Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Juli (Jahrgang 57, nr. 17132-17153)

1930-07-01 / nr. 17132

Dt „ASOCHATIUNGA. s— b«u.2eu:1 kurroscam sche Lit ers­­.. Richt safe! ter u,Kultur If Pritent. Stbin-äen Ku x Staa , eine volkszeitung das tschwmin Romänim Schriftsetzungs Hermannstadt Hom­erusgasse Ntll Fernsprecher NrIlun der ZO Verwaltung«Königin Makiastr Nr 26 oernsprecher Nr237 Bezugspfeile für einen Monat Hermannstadt ohne Zustellung L90—,m1t Zustellung b1()0 ,m1t Postversendungnland 1.01100 Nr. 17132 Hermannstadt, Dienstag den 1. Juli 1930 ; Ausland: L 135 °—; Einzelnummer L 5 °—; Sonntagsnummer y 6­57.­­ Labegang * , , r u­s- = x 4 nn L Re, *21352P* Rede zur Eröffnung der 38. Bundeskirchenversammlung gehalten von Bischof D. Dr. Friedrich Teutsch am 29. Juni 1930 (Sortießung.) Bertiefung des G­laubenslebens Stärkung des Bolkstums Daß mit der Vertiefung des Glaubenslebens zu­­g wird­ das Beste getan wird zur Stärkung des Bolfstums, das lehrt die Geschichte. Wir insbeson­­dere fünnen und sollen beide, von einander nicht trennen wollen. Das Bolfstum ist auch eine Gottesgabe, wesent­­lich beeinflußt von dem Glauben, den das Bolf gefuie­den hat, und der Glaube ist traulich zugerichtet nach dem Bedürfnis des Gemüts, entsprechend dem Wesen des betreffenden Bolfes, das in seiner Art von andern si abGebt und darum zulegt ein Recht hat, vom „einem Glauben“ zu reden. Wir sind stolz darauf, daß gerade darum die Kirche bei uns immer zugleich Der Wächter des heiligen Wohls des Bolfes war. Von diessem Gesichtspunkt aus ist die große Fire­sorgearbeit zu beurteilen, die die Kirche unter der umsichtigen Leitung des Mitglieds des Landeskonstito­­riums Heren Dr. Heinrich Siegmund aufgenommen hat. Die Ergebnisse der Aufnahmen in den z­­ei Bezir­­­ fen Schen? und Bistris, aus dem Reener in Lud­wigs­­dorf, aus dem Mediarcher in Birtham­, Haben in fast erscchütternder Weise die Notwendigkeit Der Arbeit er­­geben. In Zusammenhan­g damit stand der Aufruf, Mit­­­­tel zu schaffen für eine Lungenheilanstalt, die helfen soll, der Krankheit zu steuern, die so vielen seelischen Sammer und wirtschaftliche Not in zahllose ev. Häuser Bringt. Wenn auch diese Absicht unverständige Nörgler gefunden hat — was findet sie nicht unter uns? — so gibt die beste Antwort darauf das Ergebnis der frei­­willigen­ Sammlung, die rund zwei Millionen Les­er­­­ geben hat. Es verheigungspoller Anfang. Die Rot unserer Schule könnten wir von verheifungspollem Anfang w­e­­nigstens an auf dem Gebiet der Schule sprechen. Aber aller Sammer und alle Not, die uns bei der vori­­gen Landeskirchenversammlung p­rücten, Tasten Heute mit der gleichen Schwere auf uns. Noch ist das nahezu allseitig als verfehlt anerkannte und in der Durchfüh­­rungsart och böser gewordene berüchtigte Baffalaureat hit abgeschafft, die gedankentote Abschaffung Der 8. Klasse des Gymnasiums nicht wieder gutgemacht. Das dafür ins Auge gefaßte Uebergangsjache — bezeichhe nend für die ganze unüberlegte Art der Schulpolitik — überhaupt nicht ins Leben getreten, die Lehrpläne mit einem verblüffenden Unkenntnis der primitivsten Pädagogik zusammengestellt, ein Bürokratismus, der duch Kosten und