Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1931. August (Jahrgang 58, nr. 17486-17511)

1931-08-01 / nr. 17486

Mitleitmng Wstadt Hthe Nrn Fecmprechexterl­under ZO Berwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25, ÜSERIERAGeE: Nr. 237. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90—; mit Zustellung L 100 °; mit Postversendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L 135 °—; Einzelnummer L 5—; RER Nr. 17486 W Hermannstadt, Sonnabend den 1. August 1931 Re die reifende Außenpolitik Neben der Außenpolitik die Geldpolitik die Heimkehr der Engländer London, 30. Juli. Mac­Donald, der gestern mittag in Hannover in Die Stadt besehen hatte, landete nachmittag im Rotterdam, von wo er nach anderthalbstündigem Aufenthalt nach London flog und dort abend ankam. Seine erste Frage galt dem Be­finden des­ sh­mwerkranken Liberalenführers Lloyd Ge­orge, des besten Bundesgenossen der offiziellen Ar­­­beiterpartei. Den Journalisten sagte Mac­Donald, Die Berliner Besprechungen seien erfolgreich gewesen und hätten stets die Deutsch-englische Freu­n­dschaft zum Ausbruch gebracht. Henderson, der kurz vor Mac Donald ankam, bezeichnete die Ber­­liner Besprechungen als angenehm und erfolgreich. Von Rotterdam schickte Mac Donald an Brüning, von Ca­­lais Henderson an Kurtius die üblichen Danktelegramme nach Berlin. Die heutige Londoner Piorgenpreise be­­handelt weitläufig die Ergebnisse der Berliner Reise der beiden englischen Ministerz; sie betont, daß irgend­­welche greifbaren Ergebnisse zugunsten Deutschlands nicht erzielt wurden, daß aber der Besuch beim Deutschen Relfe einen guten Eindruck hinterlas­fen habe. Eine interessante engltige Unterhausligung London, 30. Juli. In der gestrigen I­nterhaus­­ligung fragte der liberale A­bgeord­nete Mander, ob die Regierung nir vielleicht Ddoch mit Amerika und Deutschland zusammen die Sanierung Europas bewirken solle. Auf Die ausweichende Antwort des Außenunterstaatssekretärs Dalton fragte Mander, ob die Regierung nicht unabhängig­ von Frank­reich vorgehen wollte? Der Borfigende half der Negierung aus der Verlegenheit, indem er die Frage zurückwies! Finanzminister Snomden sagte dann, Fragen über die internationale Finanzlage seien fest nicht unwünschensiwert. Die Regierung hoffe aber, bald frei sprechen zu können und werde das entgegen dem früheren Plane fest doch, bis zum 20. Oktober in die Ferien gehende Parlament gegebenenfalls besonders einberufen. Deutliche und französische Neilepl Berlin, 30. Juli. Die von den hiesigen fra­uenfreundlichen Blättern öfter wiederholten Meldern 2avdal und Briand Tamen in der ersten 2 hälfte (5. bis 15. August) nach Berlin, werden Barifer Brejje kommentarlos wiedergegeben; werden sie weder beglaubigt, noch­ abgestri: Bariser Linisblatt „Deupre”‘ macht aufmerfja val wolle baldmöglicst nach Rom ! um es mit Mussolini wegen der Flotten, die entgegen englischen Meldungen ndr ganz Löft ist, zu einigen. Jedenfall will Laval Deutschen in Rom zuvor kommen und Ien, welchen Eindruch Mussolini von den derung in Berlin. Die italienische Politik se seit dem Auftauchen der deutschösterreichischen ,­unionpläne ganz außerordentlich; trogdem wird eine französische Orientierung Stasi für ganz unmöglich gehalten, da ziwijche und Paris ganz andere Gegenjäbe: bestehen aß. Ihen Rom und Berlin­ Her zu bessern, müßte nung in einer Aussprache mit Mufs­­olini ae Sen zu Mussolini gelangen. Keine deutliche Nachgiebigkeit in der Panzerichn­frage a wird dementiert, was die Franz öfter behaupten , das Stimson in seinem Bespräche­n­­ dm Reich Minister Dr Groenerenetcht habek Deutschclmld auf den Bau des sogenannten Kreu verztchste Auch sonst habe sich Deutschlan­ds der Abrü­stungsfrage nicht gebunden«» kanntlich strebt das offizielle Deutschland nach Ruf­gleichheit.) Die Ern­a