Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Dezember (Jahrgang 57, nr. 17276-17305)

1930-12-08 / nr. 17283

Be Be Allgemeine De Schriftleitung: Hermannstadt, DORtEcBUgREe Nr.11. 19 für Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90’—; mit Atteliaug L 100 ° — Ginzeprens 2 va Kt vordatiert! Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25, Lerniprecher: Nr. 237. ; mit Postversendung: Inland: Lei 100 °—; Ausland: L, 135 °—; Einzelnummer L 5—; Sonntagsnummer L Bi­, Mr. 17283 A Hermannstadt, M­ontag den 8. Dezember 1930 57. Jahrgang Der Kongreß der Beamten­ verwahrung gegen alle Entlassungen Bukarest, 8. Dezember. Gestern­vormittag fand der Kongreß des Verbandes der öffentlichen Beamten statt, an dem Abordnungen aus dem ganzen Lande teil­­nahmen. Der Kongres richtete ein Huldigungstelegramm an den König und genehmigte nach Ausführungen berc­schiedener Redner einen Beschlußantrag, in dem Die Regierung ersucht wird, eine amtliche Kommission zu bestimmen, die mit dem Verband der Beamten die im Beschlußantrag vom 19. Oktober festgelegten Belange der Beamtenschaft verhandeln könnte. Wenn durch Die im Beschlagantrag vorgeschlagenen Einschränkungen sein Ausgleich Des Budgets sollte erreicht werden künnen, ersuchen die öffentlichen Beamten eine Progessivsteuer auf die großen Einkommen und Vermögen zu legen. Sämtliche Entlassungen von Berufsbeamten sind ein­­zustellen, bereit, Entlassene wieder aufzunehmen. Dem Lehrkörper soll so im Budget von 1931 Gerechtigkeit widerfahren. Das Vermögen aller, die Öffentliches Eigen­­tum verwaltet haben, soll sofort überprüft und beschlage­nahmt werden, wenn seine Herkunft nicht nachge­wiesen werden kann. Die Ruhegehälter sind zu überprüfen, zu erhöhen und in Einklang zu bringen. Der Vollzugsausflug des Verbandes­­ soll eine Audienz beim König erbitten und der Verwaltungsrat wird zu allen sonst notwendigen Maßnahmen ermächtigt. z Liberaler Parteitag im Banat Die Liberale Partei fest ihren Kampf zur Ges­in­­nung der öffentlichen Meinung eifrig fort. Nachdem die lesten V­ersammlungen in anderen Provinzen statt­­gefunden hatten, wurde nun Sonnabend und Sonntag das Banat aufgetfucht. Die erste V­ersammlung fand in Temespar statt, die zweite in Arad. Ueber Die Tagung in der Hauptstadt des Banates meldet Die „Diminenta”, daß etwa 5000 Teilnehmer geb­eten seien, die in den Landestrachten mit Banderien und Musik­­­apellen zunächst auf dem Plat vor dem Theater Des filierten und dann im Theater, das rei­­geschmilcht war, sich zur V­ersammlung einfanden. Nach Reden der ört­­lichen Führer, darunter des Borjigenden im Banat, Dr. Smbroane und den Abgesandten anderer Pro­­vinzen sowie des Schwaben Mebeidh, der in D­eutscher Sprache gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung sprac) und die schwere Lage schilderte solche eines ge=­wissen Renner von Perjamond, der ebenfalls in deut­­scher Sprache zum Anschlag an die Partei aufforderte, ergriff General Mojoiu das Wort, der im wesent­­lichen die in Hermannstadt entwickelten Ausführungen wiederholte. Er schlug mit dem Anruf an den König, die Zügel der­­ Regierung der Liberalen Partei anzu­­­vertrauen. Hierauf sprach Duca, der, wie auch in Czernowib, die Teilnehmer schweren Tieg, Gefolgschaft zu Teisten in dem Kampf zur Beseitigung der Regierung und zur Erstreitung des Erfolges für Die Partei. Er richtete zum Schluß auch einige deutsche Worte an Die Schwaben, denen er brüderliche Behandlung versprach. Er fand dann eine Kundgebung auf der Straße statt, an die er ein Bankett schlug. Nachmittag wurde noch­mals auf dem Theaterplat defiliert. Am gleichen Tage fand eine Versammlung in Braila statt, in der Lenate Moldopdan die Wieder­­gabe