Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1932. Januar (Jahrgang 59, nr. 17615-17639)
1932-01-15 / nr. 17625
,»«. l! -««U-..-un fer- rot-Ob su- ululwr — Taxele plätitein numäcar ord. Dir, Gen. P.T.T. See Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Famnlimen Schriftleitung: Hermannstadt, Honteruägafje Kr. 11. Fernsprecher: Yr. 41 und Wr. 180, Verwaltung: Königin Damaste. Nr. 2d, Fernsprecher: Wr. 237. Bezugspreiß ist einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90, mit Zustellung L 100 °; mit Bestversendung: Inland: Lei 100 °—; Anstand: L 185 ° —; Einzelnummer 1, 6; Sonntagsnummer L 6 ° Nk.17625«« Hermannstadt, Breitag den 15, Januar 1932 59, Behrgeng Brünings Dorstoß (®. &.) Neidstanzler Brüning hat in der Tributfrage zweierlei getan. Erstens: Er hat die Botshafter der fremden Mächte in Berlin — den französischen V Botschafter sogar vor (!) dem englischen, wie man in Paris befriedigt feststellt — geheim dahin orientiert, das Deutschland, im Sinne des Basler Gutachtens ungeachtet aller Anstrengungen zahlungsunfähig geworden, nicht die Absichthabe, unmögliche Kompromisse hinsichtlich späterer Tributzahlungen einzugehen, sondern in Lausanne eine endgiltige Lösung anstreben werde. Die Botschafter haben ihre Regierungen geheim pünktlich verständigt und niemand hat sich besonders aufgeregt. Zweitens: Der Reichskanzler hat dem Chefredakteur des Berliner amtlichen Molffischen Telegraphenbüros ungefähr Dasselbe wie den Botschaftern gesagt. Sämtliche Zeitungen der Erde haben es weitergegeben. Die Wirkung auf die amtliche und private Deffenthheit der ganzen Welt war ungeheuer. Worin liegt nun der die verschiedene Bewertung rechtfertigende Untersried im den beiden Mit- Sn. „des Reichskanzlers“. Einfah darin, daß der « unzweideutigen weine Kostentnnenungnahme zu dem gegen größten Weltproblem die derzeit jeher in Mode stehende Teiletreterische Geheimdiplomatie wenigstens für die bevorstehende Lausanner Konferenz ausgeschaltet hat. Nun mwissen die Massen, um was es geht, seine in Geheimeigungen ausgeflügelten, für den innenpolitischen Propagandagebrauch. Ihrwäherer Regierungen auf getafelten Kompromisse sind möglich. Deutschland hat von den Basler Fachmännern die einstimmig gegebene Bestätigung erhalten, alles zur Abwendung seiner Zahlungsunfähigkeit möglic umso erfolgloser versucht zu haben, als die Voraussegungen der Youngplanfachmänner samt ihren Folgerungen falsch gewesen sind. Daraus ergibt ich sofort, da eine Anklage der Tributnusnieher beim Haager Gerichtshof, Deutschland habe den Youngplan „zerrissen“ und müsse si daher nach Belieben der Nusmeger Sanktionen gefallen lassen, unmöglich wird; man könnte nach den bisherigen Erfahrungen dem Gerichte des Völkerbundes zwar viel an Rechtswidrigkeit zumuten, aber diesesmal müßte selbst der Haag versagen! Französische Stimmen teilen dem auchon heute fest, da Frankreich weder an einen Hangappell no an Sanktionen denke. . . Das Eingreifen Brünings durch sein Wolfsinterbieto erfelgte gerade rechtzeitig, um den Umfall Englands aufzuhalten. Schon vor Weihnachten haben französische und englische Tributfachmänner der beiderseitigen Bistanzministerien über die für Lausanne geplante englische französische gemeinsame Taktik beraten; nunmehr legten sie fort u und standen vor dem Abschluß. Uresprünglich ist England, allerdings nur die Wirtschaft und nur die Finanzbilrokratie, für die völligentreideutschen Tribute eingetreten; Suankreic wollte dagegen höchhstens ein einjähriges Youngmoratorium bei teilweiser Weiterzahlung Deutschlands gewähren. Die heimieten Engländer boten dann den Franzosen ein fünfjähriges, später ein dreijähriges Mioratorium für Deutschland an und schienen eben im Begriffe, unter den französischen Drohungen auf ein zeijähriges Moratorium mit spätren Nacjzahlungen einzustehen. E 3 ist dies das im Böllerbunde erprobte System Franfreidig, niemals eine Verhandlung mit Deutschland zuzulassen, bevor er nicht Frankreic vorher geheim mit England, dann im englischen angeblichen oder wirklichen