Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1928. Januar (Jahrgang 55, nr. 16355-16378)

1928-01-15 / nr. 16366

' - MIHDIILIUK Die neue Offensive Briands gegen Deutschland, 8«(G.ø.)ein berufliche Reife nach Berlin, war die Ver­­anlassung zu einer jungen Unterbrechung in der gewohnten Sorge der Schweiger Briefe. Ueber die Anbiederungsper­­iode Briands bei den Vereinigten Staaten dürften unsere Beler aus den Telegrammen rechtzeitig orientiert sein; heute ann bereits eine­­ Uebersicht über die Lage gegeben werden. Das ganze Manöver steht im Zusammenhange der seit Scheich befolgen Politik des Mobelpreisträgens Briand. Gelegentlich der Tetten Tagung des V­ölkerbundrates hat Briand unter Ueberfeindung seiner persönlichen­ Abneigung­­ gegen Mufsolini dem Druck Poincares nachgegeben und hat sich dem Laizismus zu nähern versucht, mährend er­­ gleichzeitig ai­iischen Rußland und England, Rußland und Polen, Polen und England perimitierte. Doch berstand sich Bilfudsti mit Chamberlain nicht gut und zien­hen Shamber­­lein und Litteinoff gings fchon gan schlecht, trag Weiteres deren Brand gar nicht­­ unangenehm getreten sein dürfte. Aber an ei­den Briand und Muifstint seigten ich sehr guate Sch­ierigkeiten, an Deren Beteiligung den neue Französische Botschafter in Rom Deaumarchais, ein Polncalist, von Mitte Januar angefangen, seine Gefind­­lichkeit besuchen wird. Weniger eifi­g scheint Sonte Mans mi, der Botschafter Mussolinis in Paris, tätig zu sen, während Lord Crowe und Sir Ronald Graham, die Bot­­schaftes Chamberlains in Paris und Am, vermitteln. Das Streben geht dahin, zwischen Frankreich und Italien das alte Bundesverhältnis­­ wiederherzustellen, um auf Diese­s Weise die Einfreifung Deutschlands zu erweitern, wie sie sich während der Iekten Ratstagung in Genf deutlich zeigte, als­­ Stresemann allein im deutschen Hotel saß, während stekjb­eit dem französischen und englischen Hotel eifrig Fäden ge­sponnen wurden und der Ladenzieher ansichtlihlieh im fran­­ken Hotel sah. Wie schon Damals berichtet, mißlang der erste Bersuch und soll nun in alt-Diplomatischer Weise wie­derholt werden. Man sprach sogar Dapon, die nächste Rats­­tagung in Rom abzuhalten, um auf diese Weise Briand und Mussolin für die ihnen wenig sympathischen Annäher­ungsversuche Die Mauer zu machen. Ueber der Stand dieser Bemühungen wird erst in einigen Wochen berichtet werden können. Die französische Rechtspresse, also fünf Sechstel der französischen Breise überhaupt, debattiert mit der lagzisti­­­gen Breife um den Preis, den Frankreich zahlen und Ita­lien verlangen würde. Damit Die beiden „lateinischen“ Staa­­ten wie „früher“ Dem „Oerfianismus“ gemeinsam entgegen» treten können. « viel man heute Tagen Tan, ist wenige­siens bei Lebzeiten Mussolinis eine ehrliche Einigung kaum zu erwarten. “ Der unermüdliche Briand hat in der Van­chenzeit einen weiteren Bersuch gemacht. Er bat den Vereinigten Staaten don Nordamerika das Angebot gemacht, mit Frankreich einen Sonderpaft abzuschließen, der zieischen­ den givei P­artnern jeden Krieg unmöglic machen würde Außenminister Kel­­bogg hat diesen Vorschlag in der ursprünglichen Form so­­fort abgelehnt, würde aber zwischen allen Stofmächten einen Antikriegs­patt fließen sollen. Dies hat in Brand unter Hinteers auf die „Völkerbundspflichten“ Frank­­weis­au abgelehnt; er möchte jedoch zuerst atoihen Amerita und Frankreich einen Sonderpatt ge­­gen den Angriffskrieg Schließen und bietet Pate alle Die zu bereiten Staaten ohne Unterschied beitreten sollen, Run lehnt aber Amerifa den unklaren Begriff eines Angriffskrieges ab. Die Barhandlungen gehen weiter, aber man Tanır son jett Abdichten und Aussichten erörtern. Frankreich wollte zwischen sich und Amerifa jeden­­ Reg unmöglich, machen. Selbstverstindlich handelt es sich­­ um e­twas gang besonderes. Denn es gibt trog der quofeft Schulden