Weitschweifigkeit die Einzelnen und die Behörden zur Verzweiflung bringt, die eigentliche Erziehung, die doch, die Aufgabe der Schule it, Durch d­en Drill verdrängt, die Prüfung der Kandidaten mit einer schranfenlojfen Willkür durchgeführt — Das, ist das Bild unserer heutigen Schule. Wir fünnen zunächst nichts Anderes tun, als immer wieder das Gewissen der entscheidenden Männer aufzurufen, ji anders und besser beraten zu lassen, um sie einmal vor dem durch diese Schulpolitik gequälten Bericter verantworten zu können. Erfreulicher steht er mit der Arbeit und ihrem Er­­folg in den Arbeitsgemeinschaften der fon­firmierten Jugend, wo allmählich die Freude an selbständiger Arbeit, gefördert duch gute Bücher und ‚ An­weisungen, vielfachh tüchtige Leistungen zeitigt. Sie sind berufen, das was die Schule versagt, zu exregen, nit zulest in der Kenntnis unserer Wolfsgeschichte, soll uns nicht das Unglück treffen, daß eine Kluft zwi­­schen der Gegenwart und Vergangenheit entsteht, Die einen urheilbaren Ri­­n­der, Bolizseele bedeuten würde. Da­ß diese Arbeitsgemeinschaften in den Städten fehlen, so muß dort dafür Be­aRee Berfehrung ge­troffen werden. _ Die Tätigkeit unserer Pfarrer Nachdem ich Die großen Kirchenovisitative non, ausgenommen im Bessarabien und der Sid-Do- Emsdiche, beendigt habe, habe ich in den Bezirken Krone Badt, Bib­ris, Neen und Schenk jene Gemeinden zum greiten Mal besucht, in denen Pfarrer das Amt vers 20 aim jchen, die noch nicht visitiert waren. Ohne den großen Apparat des äußern Empfanges war er dabei in erster Reihe auf die Visitation des Pfarramtes abgesehen, woran fi eine Sikung mit dem Presbyterium Tchlag und in den Gemeinden, wo wir übernachteten, ein Ge­­meindeabend im der Kirche, überall außerordentlich ein­­drucksvoll. Es ist mir eine Befriedigung geb­eten, eine Neihe neuer tüchtiger Pfarrer dabei kennen gelernt zu haben, die mit Stärke und zielbewußt in dieser schive­­ren Zeit Gott und der Gemeinde dienen und den großen Kampf führen, den Ewigkeitsfunden in der Menschene Seele zur Flamme anzufache. In den Gemeinden selbst hier guter Wille und die Entschlossenheit durchzuhal­ten, Dort Mattigkeit und Kleinmut, Widerspenstigkeit und Zerfahrenheit, nicht immer davon abhängig, ob der Pfarrer am Plat ist oder nicht. Im ganzen ist der Eine drud doc­ der, daß die Gemeinden, wo nicht gewissene­ Ioje Hehe die Gemüter verwirrt, ji von dem Bewußte­sein der Pflicht Teiten lassen, die sie der Kirche und dem Bolf gegenüber haben. Dazu helfen die Frauen mit, wobei vor allem die Arbeit des allg. evang. Frauenvereins, nicht zi­­­lebt Die Nothilfe, die Die­b­en jährlichen Frauenver­­einigungen der Kirche zusammen mit 1 M­illion 91.368 Lei zugeiwendet haben (1926—1929) Zeugnis ablegen, wobei ic mit Bedauern feststelle, daß der Frauen- Bund in nicht genügend überlegter Weise heuer bei­schloffen hat, seine Sammlungen direkt für Kinder­­­gärten zu veriwenden, was er bisher dem Landeskon­­sistorium überließ, da er in richtiger Selbsterkenntnis bisher wußte, daß er gar nir in der Lage ist die Ver­­hältnisse zu beurteilen und die Grundlage dafür si­h nit shaffer Frann. Nicht weniger freut uns die Mit­­arbeit der Frauen in