Einverständnisse mit Italien auseinanderzufegen vermochte , und Ihliegi ihm mit der einen oder anderen gerade wichtigeren Macht; erst nach Erzielung einer wenigstens für den vorliegenden Fall gedienten Einigung der Kriegsausnießer U. wurden die Probleme Deutschland vorgelegt und mußten dann von diesem glatt angenommen oder abgelehnt werden. Inziirchen begann von hinten ehe die Bearbeitung der Linksdeutschen duch die französische euer die besonders Häufig von Briand über Boncour zum Mühlhausener jest französtischen, Früher deuten Abgeordneten Salomon Grumbach), von Diesem zu seinem intimen Freunde ı und Führer der sozialdemokratischen Stakion im Reichstage Dr. Breitscheid führte; von da ging sie über einzelne Linksminister zum Reichsakanzier.. Man fah typisch vor dem Locarnopakt und Berferbundeintritt Deutschlands in Lausanne Oktober 1925, sah es nicht weniger typisch im Genf gelegente li der Vorbereitung der Haager Konferenzen September 1928. Jede deutsche Regierungsposition ist bisher bei jeder internationalen Tagung von bis her aufgerollt worden. Von Halbtag zu Halbtag Ihm wächte ji regelmäßig die Deutsche Stellung und erst ganz zum Schluffe mußten dann die bis zum Momente des Umfalls oft selbst getäuschten heutigen Journalisten die Leser „auf den Umfall vorbereiten”. Ich höre noch heute die Stimme eines Deutschnationalen Journalisten, an dem Tage, da Luther und Griesemann gegen 4 Uhr nachmittag Die plößlich nötig gewordene Unterzeichnung des Locarnopartes innerhalb der zwei nächsten Stunden der Presse bekanntgaben, die Minister bitten, Doch wenigstens einen halben Tag nach zu warten; im Abend»blatt habe man ERe3 tünde alles gut und man würde nach, mindestens.a Nähte Morgenblatt zum Uebergang brauchen! Der Bie werden, denn Die Reichsregierung war „plöslich” ums gefallen .... Neichsfanzgler Briming hat die Schiffe Hinter siberbrannt. Er wenigstens kann sein Fompromiß mehr eingehen. Und er braucht es auch nicht, da er die Einheitsfront der deutschen Parteien von den Nationalsozialisten bis zu den Kommunisten (gewisse, einst berühmte, fest ziemlich) , unterstandlose parteidemokratische Journalisten ausgenommen) in der völligen Ablehnung der Tribute hinter sich hat. Die seinerzeitigen deutschen Erfüllungspolitiker und Youngfreunde sind nicht mehr wiederzuernennen! ® englische Ministerpräsindent MacDonald Hat das Wesentliche in Brünings Auftreten als rigtligans erkannt. Sein sanfter Tadel trifft das Ungewohnte im Vorgehen Brünings, der in die Oeffentlichkeit flüchtet, wie es mancher englische Minister ja auch schon früher tat! Und wie es MacDonald, der mit seinem meist noch der Kriegszeit entstammenden Beamtenfomjet oft genug hilflos Dasteht, vielleicht auf no tun wird! Wis Gläubiger Englands hat Frankreich das Schicsal des englischen Pfundes in der Hand. Und als gemeinsame Schuldner Ameritas möchten England und Frankreich manchmal eine antiamerikanische Schuldnerfront unter Stanfreihs Vortritt organisieren, wenn sie nur auch Deutschland zur für Deutschland Höchstens schädlichen Teilnahme gewinnen konnten! Der französische Ministerpräsident Sabal hat seine für den 14. d. M. bereits angesagte teilweise Regierungsumbildung in eine Gesamtdemission der Regierung umgewandelt. Briand scheint weniger tot als je. Sein Stabstrompeter Sauerwein, 24 Jahre lang außenpolitischer Chefreporter des „Matin”, hat dieses Blatt verlassen, weil er angeblich dessen neu verschärfte Kriegspolitik nicht mitmachen künne. Die Arbeitlosigkeit nimmt in Stanfreicy sehr rajfd zu und mangels einer richtigen Arbeitsofenfürsorge Fanız sie sehr gefährlich werden. Gestrige finanzielle Zeitungsstimmen schildern selbst Die Finanzlage Frankreichs mit Seinem künstlich aufgeblähten Soldihag und seinem sehr großen Haushaltdefizit als jeher unsicher. Schon 1926 gab 88 französisge Stimmen, denen die Krankenstabilisierung Durch Poincaré unsolid erigien! Das Entscheidungsjahr 1932 hat sehr ernst begonnen. Trog Not und Elend findet es das hartgeprüfte deutsche BolE unter Hindenburg und Brüning in