Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1932. Juni (Jahrgang 59, nr. 17736-17758)

1932-06-11 / nr. 17743

Seite 2 — Nr. 17743 Siebenbürgisch- Deutsches TagebIutt ichen Partei Herriots an, je einer ist republitanischer So­­zialist (Painleve), Sintsrepublitaner (Leygues), 1 Lints­­unabhängiger (Baul-Boncevur) und drei sind Link­­­radikale (De Monzie, Daladier und Sarraut). Ihrem Beruf nach verteilen sich die Mitglieder des Kabinetts folgendermaßen: Elf Rechtsanwälte, a1 Professoren, zwei Merzte, vier Journalisten, en Kaufmann und Drei Ingenieure.­­Diese Zusammenstellungen erteifen, wie Herriot fi in erster Reihe auf Angehörige seiner Partei fragt, aber auch Fühlung mit der Mitte des Parlaments genom­­men hat, während die eigentlichen Sozialisten mit Leon Blum der Regierung zwar nicht angehören, ihr aber we­­nigstens vorläufig eine Unterfrügung nicht versagen wer­­den. 3 ist Daher sein Wunder, daß auch in Frankreich, die Meinungen über Die neuen aber altbekannten Mi­­nister, schon der parteilichen Einstellung entsprechend, geteilt sind. Ein Teil der Presse spricht vom „durchwegs ausgesprochenen Kapazitäten“, die sich von ihre Sporen verdient hätten und Äußerst fähig feiern. Andere wieder vermissen eigentliche „Männer“, aber bedeutsam ist es, Cap Herriots amtliches Organ, Die „Ere Itoudelle” gerade die Radikalfozialisten für geeignet hält, um in Lausanne den Vertretern des „imperialistischen Deutschland“ Die Eth­ne bieten zu Fünnen, Ein Abgehen von Der Gepflo­­genheit liegt Übrigens in Der Bestellung des Stellvertre­­ters Herriots, die auf den Innenminister und seiner­­zeitigen Ministerpräsidenten Chautemps fiel, in woh­­in bisher immer der Justizminister dieses Amt inne­­atte. Mit Rücksicht auf die so sch­wierige Abrüstungsfrage verdient die P­ersönlichkeit des Kriegsministers Paul Boncnur die meiste Beachtung, der — wie in un­serem Blatt schon oft ausgeführt wurde — seinerzeit so gerne den überzeugten G Sozialisten herberkehrte, dann aber so scharf für die nationale Verteidigung eintrat, da­ er sie mit seinen Parteigenossen übertrarf. Seit­her war er „politisch unabhängigiges” Mitglied des Senatez, blieb aber als Briands Nachfolger der stän­­dige Vertreter Frankreichs beim Völkerbund und wird diese Stelle auch weiterhin behalten. In innenpolitischer Hinsicht fällt dem Finanzminister Germain - Martin gegenwärtig, wo die Wirt­­schaftstrife auch Frankreich ernstlich bedroht, eine große Rolle zu, weil Das gute Verhältnis zwischen Regierung und Sozialisten duch die kommenden Steuergehege ge­fährdet werden konnte. Martin gilt aber als so her­­vorragender Fachmann auf diesem Gebiet und in Mäh­­tungsfragen derart beiwandert, Daß seiner Geshichlich­­keit Die Vermeidung etwaiger Gegenzage anvertraut wurde. Sein maßgebender Einflug in der Tributfrage bedarf wohl seiner weiteren Erwähnung und man hofft,­­ würde an mit England eine mittlere inte finden­den. Die Landesverteidigung wurde in fester Zeit in drei Nessorts geteilt: Krieg (Paul-Boncomr), Kriegsmarine (Legues) und Luftschiffahrt, die der sechzigjährige Pain- Tepe übernommen hat. Der erfahrene Fachımann führt den Borfis des Ausschhisses zur Zusammenfassung aller Bedürfnisse der nationalen Verteidigung, welches „Ober« Komitee“ als ausgleichende Stelle zwischen den drei er­­wähnten militäris­chen Ministerien noch von Tardieu geschaffen wurde. AB ausgesprongene Minister der Linksradikalen geis­ten De Monzie und der Kolonienminister Sarraut. Lehterer ist ein sehr tüchtiger Fachmann und soll An­­hänger einer deutschfranzösischen Verständigung sein, doc it er politisch wo nie besonders hervorgetreten. Umso mehr hat dieses De Monzie getan, der nir nur einer der gründlichsten Kenner Frankreichs selbst ist, sondern im Gegensaß zu seinen Landsleuten im Laufe der legten zehn Jahre viele Länder