Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1934. Oktober (Jahrgang 61, nr. 18438-18463)
1934-10-27 / nr. 18460
We Taxele plänte in numä«mord.Dir. ‘Gen. P.T.T. 223720/926 Weine Volkszeit für das Deutschtune Runzeke Schriftleitung: Hermannstadt Honterusgasse Nr. 11 Fernsprecher Nr. 11 und Nr. 130 — Verwaltung: Königin Maria Strake Mr. 25 Fernsprecher Nr. 237 — Bezugspreis für einen Monat in Hermannstadt ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustellung 109 Lei; mit Bollversendung im Inland 109 Lei; ins Ausland 150 Lei; Einzelnummer 5 Lei Nr. 18460 Hermannstadt, Sonnabend den 27. Oktober 1934 "B Jahrgang Ein groher Tag des Dentschtums in der Sidehoflowerei Mrechtvolle Kundgebung der „Sudetendeutschen Heimatfront“ Ein hartes Bekenntnis zur Einheit der sudetendeutschen Bollsgemeinschaft und gegen Das Barteigezänt — Nationalsozialismus und Faszismus sind feine Exportware — Treue zum Volkistum gleichwie zum Heimatstaat Bekanntlich ist nach der Auflösung der nationalsozial eingeräumten Wiese auf. Vom höchsten Mast wehte die Staatsflagge. Zu der Kundgebung hatten ich zahlreiche Pressevertreter des In- und Auslandes eingefunden. 500 Gendarmen besorgten den Sicherheitsdinst und verhafteten im Laufe des Tages neun Kommunnisten, die durch Verteilung gejeimwidriger Flugblätter die Ordnung zu stören versuchten. Ein großer Ordnerdienst der SH sorgte für die Haglose Abwicklung des Aufmarsches und für völlige Ruhe und Ordnung tistischen Organisationen der Sudetendeutschen von anderer Seite eine Zusammenfassung aller nationalen Kräfte unter Einbeziehung auch der führerlos gewordenen Bolfsgenossen in der „Sudetendeutschen Heimatfront“ (SHF) angebahnt worden. Die Führung und Wegweisung Dieser auf die Schaffung der Einheit gerichteten Bewegung übernahm Konrad Henlein, der bi dahin außerhalb des Parteilebens gestanden war. Seine Bewegung wurde bald zur weitaus stärksten Gruppe im "Sudetendeutschtum, der die Deutschnationalen und viele aus dem Lager der Agrarier und der Christlichsozialen Weltergangene angehören. « Sonntag,den.21·d.M.fand nun in de»·m deutsch bespölkerten Städtchen Böhmisch-Leipa e"ine"gewaltige ’Kundgeng der·SHWatt.-Mvsd««’" " » Zehntausenden von Anhängern seiner Bewegung, nac dem die tschechoslomatisschen Behörden nach wiederholten Verboten die Kundgebung endlich freigegeben hatten. Die ganze Stadt stand im Zeichen des „Tages der Volfsgemeinschaft“, überall wehten Flaggen in den Stadtfarben blausweiß. Die Teilnehmer marschierten in Vierer- und Achterreihen auf einer großen, mit blausweißen Fahnen Das RBrogramm Konrad Henleins Konrad Henlein wurde von der Maffe jubelnd mit Heilrufen begrüßt u. entwickelte in einer mehr als ein- Händigen Rede sein Programm. Als Henlein zu ipre — Fr rı ara .s E .« e ERNS die aber bald und immer wieder du Heilrufe und Beifallstunde brochen wurde, die entblößten Hauptes ständigen Rede ihres Führers solgtenJvenfein ging mit vollkommener Offenheit auf sämtliche Probleme der tiche (Sortregung auf Seite 2.) | | = der anderthalb- _ Umbruch im Sudeten- Dentschism (5. PL) Unter der stürmischen Begeisterung von 30.000 Menschen hat am Testen Sonntag in Böhmisch Zeipa Konrad Henlein, der Führer der Sudetendenten Heimatfront, sein politisches Programm entwickelt. Die Veranstaltung war unter das Losungswort „Zag der Heimat” gestellt, ihre Abhaltung. Die unter dem Druck der Sozialdemokratie schon zeeimal, in Karlsbad und in Gablonz, von den Behörden verboten worden war, wurde Diesmal für Böhmisch Leipa über Befürwortung von zwei Parteien, Des Bundes der Landwirte und Der tschechischen Agrarier, genehmigt. Die Sudetendeutsche Heimatfront wurde im Frühe Jahre d. h. gegründet, als nach der Auflösung der nationalsozialistischen Organisationen und der alten Nationalpartei das Verlangen nach neuem politischen Zusammenschluß und nach