Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. November (Jahrgang 57, nr. 17246-17275)
1930-11-26 / nr. 17271
Marksteine Volkszeitung für das Deutsch kam in Romnien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr.11. Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25, Fernsprecher: Nr. 237. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: Be Sustellung L 90; mit Bustellung L 100; mit Restverwendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L 135 °—; Einzelnummer L5’—; Sonntagsnummer L6— T Nr. 17271 Hermannstadt, Mittwoch den 26. November 1930 57. Jahrgang e « U Die politischen Empfänge beim König Averescus Stellung bei Hofverichlechtern Bukarest,25.vaember.Gesternnachmittag wurde George Bratianu vom König in einstündiger Audienz empfangen.Heutenachmittag erschien der frühere Unterrichtsminister Petrovici beim König.Im Laufe dieser Woche werden Goga und Averescu in Audienz erscheinen Nur über den Empfang Vintila Bratianus erfährt man noch nichts Bestimmtes und glaubt,daß er ebenfalls Mitte der Woche stattfinden wird.Tatsächlich besagen auch die letzten Nachrichten,daß Vintila Bratianu morgennachmittag umsuhr vom König empfangen werde, während die Audienz Gogas auf Donnerstag festgelegt sein sol. Man behauptet übrigens, daß auch Duca um Audienz ansuchen wolle. Adnerescus Audienz wurde aus unbekannten Gründen verschoben, €o heißt, daß seine Beziehungen zur Krone eine Trübung erfahren haben, wozu viel Wet auch der von dem Bollsparteiführer in Kifdhinew angeschlagene Ton beigetragen hat. Abervescu sagte bei dieser Gelegenheit, wenn das Boll ein Verständnis fände, würde er sie an seine Spise stellen, um auf diese Weise die Macht zu gewinnen. (?) Beilegung eines Streitsalles in der Regierungspresse Eine Aussprache zwischen der»Dreptatea«und,,Patria Bukarest,25 November.Der Streit der,,Dreptatea«und»Patria«ist durch eine Erklärung des tkarester Regierungsblattes beigelegt worden,in der es heißt,daß die»Dreptaten«bei persönlichen Angriffen auf die Führer nicht wahllos sich zur Wehr setze, sondern die Quelle berücksichtge,man sonst den Berleumdern zu viel Ehre antue. In vorliegenden Halle Habe jevsch Romulus Hoitfz selbst darauf verzichtet in Sicht genommen zu werden, nachdem er das Blatt „Euvantus”, das die Angriffe gebracht hatte, gerichtlich belangt habe. m übrigen künne von einer aufgetragenen Stellungnahme aus Klausenburg seine Rede sein, da die „Dreptaten” nur von der Parteileitung selbst Weisungen Bitte gegennehme. Dieser Sab soll angeblich, auf Intervention Micronescuggierungsblattes fortgeblieben sein, wird aber überall wiedergegeben und st auch in der Provinzausgabe enthalten. Die „Batria“ hat wohl eingesehen, ‚der sie Mchbereilt hatte und nimmt nun in einer kurzen Notiz Sicienninis born den Wunsche Nomilus Boilas, bemerkt allerdings, daß Die „Dreptaten“ sich an diesen Führer erst 4 Tage nach Dem DEM im „&ubantus” gewendet abe in der hauptstädtischen Ausgabe des Re font ERLERNTE BRETZER 27.2 STREET Die geijtigepolitiiche Dhyliognomie Europas Gestaltende Ideen und Aräute von Dr. Wilhelm Seiwerth Der Böllerbund hat es in seinem elfjährigen Bestande beim weitem nicht Dazu gebracht als N Repräsentant des Die Kulturwelt bildenden Ganzen durch eine aus seiner Ideologie entsprungene praktische Politik Die Entwicklung der Menschen au) nur im geringsten zu beeinflussen,. Nicht einmal in das Chaos ihres engern Heimatlandes Europa hat diese Genfer Institution ich ernstlich getraut mit ordnender Hand einzugreifen. E 3 erübrigt sich näher auszuführen, warum der B Völlerbundgedanke so vollständig gescheitert ist. Der aufmerksame Zeitungsleser hat schon längst ein klares Bild über die Frage gemacht. Dieser Punkt wurde nur berührt, um, ausgehend von der absoluten Ins huchtbarkeit einer internationalen theoretischen, aber anderseits auch jeder einseitig zividbestimmten Konstruktion der Nachkriegszeit, darauf Hinzuweisen, daß e 8 trogdem gerade in der Gegenwart starre Kräftezentren gibt, die ganz entschieden