Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1935. September (Jahrgang 62, nr. 18710-18734)

1935-09-01 / nr. 18710

«—:s« 4 > . « TUeloplås - tite in numä­­­_ rar ord. Dir, ‘Gen. P. T.T. 223720/926 m | l W eine Volkszeitung für das Deutschtum in Runsani Schriftleitung und Verwaltung: Adram Jancu-(Reispers)gafie Nr. 10. Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 11 und Nr. 12, Verwaltung Nr. 237. Bottfriedtonto Nr. 62119 Bezugspreis für einen Monat ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei, mit Bostversendung im Inland 100 Lei; ins Ausland 135 Lei; Einzelnummer 5 Lei i­. 18710 Sibin- Hermannstadt, Sonntag den 1. September 1935 62, Jahrgang — Die Einheitsfront der Mark­sten von 9. Blodh (Bukarest) vor etwa­­­ zwei Jahren tagte in Züri das Büro der Zweiten Internationale. Hier wurde die Zeststel­­­lung gemacht, das Hitler endgültig gesiegt hatte und das nunmehr alle „antifaszistischen" Kräfte zu einer gemeinsamen Front zusammengeschild­ jet werden müß­en. In diesem Sinne erlieh Das Büro einen Aufruf an Die Dritte Internationale, der aber unbeantwortet blieb, Suzwiiden hat ji­­manches geändert. Die zichtens­­­staatliche Lage So­wjetrußlands Hat sich gemangelt, Dieses Land it in den Berferbund eingefwveren, für den es bis dahin nichts als Worge des Hohnes übrig hatte. Auf Geheiß der Moskauer Regierung mußte sie die Komintern Einhaltung auferlegen und durfte volle sieben Jahre seinen Kongreß abhalten, bis die Umstände es erlaubten, die Formel der neuen Taftil auszuspre­­­chen. Zegt glaubt man soweit zu sein, und der Non­­­gre wurde zugelassen.. Sein Programm war gewissermagen in den Vorungen zum 1. Mai I. 3. gegeben. Darin hielt es, Die aktive Arbeit der kommunistischen Sektoren je, vis auf weiteres­­u halten, außer in Deutschland, Polen, Japan an. Diese vier Staaten werden als Die ges­­­tantlichjitten Gegner des Kommunismus angesehen. In den anderen Staaten wird Burgfrieden proklamiert, nachdem man sich für Frankreich auf die sogenannte antifaszistische Einheitsfront geeinigt hatte, deren For­­­mulierung dem belgischen Sozialistenführer de Mann gehört. Sie erinnert an den ehemaligen Reformismus Eduard Bernsteinz, der ein Zusammenarbeiten mit den bürgerlichen Kapitalisten guthieß. Ost verengert man die Plattform der Zusammenarbeit, indem man zu ihr nur die ausgeprägten „Antifaszisten“ zulassen will, wenigstens grundtäglich,. Der 14. Juli in Paris galt als Stichprobe dieser Zusammenarbeit. Sie paßt den Moskauern. Ihre auswärtigen Sektoren erhalten damit den Schein der Loyalität, da sie den Grundlag der Ausschließlichkeit und des politischen Ra­­­dikalismus preisgeben. Das hatte Stalin Laval in Moskau ausd­rühflich versprochen­ . Auf dem Moskauer Kongreß der Komintern ging man noch weiter: Cadin und Dimitrow, Deren Reden sihtbar von Stalin und dem Politischen Bü­ro der russischen Kommunistischen Partei vorgeprüft worden waren, sprachen von einem gemeinsamen Vorgehen aller verfügbaren Kräfte und Mittel gegen den Faszismus, also auch gegen den deutschen Nationalsozialismus. Zu diesem Zweckk, sagte man, solle au) der Gegenlaß zivi­­­schen dem Nationalsozialismus und der katholischen Kirche ausgenäst werden ()). Somit berfünden die Kommunisten jet Das, was­­­ ihnen die Zweite Internationale dor zwei Jahren ans geboten hatte, und was sie damals nit annahmen. Die Marristen aus der Zweiten Internationale ließen diese Einladung ji nicht wiederholen, und in ver­­legten Nummer ihres russischen Organs „Sozialistitsches­­­ij westnis“, der von den emigrierten Mensc­hewiten her­­­ausgegeben wird, erschien ein Aufruf zugunsten der Bolsshewiten. IHn haben auch die russischen Anhänger der