bereiste und dabei Vorträge hielt, die auch in Berlin Beachtung fanden. Er war als einer der ersten französischen Politiker in Sowjetrußland und tritt jet für eine Klärung des Verhältnisses Frankreichs zu Moskau ein. Ob er es mit der Abrüstung wirflieh; so ernst meint, wie immer betont wird, kann sich bald erweisen und wenn er per­sönlich die ihm nachgesagte Einstellung an zum Durch­­beach bringen wollte, so wird es seine leichte Aufgabe sein. Er kann si aber Darauf berufen, Daß er seiner­­zeit beim berühmten F Stanfensturz auch das Amt de Finanzministers übernommen und gewissenhaft geführt habe, obwohl gerade vie FSachleute Damals verjagt hatten, bis Poincare kam. Fraglich ist es, wie mit dem Negie­­rungsche der Minister file öffentliche Arbeiten Dala­­dier auskommen wird. Der immer ganz links' stand und von Des dftern Meinungsverschiedenheiten mit Herriot hatte. Bekannt it jd­ließlich Der Budgetminister P­almade, dessen staatsmännische Eignung auf dem Vegten Kongreß der Nachfaten von Gaillang herver­­gehoben wurde. Von den U­nterstaatssekretären verdient PBagnon Beachtung, der in den Yekten Jahren Bericht­­erstatter für auswärtige Angelegenheiten in der Kammer gewesen ist. Das Unterstaatssekretariat für Kolonien bleibt wie bisher mit dem Neger Gandace belebt. Ausschlaggebend für den Bestand der neuen Negierung wird wohl Herriots eigenes Verhalten bleiben. E 3 fällt ihm die Aufgabe zu, in Die angeblich etwas leicht­­fertige Finanzpolitik, wie sie unter Laval und Tar­­­ die zur Betrauung der Partei mit der Negierungsbil­­d­en betrieben wurde, Ordnung bringen zu lassen und­­ bei den zwischenstaatlichen Konferenzen den L­andpunkt Srankreichs zu wahren. Nach seinen bisherigen Aeupe­­­­rungen wird Ti seine Haltung in den Fragen der Tribute und der Abrüstung von der Haltung Herriots kaum wesentlich unterscheiden. Die Regierung wird außerdem eine Probe zu bestehen haben, wenn die neuen Steuern, die scheinbar unumgänglich sind, in Yas Programm der deutschen Reichsregierung Innenminister von Gayl im Reichsrat — Bekenntnis zur Verfaffungsfähigkeit Berlin, 10. Juni. Der neue Reichsinnenminister, Freiherr von Gay hielt gestern vor dem Reichsrat seine Programmrede, die im unwesentlichen an als eine Programmrede der Regierung Papen zu betrachten ist. Gayl begann seine Ausführungen mit dem Dank an die Mitglieder des Reichsrates für das bisherige Vertrauen, da er schon elf Jahre als Vertreter Du­preugens dem Reichsrat angehört. Als Reichsinnenminister sei es ihm eine besondere Ehre. Der Pflege der Beziehungen zu den Ländern zu obsiegen und den Borsis­ im Neichsrat zu führen. Die Eigenart der D­eutschen Stämme betrachtet er als etwas Heiliges, das beson­­derer Pflege bedarf und an die seinesfalls gerührt werden Dürfe Für Preußen erwartet Dad Neihh3- Kabinett, ein zwassches B Zustandekommen einer arbeits­fähigen Regierung, die mit der NReichsregierung in den geogen nationalen Fragen übereinstimmt. An Die NReichsreform heranzugehen, sei und nicht die Zeit, da man heute dringendere Aufgaben habe. Das solle aber nicht heißen, daß Diese Reform auf Die lange Bank geschoben werden solle. Das gleiche gelte von der Verfafsungsänderung Er habe die MWei­­marer PVerfassung zu hüten beschob­en. Dad sei Das alte Werk fon vielfach durchlöchert und, wie allgemein anerkannt wird, reformbedürftig,­­wie ja Verfassungen überhaupt der Entwillung unterworfen sind. Im Zus­­ammenhang damit bezeichnet er Das Gerede von einer Wiederaufh­ägtung der Monarchie als töricht und schädlich. ES Falle ihm nit ein, seine Miederzei­­gung verleugnen zu wollen, daß er die Monarchie für die beste Staatsform halte, in Dieser Bet sei dies aber nicht die Frage, wie es zu sdfen gelte. Höher stehe der Staat, den zu retten gegenwärtig die einzige Pflicht sei. Er verbittet ji jeden Zweifel an seiner und des