über die Grenzen ihres Landes hinaus mit ungeheurer Energie in den ganzen Raum Europas und sogar darüber Hindus wirten, &o handelt ji hier freilich nicht um Finitische, mit dürftigen Verstandeskräften zurechtgezimmerte Gebilde, sondern 8 sind Dies aus der Enwidlung der Zeit fliegende Daseinsströme, die, selbst wenn sie noch so phantastisch und Ddiabolich erscheinen und si une heilvoll auswirken,ennoch zwangsläufig entfliehen mußten. Diese Sdeenwelten, nicht von des Gedankens Bläffe angefräntelt, wirfen mit dämonischer Gewalt auf das Leben und Weben aller europäischen Bötter und Staaten ein, teils lebenertötend, teils zukunftdere beißend, wenn Das Theptereau no nit für jedes Auge fitbar ist. Die legten Jahrzehnte vor dem Weltkriege erhalten ihr besonders Gepräge durch die Entstehung des planetarischen Syitems in Politik und Wirtschaft. Die großen, Tebenzitarren Völker greifen weit aus mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit. Die ganze Welt ist ihr Arbeitsfep. Die Erruungenschaften der Technik und vor allem die modernen Verkehrsmittel, für die es eigentle überhaupt keine unüberwindbaren Entfernungen mehr gibt, erwecken in dem Menschen des zu Ende gehenden neunzehnten und des zwanzigsten Jahrhundert den, leidenschaftlichen, unwiderstehlichen Drang, die Gejege der Natur und die Welt um jeden Preis zu beherrschen. Es ist so recht bezeichnend für Diese Zeit, daß ihr Streben durchaus eftensiv und expansiv eingestellt ist. Jede Verinnerlichung it damit von vornherein ausgeschlossen. Der dämonische Trieb nach Umfassung der räumlichen Weite und nach immer mehr äußerer Herrschaft über die Materie läßt seine Besinnlichkeit aufkommen, es geht im Tempo des Blickzuges mit der Entwicklung vorwärts. So mündet der äußere Lebensrhythmus Der Böller aus der Enge der Eigenstaatlichkeit in die Unendlichkeit des planetarischen Raums hinein. muß allerdings hier ganz besonders unterstrichen werden, da dieser hauptsächlich wirtschaftlich bestimmten Entwicklung das geistige und freelische Sein der Nationen nicht zu folgen vermag, sondern weiter im historisch gegebenen Rahmen ji bewegt. In der großen Weltwirtschaft aber spielt sich naturgemäß ein ganz erbittertes Ringen um die Vorherrschaft unter den von gleicher expansiver Leidenschaft erfüllten Weltwölfern ab. Daß dieser Kampf um die Nohprodukte und um Alijah einmal zu einer gewaltigen Explosion führen mußte, lag auf der Hand. Denn wohl liegt der Gedankenwelt der modernen Wirtschaft die Idee vom freien Spiel der Kräfte (Manchestertum) zugrunde, in deren Konsequenz e8 liegt, daß im Interesse des Gedeihens der alle Teilnehmer interessierenden Gesamtwirtschaft ein gewaltsamer Eingriff von seiner Seite und unter seinen Umständen zulässig ist. Aber es ist eigene artig, daß trug dem ganz grundlegenden Bostulat Dieter BWirtschaftsideologie auf der ganzen Linie der modernen Entwicklung, sowohl in dem Verhältnis der Belfer aneinander, wie auch, im Rahmen des einzelnen Staates, sich ganz zwangsläufig diedee des Imperialismus Duchiest, d. h. dag in der Weltwirtschaft Die Panzerschiffe und die Maschinengewehre die Ergänzung und das Korrektiv der eigenen Wirtschaftskräfte bilden, während im engeren staatlichen Verbande die Trusts und Kartelle einerseits und die Gewerkschaften anderseit das Prinzip der freien Konkurrenz allmählich ausshhalten. Diese Parallelität der Entwicklung ist ganz in die Augen springend und von größter Bedeutung für die Zukunft. Der Weltkrieg ihließlich nur die natürliche Folge einer solchen Geisteshaltung. Die an militärischer Macht bedeutend stärkere Entente kann eben nur umhin, den so unbequemen, tüchtigen Konkurrenten Deutschland einfach mit Hilfe der physischen Uebermacht zu drofseln, um allein auf dem Felde der Weltwirtschaft zu bleiben. Die ganz unerbittliche Logik des Schicsals stellt sich aber dann mit tödlicher Sicherheit ein. In den Pariser Vorortediktaten triumphiert folgerichtig das Prinzip der unbedingten Gewalt. Alle grundlegenden Lebensfragen Europas