einem einigenden Aufbau der deutschen Bosfsgemeinschaft in der Tschechoslomatei lebendig wurde. In dem Namen der neuen Beiwegung, die er ausdrücklich als solche gegenüber den bisherigen rieien bezeichnet, soll mit dem Wort „Heimat“ zur „Beont” soll seine Wille nach Zusammenfassung aller Bollsträfte Des Sudetendeutschtums in einer Reihe, io auch Die Bereitschaft zum politischen Kampf wir das Programm der Bewegung ihren Ausdruch finden. Ueber den äußeren Verlauf der Veranstaltung schreiben Die Berichterstatter der tschechischen Blätter, das sie ganz nach dem Muster der großem nationalsozialistischen Versammlungen im Reiche (es wird zum Vergleich der Nürnberger Parteitag genannt), geleitet war. Von 60 riesigen Flaggenmasten war das PViered Des Settplages auf Der Vogelwiese abgegrenzt, überall mehren blau-weiße Fahnen. Die Stadtfarben Des Städtchen: Böhmisch Leipa, die schwarzroten Farben des Sudetendeutschtums waren untersagt. Über der aus Neisig geflochtenen Rednertribüne uwehte eine zuölf Meter lange Fahne in den blaus weiß-roten Farben der tschchoslowakiischen Republik. Tschechische Blätter beanstanden es, daß die Staatsfarben nur in Dieser Riesenfahne vertreten waren. Unter den Marihllängen des Liedes der Heimatfront zogen Die Veranstalter in Biever, sodann in Achterreihen zu Gruppen geschlossen an den Längsseiten des Festplages auf, um etwaigen Störungsversuchen Der Sozialdemokratie, die angekündigt waren, zu begegnen. 500 Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonett umgaben den abgegrenzten Raum, eine Ruhestörung hat sie während des ganzen Bierlaufes nicht ereignet. Meber eine Stunde dauerte unten der Marnklängen der Musiktapelien der Einzug der Männer und Frauen, der Burschen und Mädel, ein ganzes Bolt schien im Beiwegung, um seinen Willen zum Aufbau der einigen Deutschen Bollsgemeinschaft in der Tihehoflomwakei fundzutun. Dann sprad, von der Menge jubelnd begrüßt, Konrad Henlein in anderthalbstündiger Rede. Seine Ausführungen geben wir an anderer Stelle wieder. Sie wurden der Laute fprecher über den ganzen weiten Blut getragen, immer wieder von jubelndem Beifall unterbrochen. Die tiches Hilden Berichte wollen feststellen, nicht das, was Senlein gesagt habe, habe seine Zuhörer mitgerissen, sondern der Mut, mit dem er seine Anschauungen verfünschete. Sie stellen weiter fest, nu das Programm Der Sudetendeutschen Heimatfront sei das Ereignis Dieses Tages gewesen, sondern Die Bereitschaft einer solchen Bollsmenge, Diesem Programm zu folgen. Webereinstimmend kommt in den tschechischen Blättern Der Ge Dante zum Ausdruch, daß man Dieser Tag der Heimat als einen Markstein in der Entwicklung der sudetendeutschen Volfspolitik werten müsse und dag mit dem politischen Hervortreten des jungen Turnlehrers Henlein ein neuer Abschnitt in den Auseinanderlegungen zwischen dem Sudetendeutschtum und der tschechoslowesischen Staatsführung begonnen habe. tonung zweier Gedanken besonderes Gewicht gelegt, die schon seit der Schichalswende des Herbstes 1918 die tragenden Grundpfeiler für die Politik unserer deutschen Volfsgemeinschaft in Rumänien sind. Henlein betonte den aufrichtigen Willen des G Sudetendeutschums, an den Aufgaben der Staatspolitik in aufbauendem Geiste mitzuarbeiten, unter Ablehnung jeder Teilnahme an den Bestrebungen einer erzwungenen Grenzrevision. Aufrichtig biete er dem tichechoslomas fischen Staat die Friedenshand des sudetendeutschen Buldes Dar. Dafür aber verlangte er volle staatbürgerliche Gleichberechtigung, Anerkennung des Rechtes auf völfischen Zusammenschluß im ticheshoslowakischen Staatsverband und auf freies V Bekenntnis der geistigen Zugehörigkeit zum großen Deutschen Volkstum. Er bekannte sich zum Demokratischen Aufbau der tichechoslowakischen Staatsordnung, aber er übte scharfe Kritik an jenen Bestrebungen, die unter dem Deck.mantel