ganzen Kabinetts V­erfassungstreue. Bis die Mbstenbelung al­s Reaktionäre anbe­langt, werde sie das Kabinett mit Würde und Humor tragen, bis man im Wolf erkennen wird, wie falsch Der Vorwurf gewesen sei. Vergangenes könne nicht wieder hergestellt werden, ein Volk entwickert js täglich weiter, nicht aber zurück. Das Reichskabinett ist für organischen Forttritt und nicht für Nasegritt. Auch­ fühlen sich die R­eichsminister nicht als Vertreter eines besonderen Be­rufes oder gar von Standesinteressen. Er erinnert an seine Tätigkeit im Kriege und bei der RollSabstimmung in Ostpreußen, die feine vaterländisce Gesinnung kenn­­zeichnen. Das neue Kabinett werde seine Pfligt tun in Liebe zu allen Wolfsgenossen, einerlei ob sie ermitteln wird oder nicht. Gleichmäßige Gerechtigkeit sei Die Aufgabe der Regierung. In diesem Sinn wird er seine Berchläge erstatten. Als besondere Pflicht seines Amtes bezeichnet er Die Pflege des Deutschtums innerhalb und außerhalb der Reichsgrenzen. In den Siedlungsfragen habe er 24 Jahre hindurch mitgearbeitet und sei oft al­sorkämp­­fer hervorgetreten. Er wäre nie Minister geworden, wenn er nicht überzeugt Davon wäre, Daß Das Kabinett die Aufgaben der Siedlung mit Eifer und Großzü­gig­­keit betreiben werde. (Der Minister wendet si­eier gegen den Vorwurf der Linien, das Brüning über die Fragen der Siedlung im Osten gestürzt sei und das der Siedlungsplan nunmehr aufgegeben wäre D. Schr.) Als Aufgaben seines Amtes betrastet Gay­ die Be­­­tonung und Pflege Deutschen Geistes und die Ausmerzung undeutschen, fremden Ein­flusses überall, wo er ih im öffentlichen Leben des D­eutschen Volkes geltend macht. Die nationale Be­wegung der­ Gegenwart zu verwerten sei besondere Mass­gabe des S Innenministers und der Regierung. Das Ka­binett gehe mit frischem Mut und Vertrauen an seine­rbeit. BRIRATTIETTEE EESEEEEISESS­EE SEEENSEESEEEEENEGEEEEEEEESESEEEEGEEEIEEGEEEEEEEEENESEEEEGEREEE der Kammer eingebracht werden und die V­erant­wortung hiefür ruht trug der Sahsminister Doh in erster Reihe auf dem Regierungschef, in Frankreich ebenso wie in anderen Ländern. Die Frage der Gehalts­­schlangen Woher wird das Bild genommen? -Bufarest, 9. Juni. Wir gaben die Erklärungen Mirunescus wieder, in denen die Auszahlung der Mai­ und Sunigehälter in Aussicht gestellt wird. Der „Eurentul“ veröffente­t nun Einzelheiten hierüber. Die in mehrfacher Beziehung aufschlungreich sind. Es heißt da, daß Die nationalzaranistische Partei ihn bei Ausbruch der Krise sich Darauf einstellte, eine Löijung für Die Gehaltszahlungen bereitzu­­haben, wenn sie­ berufen würde, und begann daher Ber­ Handlungen mit Paris Über die F­reimachung gewisser Beträge von zusammen etwa 25 Milliarden Lei, die bei der rumänischen Nationalbank aus den früheren Rite­leihen für gewisse Ziwede bereitlagen. Davon waren un­gefähr 1.2 Milliarden für den Ausbau der Eisenbah­­nen und et­wa 1.3 Milliarden für den Hypothek­arland­­wirtschaftskredit und für die Nationalbank als Genü­­gungskredit bestimmt. Selbstverständlig) konnten Diese Beträge nicht ohne weiteres für andere Zivede ver­wen­­det werden. &3 scheint aber, daß man eine Zusage aus Baris erhalten hat. freilich gegen unbedingte Bürgschaft für Die Zahlung des Ausland­soupons, „Adeverul” meldet nun siezu, daß in den legten Tagen Zweifel aufgetaucht seien, ob diese Bei­träge noch zur Verfügung stehen. Von gewisser Seste werde behauptet, daß nur noch 700 Millionen verfügbar seien, während der Net teils gesperrt, teils in Bestel­­lungen der Eisenbahnen von festgelegt seien. Die Sache sei aber noch nicht ganz Mar, Mironescu verhandelte mit dem Gouverneur Der Nationalbanf in der Angelegen­­heit. Doch ist noch seine Bereinigung erfolgt. Neuerdings heißt es auch, da Die Regierung den aus den neuen Gil­­bermüngzen ihr erwachsenden Gewinn an die National­bank