werden ohne jede Nachsicht auf die organie jchten Gehege des Werdens einfach nach Willfür und getrieben von der durch den unermöglichen Erfolg geradezu sinnverwirrend geiordenen nationalen Begehrlichkeit geregelt. Gleichsam mit Anwendung eines scharfen Meisters wird Deutschlands maßlose Verstümmelung vorgenommen und nachher wird es im Wahrsten Sinne des Wortes gefesselt. Aus dem völlig erschöpften Leibe wird der este Blutstropfen herausgepreßt. Der Herr dieser Situation ist Frankreich, das greisenhafte Land, dessen Bevölkerung Ion seit Jahren im Nachgang begriffen ist. Seine Herligsucht ist maßlos, es rottet den Triumph rertlos aus, gleichsam wie ein alter ehrgeiziger Routinier, dem an seinem Lebensabend no einmal das Shidjal die Macht Über die ihm tief Verhaßten, nachdrängenden Zungen in die Hand gibt. Frankreich wüßt die Gunst des Augenblicks bis zum äußersten aus. Er baut seine Machtstellung in geradezu phantastischer Art aus und gewinnt damit immer mehr die Möglichkeit, sein Prinzip der unbedingten Reaktion und der gewaltsamen Niederhaltung des aufstrebenden Lebens, dem es bei einem natürlichen Zustande der Entwickklung unbedingt erliegen müßte, mit eiserner Konsequenz D durchzuführen. Der natürliche WBlutkreislauf Europas wird damit unterbunden und Deutschland, das Her, DS Kontinents, gedrosselt; alles stöhnt unter dem unerträglien Druck, aber Frankreichs Diktatur ist nie, endlich schwer zu zertrümmern, selbst von Seiten seiner ehemaligen Bundesgenossen, weil sie selbst das Geget dieser Entwicklung mitbestimmt haben, wie oben dargestellt wurde. Frankreich ist das Symbol des sich selbst ad absurdum führenden, seelen roten, und geistwidrigen modernen Wirtschaftsimperialismus. Der Gegenpol von Baris ist Weoslau. Aber es ist seltsam feststellen zu müssen, daß zwisgen den kommunistischen Sowjets und dem hochkapitalistischen Stanfreid Gegenspieler auf denen ich die geistige Seelishe Hr im Grunde genommen eine ganz überraschende geisige Verwandtschaft besteht, obwohl sich Die tödlich Halten. Gewiß die Ideologien, die Machtorganisationen , sind grundverschieden und entgegengeseht, aber jung, aus der sie fliegen, ist auf der einen ,wie auf der anderen Seite annähernd glei. Beide Teile sind erfüllt von dem Glauben an die Macht der Materie. Diese ausschließlich zu besagen und zu beherrschen macht das Lebensglad aus. Die Technisierung, Rationalisierung und die wunschgemäße Konstruktion der Einrichtungen in Staat und Leben, bilden den Inhalt des Demtenz und Handelns. Selbstvergottung des Menschen auf der ganzen Linie! Der Untere Schied ist nun, daß in Frankreich die Befiger des Geldes, in Somjetrußland aber die Demagogen des B Proletariats die Peitsche schwingen. Hier wie dort der brutale, alles Widerstrebende niedertretende Wille der Klasse, die die Herrschaft für sich begehrt. Die Verjiedenheit der äußeren politischen Formen, doch die in Paris und Moskau die Herrschaft ausgeüdt wird, darf eins nit irreführen. Die französische „Demokatie” it in ihren Mitteln auch sehr despotisch, aber das Bolf erträgt sie leichter, weil die günstige, äußere Konstellation dem Lande Reichtümer liefert. Bon Bedeutung ist hier für die Erfassung der Physiognomie Europas nur Die Tatsache, daß in den europäischen Raum von Weiten und Osten zwei, in der wesentlich gleichen Nichtung wirende geistig-politische, Kraftströme hereinbrechen. Der eine bedeutet finsierste Neafiion, ver andere aufmühlendste Revolution, legiere aber nicht zur Befreiung niedergehaltenen Lebens, sondern nur um eine wahnwisige und teuflische Utopie durch Ströme von Blut zu erzwingen. Beide Tendenzen sind rein materialistisch eingestellt und dem organischen, natürlich wachsenden Leber bis zum äußersten feindlich gesinnt. Eramwindet sich Europa seit nun zwölf Jahren in fürchterlichen Schmerzen. Von Jahr zu Jahre werden die Verhältnisse verzweifelter, in allerlegter Zeit bat VER TITEET RETTET ERST EEE & NTEEE ATTENTAT | REEL. _ A GI LT RR 2 fs EN &) de f% RE: EI e nilinen Se er