Frankreichs bei Amerika auch nicht die geringste Rabuscheinlichkeit eines solchen Krieges, so weit es sich um Sranfreich und Amerika als Gin­gerstaaten handelt. Äh­nlich ist die Lage wilder Amerika und E­ngland; man sah es besonders deutlich bei der mißfums­genen Spendrüstungskonferenz im rechten Sommer, dassn Eng­­land vor Amerika Angst hat, obwohl auch zwischen­ diesen beiden Staaten in ihren eigenen Beziehungen ein ‚ Reg ausgeschlossen erscheint, d­as von Beiden wiederholt versichert wurde. Aber wiehen die Angst Englands? England ist Bölferbundsmitglied und hat 1919 die Obliegenheiten glatt übernommen, vor denen Amerifa, fühlen urteifend und Dam Kriegspfpchose unbefangen, so» fiaut zurück­kredtte. Die Bölferbundspflichten bestehen außer fr dem unbedingten gegenseitigen Gebietsiaus (Artikel 10) in der Verpflichtung, gegenüber einem vom Völkerbundsrat als „Frredensbrecher“ erklärten Bundesstaat (Artikel 16) der Nichtbundesstaat (Artikel 17) zuerst Das angeblich friedliche Mittel der Blocade anzutwenden. As Amerika diese Verpflichtungen ablehnte, erbrachte England aus der Psycisie­ 3 sah eine Völkerbundsblocade voraus, an Der si Anerit« nicht nur nicht beteiligte, sondern der gegenüber 8 auf dem Rechte der Neutralen bestand, dem Dlocierten nach Outbinden Waffen, Munition, Lebens­­mittel­äfte, zu liefern. Wie Amerifa gegen einen Staat aufs­tellt, der den amerikanischen Handel stört, zeigte der Walt­­krieg. Dazu kommt noch, dass England hinsichtlich der Disdademaren viel, weitergehende Ansichten als jeder andere Staat Hat und zäh verteidigt. So erklärt sie und gegzwungen die Angst Englands vor der als er­ste Böllerbund­sa­ktion gedachten Blocade und in Der Surge die Angst Englands vor jeder Gebiets- und Instigen Garantie, die zu einem Seekrieg führen könnte. 5­eygiwang England Ion auf der II. Völlerbundsver­­sammlung 1921 eine Interpretation des Völkerbundspaktes, den € 3 K dem Staat ermöglicht, trat aller Besschlüsse des von Frankreich überzeu­gend befreufdhten V­ölkerbundsrates neutral a­bleiben; unter internationalem Hochrad­a rannte er gerade na­ch Locarno an, weil nur um diesen Preis Frankrih der von England erzwungenen Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund zustimmte,. Die Heutige deutsche Politik, die England, Rußland und Italien gegen­­über farblos oder unfreundlich und bloß für Frankreich und Polen entgegenkommend ist, verstimmte England und führte es angesichts Dier drohenden Haltung Rußlands und Amerikas zu Frankreich zurück. (Die Gvimda für diese Deutsche Politik, die sich­ewasen lassen und worüber die nächsten französischen Wahlen das Urteil prechen erden, gehören auf ein anderes Blatt.) Man hat Briand den Stier Bei den Hörmeln gepadt. Stanfreig­­ verstärkt nun seine Kriegsmasc­hine und zeichnet ihr 1095 sein Schulden eine Milliarde. (Inzieifchen sehnen deutsche Amnksparteien selbst ein in Ver­­sailles ‚Deutschlland von seinem ärgsten Senden zugestllig­­­tes Panzerschiff ab) Frankreich dürfte als­bald imstande sein, gesrüst auf den polnischen Kriegshafen, eine Blocade des enttwaffneten Deutschland allein durchzuführen. Das entwaffnete Deutschland kann diese Blocade­n hier mit einer Kriegseröiärung beantwworten; außerdem wird ei das am 24. d. M. unter Leitung Bensfh' in Prag zusam­­mentretende Referentenkomitee des Sicherheitsaus­­schusses bemühen, die Blocade als etwas grundmäßlich­ friedliches zu erklären, w­orauf eine Kriegeerklärung nicht erfolgen kön­tte, außer man wollte als Angreifer gelten!!! Natin sich hat Frankreich für den Fall einer von ihm namens des Völflerbundes geführten Biodabe die gleichen Sogen von Amerifa wie England. Daher erklärt sich Der Antrag Briands, Amerifa möge mit ihm und mit ihm allein einen Ball eingehen, worin jeder Krieg zwischen den beiden Staaten ausgeschlossen wird. Im Befug einer solcgen amerikanischen Yujage fühnte Frankreich