Neutralität wandelte. Bei politischen Handlungen, die Die Regelung von Staatsfragen betrafen, hate Herriot während seiner Regierungsführung immer auf die Unterftügung der Rechtsparteien zählen können. Allerdings hat die Kosten dieser Beliebtheit nach allen Seiten das Wohl des französischen Staates bezahlen müssen. Die Regierung Herriot hat je in den außenpolitischen Fragen den Kurs VBoincares bis zu einem Oracle eigen gemacht, Der immer mehr zur Entsendung der ausländischen Sympathien führte. Die Map Ungeachtet-Aber der aan, & sein ‚persönlicher Aufstieg mar. ESTATE « -7s«-så-«?Hjs;s-, .;-«——-4«.sz MR 07 EINEN A N Kirchliche FRE, Das epang. Landeskonsistorium der Siebenbürgischen Landeskirche hat aus seiner Gigung vom 17. November auf eine Eingabe mit mehr als 4000 Untergriften aus 51 Gemeinden folgende Antwort gegeben: „ In Beantwortung ihrer, an das Landeskonsistorium gerichteten und durch zahlreiche Unterschriften unterffüßten Eingabe werden sie verständigt, das es Aufgabe der nächsten 2 Landeskirchenversammlung sein wird, nut nur die in Ihrer Hingabe Berührten, sondern auch sonstige, mit der materiellen Lage der Landeskirche zusammenhängende Fragen, einer Hoffentlich) endgültigen Lösung anzuführen. Welche Stellung Die Landeskirchenversammlung zu Diesen schweren Fragen nehmen wird, entzieht sich naturgemäß der Beurteilung. Des Landestonsistoriums, das einerseits jedenfalls Dafür sorgen wird, daß alle ihm bekannten Wünsche und Berchläge zur Kenntnis der Landeskirchenversammlung gelangen. Mit zu diesem Simede wird das Landeskonsistorium schon in nächster Zeit Vertreter aller Kirchenbezirke aus einer Besprechung einberufen. Der Zeitpunkt für Die Einberufung der Landestichenversammlung läßt fr gegenwärtig Deshalb wocit feststellen, weil er im engsten Zusammenhang mit der Schaffung des staatlichen Kirchengefeges steht, das an eine Abänderung der Kirchenperfassung zur Sorge haben wird. Um eine mit großen Rosten verbundene ‚zweimalige ‘ Qicerufung Der ambentgenser long zur, Setrueschen, f tr Fame, RR 5 Saufe gelangen wird, abzuwarten. Unter alten Umständen kann es si nur um eine Srift von einigen Monaten handeln, so daß angenommen werden muß, daß sich Damit abeg der Landeskirche, zufrieden geben können. Die in der Eingabe enthaltenen Vorschläge beziehen sich in der Hauptsache auf Geseße, die Die Landeskirchenversammlung als Höchste Vertretung der Landeskirche in ihrem autonomen Wirkungskreis besöroffen hat. Das Landeskonsistorium hält’es nicht für seine Aufgabe, diese Seieke einer Kritik zu unterziehen oder eine solche Kritis zu widerlegen. Wenn iokdem in Den nachfolgenden Ausführungen zu ‚den Vorschlägen der Hingabe einige rein sachliche D Bemerkungen gemacht werden, ‚D geschieht Dies in der Hoffnung, etwa bestehende Mißeverständnisse aufzuklären und vorhandene Gegenjäbe zu mildern. Wie das Landeskonsistorium gewiß mit voller Berechtigung voransteßt, daß der Hingabe ein warmes Gefühl und Die Sorge für die Landeskirche und die in ihr eingeschlossenen Kulturgüter zugrunde liegt, in muß es auch seinerseits erwarten, daß seine im Dienste der Kirche und Schule geleistete Arbeit unabhängig von der Stellungnahme zu Einzelfragen derselben Grundlage gewertet werde. Die Bemerkungen des inbistont if tortains zu den in der Eingabe enthaltenen Vorschlägen sind die folgenden: 1. Die Mittelsschulen sind, obgleich sie unter der unmittelbaren Aufsicht des Landeskonsistoriums stehen, nn Anstalten der Sesamsgemeinde, sondern der betreffenden Kirchengemeinden. Hieraus folgt, das "Das Red, über den Sortbestand oder die Auflassung der Mittelschulen zu verfügen, nicht der Gesamtgemeinde, sondern ausschließlich nur diesen Kirchengemeinden zusteht. Deshalb würde ein Swang zur Auflassung einer oder der anderen Mittelschule ohne Simeifel einen Eingriff in die Autonomie der Kirchengemeinden bedeuten, der im Gesgentag stünde zu Der in Der Eingabe gestellten Sordierung der „Rüdkehr zu dem früheren, bewährten System der Autonomie“. Die Gesamtgemeinde hätte nur das Net, Die Unterftügung aus Mitten der Sesamtgemeinde einer Sculanstalt zu entziehen, meite ‚sie, deren weiteres Beteen nicht für unbedingt notwendig ansehen sollte. Im Zusammenhang mit den anderen zur DVBerhandlung gelangenden Angelegenheiten wird Die nächte Landesticchenversammlung all diese Fragen in Erwägung ziehen und eine Lösung suchen, ‚Die allen berechtigten ‚Forderungen entspricht. — Das Mädchenlyreum kommt deshalb nicht in Stage, weil seine Errihhtung nur unter der Bedingung genehmigt wurde, daß Die Kirchengemeinde für alle Kosten selbst aufkommt. Die Realschule in Hermannstadt besteht tatsächlich nicht mehr, da je in Medereinstimmung mit den ftactlichen Belegen, mit, dem Simmnaftum zu einer Anstalt bereinigt worden ist. Siehe ok aur a