Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Juli (Jahrgang 57, nr. 17132-17153)
1930-07-24 / nr. 17146
Muse Um:«särrot-aims.s.-: tur ri F 7 > NAURU tite in mundrar ord. Dir, Gen. P.T.T. 228720/926 Allgemeine Volkszeitung fe das Deutschtum M in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgaffe Nr. 11. Lernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Mariaftr, Nr. 25, Lernsprecher: Kr.. 237. Re. 171467 Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Bustellung L 90—; mit Buftellung L 100%; mit Bestversendung: Inland: Lei 10’; Mirsland: L 135 ° — er Hermannstadt, Donnerstag den 24. Juli 1930 45—; Sonntagsnummer L 6 Be} Jahrgang .Erreste Stimmungen ( PL) Wie ein Nachhall zu den mchasten Wissereitungen in der Bulowina und in der Marma- Sn 2055 Haben nun an in der Hauptstadt Schüffel „.gebaut. Der Revolver, aus dem sie abgegeben wurden, war auf ein Mitglied der Negierung im Ministerrang gerichtet. Das Ziel des Anschlages, Interstaatssekretär ‚Angbelescı, in glücklicher Weise nur leicht verlegt worden und wird in wenigen Tagen von seinen Verwundungen wieder hergestellt sein. So E lebt sein Blut an dem Urheber des Anschlages und an den Kreisen, aus deren verhegender Tätigkeit Diese gewalttätigen Eingriffe in Die bürgerliche Ordnung herbargefangen sind, Denn es ist kein Zweifel daran, daß es, für diese Taten nur nur innere, sondern auch äußere Anstriebe gegeben hat. Sie wat zu Iegend die Aufgabe der im Zuge befindlichen Untersuchung, die Konsequensen daraus auf das politische Leben zu übertragen, ist die Pflicht der Regierung. .$n D dem Bericht der vom Innenministerium eingelesten Untersuchrungskommission werden viel richtige Leitstellungen darüber gemacht werden, wodurch heute die Bevölkerung in jenen Landesteilen, two fi Die judenfeindlichen Ausschreitungen ereigneten, in Erres gung Erworden i. Er wird vor allem auf Die wirtschafliche Notlage der Bauernschaft Hingewiesen und frungslose Hätte, mit der immlichem seitens Er. Steuerbehörden und ihrer Vollzugsorgane gegen die Bevölkerung vorgegangen wird. Die Mahnung, Die in Diejsen Feststellungen liegt, dürfte nut ungehört verhallen. € geht dem Bauern schlecht in unserem Lande, und zu der Last, die solcher Notstand auf ihn legt, gesellt sind der Druck einer harten Besteuerung. Der wirtschaftlichen Not abzuhelfen, übersteigt selbst Die Kräfte der Regierung, denn in ihren tiefsten Ursachen ist sie von Faktoren abhängig, über die wir im Inland nicht gebieten künnen, die allgemeine Lage des Weltmarktes drüht an auf unseren Bauern stand. Über einigermaßen helfen künnte man ihm da und wenn der Bericht feststellt, dag die Bauernschaft der Bulowina bis zu 500. H. Zinsen für Darlehen zahlen muß, dann ist das wohl ein besonders fraffer Fall, aber unter hoher Zinsenlast frei ist der Bauer des ganzen Landes. Die Bulowiner haben dafür die Juden verantwortlich gemacht, ihnen die Geschäfte gestürmt und die Läden zertrümmert. Aber gerade im Geldverkehr gibt der Darlehensgeber so ähnlich weiter, wie ihm selbst gegeben wird, die einzelne Bank, der einzelne Geschäftsmann Janji nit außerhalb des Syitems stellen, Das im ganzen Lande gilt. Die Nationalbank müßte endlich, Doch an die Frage der Herablegung des Binsfußes herantreten und müßte traten mit diesem Binzfuß auf den Stand zu kommen, der in den reu Then Staaten ziemlich gleichmäßig gilt. Aber solange die Reichskreditstelle und die hauptstädtischen Großbanfen den Zinsfuß auf der heutigen Höhe halten,, überträgt Ti) Dieses immer weiter ins Land hinein, bis schließlich der Bauer die Art ergreift und die Geschäftstüren einslägt. Wenn dann noch gewissenlose Heber das Wasser dieser Erregung über die Näher ihrer politischen Umtriebe laufen lassen, dann kommt es so, wie es in der Bukowina und in der Marmarosch gekommen ist. Politische Ursachen haben auch auf den Antlag eingewirkt, der gegen Unterstaatssekretär Anghelescu verübt