Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1935. Oktober (Jahrgang 62, nr. 18735-18761)

1935-10-27 / nr. 18758

Schriftleitung und Verwaltung: Apram Fancus(Reisper­ Igaffe Nr. 10. Fernsprecher: Sc­hriftleitung Nr. 11 und Nr. 12, Verwaltung Nr. 237. Boitshedkonto Nr. 62119 Bezugspreis für einen Monat ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustelung 100 Lei; mit Bostversendung im Inland 100 Lei; ins Ausland 135 Lei; Einzelnummer 5 Lei Nr, 18758 Sibin-Hermannstadt, Sonntag den 27. O­ktober 1935 62, Jahlgang * = . Die Forderungen Italiens sind bescheidener geworden England besteht an einer Lösung innerhalb des Völkerbundes Nom, 25. Oktober, In Leitauflag de „Giornale D’Italia” legt Birginio Gaida die Lösungsmögliche­­keiten des italienische­n beisinn­sten Streites dar, wo­­­bei er zu folgenden Schlußfolgerungen gelangt: Man muß eine internationale Organi­ation schaffen. Deren Wirk­ungskreis ganz Abessinien umfaht­ das eigentliche Abessinien mit von seinen später eroberten Gebieten getrenn­t werden. Die in dem Dreimächtevertrag von 1906 Italien zuge­­sicherten Rechte müssen geachtet werden. Im Interesse der italienischen Sicherheit müssen die Rüstungen Abersi­­­niens herabgelegt werden. Man milte ferner die Befehung der Provinz Tigre duch Italien und das dort von den Italienern eingeführte Regime der Mensclichkeit berücksichtigen. Itafien uwiügliche, da Abessinien auf dem Boden Erothräad einen Ausgang zum Meer gewinnt. Dies seien die Grundlate, die man als Bestandteile des­ italientischen Lösungsplanes „be­­zeichnen künne. Alle hier angedeuteten Forderungen stehen im Einklang mit dem Buchstaben und dem Geist der Berferbundtagung und der bestehenden Verträge, sowie mit den Gesichtspunkten der zivilisierten Ar­­beit und dem Bedürfnis Italiens. Erklärungen Simons — Zurückhaltung in englischen Brefse London, 25. OOktober. Gegenüber den neuen italieni­­­nn­ge französischen Friedensvorschlägen wird hier äußerste Zurückhaltung bewahrt. Daß diese Vorschläge auch Hier vorliegen, wird nicht­­­ bestritten. Aber man lädt Durchbliden, daß sie kaum die Zustimmung des Negus finden wer­­­den und Daher für England nicht annehme­­bar seien­. Außerdem wird betont, daß all diese Verhandlungen nach englischer Auffassung in Genf und im Rahmen des Völkerbundes geführt werden müsse­n. Nach Bes­­endigung der englischen Ausi­prage im Unterhaus am Donnerstag hat Innenminister Simon energisch den Verdacht zurückgei­iesen, dass die Negierung ihre Haltung in dem Streitfall geändert habe. Der Mi­­­nister erklärte, die Regierung fjei keinesfalls umge­­fallen und werde auch nicht umfallen, andererseits sei sie von Anfang b­emühst gewesen, eine gerechte Lösung herbeizuführen. ",Wir sind weder dem BVölterbund in den Rüden gefallen, noch denken wir auch nur im entferntesten daran, dies zu tun“, erklärte der Minister. Die Lösung des Konflikte mag im Rahmen des V­ölkerbundes vollzogen werden und für alle drei Teile, Italien, Abessinien und Dei B Völkerbund annehmber jet. Die Presse veröffentlicht heute ausführliche Meldun­­­gen über die Friedensportschläge, irgendwie Dazu ‚Stellung zu nehmen, der Zurückziehung einer italienischen Division von Der ägyptischen Grenze wird Surüchaltung geübt, ode­­r wohl nun feststeht, Das Die Division nach Italien zu­ rückehrt. &3 ist aber ungewiß, das daraufhin auch nur ein englisches Kriegsschiff abberufen werde. Ununterbrochene Verhandlungen v­­­o­­nSanals­­ bahn. 25. Oktober, In einsehen­ Kreisen wurde die Bariser Nachricht, das Laval dem englischen Bot­­­s­­chafter die Bedingungen Mussolinis mitgeteilt habe, nicht bestätigt. Nach­ einer Reutermeldung werden jedoch in einer sich von Stunde zu