Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1931. Juni (Jahrgang 58, nr. 17436-17458)

1931-06-11 / nr. 17443

m Pflicht. nee ee ZW Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11. Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 180, Verwaltung: Königin Dear­afir. Nr. 2b, Fermsprecher: Nr. 8. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90 °—; mit Zustellung L 100 °—; mit Postversendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L 135—; Einzelnummer L —; Sonntagsnummer I Gen Ar. 17443 27 Hermannstadt, Donnerstag den 11. Juni 1931 | 58. Jahrgang a de nune Tee BD oem in 3 politische Sieljeßung (H­­BL) Wenn vor dem Wahltag die gewesenen und neun kandidierten Parlamentarier unseres Volkes ihre P­rogrammmeden halten, dann bedeutet Das nach altem Brauch nit nur einen Rec­henschaftsbericht über Die persönlich geleistete Tätigkeit, sondern es wird zugleich der B Wählersgaft dargelegt, welce Haltung unsere Bolts­­vertreter in der Zukunft einzunehmen gewenten. Nun sind die Wahlen vorüber. Die Arbeit im neuen Parla­­ment soll beginnen. Da is­t wohl angebracht, Die Grundlinien des politischen Programms festzuhalten, das in den ähnlichen Wählerversammlungen dargeboten wor­­­den ist. Durch die Ausführungen aller dieser Programme­­reden Fang Das starre Vertrauen Durch, Das Das Deutschtum unseres Landes Der Regierung Jorga vorzu­­­bringen gewillt ist. Für dieses Vertrauen haben wir in den Wahlen Zeugnis abgelegt, weil wir den Manır nannten, der gegenwärtig an der Seite der Regierung steht und der uns durch Die Werke seiner Vergangen­­heit ebenso wie Durdh die Erklärungen der Gegenwart eine Bürgschaft dafür ist, da er den Negungen und Wünschen unserer Volksseele volles Verständnis und den Willen zu ihrer gerechten Erfüllung entgegenbringt. Da haben uns die Erfahrungen der Vergangenheit gelehrt, daß jede Regierung bei der Durchführung solcher Gedanken auf politische Widerstände stößt, nicht nur bei den Parteien der OOpposition, sondern auch in­ Den Reihen der eigenen Gefolgschaft. Die stärkste Kraft der Opposition, die nationalzananistische Partei, hat Ion im eben vergangenen Wahlkampf ihre Werbetätigkeit in Wort und Schrift in den Gedanken gestellt, ob das Rumänentum Siebenbürgens es abermals hinnehmen wolle, unter die Sklaverei der Sachen gestellt zu wer­­den. Eine solche Stellungnahme pflegt fortzufvitzen auch in den Beratungen de­parlaments. Daher können wir uns der Sorge nicht erwehren, daß selbst bei bester Wohlgesinnung der Regierung Jorga ihre Absicht nicht ohne Widerst­ände Durchzeführen sein wird, unserem Bollstum im Rahmen des rumänischen Staates Diejenigen Lebensnotwendigkeiten zu bieten, deren es unbedingt bedarf. Die parlamentarische Grund­­lage der Regierung Jorga ist nicht stark, ihre Mehrheit in der Kammer ist gering und auch vom Dieser Mehrheit gehört ein Teil den Sondergruppen an, die sich der Regierung im Wahlkampf angeschlossen haben, ohne in der Partei der Negierung ganz aufzugehen. So steht opr­um3 die Frage, welche Folgerungen ji für un­sere Bosfspolitik ergeben, wenn die Negierung yorga infolge innerer und äußerer Widerstände sich nicht in der Lage sähe, ihre guten Absichten uns gegenüber in Taten umzufegen, wenn auch in diesem Falle Hoch gemute Hoffnungen fn in bittere Enttäuschung wan­­deln sollten. Da ist es für uns eine Genugtuung geb­eten, wenn aus der Programmrede des Borsigenden der Deutschen Partei, Dr. Hans Diiv Roth, die feste Entschlossene beit sprach), die unveräußerlichen Forderungen unseres Bollstums unentwegt festzuhalten, was immer die nächste Zukunft bringen möge. In dieser Programmrede war der Sat festgelegt: „Unsere Sorgen von gestern sind une fere schiveren Sorgen bon heute. Wir wissen es wohl, da weder doch freundschaftliche Erklärungen, moch doch, die besten Absichten diese Sorgen behoben werden künnen, sondern daß es um ganz konkrete Dinge geht, in denen nur Taten sprechen, deren Bollbringung in Die Hände der Regierung gelegt ist. Darauf aber kommt es an, daß wir selber die