den Körperschaften, die die neue Kirchenordnung ihnen geöffnet hat. Auswärtige Beziehungen unserer Kirche Die Beziehungen zu den Weltorganisationen der Kirchen suhen wir, soweit unsere märglichen Mittel es überhaupt zulassen, au durch persönliche Vermitt­­lungen aufrecht zu erhalten, die zu den h­eimischen Kirchen sind die gewohnt freundlichen. Besonders herz­vorzuheben ist auch bei diesem Anlaß die Fürsorge des Gustav-Adolf-Vereins, des treuen Helfers in der Not, der sich aufhielt, in zwei Jahren seine Hundert­­jährige Qrubelfeier zu begehen, dessen­­ Jubiläumsgabe auch bei diesem Anlaß nach allen Seiten zur Unter­­fragung empfohlen wird, und Dessen geehrter Vor­­stand, Herr Geheimrat D. Dr. N­endtorff, in kurzem sein 70. Lebensjahr erfüllt, zu dem unsere Kichhe Heut schon ihren dankbaren Glüh- und Segenswunsch dar­­bringt! Zu der Hilfe des Gustav-Adolf-Vereins ist in der legten Zeit die der Europäischen Zentralstelle für kirchliche­­ Hilfsaktionen hinzugekommen, der auch an dieser Stelle zu danfen unsere angenehme Pflicht it. Daß unsere Eirhhe zum Weltprotestantismus ge­­hört, zeigte sie auch damit, daß sie im den Techten Jahren mit jenem die Erinnerungen an die Reforma­­tionsereignisse des 16.­­­ahrhunderts feierte — 1519, 1521, 1526, 1529, heuer 1530 — und wir mit jenem uns eins im Glauben befennen und daraus für den Kampf der Gegenwart Kraft schöpfen. In großem Gleich-­gang damit steht die Erinnerungsfeier an den 100. Geburtstag Bischofs Müller (1828–1915), wie 1917 Bi­­schofs Teutich (gest. 1893) und 1921 die 200 jährige­­ Gedächtnisfeier Brufenthals, in denen allen doch der Stundafjord war: fidem genusque jerbabo ! Wir ha­­ben bei seinem der Gedenktage vergessen, daß die V­er­­gangenheit nur dann lebendig ist, wenn sie belebende Kraft für die Gegenwart bejsst und zu eigenem Scaf­­fen aufruft ! Unsere neue Siirchenverfassung Seit der fetten Landestichenversammlung konnte die Kirche mit Freude und Befriedigung zur Kenntnis nehmen, daß die von ihm geschaffene neue Verfas­­sung, die den Namen Kirchenordnung erhalten hat, nicht zulegt in der Erinnerung an die erste von Honte­­rus geschaffene „Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen“ (1547), von Seiner Majestät weiland König Ferdinand am 16. April 1927 bestätigt worden ist. & ist eine seiner fegten Negierungshand­­lungen gewesen, wenig später (20. Juli) hat ihn der Herr abberufen. (Die Versammlung erhebt sich von den Sigen.) Wir aber segnen sein Andenken auch in dieser­­ Stunde und danken ihm Mit Vertrauen sehen wir, dem neuen Schulheren aud unserer Kirche entgege, Seiner Majestät dem König Karl IL, der vor Drei Wochen, vom Lande froh begrüßt, die Regierung ange­ freien und Die gleiche Behandlung aller Bürger des Staates versprochen hat. Gott Halte seine Thugend über ihm! (Allgemeine Heilrufe) Ein Jahre nach dem Tode König Ferdinands erfolgte das „Befet über Die allgemeinen Rechtsverhältnisse der Kulte“ mit seinen neuen wechtsichernden Bestimmungen, neben denen allerdings verfängliche unklare Säche uns beun­­ruhigen. Die Buchführungsbestimmungen, zu denen wir über Aufforderung der Regierung schon mehrmals «­­ausführliche Vorschläge und Darlegungen