Stunde verändernden diplomatischen Lage ununterbrochen Verhand­­lungen geführt, von denen man ji die Beil­­gung des italienisch-abersinischen Streitfalles verspricht. Italien wartet den nächsten Zug des Gegners ab, bevor es seine Verhandlungsbereitschaft erklärt. Dieser Zug könnte in der Zurücknahme gewisser englischer Kriegsshilfe aus dem Mittelmeer bestehen. Die bis­­­­herigen Ergebnisse können in folgendem zusammen­­­gefaßt werden: Die Athmosphäre ist geklärt. Die französische und die englische Regierung arbeiten enger zusammen als je, die Abkühlung zwischen England und Italien beginnt nachzugeben. Laval arbeitet weiter in aller Stille daran, eine­­­ Lö­­­sung im Rahmen des Belferbundes ber=­­­beizuführen. Nach dem römischen Berichterstatter des Neuterbüros it es möglichh, daß Italien die an Mineralitägen reiche Provinz Harar für ich ver­­langen und die Provinz Tigre, Dem italienischern Kolonialreich einverleiben werde, ‘­ si­­ e vermeidet es aber. Auch gegenüben­­­ dem Mittelmeer Städtepolitik (9. BL) Auf dem Landesstädtetag in Zafig sind al­f­­­ichlußreiche Worte über die Städtepo:l­ii­­ier­ Regierung und ihrer Vertrauensmänner in den Provinzstädten gefallen. Die geogen Fragen sind diesmal nur gestreift worden, die ein wirklich sachliches Programmn Dies Städtetages zu bilden hätten. Denn die Lage der meisten Städte bietet in ihrem inneren V­eranwaltungsleben ein recht trauriges Bild. Wie ein prunkvoller Koloß, stre­­­ßend von wastlosem Schafen und von vollenden Mirlide­­nen steht allein die Hauptstadt Bukarest da. Ganze Stras­­senzüge und Gevierte von alten Häusern verschwinden, moderne Straßen, V­erwaltungspaläste und moderne Hochhäuser treten an ihre Stelle. Von einem rastlosen Baufieber­­­ ist die ganze Stadt vom Morgen bis zum Abend erfüllt und wenn die Nacht, ihren schwarzen Mantel über die Erde breitet, dann Flammen auf den Baustätten die Reichtannen auf und bei ihrem glut­­­roten Schein fressen si die mächtigen Steinbohrer in die Fundamente der abgetragenen Häuser, sprengen die Zementbiöde und Grundmauern aus.i­anver, damit am frühesten Morgen die Menschenhände das Aufräumungs­­­wert fortlegen können. Der Ausbau der Stadt Bula­­­zeit it im mächtigem Aufschwung Begriffen, wenige . Hauptschächte­­n werden sich rühmen künnen, in legten ‚zehn. so viel für die Negulierung: Ha hiberfe vsstra waren ‚getan, so viele moderne Großbauten aufgeführt zu haben. Wie ein gewaltiger Kolo, gleigend von Gold und erfüllt von wastlosem Leben gebietet die Hauptstadt Bukarest über­ das Land. Dort gibt es no Umjas und Berdienst, dort arbeiten die Zentralen der industriellen und laufmänni­gen Unternehmungen, dort blühen die Geschäfte aller Art, und wo eines schliefen muß, da treten in den eleganten Neubauten drei neue an seine Stelle. Es ist seine­ Frage, auch Bulavest hat die Aus­­­wirkungen der inneren Wirtschaftslage empfunden, Die wir nun schon seit fünf Jahren die „Krise” nennen, ob­­­wohl das Wort Srije den augenbllcklichen Höhepunkt einer krankhaften Erleinung bedeuten sollte, der ente­­tweder den Zusammenbruch, oder den Beginn des Wieder­­­aufstiegs bringt. Der Sprachgebrauch hat ji geholfen, indem er den Begriff der „Dauerkisje” geschaffen hat. Ihre Wirkungen hat namentlich, seit den neuen Borschrit­­­ten für den Außenhandel auch, das Wirtschaftsleben der Hauptstadt zu führen bekommen. Wer tiefer in die gro­­­ßen Betriebe hineinhört, der vernimmt auch dort die Klagen über Stodung des Geschäftes, weil seine Ware hereingebrangt werden kann, über die Unmöglichkeit einer zuverläsigen Kalkulation, über die völlige Unsicher­­­heit des geschäftlichen Morgen. Gerade die ins Unerhörte gesteigerte Bautätigkeit wird die