Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1932. Dezember (Jahrgang 59, nr. 17890-17915)
1932-12-08 / nr. 17896
« — Taxeie plätite in numerar ord. Dir. Gen. P.T.T. er, Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Ar. 11 Fernsprecher: Ar. 11 und Ar. 130 — Verwaltung: Königin Mariastrake Nr. 25 Fernsprecher Nr. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung 9 Lei; mit Zustellung 100 Lei; mit Postversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr.178"96s Hermannstadt, Donnerstag den 8. Dezember 1932 59. Sahrganıa Rumänien, der polnische und der französische Nichtangriffspaft mit Sowjetrußland von unserem Vertreter in Genf, weich mit Rußland verbinden und Rolen im Stic) Yajrfen. Die Bolen werden si dann den Deutschen anschliegen.” Der von mir erwartete heftige Widerspruch blieb aus — erzählt d’Abernon —, und zu meinem Erstaunen hörte ich Weygand sagen: „Deutschland und Polen haben eine gemeinsame lange Grenze. Polen braucht den Schuß Deutschlands, Deutschland braucht polnische Arbeiter. Man sah schon Unmöglicheres ich verwirklichen.“ Man wird in Rumänien also gut tun, die Entwicklung der franzoisisheruflichen Beziehungen fernerhin genau zu verfolgen und es nicht etiwa nur bei den im Parlament so vielbestauhten Festtellungen a la Coue be wenden zu lassen: &3 steht gut mit unserem französische rumänischen Freundschaftspart! Becht ( noch hat Frankreich Polen nicht preisgegeben und auch das Freundesband mit Rumänien nicht zerrissen. — Aber man beherzige, was der zitierte hohe englische Diplomat vor 10 Jahren als Erster angellungen hat, und vergleiche, was Vorfriegs-Rußland Frankreich gewesen ist und was es ihm in der Zukunft wieder sein könnte. jedenfalls berechtigen die Erfahrungen, die Bukarest jegt mit Warschau und Paris gemacht hat, Feinestwegs er betreib n, Kar zueeland ausführen, Nun öffnet ji ihm weit der russische Markt. Und nun können, um auf Lord d’Abernon zurückzukommen, die franzöisiigen Geldgeber zu IPae, zuerst Anerkennung der Schulden aus der alten Liebe, Rusland, zurückehren. Dieser wirtschaftliche Anreiz war so stark, dass„ die alte französische Bedingung, Barrenzeit, fallen gelassen worden ist.“ Das „Journal de Genene“ spriät im Hinblick auf Rumänien von einer französisch polnischen Extratour und bemüht si die Erlehhtterung der rumänischen Freundschaften mit den beiden Ländern als vorübergehende Episode abzuschwächen, die an der natürlichen gemeinsamen Front gegen Sowjetrusland im Grunde nichts verändere. Aus dem Artikel geht aber deutlich hervor, dass ihm das nur für das kommunistische Rußland unserer Tage gilt, und es hütet sich, an die ihm nur zu gut bekannten Vorkriegsbeziehungen zwisgen Frankreich und Rußland zu erinnern. Aufrichtiger is sein Schwerterblatt, die betont franfophile und vielleicht noch tiherophilere und polonophilere „Tribune de Geneve“, Die, wie das Berner Blatt, an Die einst so zärtlichen Beziehungen von Paris und Petersburg erinnert und in diesem Boraogen eine neu zitiert I re N Br en Bekenntnisse RE a Be num eng ten Entente cordiale, nach den Enttäuschungen mit der Locarnopolitit und den vergeblichen Versuchen in ein freundschaftlicheres Nachbarverhältnis mit der Tasteirthen- Schwester jenseits der Alpen zur fommen, fehre Herriot, nun, stellt das ‚Blatt fest, offenbar zu jenen vor 10 Jahren ausgesprochenen Gedankengängen einer Wiederannäherung an Rusland zurück, trog dem wo immer die verhassten Bolihenwifen das Land bei berrihen. Der Ball sei freilich unvolständig , denn Rumänien fehle, ja sei isoliert. Melancholith schlieft das Blatt mit der Feststellung: On affiite a une crise des alliances D’apres guerre. Niemand wisse, wo das endigen künnte.... Wir glauben, dass es nur nüßlich sein fand, wenn man in Bukarest solchen Stimmen aufmerksames Gehör scheint und es nicht bei Des verstorbenen Dr. Boue’s Methode bewenden läht. Genf, 30. November (8. 