gegeben haben, bestimmt die U­nklarheiten aus der Welt zu schaffemsc, sind leider noch nicht erschienen Um festzustellen, ob in der Kirchenordnung seine Bestimmungen im Wider­­pruch mit dem Kultusgesäß stehen, mußte sie neuer­dings der Regierung vorgelegt werden. Da solche Wi­­dersprüche si­nst finden, ist seine Ursache, eine­ Beanstandung zu befürchten. Eine Folge derVestatkung der Kirchenordnungi Ist daß die bisher mit uns durch Vertrag verbunde­nen evang Klichen im Banat der Bukowina,im Alt-»­ reich und Bessarabten nun als die Bezirke Temesis«; war,Czernowitz, Bukarest und Tarutmo gleichberech­­­­tigte Glieder der einen evang. Landestiiche sind: Dabei aber — was wir als einen Vorzug ansehen — nit duch­ öde Gleichm­acherei gez­wungen sind, Einrichtun­­gen, die auf ihre Verhältnisse nit passen, anzus nehmen, sondern duch gejesliche Bestimmung ($ 27) in Die Lage gejeßt sind, entsprechende Heberlieferun­­­gen beizubehalten. && ist endlich gelungen, nur am­­ wenigsten infolge der Zugehörigkeit zur Landeskirche, einigen Schulen im Altreich das Oeffentlichkeitsrecht zu verschaffen und die langsequestrierte Schule ins Galatz freizumachen.An d­er Klarst­ellung der Sch­ul­­verhältnisse in Bessarabien ist bisher leider ohne Er­­folg gearbeitet worden. Der Staat erfüllt seine Verpflichtungen nicht genügend Was aber unsere Schulen neben der inneren WRot und der staatlichen Drosselung am meisten drüht, a8 ist die Tatsache, daß der Staat seine Verpflichtung, sie zu unterstügen, in völlig ungenügender Weise erfüllt So danfenswert die außerordentliche Staatsbeihilfe war, die uns im Jahre 1929 in der Höhe von 4,965.348 Lei zuteil wurde, — für 1930 it sie überhaupt fragile (die ordentliche beträgt 4,158.525) — so bedeutet das faum­­ einen Tropfen auf den heißen Stein, besonders wenn man bedenkt, daß unsere Gläubigen Sei­len bauen und zum großen Teil erhalten müssen, daß die Strafgelder, die von unseren Schülern einfliegen, nnt unseren Schulen zugute kommen, daß die vom Gejet aus den Gemeindebudgets den Schulen der 2­e­stimmten 14 dv. 9. uns bisher vorenthalten wurden, welche Summen unter den verschiedensten Namen wie Stempel, Prüfungstüten, Tagen für Beurteilung von Lehrbüchern uff. in die Staatskassen fließen. Wir di­­en nit aufhören, immer wieder auf dieses Unrecht hinzumeifen und um unser Necht zu kämpfen — am unsern Schulen hängt die Erhaltung unserer deutsch­­evangelischen Bildung! Persönliche Veränderungen Aus dem Landeskonsistorium hat der Tod die bei­­den­ geistlichen Mitglieder Dr. Julius Jacobi, Stadts­pfarrer in Schäßburg, am 16. November 1927, und am 27. Januar 192­8 den Bischofsvikar Dr. Adolf SH­ul­le­ru3, Stadtpfarrer in Hermannstadt aus segensreicher Arbeit abberufen. Was beide ihren Gemeinden ge­wesen sind, wird dort unvergesssen bleiben, was in der Landeskirche geleistet haben, der Tetere gerade au­cn als Bischofspifar, dafür dünften wir ihnen hier aus vollen Herzen Von den Beamten schied amN Ja­nuar 1929 Konsistorialrat Wilhelm Melzer fern von der Heimat durch den Tod vonuanessen Haupt- Hand Be. lee 2; 0 FE s· 4 . » « his = NER: % . ! na­he. anne BR , .« a Er | |

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