worden ist. Es ist seine Huge Bolitis getrieben worden in der Dobrudida, wo man mazedonische Kolonisten auf den Bodenbesit der bulgarischen Grenzbevölkerung gelöst hat. Mit einem Zynismus ohnegleichen hat man das türkische Landrecht von den Toten auferwedt, nachdem nur der Staat Eigentümer des Bodens sein darf, hat den bodenständigen Bulgaren ihren Grund einfach weggenommen und an die aus Mazedonien herbeigerufenen Kolonisten aufgeteilt. Die dadurch geschaffenen Zustände haben sich troschärfsten Drucks der Behörden als unhaltbar erwiesen, es gehe nicht an, eine nach Zehntausenden zählende Bevölkerung, die doch allein noch auf lange Jahre die einzig tragfähige Bevölkerungsschicht einer ganzen Provinz darstellt, einfach in die Verzweiflung zu treiben. Sast unglaublich ist es selbst für uns, die wir doch im gleichen Lande wohnen, wie man mit den Bulgaren der Süddobrudscha umgegangen ist. Der nunmehrige Abgeordnete Dr. To Iheff hat dem Verfasser dieses Auftrages vor zwei Jahren selbst erzählt, wie diese bulgarischen Grenzs Bauern gequält und entrechtet wurden, wie auf irgend einem Grund in einem Dorfe ein Streit angezettelt wurde und Dann Die Kolonister mit ihren Waffen über die wehrlosen Bulgaren herfielen, wie er selbst von der Polizei verhaftet und gefälngen wurde usw. Die Negierung hat abshmenten müssen von dieser Politik Der Gewalttätigkeit und hat in dem neuen Dobrudshageseh den einfacsten Rechtsgeboten wieder Geltung geben miüsfen. Nun richtet si gegen sie Die Empörung Der Kolonisten, die man bisher maßlos verwöhnt hat, und der mazedonische Student Beza hat ich berechtigt gefühlt, im Namen seiner Stammesgenossen all Näher gegen Unterstaatsseketär Anghelescu aufzutreten. Der Wind fäet wird Sturm ernten. Milzu willkürlich sind Die Regierungen der besten Zeit mit den Rechten der Minderheitenbevölkerung auf ihren Bodenbasis und auf staatsbürgerliche Gleichberechtigung umgegangen, allzu langmütig haben sie die Umtriebe politischer Barteilieger geduldet. Nun beginnt die Saat unter den Leuten aufzugeben, die man teils maßlos verwöhnt hat und die man zum andern Teil in dem Glauben belieh, das es vogelfreie Leute im Lande gäbe, mit denen man nach Luft und Laune umgehen künne. Unser Zand ist zu weit im Osten und zu nahe an Rußland, als dabei gefahrlos solche Experimente sich leisten könnte. Eben deshalb muß bei uns die Grenzlinie, die Recht von Unrecht scheidet, ganz besonders strenge gezogen sein. Denn wenn man einmal die Leute daran gewöhnt, ihren Fuß über diese Grenzlinie zu sehen, dann geraten sie in Gefahr dahin abzurutschen, wo man in den heutigen Zuständen Auslands das begehrte Vorbild sieht. Vom überhisten Nationalismus zum Bolsshewismus it nur ein Schritt. No, rollt der Rubel Durch die Länder Europas und in allen Ländern fladern immer wieder die Feuer auf, Die er anzünden läßt. € 3 ist das erste Gebot der Selbsterhaltung für unseren Staat, drch strenge Wahrung von Necht und Ordnung Dafür zu sorgen, daß Die Werbearbeit bei uns feinen Boden finde, Ministerrat — Manin beim Ring Politische Berichte und Wirtschaftsfragen Bukarest, 23. Juli. Gesternabend fand unter Bereis des Ministerpräsidenten Manitu ein Ministerrat statt. Der Ministerpräsident sprach über den Anschlag auf Unterstaatssekretär Anghelescu, den er tief bedauert, und wünscht ihm baldige Genesung. Der Ministerrat schloß sie seinen Ausführungen an. Man ging darauf zu wirtsaftlichen Fragen über und der Ministerrat genehmigte in Sortlegung des im Vorjahr begonnenen Finanzprogrammes für Kolonistenhäuser im Duadrlater 28 Millionen Lei. Industrieminister Madgearu berichtete dann über die Konferenz von Sinaia und der Ministerrat befehlig, die Einladung der polnischen Regierung zur Konferenz am 15. August in Warschau anzunehmen unter der Bedingung, daß auch die übrigen Staaten der Kleinen Entente dem. beistimmen. Die rumänische Regierung wird um Verschiebung der Konferenz