der Regierung an die liberale Partei forderte. Die Volkspartei in Ezernowik Buk­arest, 8. Dezember. Die Volkspartei hielt in Ezernowig eine Versammlung ab, in deren Verlauf Goga erklärte, er sei von jeher für die Einheit des Staates eingetreten, ohne den mitbewohnenden Na­­tionalitäten gegenüber unduldsam zu sein. Averescu ritisierte die Haltung der Regierung und ersuchte bei den kommenden NEN auf die Volkspartei zu stimmen. Die französischc he Regierungskrise Beincare lehnt ab . Barihou provisorisch betraut Paris, 7. Dezember. Der Staatschef wollte gen­stern vormittag Poincare mit der Kabinettbildung beauftragen. Doch zehnte Iegterer unter Hinweis auf Ippyelsieg Brüning: im Reichstag Notverordnungen bleiben Berlin, 7. Dezember. Nach achtstündiger Debatte hat der Reichstag gestern nachmittag und abend über die Anträge auf Aufhebung der Notverord­­nungen von Juli und Dezember sowie über die vier Mißtrauensanträ­ge entschieden. Wie nach den Ereignissen der legten Tage herauszusehen, hat der Reichskanzler auf der ganzen Front, wenn auch mit fast verminderter Mehrheit im Vergleich zu den Oktoberabstimmungen, gesiegt. Der Zerfall der bür­­gerlichen Mitte von rechts her schreitet ung­weideutig rasc­ weiter. Der Reichstag war, namentlich abends, statt über­­füllt. 546 von den 577 Abgeordneten nahmen an den Abstimmungen teil. Man begann mit der Abstim­­mung über den Deutschnationalen, nationalsozialisti­­schen und kommunistischen Antrag auf Aufhebung der Nordberordnungen vom 1. Dezember. Die Aufhebung wurde mit 293 gegen 253 Stimmen abge­­lehnt. Sodann ergab sie eine lange Geschäftsord­­nungsdebatte wegen des tendenzielfen nationalso­­zialistischen V­ertrauensantrages für Brü­­ning; die Nationalsozialisten wollten nämlich damit die Sozialdemokraten zwingen, entweder Brüning das Vertrauen offen auszusprechen oder bei Ablehnung des Vertrauensvotums, das natürlich auch Kommuni­­sten, Hugenberger und Die antragstellenden Nationalso­­zialisten selbst abgelehnt hätten, mit den 368 von 577 Stimmen der vereinten Nationalsozialisten, Hugenber­­ger, Kommunisten und G Sozialdemokraten die­­ Reichs­­regierung gegen den Willen der Sozialisten zur stürzen. — Mihirauen abgewiesen Auf den nationalsozialistisgen Trid antwortete Age­ordneter Ejser (3) mit dem Trid, über den nat nalsozialisischen Antrag „als nicht ernstgemeint“ übers­haupt nicht abzustimmen. Dieser Antrag wurde mit 98 gegen 233 Stimmen bei 12 Enthaltungen angenommen und so mußten die Sozialdemokraten dann dem Zen­trum ihre Vertrauen zu Brüning nicht öffentlich sind tun! Die Mittrauensanträge der Deutschnationa­­len, der Kommunisten und der Wirtschaftspartei wurden mit 291 gegen 256 bei einer Enthaltung abgelehnt. Bei: Der zweiten Lesung Demonstrierte Die W­irtschaftspartei durch Stimmenthaltung und die Regierungsmehrheit jant auf 18 Stimmen Schließlich wurde noch ein kommunistischer Antrag auf An­hebung der Zu­li- Notverordnnungen mit 307 gegen 235 Stimmen abgelehnt. Im allgemeinen Haben die Nationalsozialisten, Deutschnationalen und Kommunisten stets gegen Die Regierung gestimmt. Die Wirtschaftspartei hatte mit einem Mißtrauensantrag und dann mit Stimmenenthal­­tung gegen Die Regierung Demonstriert. Die übrigen­­ bürgerlichen Parteien (einschließlich der Huzenberufszes­­sion) sowie die Sozialdemokraten hatten für die Regie­rung gestimmt. Bei der Hauptabstimmu­­g hatte Brü­­­ning mit 293 Stimmen fünf Stimmen mehr al die absolute Mehrheit des Hauses. Die Sigung war öfter sehr stürmisch. Der Neichstag vertagte ih jhließlich auf Dienstag. KURS seinen Gesundheitszustand ab. Damit ersuchte der Staatschef den rechtsstehenden Senator Louis Bare­thou, die Kabinettsbildung zu