9.) ZTitulescus starte Persönlichkeit und seine jahrelange innige persönliche ‚Verbundenheit mit Dem Völkerbundgetriebe, Der zufolge ihm seinerzeit z. B. Die wo nicht Dagebetene Ehrung widerfahren ist, zwei Jahre hintereinander zum Präsidenten der Völkerbundversammlung gewählt zu werden, haben es mit ich gebracht, daß Rumänien in den besten Jahren immer stärker in den Vordergrund getreten ist und seine innen und außenpolitischen Belange in Genf mit zunehmendem Interesse verfolgt werden. Und als zumzeit Der großen Herbstversammlung der Berferbundstaaten die französischen Bemühungen um Die Nichtangriffsparte im Osten zu dem erbitterten Kampf zwischen Titulescu und dem damaligen Ministerpräsidenten Vlaida-Voevod führten, da zweifelte hier niemand daran, daßsieser ungewöhnliche Zweikampf zwischen Ministecperfinent und Dotiünftr trag. ‚jeiner gpeer !. · ig« » de « lockerung des Französischen OR Bandaist fleng, a De vorgesetzter Minister und Legienumnacher in seer ren Bewertung it sie freilich schon nicht mehr meiner Meinung. „Die Oststaaten erhalten mehr Bewegungsfreiheit“, schreibt das eingangs zitierte angesehene Berner Blatt, das zu den wenigen großen Schweizer Blättern gehört, die sich auch in Fragen der großen Politik zu einer eigenen, neutralen, schweizerischen Auffassung bekennen. „Rumänien, das noch auf französischen Besehl den Handelsvertrag mit Deutschland scheitern Tieh, (vor wenigen Tagen hat er Jorga, der damals Ministerpräsident war, in der Kammer zugegeben) hat sich nicht mehr dem DTrud aus Paris gefügt. Die Erregung Bualessis Durch Bet im polnischen Außenministerium lädt darauf Schließen, has auch Polen selbständiger werden will. Neben den politischen Gesichtspunkten haben — und wahrscheinlich sehr starr — wirtschaflidhe in Frankreich (wie in Neufland) mitgesprochen. Seit dem 20. Oktober 1930 konnte Frankreich nichts mehr nach Ruf Litwinow und sein erprobter Gehilfe Voikis Stein aber verfolgten das heftige Duell zwischen Titalescu und Vaidhoe von hier mit steigendem unbehagen,je weiter sich die Wlasgschlasse dem Erscheren zuneigte. Der in Paris nun endlich unterzeichnete Nichtangriffsvertrag zwischen Paris und Moskau,sowie die zugleich erfolgte Ratifizierung des polnisch-sowjetrussischen Paktes werden in den hiesigen politischen Kreksen natürlich auf das lebhafteste erörtert Breide spielen in das augenblickliche Geschehen im Belferbund starr hinein — in den hoffnungslosen mandschurischen Konflikt ebenso wie in die Abrüstungsmaschinerie, die seineswegs aussichtsvoller Dda steht. Alle Welt unterstreicht den großen Erfolg, den die sowjetrussische Diplomatie damit errungen hat. Denn so problematisch Die Sche, zunächst wenigstens, für Frankreich, und erst ver für Polen aussieht, für Moskau bedeuten die beiden Verträge zweifellos nicht nur einen ganz großen Brestiger, sondern auch einen außerordentlichen politischen Erfolg, der sieicht in einen wirtschaftlichen, vielleicht sogar in einen finanziellen Erfolg verwandeln kann. Ueber die fornerrussischen Beweggründe, die ja auf der Hand liegen, soll hier nicht weiter gesprochen werden, insbesondere auch nicht Hinsichtlich der weltweiten Verflechtungen mit dem mandschurischen Konflikt, den Zusammenhängen mit der fernöstlichen und der pazifischen Politis, und den japanisc-amerikanischen Gegenjagen. Was uns hier beschäftigen soll, sind Die französischen Beweggründe für diese neuere französische Bakdpolitit und ihre Nachwirkung auf Rumänien, Die hier im Zussammenhang mit den Vorgängen im Belferbund vielleicht Hareral im Lande selbst durchhdaut werden kann. Im „Berner Tagblatt”, das js als erstes Schweizer Blatt eigenredaktionell mit den beiden Nichtangriffshalten eingehend auseinanderlegt, lesen wir Tazeduchaufzeichnungen Lord DV’Abernons, des bekannten engellichen