Linte will troßdem Deutsch noch weiter abrüsten . Sparen ? ‚Don Sr. Heinrich Siegmund Das Wort vom Sparen ist zu einem geflügelten geworden, Das uns tagtäglich, begegnet und besonders häufig als Mittel zur Heberwindung der wirtschaftlichen Kotlage empfohlen wird. Wir empfinden Diese ganz besonders sch­wer, weil sie die Erhaltung von Kirche und Schule ernstlich gefährdet und im Wege der Ar­­beitlosigkeit V­erarmung, Verelendung und viele tiefe Berbitterung in unsere Familien hineinträgt. Wir fünnen aber auf die Dauer weder eine Schwächung unserer Eiche, wo eine Herabminderung der Schul­­leistung, noch auch eine Loderung oder gar Sprengung des gefunden lebendigen Gefüges, das uns alle zum V­ollsganzen zusammenbindet, vertragen. Andererseits muß das schredliche Gefühl verzweiflungsvoller Bere tassenheit, das Dem Arbeits- und Er­werbslosen Das Herz zusammentrampfen läßt, uns alle zur äußersten Anstrengung in der Abhilfe zwingen. Wäre also das Sparen wirklich das wahre, helfende Mittel, dann müßten wir es im ganz anderer Weise, als es bisher geschehen ist, zu verwirklichen Juden. Das Wort müßte zur Tat werden! Seder von uns wäre zur ernsthaften Weber­­prüfung seiner Bedürfnisse, seiner ganzen Lebenshal­­tung verpflictet. Die Frage erscheint in der Tat so wichtig, daß eine Kung über die Bedeutuung des Sparens für die jährliche V­olfswirtschaft wohl nit zu umgehen ist. Unter Sparen kann man zunächst eine allgemeine Einskränkung der Ausgaben versiehen. Mar begreift dann Darunter Die Herablegung der Ausgaben für Rahrung, Wohnung, Kleidung, Bildung, Kunst und Bergnügen, also alles, was zum Begriffe der Lebens­­haltung gehört. Insofern darf es wohl ruhig ausge­sprochen werden, daß in dieser Hinsicht alle Berufe und Stände im allgemeinen fest viel höhere Ansprüche stellen, al­s8 auf nur kurz vor dem Kriege Der Fall war. Es kommt dies ganz besonders deutlich 3. 2. in den Wohnungsbedürfnissen zum Austend. Kein Zweifel demnach, daß auch ohne Schmälerung echten Lebensgenusses und wahrer Lebensfreude eine viel grö­­ßere Bescheidenheit der Ansprüche Bla greifen künnte. Was wäre aber die Folge eines solchen S­parens? Zunächst gewönne der einzelne Familienhaushalt Die Möglichkeit, für besonders sch­were Zeiten, zur lebere windung von wirtschaftlichen Rückschlägen durch Kranke beit, Seuersbrunft, geschäftliche Mißerfolge usw. wüsliche NRüdlagen anzulegen oder ettwaige Schulden abzuzahlen. Der bürgerliche Wohlstand nähme algemein­ zu und erhöhte die Lebenssicherheit von jung und Mit dem gleichen Einkommen künnten nun mehr Kinder ernährt und erzogen werden. Er eröffnete sich, Die Möglichkeit zur Erweiterung alter und Einleitung und Durchführung neuer Unternehmungen. Im dem glei­­chen Wohn- und Siedlungsraume fänden man mehr Familien, mehr Bauern, Handwerker u. a. Unterkunft, also eine Lebensstelle. Ein gewiß freundliches Bild! Aber es hat leider mich seine Kehrseite. Jeder einzelne Haushalt it ein Teil des völfischen Wirtschaftskörpers. Sein wirts­chhaftliches Verhalten bleibt nur ohne Rückwir­­kung auf die Ge­samtheit, sowohl im guten, n­ie au im bösen Sinne Sparen alle Haushal­­tungen an der­ Wohnung, dann­­ erweist sich Die augenblicklic­he Anzahl der­­ H­äuser und Wohnräume so­­fort als zu groß. Wir sehen das ja heute an der großen Zahl der verläuflicen Häuser, der leerstehenden Woh­­nungen und dem starren Sinten der Mieten. Das ganze Baugewerbe hatte längere Zeit seine Arbeit. Es mühte sich auch für immer auf einfachere Bedürfnisse ein­­stellen. Viele seiner Zweige würden ganz überflüssig. E35 käme somit zu einer Vereinfachung der beruflichen Arbeitsteilung, die zum­­ Stillstand von großen und klei­­nen Betrieben, von geschäftlichen Unternehmungen, ja allmählich zu einer wesentlichen Einschränkung von Han­­del und Verkehr führen müßte Wenn wir, uns