Zweiten Internationale unterschrieben, diejenigen, die bis zu legter Zeit alle Donnerwetter gegen die­­­ Kommunisten schleuderten und ihnen Verrat an der marristischen Sache vorwarfen. Legt sind sie Feuer und Flamme für Moskau, Sow­­­jetrupfend müsse unbedingt über Deutschland siegen, sch weiben sie, anders kommt man nie zum Sieg der pri Letarischen Revolution, und die sei nac­­h wie vor das Biel aller Marristen. Mostau Hat diese Liebeserklärung der bek­wärterten und algersichtwachen Zweiten Internationale einstweilen noch nicht beantwortet. Mostau Hat­ die neue Losung und Taktik vor allen Dingen für diejenderen, nur nicht für die Menschemiten bestimmt, dies Abe ich zu Haufe ıE mit Stumpf und Stiel ausrottete. Aber wahrscheinlich wird man den Vorjälag arfneh­­­men, weil er paßt. Die handfesten Moskauer Kommu­­­nisten haben nie viel von den Menichemvifen gehalten, aber fest brauchen sie sie, vornehmlich in jenen Län­­dern, wo Die Kommuni­sten verfolgt werden. Hier rät man den Kommunisten, sich in Die anderen Parteien marristischer Schattierung einsichern zu lassen, sogar an in die nichtsozialistischen Gewerkschaften und Ver­­­bände (z. B. in Deutschland).­ Aus dem Aufruf der Menschewiten ersieht man aber, daß auch sie immer noch der proletarischen Nebolution zustreben, das, also ihre frühere Anpassung an die bür­­­gerliche Ordnung vorübergehend und unehrlich war. Nun haben sie die Masse abgenommen, und die bürgerlichen Regierungen, die die Anhänger der Dritten Inter­­nationale verfolgten, aber die Anhänger der Zweiten Internationale duldeten, werden gut tun, diesen Ums­­­tand im Auge zu halten. Die Bolschemwiken und Die Menscherviten suhen nunmehr einen gemeinsamen Dech­­­mantel, um gemeinsam immer noch der proletarischen Revolution in Europa entgegenzustreben. Bei den Kom­­­munisten nennt man dies eine Atempause, und miehr denjenigen bürgerlichen und Demokratischen Parteien, die ss von der neuen Meth­ode Der Martristen hereinlegen lassen. Dah­­er da nur Heuchelei und im Grunde genommen Unverbesserlichkeit ist, haben die Genossen aus der Zweiten Internatio­nale, jebt neuerdings er= mwiesen, · ,stille a KEET ar Die Regierung verspricht Bestrafung «­­der Gendarmeriebrutalitäten eine Erkläirung im Regierungsblatt:Ahndmtg jedes Mißbrauches der Amtsgewalt Bufarest, 30. August. Der heutige „Bi­torul“ bringt folgende Zeilen: „In Den legten Tagen sind in der P­resse einige Berichte über Misbrauch der A­mts­­­gewalt auch Gendarmen erschienen. Sei es gelegentlich der Untersuchung, sei es unter anderen Um­ständen, haben einige Gendarmen bedauerliche Ausschreitungen be­­­gangen. Die Negierung i­ entschlossen, jeden dieser Mitbrändhe der Amtsgewalt zu beitragen. Sie Schuldigen werden dem Gericht über­­­geben und Niemand wird geschont werden.” „Die gegenwärtige Regierung ist entschlossen, die Ver­­­waltung von allen Elementen zu säubern, die ihr seine Ehre machen. Leberall, sowohl oben wie unten. Das Gesäß anz­uwenden, ist der Grundjach, von dem die Ne­­gierung nicht abgehen wird. Die Verwaltungs­­reform, an der gegenwärtig gearbeitet wird, wird als erstes Ergebnis die Leberwahrung verschär­­­fen, so daß solche Mitbräuche zur Einstellung gebracht werden. Ebenso wird eine bessere Einreihung des Ver­­­waltungspersonale wesentliche Ergebnisse zeitigen. Bis dahin aber möge man wissen, daß alle großen oder keinen Angestellten, die die ihnen vom @ejeh ver­­liehene Gewalt mißbrauchen, erembplarisch gestraft wer­­­den. Keine Entschuldigung und sein Verdienst wird den Schuldigen vor einer Strafe beiwahren. Die Freiheit, das Vermögen und das Leben der Staatsbürger sind zu wertvoll, als daß sie dem Gutdürfen eines ge­wis­­­senlosen Dieners überlassen werden könnten.