Berliner Nachkriegsbotschafters, der als Der eigentliche Vater des Locarnismus anzusehen it, in welchen unweitbildende Engländer schon am 30. August 1922 „eine Annäherung zwishen Frankreich und Rusland, die eine Loslösung Frankreichs von Polen bedeuten würde, für durchaus wahrscheinlichh” hält. Am 30. September 1922 frühstüdte der Genannte in Paris mit dem heutigen Chef des französischen Generalstabes Weygand, Der bekanntlich Yods rechte Hand war,und brachte biebei das Gespräch absichtlich auf Neuirland. Er erzählt darüber in seinem Tagebuch: „So fügte Dann Hinzu — eher aus Neugierde, wie er darauf reagieren würde, als um meine eigene Meinung zu sagen —: Wollen Sie eine paradorklingende Boraussage hören? In zehn Jahren wird sich Frans röffnungsfihung des deutschen Reichstages Eine Nede des Alterspräsidenten gegen Hindenburg Berlin, 6. Dezember. Zur Eröffnungsjiltung des R Reichstages waren die Tribünen schon lange vor Besginn überfüllt. Kurz vor 3 Uhr nachmittag erschienen die Abgeordneten im Saal. Die Nationalsozialisten hatten Uniform angelegt und zogen geschlossen unter Vorantritt Frids ein Die Regierungsbank blieb leer. Als sich der Alterspräsident, General Lißmann, um 3 Uhr auf seinen Präsidentenplan begab, wurde er von der Partei mit stürmischen Heilrufen begrüßt, auf die die Kommunisten mit „Nieder-Nufen antworteten. Nachdem Lismann festgestellt hatte, daß er das "ältejste Mitglied des Reichstages sei, und ansichliegend vier vorläufige "Beisiter berufen hatte, eröffnete er die Tagung mit einer Ansprache, in der er u. a. ausführte: Unsere Machthaber haben es in den besten vierzehn Jahren weichlich Mühe gegeben, das Ball an Enttäuschung zu gewöhnen. Die legten Enttäuschungen seien die des 13. August und des 25. November geiwesen. Man habe erwartet, daß Der Reichspräsisent nach seinen jahrelangen fruchtlosen Experimenten zur befreienden Tat schreiten und den Führer der stärksten politischen Bewegung Deutschlands mit der Regierungsführung beauftragen würde. * &8 wäre dann die Wahl auf einen Mann gefallen, der allein fähig sei, Das Vaterland zu retten. (Hände- Fatsehen bei den Nationalsozialisten, Lachen und „Nies derNief“ bei den Kommunisten.) Während der Reichepräsident einem Hermann Müller, einem Brüning, Papen usw. sein volles Vertrauen gesehenst hat, hat er dem Mann vertaat, in dem Millionen Deutscher den größten und bejsten lebenden Deutsen sehen. Vor 18 Jahren habe die Durchbruchsschlacht bei Lodz stattgefunden, die die glückliche Wendung brachte und der der Reichspräsident seinen Feldmarschallstab verdanfte. Heute handelt es sich um Wichtigeres, nämlich darum, daß der Reichspräsident, dem historischen Fluch entgehe, das deutsche Volk zur Verzweiflung getrieben und dem Bolschewismus ausgeliefert zu haben, obwohl der Netzer bereitstand. Gleichgiltig, ob er von Dauer ist oder nicht, heiße Der Artikel 1 der Reichsverfassung: „Die Staatsgewalt geht vom Bolt aus“. Die Eröffnungsrede des Alterspräsidenten wurde mehrfach duch kommunistische Swüchenrufe unterbrochen. Ein Nationalsozialist verbat fs erregt die beschimpfenden Zurufe Im Anflug daran fand der Namensaufruf der Abgeordneten statt, der etwa eine halbe Stunde in Anspruch nahm. Die Wahl des Präsidiums Nach der Konstituierung trat der Reichstag zur Wahl des Präsidiums zusammen. Von NSDAPSeite wurde wieder Goering vorgeschlagen. Die Deutschnationalen erklärten, daß sie für ihren Graf stimmen würden, nachdem die NSDAP si gerweigert hätte, für diesen als Vizepräsidenten zu stimmen. Die Sozialdemokraten schlugen ihren früheren Reichstagspräsidenten Qoebhe vor, die Kommunisten Torgler. Die Wahl erfolgte duch Stimmzettelabgabe, Goering wurde mit 279 von 566 Stimmen, also mit 4 Stimmen über die Hälfte, gewählt, was stürmisches „Heil“ seiner Partei genessen auslöste Er übernahm sofort die Ge % ke v fi R Sr ch ET rxu u