bare stellen, wie unsere Großväter gewohnt haben, wie sie gekleidet waren, sich unterhielten und vergnügten, dann haben wir das ungefähre Bild des Lebenshaltungse­instandes, wie es doch ein allgemeines Sparen ge­wirft werden müßte. Man kan­n man gewiß fragen, ob une­ter Bolf,­ auf­­ diese niederere Stufe der allgemeinen Lebensansprüche verlegt, den heutigen Anforderungen des Kampfes ums Dasein gewachissen wäre? Wäre es Dadurch, in der Lage, seinen Lebensraum nicht mehr zu er­­halten, sondern ihn auch Dauernd zu vermehren — beides it ja heute seineswegs der Fall! —, dann müßten alle sonstigen Folgen mit in den Kauf genommen werden. Die Umstellung der brotlos gewordenen Berufe würde schließlich, wenn ich, freilich unter großen Opfern und bei mannigfachen Zusammenbrüchen einzelner Familien, doe erfolgen und allmählic die Gesundung in allen Rollschichten eintreten. Die allgemeine und dauernde Herablegung der Lebensansprüche bedeutete gegenüber den heutigen Lebensverhältnissen u­ieser Wolfssend­ler sicherlich eine unwesentliche Erhöhung der wölfischen Le­benstüchtigkeit. Allein e8 wurde schon auf die Gefah­­ren des Scharens, das er etwa auf die Wohnungsbes­­­dürfnisse allein beschränkte, Hingewiesen. Gelänse e3 auf­ noch, diese vorübergehenden, auf ein Arbeitsgebiet, näm­­lich: das des Wohnbaues, bescränkten Kran­heitserschei­­nungen zu überwinden, sie würden unser Bolt bei dem Uebergreifen auf alle wirtschaftlichen Gebiete in kur­­zer Zeit töten. Wir erhielten bei allgemein durchgeführ­­ter Sparsamkeit die gegenwärtige, durch die Geldver­­knappung bewirkte Wirtschaftsnot in stärkster A­uspräs­­ung. Unsere Gesamtwirtschaft bitte in entseglichster Reife an Ablassrodung, Stillstand der Groß- und Klein- Betriebe, an Arbeitsosigkeit, Verschuldung und allgemei­­ner Beresendung, die Schließlich zu Wolfsaufständen und Bürgerkriegen führt. Wer heute dem allgemei­­nen Sparen das Wort redet, trägt zur Ver­­tiefung der heutigen Wirtschaftsnot bei. Können wir ihr den­n dieser Seite her gar nicht beistommen? D­­och! Wir müsen nur an Stelle des allgemeinen das richtige­ Sparen jegen! Wir ver­­stehen darunter jene Wirtschaftsweise, die den Zu­fuhrüberschuß des jähhstigen Wirt­körpers möglichst hoch hält. Es geschieht das, wer aus dem nichtsachsischen wirtschaftlichen Arme «« nur die gerade unentbehrlichen Waren einführen und alle uns entbehrlichen eigenen, dur Fleiß uich­tigkeit vermehrten Waren und Leistungen ausführen, Daß damit an der Gedanke der Gelbstwerfer verknüpft ist, Liegt auf der Hand. Wozu brauchen wir, enal#” „aber tschechische Stoffe, wenn wir sie von Volts- KR genoffe” ebenso gut oder bald gar noch bessert und billiger beziehen künnen! In der zunehmenden Ü­­­bersorgung wäre auch ein nur Ausgleich für je Fülle gegeben, wo der Rückgang des Einfuhrvers das Einkommen jähhriicher Kaufleute und Ha­fjmälerte. Auch hier eben bliebe das Sparen nie ohne nacheilige Rückwirfung auf einzelnen Gelde der jächrlichen V­olf­swirtschaft. Da wäre demgegen s­o über der Vorteil überwältigend groß. Er würde 3. 8. auch dem geschädigten Kaufmanne mittelbar un­reichlicher zufliegen, je flarer das richtige Sp zugleich zum planmäßigen Ziel sparen m würde. Bier haben wir schon angedeutet: Erhaltung von­­ und Schule, Eindämmung der Arbeitlosigkeit und ti­her Raumgewinn. Führen wir ihm den entspre­chen Anteil des Ausfuhrüberschusses zu, dann­­ jeder TENRR, CRICOEEONGER, (also auch) der RAP € 3 werden in folgendem Maße Mittel zur Entschul­­­­dung oder wenigstens Schuldenmilderung zur Vera, auf denen die „Selbsthilfe“ eine wirtschaftliche­re Belebung selbst heute noch), wo das hier empfohlene richtige Sparen­raum in Angriff­ung ist, unsere Städte und Dörfer Hineinträ­ge ren­detet. Verringerung EA­­­­usgaben. | ... 3

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