feste Entschlossenheit haben, auf der Erfüllung der Grundbedingungen zu bestehen, ‚auf denen allein si ein freies und gleichberechtigtes Zeben unseres Bollstums im rumänischen Staate auf­bauen kann. In 7 Punkten hat der Bereisende der Deutschen Partei diese Forderungen in, bezug auf unsere Kirche und Schule, auf die Gutmachung der Verluste durch die Agrarreform, auf unsere völfische Geltung im Bere­waltungsleben zusammengefaßt. Diese 7 Punkte sind geistiges und seelisches Eigentum unserer ganzen Deuts­­chen Bollsgemeinschaft geworden in all den Jahren, in denen wir um die noch immer unerfüllte Geltung dieser Forderungen kümpften. Zu ihnen beiennen wir uns auch fest, wo unter der Leitung des Ministerpräsi­­denten Zorga ein neuer Abschnitt unserer Beziehungen zur rumänischen Staatspolitik beginnen soll. Es ist unser herzlicher Wunsch, daß Die Erfüllung Ddieser For­­derungen ji in Güte und Frieden erreichen lasse. Wer aber von der Notwendigkeit der Erreichung eines be­­stimmten Zieles Duchdrungen ist, der muß si auch die Frage vor Augen halten, was zu geschehen hat, wenn der V­erständigungswille und die friedlichen Mit­­tel nicht zum Biele führen. Der Kurs unserer Bolfg­­politik für diesen Fall ist schon seit geraumer Zeit fest­­gelegt, doch Anrufung des Völkerbundes eine klare Entscheidung darüber herbeizuführen, was uns im Sinne der Friedensverträge im rumänischen Staat Tätigkeitsplan des Unterstaatssekretariates für Minderheiten Das Unterstaatssekretariat für Minderheiten wird al beratendes Organ der­­ Regierung für Min­­derheitenfragen eine Tätigkeit nach 2 Richtungen ente­wickeln: M nach) theoretischer, B) nach) prak­ischer Rich­tung. · A.Theorekische TäMeit Das Muderheitensproblem ist v­om Krikegeherwärts ein­es der meisterörtern­en Probleme Das Problem hathntwicklung seiner reichenx Literatur geführt Gelehrwgumm und Ansehen in der Welt haben ihm Hunderte von Monographien und Studien gewidmet und e3 nach allen Richtungen und von allen Gesichtspunk­ten untersucht. Es gibt seine Versammlung des BVBölterbundes oder des Bölterbundrates, in der dieses Problem nicht Gegenstand der Verhandlungen bilden wilde. Es wird im den Versammlungen Der interparlamentarischen Union und Der Union der Ge­­sellcaften für den VBöl­erbund, im den Versammlun­­gen verschiedener Vereinigungen von Juristen erörtert und beschäftigt dauernd insbesonders Die europäischen Minderheitenkongresse und Das ständige Generalsekre­­tariat dieser Kongresse In­ den interessierten Staaten andererseits sind ver­­schiedene Tontrete Maßnahmen zur Lösung der einzelnen Minderheitenprobleme getroffen worden. Hierü­ber gehört die Kulturautonomie in Estland, die Schule­autonomie in Lettland, das Abkommen zwischen Deutsch­­land und Polen, der Ticecostovadei und Oesterreich, der Tichechoslovakei und Polen bezüglich der Libecine an Rechten und an Leistungen seitens des Staates zur steht gegenüber den Pflichten, die mir voll und bereit­­willig erfüllen. Dieser festgelegte Kurs darf nicht außer acht gelassen werden für den Fall, da an Die guten und schönen Absichten Der Negierung Forgr an bei gleic­hen Widerständen scheitern sollten, auf die ji Die Regierungen immer beriefen. Neben dem Vertrauen zur Regierung Sorga und dem Glauben an ihre guten Ab­­sichten muß unser fester Wille stehen, daß wir selbst unablässig und unverrüdbar für die Erfüllung der uns sustehenden Rechte streiten wollen. Nur aus dem Zus­­ammenh­ang dieser beiden Einstellungen kann mne­ine Befreiung aus der Bedinhung in heutigen Lage werden, betreffenden Staaten uf. Fernerhin organisieren sich die Minder­­heiten selbst zu gemeinsamen Aktionen wegen Gel­­tendmachung der Rechte, von denen sie glauben, das sie ihnen zusommen. So haben außer dem allgemeinen Kongreß der Delegierten sämtlich­er euro­päischen Minderheiten, die ein ständiges Gene­ralsekretariat in Wien haben, die heuti­gen Minder­­heiten der europäischen Staaten einen Ver­­band, der im Jahre 1922 geschaffen wurde und die Zeit­g­rift „Nation und Staat“ herausgibt. Auch