auf Ende August ansuchen. Innenminister Baida gab eine ausführlge Darlegung der Lage im Innern des Landes, Unterstaatssekretär Ioanigescu berichtete über die Lage in der Bulowina: Wegen der fortgeschrittenen Zeit wurden die Beratungen abgebrochen, um heute voranefebt zu werden. Der Ministerpräsident beim Sidung Bukarest, 23. Juli. Der König hatte Heute mit dem Ministerpräsidenten Maniu eine Beratung. Maniu begab es dann nach Sovata, um seine unterbrochene Erholung fortzufegen, Ueder seine Auslandreife verlautet noch nichts Bestimmtes. Der König enpub, Gervorge Bratianu in angelns Audienz. Die Untersuchung im Falle Anghelescus Einvernahme Eodreanus — Verhaftung der zwei Gefährten Bukarest, 23. Juli. In der weiteren Untersuchung Des Anklages auf Unterstaatssekretär Anghelescu wurde festgestellt, daß weder Beza, noch die beiden anderen Mitwisser Studenten sind. Nur Beza hat das Baffalaureat gemacht und war dann drei Jahre lang Journalist, Baicu hat vier DOLMBIenı Hlaffen, Garanescu war Bostbeamter. Um 5 Uhr nachmittag begab Higestern der Intersuchungsticher zu Unterstaatssekretär Anghelescu, der sich frei fühlte, und die sich genau den ganzen Verlauf des Anschlags erzählen. Ins Gericht zurückgeführt, fand der Untersuchungsrichter Codreanu bereits vor. | ? Dieser erklärte tategotisch, daß er mit’ dem Attentäter nichts zu tun habe und dessen Tat verurteilte. Codreanu wurde dann noch weiter über sein Manifest ausgefragt. Da die Staatsanwaltschaft das Problem studiert, wird auf Grund des Geieges Marzescu gegen die Beifaljer und Verbreiter des Manifestes vorgegangen. Bei der Staatsanwaltschaft befinden sich im Interesse der Untersuchung auch die beiden Freundinnen von Baicu und Garanescu, außerdem ein Herr Martinescu und der Sekretär der Vereinigung „Zineretul“, der der Attentäter angehört. Baicu und Garanesceu sind der Mitwissersgaft am Anschlage endgültig überführt und in Haft genommen worden. Bularest, 23. Juli. Generalstaatsanwalt Verapurgescu und Untersuchungsriter Stenescu testen heute vormittag die Untersuchung fort und riefen ji von einer Reihe von Beamten Aufklärungen über den Verlauf des Anschlages geben. Sie öffneten das bisher versiegelt gewesene Arbeitszimmer Anghelescus. Stenescu interessiert si für den Kabinettchef des Innenministeriums Taslavanı, der seit einigen Tagen nicht mehr im Ministerium erschienen ist. Ilen « das Führerproblem in der liberalen Partei Besteht eine Stellvertretung? Bukarest, 23. Juli. Vintila Bratianu it ins Ausland gefahren, doc hat er nicht Duca mit seiner Stellvertretung beauftragt, sondern ist weggefahren ohne ich diesbezüglich zu äußern. Er it nit wat, ob Bintila Bratianu es abgelehnt hat, die Stellvertretung Duca zu übertragen, oder ob er auf eine Anregung aus den Reihen der Partei wartete. „Suvantul” will wissen, daß Bintila Bratianu unterlegten Situng des Leitungsausschusses Die Liberalen gebeten habe, in seiner Abwesenheit nichts Wichtiges zu unternehmen, beziehungsweise ihn in solchem Falle sofort zu benachrichtigen und seine Antwort abzuwarten. Dies würde dafür sprechen, das Bin ıtila Bratianu absichtlich keinen Stellvertreter eingefegt hat. In politischen Kreisen wird diese Nachricht lebhaft erörtert. Enthaltung von den hauptstädisschen Wahlen Bukarest,23.Juli.Die hauptstädtische Organisation der liberalen Partei veröffentlicht einen Beschluß, demzufolge sie an den hauptstädtischen Wahlen am 10 August nicht teilnehmen wird Sie begründet dies "damit, daß der gestrige Wahlaufruf nicht von zuständiger Stelle veröffentlicht worden sei, daß ferner die Wahlen auf Grund derselben Mär fenlisten wie im Frühjahr vor sie gehen sollen, a Da annulliert worden sind, und da Die zuständig Beheußen die BWahlfarten nicht rechtzeitig gemäh Artikel 17 des Verwaltungsgefeges ausgestellt haben. Gleichzeitig wird die Annullierung des Wahlaufrufes verlangt, um der Bevörkerung unnötige Aufregungen zu BERAEN,