nicht Bloß, namens des ihm gegenüber willenlosen Völkerbundes Deutschland­­ mittels einer Blocade nach Belieben der gewaltigen: es könnte sogar die große Surige Englands erledigen und England in den Wölfer- Bund zurückführen, wie er 1919 geplant war und wie er fi­gur Amerikas Ablehnung ganz anders als beabsichtigt entzindert hat. Glücklicherweise ist Amerika 1928 nit we­niger darfehend als es 1919 war; im Medrigen hat es gelegentlich feiner Gastrollen im Belferbunde den wah­­ren Geist dieses bhpermodernen Kriegsinstrumentes noch besser kennen gelernt. Man kan er heute noch nicht sicher sagen, wie sich die beiden­­ Pläne Briarths en­twickeln. Man­ann nur die völlig bedeutendere deutschfeindliche Kriegspolitik des No­belpreisträgers Briand anstaunen, der in Ganf die Bes feitigung der Kanmmen und Maschinengewwehre verlangt, sich als den Vater des Friedens aufspielt, sich mit dem Srie­­benspreife Frönen läßt und gleichnaitig die poincari“­stische Partie der Vorkriegszeit und jene Briand istische Politik der Na­chkriegszeit‘ fortfegt, die 1921 zur Mobili­sierung einer französischen Altersflaffe gegen Deutschland und am Beginn der Ruhrbewegung führte. Die dann Boin« cave bloß fortfegte Aeufersihh mag Bitand, als Unges­theuer der Anpassung Kamälesnartig [hillern; im Herzen­­ ft Briand geblieben was er war: der gefährlich­te frangö« file Politiker der Gegenwart. "" N , i Schweizer Briefl a \ — / © Hezenstrotfhe Deutsches Targebiitt Der Gevraum der deutschen Ortsnamen. (—t—) „Sin Reddit, das du nit selbst auf­­gabst, Haftbundh ni ht derlorem“* Andere fünmen wohl mit Gewalt und Lift dich in der Ausübung Deines Rechtes zeitt­eilig Hindern und beeinträchtigen, — bald aber, wenn ein anderer Wind weht, erhebt sich Das gebeugte Recht zu neuer Blüte, Ehre und Anerkennung gebührt ,dem, der das alte Recht heilig hält, besonders wenn: 88 sich um­ ein ideelles Gut und um ein Wolfsgut handelt. Ein Naldes Gut sind unsere Deutschen Ortsnamen, Die Namen, Die unsere Väter den von ihnen gebauten Städten und Dörfern gaben, Die Laute, mit denen sie Die Landschaft, Berg, Tal, Ader, Wald, Fluß unserer Heimat benannten. Und für dies Gut und das Recht, diese Namen überall frei zu gebrauchen, haben viele der Besten aus unserer Mitte seit einem Wend­enalter gekämpft. Wir micssen Diesen Kampf nicht aufgeben.­­ ‚Der gesunde Menschenverstand weiß es nicht anders, als das, wenn ein Di im den verschiedenen Sprachen verschiedene Namen hat, ‘jeder Dieser Namen gebraucht weird, je nachdem in jeder Sprache, man eben schreibt oder spricht. Also im Deutschen Heißt: „Hermannstadt“, im Rumänischen „Sibiu“, im Ungarischen „Nagyheben“, im Lateinischen „Sibintum“, und vielleicht gibt m­an nach in anderen Sprachen eigene Bezeichnungen. So trat 8 Don Menschengedenken bis zum Jahre des Unheils 1898. Damals machten sie ein Gebet und bestimmten für jeden Ort einen ungaris­chen Namen, der allen nah in amtlichen Schriften gebraucht werden durfte, au) menn Diese Scriften deutih­nd romanisch abgefaßt mare. Dieses Geseh hat sehr, sehr wenig Augen, viel uns» nötige Arbeit und Schreiberei und sehr viel Berger, Kum­­me und Verwirrung gebracht. Zwanzig Jahre war Dieses Gefes in Kraft, aber Sachsen und Rumänen vergaßen das Inrecht nicht, und im Jahre 1919 505 der Romänische Regierungsrat das Ortsnamengefes auf und bestimmte, Daß wieder die alte Ordnung eintreten solle, daß wieder Die Ortsnamen je nach der Sprache oder Schrift gebraucht werden soren. Diese Verordnung ist au brute no im Kraft. Freigib sie hat nicht mehr viel Wirksamkeit. Denn gar balb war ©$ nicht mehr, der freie Geist| Siebenbürgeng, der da regierte, sondern die Geiete wurden im Bufavest gemacht unter Führung von Leuten, die unsere Vergangen­­heit, unsere Rechte und unsere Bräuche nicht fannten und nicht achteten. So machten ein Gebet, in dem sie be­­stimmten, daß alle Aemter