die pol­nischen Minderheiten haben sich im Jahre 1929 in einem solchen Verband organisiert und im gleichen Jahre haben die russischen Minderheiten eben­falls ihren Verband ins Leben gerufen. Die ungarie­igen Minderheiten in Rumänien, Jugoslavien und in der Tihestoslowakei stehen, ohne einen offiziellen Verband gebildet zu haben, in ständiger Fühlung mitein­­ander. « organisiert nach dem Shitem Des Institutes en Au­­ ras Arbeitsprogramm des Unterstaatssekretariates für Minerelle Schläfungen des Unterstaatssekretärs für Minderheiten Rudolf Brandsch vor den Bertretern der Breite­n slowakischen, Deutschen und polnischen Minderheiten der Unterst­aatssekretär Rudolf Bramdich empfing heute nachmittag 5 Uhr im Ministerprä­­idium die Bere­trete­r der nie und ausländischen Bresse, um ihnen Das Arbeitsprogramm des Unterstaatse­serretariates für Minderheiten besormmigus­­geben. Der Minister teilte einleitend fest, Daß Das Unterstaatssekretariat nach den Wahlen seine Tätigkeit voll aufnehme und schlug hieran die um die Presse gerichtete Bitte um unwohl­­wollende Mitarbeit. Die Minderheitenfrage gehöre zu den beißelsten Problemen. Da bei ihrer Behandlung psychologische Imponderabilien mitsprechen, falle der Breite vielfach eine entscheidende Rolle zu. Es sei hier an das Wort Konrad Ferdinand Meier­ zu erinnern, der gesagt habe, daß es politische Probleme gebe, die große Bedeutung für helle Köpfe und besonnene Hände haben, die aber sehr verderblich sind, wenn sie ein frecher Nemd ausspreche und sie eine vergiftete Feder niederschreibe. Bei der Minderheitenfrage sei, wie nicht vergessen werden dürfe, vom seiner Parteifrage die Rede, sondern von einer Staatsfrage ersten Ran­­ge, die mit besonderer Aufmerksamkeit und Borsicht angefaßt werden müsse. Nach einer wiederholt ausg­e­sprochenen Bitte um Unterfrügung der Tätigkeit des Unterstaatssekretariates für Minderheiten überreichte Unterstaatssekretär Rudolf Brandih den P­ressevertre­­tern einen fristlich niedergelegten Tätigkeitsplan, der im Deutscher Webertragung folgendermaßen lautet: Die Bedeutung des Minderh­eitenproblems und die Ausdehnung,die es nach dem Krieg gewonnen hat,« haben zur Errichtung einiger besond­erer Orga­nisa­­ti­onen zu s­einem Studium und seiner B­eschal­­tung geführt so befaßt sichsteutschland außer dem großen Institut für das Auslanddeutschtum­ in Stuttgart, das u. a. mit besonderer Aufmerksamkeit auch die Lage der Minderheiten im allgemeinen verfolgt, auf das an der Universität in Marburg errichtete Institut und dann das Institut für Grenz und Auslandstudien und die Deutsche Gesellschaft für Nationalitätenrechte in Berlin mit den Minderheitenproblemen. In Wien ar­­beitet das In­­titut für Statistik der Minder­­heitenpörfer u unter der Leitung des Professors K­. Winkler. Die Polen verfügen über die Ianitaf Tee das Studium des Minderheitenproblems in Barsdau, das die Zeitschrift „Dueitiong Minor­taires“ herausgibt. Ein ähnliches Institut wurde im Vorjahr in Prag geschaffen, das ebenfalls eine Saczeitschrift herausgibt. In Dfenpest wurde neben der Generaldirektion für Statistik eine besondere Sek­­tion für das Studium des Minderheiten­­problems und auf Grund einer Verfügung der mne­garischen Regierung ein der Akademie in Dfenpeit schloffenes Amt für das Studium dieser Er­bleme errichtet. In unserem Sand hat die ungeringe Par­tei eine besondere Sestion unter der Leitung des Heren €, Jatabn­y, Direktors der Zeitschrift „Magyar Kisenbjeg” (Ungarische Minderheit) und „Slatul Mino­­titatilor", geschaffen. Diese Sektion beobachtet die Er­regnung der Minderheiten im allgemeinen, durch sie hält das Ungartum die Beziehungen zu den Minden­den des Auslandes aufrecht, insbeson­­ders hat die Sektion aber Die Berufung, alles über das Leben der ungarischen Minderheiten DE Landes in alen seinen Remdgebirgen unterrichtende Material zu sam­­­meln. Das Deutsche Kulturamt in DENE (Eigener Telephonbericht) IOWIRERR, 9. Juni 3 ; « ERETERRER |

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