Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Oktober (Jahrgang 57, nr. 17215-17245)

1930-10-14 / nr. 17228

«-«»».,...«..., . . .-.., - a - & X: Wer . « er er rY Er ei, - a , Ye EL . « ·«.-« -," " > .- .­­. jr « .. v «. Gele 2 — Nr. 17288 Nachklänge zum Regierungswechsel . Die eigentlichen Ursachen noch unbekannt Bukarest, 13. Oktober. Nachdem die erste Erre­­­gung über den Rücktritt Manius und die Bildung der Regierung Mironescu vorüber sind, besinnt man si auf den Verlauf der Krise, und da stellt sich heraus, daß die eigentlichen Ursachen noch immer unbekannt sind. Einzig so viel steht fest, daß Maniu nicht wegen seiner ers­ütterten­ Gesundheit zurück­­getreten ist. „Eurentus” meint, daß Maniu das Risiko der nationalzaraniscihen Regierung und Partei gegen­­über der allgemeinen Krise. Die ganz Europa, ja die Welt beherrsgt, für zu groß fand, da man zu deren Uederwindung doch nicht genügende Kräfte Hätte ente­wickeln künnen, 1ıesbald Maniu es gerne gesehen hätte,­­wenn seinem Rückritt die ganze Partei gefolgt wäre Schliegl­ sei. Maniu noch durch die ständige Vertiefung der Parteigegenfäge ‚und Die persönlichen Konflikte zum Nachtritt betrogen worden. Auch die halbamtliche „Drehtaten” äußert ähnliche Gedanken, wenn sie sagt, daß Rumänien Ichließlich in Europa Tiege und si bei allen Anstrengungen dem allgemeinen Gang Europas nit entziehen künne. „Adeveruf” findet Die SKrije. Höchst sonderbar. Sie werfe ein eigentümlies Licht auf die Partei, denn sie mar doc ein sehinerer Schlag gegen die Autorität Des Bartes führere. Unter dem Vorgeben, neue parlamen­­tarische Regierungsformen einzuführen (nachh „Adeveruf” einer der für den Nachtritt Manius angeführten Gründe), den Barteichef ohne Widerrede fallen zu lassen, das sei noch nicht Dagemwesen. Das P­restige Des Bolititerd Maniu sei dadurch eigentlich gewachsen. Andere Blätter versuchen, aus dem Verlauf der Krise und der Art der Bildung der Regierung Miro­nescu einen Schluß auf die Gründe des Abganges Manius zu ziehen, ohne­ damit jedoch glücklicher zu sein,. Wenn die „Lupta” feststellt, daß ss der König mit Mironescu sehr gut vertrage, der Parlamentsver­­­tagung nit widersprach und im übrigen nicht, wie in der „Dimineaga” stand, „sein“, sondern das Bio­­­gramm der Nationalzaranisten billigt, oder wenn sonst über Die Stellung M­anvilescus, der nach Behauptungen aus zuverlässiger Duelle der Anlaß zur Regierungskrise gewesen sein soll, get­rieben wird, fo­rt Darin beim besten Willen seine Erklärung für den Nachteitt Manius zu finden. Schließlich wird noch Das Programm der neuen Regierung hervorgehoben, Das, wie al die Halbamtliche „Dreptatea‘” sagt, Durch den König umschrieben wurde, aber finanzielle Maßnah­­men, iwie Aufstellung des Budgets, Abschluß einer geplten Investitionsanleihe, Maßnahmen gegen Wucher­­­zinsen und die Arbeitlosigkeit usw. sind auch seine Er­­lärungen. «Der große Schweiger Maniu hat selbst in dieser »»Frage außer der wiederholten Betonung seiner,,Krank­­e"iheit«als Ursache seines Rücktritts kein Wort geäußert,­­—und soliange er es nicht tut,iste—I­ls nicht möglich,daß die »—..wck ihre­ Ursache sein­es Rücktritts nicht bekannt wird. Neine Michkehr der­ Liberalen ins Parlament! Bukarest,13.Oktober.Die neues Regierung ist aussdrücklich als solche der Entspannung bezeichnet,sow­­ den«und es«kann keinem Zweifel unterliegen,daß sie deshalb unter Beiseitestellung der Kampfnaturen ge­ Mldet w­urde Man erwartet an allerhöchster Stelle demnach ein versöhnliches Einlenken der Op­­­go­sition,wozu vor allem ein­e Normalisierung des Parlamentarischen Lebens gehört,d.h.eine Rückkehr­­ der das Parlament boy­kottierend­en Mäfte Die Stim­­men der liberalen Krecze zum neuen Kabinett klingen bergan­ Fund gar nicht versöhnlich.Uebereinstimmend .lden zwei unabhängige