“ Nachwort der Schriftleitung. Wir nehmen diese Erklärung der Negierung gerne zur Kenntnis. De­­­ren Abgabe von allen anständigen Menschen in Diesem Lande erhwartet worden ist. Wir hoffen, da Das Verspre­­­chen, jeden Mißbrauch der Amtsgewalt unnachsichtig zu ahnden, auch wirtlich Erfüllung findet, den Wore­­ten auch die Taten folgen. Die Brutalitäten der Gendarmerie in Großscheuern werden ein Prüf­­stein für den Säuberungswillen der Negierung sein. Wir erwarten nunmehr, daß auf Grund der por Ges­­­icht gemachten Zeugenaussagen über die Mißhandlung unsc­huldiger Bauern die schuldigen Gendarmen ohne Ansehen der Person und des Ranges vor Gericht gestellt und abgeurteilt und nicht etwa nur aus einer Gemeinde in die andere verfest­­erden. Wenn die Negierung darüber hinausgehend ihre Zur­­­age verwirklichen und Durchgreifende Maßnahmen zur Verhinderung von Ausschreitungen der Sicherheitsor­­­gane durchführen sollte, so würde eine­ solche Leistung als unvergängliches Verdienst in die Geschichte dieses Landes eingehen. Wir werden die Erfü­llung der Negie­­­rungsversprechungen aufmerksam verfolgen. ’ | | | ­ Kommt der Krieg? Tage vor großen Entscheidungen „Matin“ ist zuversichtlich Baris, 30. August. Zu dem gegenwärtigen Stand des italienisch-abessinischen Streites meint „Matin“: Seit den Tagen der Dreierkonferenz is­­t ein unwesentlicher Fortichritt auf dem Wege über die Kanzleien und Der diplomatischen Verhandlungen festzustellen. Es ist wahr­­­scheinlich, daß man schließlich in Genf wenigstens auf eine vorläufige Lösung bringen wird. Nichts stehe der Ernennung eines Untersuchungsausschusses im Wege, dann aber müsse allerdings der Schwerpunkt darauf gelegt werden, eine V­erpflichtung Italiens und Abes­­­siniens zu erlangen, das die beiden Länder während einer gewissen Zeit nicht zu den Waffen greifen. London bleibt zurückhaltend . . . Zondon, 30. August. Das Gerücht, wonach die eng­­­lische Regierung Italien um Aufklärungen über den Teil des Bozener Berichtes gebeten hat, in dem die englischen Interessen erwähnt werden, wird s­­chon zus­­tändiger Seite in Abrede gestellt. Das gleiche gilt von den Meldungen über die Einleitung von englisch-ita­­­lienischen Verhandlungen über­­­ den Tianasee. London, 30. August. „Times“ beschäftigt si heute noch einmal mit der Bozener Erklärung und betont, ++, rechnet aber wieder mit Sanktionen , das sie an der Lage nichts geändert habe, aber immer­­­hin zur Klärung beiträgt. Das Blatt meint, das Muis­­­folini wenig Vertrauen zu seiner angekündigten An­­klageschrist zu haben scheine, wenn er schon fest aus­­nehme, das der Wölkerbund sie zurückweisen werde. Keine Nation dürfe si davon abhalten hasjen, ihre Pflicht zu tun, nur weil Italien ion­­jet Schritte unter­­­nommen hat, um sie gegen Sanktionen mit militäri­­­schem Charakter zu mehren. Falls die Frage solcher Sanktionen in Genf aufgeworfen wird, und diese nach genauer P­rüfung für prak­isch erachtet werden, werden je dochgeführt und zwar vom Völkerbund auf kollek­­­­tiver Grundlage und nicht auf Beischlaf eines einzelnen Landes, wenn es auch anderseits notwendig ist, daß ein Land die Führung übernehme und geeignete Sank­­­tionen vorschlage. Der „Böltische Beobachter“ für deutsch­­­englische Annäherung unter Lösung der Kolonialfrage Berlin, 30. August Der „Bölfische Beobachter“ be­­­schäftigt sich heute in einem Leitausfall mit den Deutsche englischen Beziehungen und der Kolonialfrage. Der Auf­­­maß Stellt Fest, dad, England mehr und mehr einsehen werde, dab der Schlußpunkt der britischen Politit bie ; \ —­­­ ä 4 . , »..

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