Der Demokratie in Wirfheit eine demagogische Politik nationaler Geialttätigkeit betreiben und die Staatsbürger andern Vollstums ihrer natürlichen Rechte auf politische Gleichheit, auf persönliche und nationale Freiheit berauben wollen. Die größte Aufmerksamkeit ist in den Berichten der tibechischen Presse von Ausführungen Henleins über die Beziehungen der Heimatfront zum Nationalsozialismus gewidmet worden. Henlein betonte die Eigenständigkeit seiner polistischen Bewegung, die sowohl den Faszismus wie auch den Nationalsozialismus ablehne, weil er niemals „auf die Liberalität jener Grundhaltung berbegabtlofer Achtung der Persönlichkeitsrechte in den Beziehungen der Menschen untereinander und zwischen ihnen als Staatsbürgern und den Behörden gegenüber verzichten wolle”. Mit seinem starren Bekenntnis zu den Volkfreihiten des Sudetendeutschtums wie all zu ver Verbundenheit aller Deutschen, in dem großen Bollstumsgedanken aber rief die Massen seiner Zuschörer zu der Begeisterung hin, Die der ganzen Veranstaltung das Gepräge gab. AS, Auftast zu dem Tag der Heimat war in der Prager „V Bohemia” ein Auftag Des ‚deutschen Abgeordneten im tibechischen Parlament, Dr. Gustav Peters erschienen, der die Aufschrift trug: „Der Sieg des Staatsgedankens". Der leitende Gedanke dieses Aufsabes war der, in früheren Jahren sei das Eudetendeutschtum einig gebeten in Der Verneinung des Bekenntnisses zum tschechoslowakischen Staat, aber es sei zerspalten gewesen in seinem inneren ‚völfischen Zusammenhang. E83 scheine,der Zeitpunkt genommen zu, fein, wo das umgekehrte Bild sich biete, Daßı Dr die Bejahung des Staatsgedankens der Weg zur Schaffung der einheitlichen Volksgemeinschaft frei gemacht werde. Der tiefste Sinn der Kundgebung von Böhmisch, Leipa scheint mit dieser Formulierung von Dr. Peter, der vom Bund der Landwirte her die Ermöglichung der Abhaltung dieser Bessammlung entscheidend gefüredert hatte, richtig umschrieben zu sein. Die zweltfremde Romantik jener Tage, wo große Parteien des Sudetendeutschtums das Biel ihrer völfischen Tätigkeit im Der ‚Verneinung des Staatsgedankens sahen, ist zu Ende geträumt, die rauhe politische Wirklichkeit hat Die Eine Stellung auf eine Politik der gegebenen Tatsächlichkeiten zum Gebot erhoben. Allzu jedwer. Hat im Den legten Jahren das Sudetendeutschtum sowohl Durch, die Bedrohung seitens der Staatsgestalt, namentlich aber auch die innere Zerrissenheit in politische Parteien und die Gefolgschaftleistung an internationale Schlagworte gelitten. Immer mehr drohten die Massen des Sudetendeutschtums ihrer volfsbehußten Führung aus der Hand zu geraten, auf eigene Faust papelten ganze Toziae Schigten und politische Gruppen mit den tibhechischen Parteien der verschiedenen Färbungen. Aus dieser Zerrissenheit der Parteien die Einheit der Vollegemeinschaft wieder aufzurichten, ist das erste und schönz fte Biel der nächsten Volkstumsarbeit im Eudebendeutschtum, in seinem Dienste stand auch der Tag der Heimat in Böhmisch Leipa. Bezeichnend aber ist es, wie Dem deutschen Blätter an abweichender Gesinnung künnen diessem Erfolg der Bervegung Henleins ihre Anerkennung nicht versagen, die tichechische Presse muß den Grundzügen seines Programmes Achtung entgegen bringen, obwohl man aus jeder Zeile Die Angst vor der wölfischen Einigung des Sudetendeutschtums Liest, starken Eindruch des volfsdeutschen Bekenntnisses wider, von dem der Tag der Heimat getragen war. Man muß den Eindruch gewinnen, dag Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Heimatfront einen guten Weg betreten bet, und man darf der weiteren Entwicklung seiner Beregung mit hoffendem Vertrauen entgegen icen, ehrlichen Willen nach solchen Zielen eigentlich von jede Elite Anerkennung dargebracht wird. Die judetenz und auch die reichsdeutsche Presse spiegelt den BE 1 772 RER u Ba ce x « 7 $ |