Blätter—«Cuventus«und ,,Di’minieatza«—,daß trotz einer gewissen Befriedigung Tiber die Ausschaltung Manius und Vaidas,trotz betonter Verfassungsmäßigkeit bei der Lösung der Krise, vVintixa Vrattami und Duca sich gegen ein­e Wi­eder­­au­fnahme der parlamentarischen Tätigkeit ausgespro­chen haben. Sie sehen eben in der neuen Regierung Dod nur das alte Regime, sie bestreiten nach wie vor den verfassungsmäßigen Charakter dieses Volkshauses der Bianforüdtritte und die V­erwaltungsreform besteht weiter, (Deven­ wegen sie seinerzeit ausgezogen. D. Sch.) In den Heiden der Partei soll darüber Unzufriedenheit herrschen, da man meint, man müsse dem König ent­­gegenkommen und künne überdies von der Tribüne des Parlaments viel wirksamer gegen die Negierung auftreten. Sollte sich­re von allen Blättern gebrachte Meldung von der Abänderung der Bermwale­­­ungsreform überdies bemahrheiten, wird es Bratianı sciwer Haben, seinen Standpunkt aufregtzue« erhalten.­­ Zitulescu kommt nicht nach Rumänien Bukarest,13.Oktober.Im Verlauf der Kabi­­nettöfrise war auch die Meldung von einer Heimbe­­rufung Titulescus lanciert worden. Die Blätter­­ melden nun übereinstimmend, Daß eine Heimkehr Der Londoner Gesandten sei ganz unwahrscheinlich sei, jeberdies habe es in London eine kleine Affaire gegeben. Auf Veranlassung gem­­iner Kreise haben zivet xzumänische Gesandtschaftsbeamte eine Denkfrist zum Bwede der Belebung der Wirtschaftsbeziehungen mit England an die rumänische Regierung­ gerichtet, von der Titulescu nichts wußte; er war sehr aufgebracht, ‚old er davon erfuhr. Er forderte die sofortige Abberu­­fung beider bei sonstigem Nachtritt. Natürlich legte er seinen Willen durch. Dad scheint eine gewisse Span­­nung zurückgeblieben zu sein. I. "· .x«z » .l . AC- iSs jedenergisch · Deutsches » Tageblatt ey - der König, die neue Regierung und sie Piheroien (Eigener Telephonbericht.) Die Erklärungen des Königs gelegentlich Der Ber­­eidigung des neun Kabinetts geben nicht nur zu eifri­­gen Eröirterungen, sondern auch zu Berichtigungen An­­la$. € 3 gilt dies namentlich von der Veukerung zum Arbeitsprogramm der Regierung, Das der Herrscher, wie Die „Diminenta” berichtet hatte, als „mein “­ro­­gramm bezeichnet haben soll. Auf die Unwahrschein­­lichkeit Dieser Bezeicnung, Die sehr vieldeutige Aus­­legungen zuliehe, war s­on heute früh in der Presse hingewiesen worden. Die „Lupta”“ bemühte in­­ dieser Frage ein Mitglied der neuen Regierung, das hier eine nut uninteressante Einstellung gibt. Das Regierungs­­mitglied­ wendet sie gegen die immer wiederkehrenden Verfuge, den König als Diktator erscheinen zu lassen und bestreitet dann ausdrüdlich, daß Der Herr­er von „einem Programm“ gesprochen habe. Seine Aeußerung habe wörtlich gelautet: „Ich bitte Sie, ihr Programm in Anwendung zu bringen“. Eine Feststellung der „Dreptaten“ zu dem Arbeits­­programm der­­ Regierung wird von dem „Bittorul” als neuer Beweis dafür herangezogen, Daß es sie bei der Regierung Mironescu um ein auch offiziell eingestan­­denes Provisorium handle. Das halbamtliche Re­­gierungsblatt Hatte an den in Sinaia abgegebenen Er-­lärungen namentlich die „Umschreibung des Arbeits­­planes, den Mironescu und seine Mitarbeiter befol­­gen werden, bemerkenswert gefunden. Hieraus zieht Der „Biitorul” nun den Schluß, daß damit mit Entschie­­denheit und Kategorisch das begrenzte Mandat der Regierung Mironescu anerkannt wurde. Nach dem Provisorium der Regierung Maniu habe man nun also ein weiteres P­rovisorium Mironesen. Und das in einer Zeit, wo das Land unter einer entjeglichen finanziellen und Wirtschaftskrise leidet.