gegen einen V­orthug von 800 Millionen abtre­­ten will. Man darf auf die Lösung dieser Frage sehr gespannt sein. Buklareit, 9. Juni. Ueber die vorgestern abgehaltene Sagung des Leitungsausschusses der nationalzaranisti­­schen Partei wird beratet: Mihaladhe gab zunächst eine Darstellung der Entwicklung der Krise, | EEE: Sonnabend, 11. Juni 1938 jüngste Auslandreife ihm gezeigt habe, daß wenig­­stens jech8 Monate lang gar seine technisc­he Möglikeit für eine Finanzhilfe von außen besiehe Denn es künne sich nur um eine solche des V­ölferbundes handeln, der aber ge­genwärtig nur gute Ratschläge und vielleicht Kontrolle bieten könnte. Die Verwertung unserer Güter könne vorläufig nur im Warenaustausch erfolgen. Die Ver­­zugstarife, feier auch nur eine Sache der Zukunft. In einer solchen Lage sei nur eine Konzentra­­tionsreg­ierung h­andlungsfähig Da Dies nur gelungen ist, sei Die Nebennahme der Verantwwor­­tung duch die Partei allein ein wahres Opfer, vor dem­ sie aber nicht zurückschieten wolle Er umschreibt dann die Aufgaben des Kabinetts Baida, die vor allem in der Veranstaltung der gewohnt reinen Wahlen be­stehen.­ Er verbürgte sich als Parteiführer für diese Wahlreinheit, selbst wenn Dabei Die partei untere liegen sollte. In der Wahlpropaganda dürfe nichts versprochen werden, was man nit auch unbedingt Halten künne. « In der sich anschließenden A­yssprache tourden dann Verschiedene Programmwürk­iche geäußert und d­ie W­ahl­­taktik besprochen Die stoischen Kommissionen sollen abgelöst und an ihre Stelle von der Bevölke­­rung gewünschte Vertreter eing­esetzt werden.Ghitzsa Psop verwies besonders auf die nötige Aufmerk­­­amkeit für die Minderheitenfragen Die Wahlen Schwierigkeiten mit den Gemeinde- und Komitetsräten Bularest, 10. Juni. Für heute vormittag 11 Uhr ist ein Ministerrat angeregt worden. In diesem Minis­­terrat wird der Zeitpunkt der Wahlen festgelegt werden. Eine besondere Schwierigkeit bieten hiebei die Wah­­len der Senatoren, Der Gemeinde- und Komitatsräte. Diese sind bekam­tlich von der vergangenen Regierung aufgelöst und durch interimistische Kommisitonen erregt worden. Diese haben aber gemäß dem Gejek sein Wahlrecht Die Regierung dachte nun daran, den früheren Gemeinde und Komitatsräten das Wahl­­recht zu erteilen, die oberste Wahlkommission ents­cchied jedoch dahin, daß dieses nicht möglich sei. &3 müssen daher vor den allgemeinen Wahlen Gemeinde und Komitatswahlen stattfinden. Damit dann Die neu=­­gewählten Gemeinde- und Komitatsräte die Genato­­a die sie ins Parlament zu wählen haben, wählen m­en, W­ahlvorbereitungen Eine Beratung der National­­zaranisten Mihalache Über die Möglichkeit Der Auslands- Finanzhilfe dung führte, und stellte dann als wichtigste Aufgabe der Gegenwart die Aussprache über die Augenblickkfragen voran, während die eigentlich geplante Reform Des Programms und Die Vorbereitung des Hauptkongresfss der R Partei wohl auf später verschoben werden müsse Er prüfte Dann Die Zage, Die sie aus dem Sturz der Re­­gierung Korga ergibt, und vor allem von gegenwärti­­g Bufarest, 9. Juni. Da die Regierung nun gebildet st­­riten sich schon alle Parteien für den Wahl­kampf ein. Die A­liliberalen wollen hiefür seinerlei Bündnisse eingehen und haben ein Angebot Gogas abgelehnt. Die Regierung sucht, wie es heift, Abkommen mit den Minderheiten und den Sozialdemos­traten zu treffen. Die legteren haben aber schon ab­­gelehnt. Dr. Lupu wird v­oraussittlich auch allein in den Wahlkampf treten, da er seine besonderen Wahl demen der Umschuldung in den Städten, der Binsen­­kkämpfung uf. bat, die ihn auch veranlagt haben, ein Eintreten in Das Kabinett abzulehnen. Er bat sich dafür den Stand der Wirtschaft. Hiepel erwähnte ex bak seine­­ zuit Der Lina gegen den Bucher verbunden,

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