nur romanische Schriften Heraus geben dürfen, und so waren die romän'schen Namen gang bon serbst allein noch im Amtsgebrauch. Das V­ersprechen aber, daß sie mit Diesem Gese gaben, daß sie eine DBer«­ordnung­ herausgeben würden, wonach die Rede der aus dem Sprachen geordnet werden sollen, haben sie bis heute nicht erfüllt. Manche haben es vergessen, andere haben 88 nie gewußt und mören es auch­ gar nicht glauben, daß selbst im den schlimmsten ungarischen Zeiten jede Gemeinde ihre Sprache serbich währen durfte, und daß an tatsäch­isch bis zum Schluß die romänischen Gemeinden (3. B. Reichm­ar, Boplafa, Seh­ichte uf.) ihre romänische Amts­­sprache hatten. Wir aber mürfen das im Sinne behalten und meiterfämpfen, bis die Ginsicht in Bukarest einfehrt und wir unser artes Recht auch auf die deutsche Amts­sprache zurückekommen. « X Ondieszampf muss m wir weiw unglücklich m Mkommem demrscecht und wirst mif unseren Seite,Rutekwe Gefuhligsichte,wenn wir eins selbsts aufgeben.Wenn wir selbst freiwillig mvserethschen Oktswmwen mxch dottmchtamenday wo uns daskein Gesfseßvierbbeten kanmsm Spæchemm Schmibm bes BriechufdsmÆsvessemindang bei Rekkamerl und überall im Gesschsäftsbeben,d­a weüssen wir immer strmg dahufsehen,daß den dmtschen OrtsmmewiheMwith Wie können amss erstlich sdmmd kein wsetzm zusam newfcassw .­­ LWMMMWTMHOM sprichst­»Den branche im­mer den deutschen­ O­rtsnamsen. 2.Wenn d­u glwbrst,daß du wuch einm oder mehrere. Wodaw setzen sollst,so sex keimdssnxtsscheer extimmes »Hier­ die Utschien Ramsen aw die erste stelle s.Mem­ als Hollstwin ein andeutschmechviftsvück mweinmckwdanllwnwgebgwuehewwddmdeutschw muslassw , « Parteikonferenz der Nationalzaranisten. Vorbereitung einer Volksversammlung in Sasii.­ sBMavestkICsanmr.Gelegentlich der gestern MabgehaxW Parteiinferenzdar Natwmlzarmla swwmden die GiWelheide KanwspwgmMgegm dckeodegsiwmgfesstsgexegr.Gswurdeheschwsstmerstm AWinsasid sxrwie der große Volksviersmmm­mngmurk­­ee Sodann wurden 15 Propagandagruppen für fi zusammengestellt, die die Aufgabe haben, die Einwoh­­nerschaft des Komitates für diese Monstreversammlung zusammenzubringen. Es wird auch ein Aufruf an die Des verierung des Komitates gerichtet werden, in welchen es heißt, daß die Einwohnerschaft vor seinem Terror zurück­schreden möge und in großen Massen an der Benfamim- Jung teilnehmen möge. Mamiu rief sämtliche Parteiführer der Nationalzara­­nisten teegraphisch zu einer wichtigen Besprechung zu­­sammen. Sofort nach dem Eingreffen wird eine Beratung stattfinden. Bufaresi, 14. Januar. „Political meydet, Daß Miharade gestern auf telegraphischen Ruf Mantus in der Hauptstadt eingetroffen ist und mit Mantu eine Bes­ratung hatte. Im den Kreisen der Nationalpartei legt man gegen­­an & — Sonntag 15. Yanıoe 1998 Die Regierung und der Banken=­gejegentwurf. Angeblich keine Beziehungen zum vielbesprochenen Entwurf. DBularest, 14. Januar. Lustigminister Stefian Pom­pescu erklärte nach dem vorgestrigen Ministerrat Dem Breitenertretern, daß die Regierung den Entwurf zu einem DBankgejeg, der gegenwärtig in der Presse viel besprochen werde, nicht angenommen habe und daß Diese Trage vor häufig noch den Gegenstand eines Studiums bilde. Die Studentenschaft verurteilt die Friedhofsverwaltungen. DBufarest, 14. Januar. Die Leitung der christlichen Stude­ntenschaft hatte gesteen eine Jüngere Beratung über die jüngsten Freigniffe in Piatra-Neamk. Sie stellte fest, daß an diesen Ausschweifungen Studenten nicht teilgenom­­­men haben. Es wurde beschlossen, in einem Communiqueg­cälffte Mißbinigung der Seiedhofsverwaftungen zum Aus« deud zu bringen. \ [-­ 4 Raut „Aurdra“ hat der Unterrichtsminister verfügt, daß ein Universitätsprofessor nicht mehr als einen Lehr- Laut „Blitorug“ gibt es gegenwärtig in Bulgarien ins­­gesamt nur zwei romänische Schulen, die beide vom romä­­­­nischen Staat erhalten werden. |

Next