verhältnismäßig günstiger Position; die andern maßgebenden Völker müssen noch doch manches Fegefeuer hindurch, der das Deutschland bereit geläutert worden ist. Hunger nute nicht entsprochen wei Schulen für 20.000 Deutscher Die Schulnot des Deutschtums in Czernowig von Bruno Skrehunek, Czernowik Im legten Jahre konnte das Bukowiner Deutschtum im Skampje um seine Schulrechte bis zu einem gewissen Maße Erfolge erzielen. , Diese Erfolge bezogen si jedoch nur auf das Schulwesen in der Provinz. Im einer ganzen Reihe kleinerer und größerer Gemeinden sowie in einigen Provinzstädten mit bestrechtlicher oder mit rein deutsher Bevölkerung wurde die Wiedereinführung der deutschen Unterrichtssprache oder zumindest die Einführung des Deutschen am Unterrichtsgegenstand an den Staatsvollsschulen beweilligt. Diesen unleugbaren Erfolgen, die zum großen Teile der Einsicht Zorgas sowie den Bemühungen des Unterstaatsserretard Brandid, unseres Abgeordneten Dr. Sebouton sowie des Schulrats Rösler im Unterratsministerium zu verdanten sind, steht auf der anderen Seite eine traurige Lage des Deutschen Schulwesens in Grzernowis, dem kulturellen zentrum des Bukowiner Deutschtums und der Stadt mit größter gegenüber. Unter a deutscher Bevölkerungsanzahl a Einwohnern grzernowig 0 L Id M Ye, Man E BR ee or das Behr « zur Verfügung Es bedarf seiner vielen Worte darüber, daß dies für eine Schulfinderanzahl vom 5000 vollkommen ungenügend ist. Grernowig ist eine Stadt von jeher großer räumlicher Ausdehnung. Rings um die eigentliche Stadt zieht sich ein Kranz von fünf Vorstädten, die größtenteils rein Dörfcichen Charakter tragen und Filometerlange Dies umso mehr, wenn "« man Die örtlichen Verhältnisse im Betracht zieht. Ausdehnung haben. Der größte Teil der deutschen Schulfinder von Czernowig müßte, wenn er eine der zwei deutschen Schulen besuchen wollte, täglich einen Weg von einigen Kilometern viele Kinder täglich—« insgesamt 8—10kms—zurücklegen Also nicht nur wegen der Raumsriage,sondern nicht minder wegen der Frage der Entfernung sind die Schulverhältnisse für die Deutschen in Czernowitz vollkommen unzuxlanglich Eine dieser beiden deutschen Schule ist eine Staatsvolksschule in dethrIadtn deren UM x ist. Die. bon. der evang. Gemeinde erhaltene Tonfessionelle Privatooffsschule. man deutjcer Zeit daran, dieser Schulnot wenigstens zum Teile im Rahmen des möglichen abzuhelfen. Rad stehender Plan, sollte in die Tat umgelöst werden: Die deutsche Schule in Rojeh kommt wegen der weiten Entfernung dieser Borstadt sowie wegen Der bestehenden Bor zwei Jahren Schritt Einteilung in Schultayone für Die städtishen aber überhaupt nir in Betracht. Es blieb somit nur die Möglichkeit, an die Errichtung einer zweiten privaten Vollschule in der Stadt selbst zu schreiten. Die evang. Gemeinde, der zahlenmäßig etwa ein Viertel der Czernowiger Deutschen angehören, besigt bereits eine Rollschule und ist materiell ganz außerstande, « die katholischen Deutschen von Czernowitz,schon vermöge ihrer großen Zahl, wohl in Der Lage, eine fonfejjis ® weile deutsche Vollsschule zu erhäten und zuerhal eine zweite zu unterhalten. Hingegen wären jen. Die evang. Vollsihule, die seit jeher auch vom katholiigen Schulfindern besucht wird, ist an günstiger Stelle des einen Endes der Stadt gelegen. Deshalb wollte man die geplante sathdeutsche Vollschule am anderen Ende der Stadt errichten, um auf diese Weise unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten, die sie wie geschildert aus Gründen der räumlichen Entfernung ergeben, einer möglichhst großen Anzahl städtischer Kinder die Möglichkeit des Besuches einer deutschen Schule zu bieten. Geeignete Schulräume, auch in den eben erwähnten örtlichen Summe günstig gelegen, wären in dem Fach. Nonnenkloster „Marienfamilie” zur Verfügung gestanden. Von diesem Kloster wird eine Schule mit rumänischer Unterrictssprache erhalten und war gedacht, in der freien Zeit in denselben Räumen den Deutschen ein zu führen. In Verfolgung dieses Planes des Borfsrates wurde mit den Tath. ! - -· i