­­ Diese und andere noch schärfere Stellung nahmen­ der Liberalen auch gegen die Regierung Mironescen. Deren Bildung ja befanntli wo vor kurzem geradezu als eine liberale Forderung galt, kann als Beweis Dafür angesehen werden, da­ eine Entspannung in den Beziehungen der einzelnen Parteien zueinander bei­­neswegs zu erwarten ist. Diesen Eindruck haben Die Angriffe 3. Bratianus auf dem gestern in Craiova abgehaltenen Kongreß nicht wenig verstärkt. Mit eini­­ger Berechtigung hatte nun erwartet,daß die Per­­sönlichkeit des neu­en R­egierungschefs,der auch der Gegner Achtung nicht versagen kann,die Liberalen zu einer Mäßigung des Tones veranl­assen könnte Diese Hoffnung hat si als trügerisch erwiesen. An den li­­beralen Kampfmethoden hat der Negierungswechsel nichts geändert. € ist selbstverständlich, daß man hier­­aus Folgerungen auch auf der anderen Seite ziehen wird. Den Gegnern der Liberalen hat B. Bratianu auf dem Parteitag in Braiova mit seinen an Die Adresse des Königs gerichteten Erklärungen einen neuen Dienst geleitet. Diese Erklärungen haben, was si aufhellen zu wollen schien, wieder ins Zivielst gerückt. Nach einer Würdigung Karls I. nach dem Kronrat von Sinaia vom Jahre 1914, die eine Solidarisierung mit den gro­­en Interessen des Landes gewesen sei, nahm B. Bra­­tianu für seine Partei das N­cht in Anspruch. Die dauernden Interessen des vereinigten Rumänien mit der gleichen Aufrigtigkeit und unerschütterlichen Ent­­schiedenheit, wie in der Vergangenheit zu verteidigen. Eine politische Partei dürfe der Krone nicht Durch Kneutfinn dienen, sie müsse die Wahrheit sagen, Die allein die Dynastie und dem Land wüsen fünne Auf alle Berleumdungen sei Daher zu antworten: „Die li­­berale Partei ändert ihre Ueberzeugung nicht.“ Sie verlange nur eins vom König, daß er den Weg befolge, der König Karl I. zur Unabhängigkeit und Krönung und König Ferdinand zur Vereinigung des rumänischen Volkes geführt haben. Nur so künne nach allgemeiner Ansicht der­ Bartei der Krone und dem Lande gedient w­erden. Das Wort von der Unabänderlichkeit der Tiberas­­en Ueberzeugung wird, kaum, Daß es ausgesprochen wurde, auf die Stellungnahme der Partei B. Bratia­­mus zum Amt vom 8. Juni angewendet, Die sich nur dann wirflich ändern künne, wenn sie der König rnd­­keltlos auf die Seite der Liberalen stelle. Der Zivei­­deutigkeit, deren die Liberalen mit solcher Hartnädig­­keit die nationalzaranistische Partei in der Frage des „Altes vom 4. Januar“ beschuldigt haben, macht sie die Partei Bratianus heute also zumindest in dem gleichen Maß in der Frage des „Altes vom 8. Juni“ sehuldig. Bukarest,13.Oktober ET ET TE TEE EEE Abdankende BSenerallekrefäre Bukarest, 13. Oktober. Den Nachtritu­en der Mi­­nistern folgen nun Die der Generalsekretäre, deren Grei­­fen Yeider entgegen dem Geist der Verfassung auch po­­litisch geworden sind. So werd­e die Abdankungen der Generalsekretäre Ene des Itwurtz­ und Calimezeu des Aberbauministeriums gemeldet. Spiel mit den neuen Gemeinderatwahlen Wie der „Keleti Ujjag“ aus Tasnad berichtet wird, wurde bei der Gemeinderichterwahl am 8. September unter Drei Beiwerbern, von denen zwei Rumänen waren, der Kandidat der ungari­en Partei, Kapujji Janos zum Richter gewählt. Gegen diese Wahl ist Dem Ber­nehmen nach Berufung angemeldet worden. Wenn Dieser Berufung auch jet shaftgegeben werden sollte, wird die Wahl zum drittenmal vorgenommen werden, wobei wie­­der Kapufji Zanoz als Sieger hervorgehen wird, - Frankreichs Angst vor Hitler England erwarten­ eine französische „Anfrage Berlin, 12. Oktober. „Daily Telegraph“ zufolge eri­artet man in London eine zarte französisge An­­frage, zugleich auch eine Anbiederung,’m wie sich Eng­­land nach dem Wahlsiege Hitlers zu Deutschland ver­­halten werde. . « Es ist möglich,schreibt die Zeit Mg wörtlich,daß die­ fra­nzösische Regierung vor allem darauf­ bedacht sein sfoirdim voraus zu ermitteln,welche die Hal­­­tung der Londoner Regierung Wäre,wenn 1.Deutsch­­land die Revision des