Übernehmen. Barthou sagte unter Vorbehalt zu. Er konferierte mit Poincaré, Tardieu, Briand, so­wie mit den Präsidenten der Stam­­mer und des Senates­­ und soll heute dem Staatschef berichten, worauf seine definitive Betrauung erfolgen konnte, wenn Barthou die nötigen Mitarbeiter zu­frie­den glaubt. Barthou steht im 69. Lebensjahr und ist Advokat und Journalist von Beruf. Seit 1894 war er wieder­holt Minister fast aller P­ortefeuilles und in den verschiedensten Ministerien. Ministerpräs­ident war er nur 6 Monate lang im Jahre 1913, bei welcher Gelegenheit er die von Briand beantragte Verlänge­­rung der zweijährigen auf die dreijährige Militär­dienstzeit durchhiegte und damit zum Ausbruch des Welt­­krieges sehr viel beitrug. Er ist ein ausgesprochener Deutschenfeind und hat seine notorische Ge=­cäffigkeit u. a. auch als Präsident der „Reparations­­fommission” unseligen Angedenkens wieder­holt bes­tätigt., Nationalsozialismus in Schweden Stocholm, 7. Dezember. Gestern gab 8 Die erste Rauferei zwischen Nationaliszialisten und Kom­­munisten. Die Nationalsozialisten sind nach Deutschen Beispiel soeben gegründet worden. Der Moskauer Inedulferieprozeß Ramjin hofft auf Gnade Moskau, 6. Dezember. Nachdem der General­staatsanwalt Krhylento für Ramjin und seine Ge­­nossen die Todesstrafe beantragt und jede Gnade abge­­treten hatte, erklärte der Hauptangeklagte, Ramjin, daß er ft in den Antrag des Staatsanwaltes hinein­­finde, da er wisse, wie schwer er sie gegen die So­mjets vergangen. Sollte er aber Doch nie zum Tode ver­­urteilt werden, würde er sein Leben der Festigung der Somjets widmen, Tagesbericht. Weih­nachtsferien.­ Wie die Hauptstadtblätter melden, wurden die Weihnachtsferien für alle Säulen des Landes vom 21. Dezember bis zum 8. Januar festgelegt. (Aus Neumarkt a­n) Am Freitag hat die Polizei bei mehreren Führern der Arbeiterschaft Haus­­durchsuchungen abgehalten und 15 Arbeiter, darunter A auch städtische Vertreter, unter dem Verdacht beabsi tigter Demonstrationen verhaftet. nächsten Woche wird nach Fertigstellung aller Arbeiten v zu Beginn der Erdgas zur Heizung und Beleuchtung in die Stadt eins « geführt. (Unterschlagungen bei der Landwirt­­schaftskammer des Klaussenburger Komis tats.) Schon seit geraumer Zeit verbreitete Gerüchte über mangelhafte Kasjagebarung bei der Klausenburger Landwirtschaftsk­ammer müssen, wie „Keleti Ujjag“ be­­richtet, auch bis nach Bukarest gedrungen sein, da der dortige Zentralverband der Landwirtschaftskammern am 14. November zwei Untersuchungskommissäre Klausenburg entsandt hat. Diese, beide Buchhaltungs­­sachverständige der Zentrale, haben nach Prüfung der Kafja einen Abgang von 524.000 Lei festgestellt. Hier­­über der Direktion Bericht erstattet, den Präsidenten, nac; zugleich Kassier der Kammer, für den ee berant­­­wortlich gemacht und zur Deckung des gefordert. Theaterauffüh­rung in Bukarest. De Ortsgruppe Buk­arest des Bundes Deutscher Akademiker brachte am Sonnabend im Saal der Liedertafel das Lustspiel „Scherz, Satyre, Ironie und tiefere Bediens­tung“ von Christian Dietrich Grabbe zur Aufführung. Ein zahlreich erschienenes vornehmes Publik­um, Darun­ter an­ der deutsche Gesandte G. v. Mutius und Ges­mahlin, danften der immer neuen und lebhaften Bei­­fall für die wehlvorbereitete Darbietung. Um den in­­­­teressanten Abend hatten sich Licphil Gustav Barth­mes als Spielleiter und sind phil Alfred Boulin, Schöpfer des Bühnen, und Heinz Schulderus als bildes besonders verdient gemacht. Die Hauptrollen ruhten in den Händen des cand. phil. Hermann Fa.­tolet, cand phil, Hans Hodel (Schulmeister), Fri Emma Maurer (Luddi). Betrages aufr SE 2

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