Versailler»Vertra­­ges«,sowie die Frage Danzigs und des polni­­schen Korridors verlangt,2.wenn D­eutschland ein vollständiges oder teilweises Moratorium für den bedingten T­eil der Jahresrate fordern würde,die auf Grund des Youngplanes zahlbar ist,3.werde die französische Regierung sondier­en,welch­e die Auffas­­sung Großbritanniens betreffend die Abrüstung zu Land ist,welche Frage im nächsten Monat in Genf in der Vorbereitenden­ Abrüstungskommission diskutiert werden sol. Frankreich erwartet namentlich in der dritten Frage die Aufrechthaltung des Chamberlainstandpunk­­tes,w­onach die sämtlichen Armeereserven und das ge­­samte Kriegsmaterial nie in eine Abrüstung einbezogen werden sollen.Midem­ Fallie Chamberlains haben MacD­onald und Henderson die Zustimmung zu diesser Abrüstungssabotage zurückgezogen.Deutschland würde eine Abrüstungskonvention ohne Rieserdens und Mate­­rialabrüstung nicht anerkennen, das 16.000 Arbeitlose zählt. Könnte es diese­wärtigen Ausländer entfernen, stände es gut um Danzig! Auch sonst geht es der polnischen Minderheit in Danzig besser als irgend­wo irgendeiner Minderheit. Danzig hält am 16. November Neuwahlen. Das bei darf­ 8 sein Parlament, endlich von 120 auf 72 Mitglieder vermindern. Man Hofft Hier in nationalen Kreisen auf gute Wahlen unter dem Einbruck des 14. September in Deutschland. Die hiesigen P­arteidemo­­kraten (sogenannte Deutschliberale) verzeihen­sichtlich erfreut den Rücktritt ihres Barteigenossen und Han­­delssenators Sewelomski, denn es war selbst Dieter Bartel nicht mehr möglich, den P­olenfurs dieses Herrn mitzumachen. € wären Wahlergebnisse zu hoffen. Die dem Danziger Oberhaupt, Senatspräsidenten Dr. Sahm, es ermöglich, seine alte bewährtere Polen­­politik wieder aufzunehmen. Polens Gelüste auf Ostpreußen nehmen noch zu, „Dzen­it Bydgoski“ meldet, man müßte Ostpreußen mit Danzig vereinigen und beide im Wege des Berfer­­bundes Polen unterstellen. Der neue „Freistaat” von 2 einhalb Millionen Einwohnern wäre lebensfähiger als Danzig allein und der Deutschland so aufregende Korridor würde zu bestehen aufhören... . Polen gegen Danzig Polen hatte die Stirne,sich beim Völkerbunds­­kommissär über Bedrückung der polnischen Minder­­heit in Danzig zu beklagen Darunter kommt auch eine Klage wegen zu geringer Beschäftigung von Polen in Danzig vor.22.000 Polen arbeiten jetzt in­ Danzig ­ Dienstag 14. Oktober 1930 EIESERETTSETEESTETTEEEETENEETWEETETERTEETEETTN Revolutionäre Bewegung in Spanien ? Bartis, 13. Oktober. Aus Spanien kommt die N­achricht, dag in mehreren Städten ernste revolutionäre Erscheinungen wahrzunehmen seien. Die Regierung hat mehrere Verhaftungen vorgenommen; so wurde Der Stiegermajor Franco, ein bekannter republikanischer Bührer in Madrid, festgenommen. Auch in Barre­­rona wurden mehrere führende Persönlichkeiten der O­pposition in Gewahrsam gebracht. In Sevilla wurde die Tätigkeit der W Arbeiterorganisationen aus­gelegt. Die amtlichen spanischen Nachrichten Demen­­tieren, Daß mehrere Städte des Landes in die Hände der Revolutionären gelangt seien. Die Pariser Blät­­ter ziehen Daraus den Schluß, Daß Die Lage jedenfalls sehr ernst sein muß. „Paris Midi“ teilt mit, Die spanische Bürgerwehr, (eine normale Einm­ätung), sei mobilisiert und mit Mas­chinengewehren ausgerüstet worden, die Polizei Habe überall Marin bereitschaft. (Französische Quellen sind gerade in spanischen Fragen mit Borfiht zu genießen, Schriftl.) Meitere Deutspenheße in Prag Gegen deutsche Kirchenpredigten Prag, 13. Oktober. Die Abendblätter legen Die deutschfeindliche Hebe fort und mweisen darauf hin, daß­ es in vielen P­rager Kirchen noch heute Deutsche Pre­digten gibt. Dies sieht das Blatt „Narod“ als „Bra­­vokation“ an und fordert den Prager Erzbischof auf, in Prag die deutsche Predigt zu verbieten­­

Next