Trad) als ein Zeichen dafür angesehen, daß man das Geld in Sachwerten an­­­legen will, um bei Weberraschungen geihngt zu sein. Treozdem kommt das geschä­t­ische Leben der Hauptstadt ( nach der Ferienruhe der Sommermonate wieder in bol­­­len Schwung. No rollen Mi’lonen den großen Unter­­nehmern zu, no­ werden hohe­­­ Gehälter gezahlt, noch ‚blüht der Umrat und nährt — redlich oder unredlich — seinen Mann. Aber nur die eigene Schaffenskraft der Hauptstadt ist der goldene Boden für die vers­­chiedenen Hand­werke, die dort getätigt werden, nicht sie erwirbt die Niefer­­­ummen von Geld, die duch Bukarest wollen. Die Blüte der Hauptstadt gedeiht auf den großen Geldsummen, die dort aus allen Landesteilen duch­ die versc­hieden­­­sten Kanäle zusammenfliegen. Wie eine große Saug­­­pumpe zieht die Hauptstadt alles Geld an si, näht sie dur die großen und kleinen Adern ihres Brop­­­‚stadtlebens rollen — und gibt kaum etwas davon wie­­­der an die Provinz zurück. Dafür aber entsendet sie da­­­rin ein Heer von Beamten und Inspektoren, von Unter­­nehmern und Agenten, die dann wieder von ihren neuen Aufenthaltsorten ernährt werden müssen. Dort liegt der wirkliche Ursprung der foi­meren Probleme, vor die heute die Verwaltung der Provinzstädte gestellt ist, von dorther stammen die Sorgen ihrer Leitungen, von dort rührt die Unzulänglichkeit ihrer Einrichtungen her. Denn auch die Städte der Provinz wurden m­it dem Beisiel der Staatshoheit vor jehiwere Aufgaben gestellt. Auch in ihnen wuchs eine fieberhafte Bautätigkeit auf, die nur zum kleinen Teil zur Verschönerung des Stadte­­bilde beitrug und wenig an Steuern und Abgaben einbrachte. Dafür aber umso größere Anforderungen an den Stadträdel mit fi brachten. Straßen und Geh­­­steige mußten angelegt, gepflastert oder geschottert wer­­­den, Kanalisation, Wasser und­ Listleitung mußten erweitert werden, mit der Zunahme der Bevölkerung wuchs die Inanspruchnahme ihrer gemeinnügigen Ein­­­richtungen. Die Ausgaben sind gestiegen, aber Die Steigerung der Einnahmen hält damit nicht Schritt, weil Bukarest kaum etwas von dem Gelde zurückleitet, das ihm zugeflossen ist. Hier liegen die Probleme, die von dem Städtetag hätten erörtert werden sollen, aber von ihnen allen war kaum die Rede. Die Verhandlungen hatten sr­­ei dankba­­­reres und zugkräftigeres Theme gestellt, die Romantsie­­­rung der Städte der Minderheiten. Mit Genugtuung wurde die von der Regierung Tatavescu durchgeführte Machtergreifung über die Verwaltung dieser Städte Fest­­­gestellt und alle Redner waren ja darüber einig, daß noch mehr getan werden müsse, um die Städte unter rein rumänische Verwaltung zu stellen. Bezeichnender­­­­weise war es der Verwaltungsminister UStS, Züca selbst, der den Ausspruch tat, die rumänische V­er­wal­­­tung der Städte müsse gesichert werden, je­ bst wenn die Interimskommissionen verewigt würden.­­­ Damit ist von der obersten Vertretung der Stadtverwal­­tungen offen einberannt worden, welches der wirkliche Sinn der Sprachprüfungen war, denen unsere Verwal­­tungsbeamten sich, unterwerfen mußten, in denen­ sie um Amt und Brot gebracht wurden. Damit ist einges­­­tanden worden, daß die jeder Selbstverwaltung Höher sprechende Einrichtung per Interimskommissionen allein­­­ den Bived bat, eine Führung der­­­ Städteverwaltung zu erzwingen, die dem wirklichen Willen der Bevölke­­­rung nicht entspricht. Damit ist offen gesagt w­o­rden, So daß Dieser Kurs der Verwaltungspolitik der heutigen Regierung unabänderlic ist, wenn nicht die Gerichte ein Machtwort höherer R Rechtsauffassung dazu sprechen. Wir haben­­­ von diesem Kurs der Negierungspolitik und von dieser Willensrichtung des Städtetages Kennt­­­nis zu nehmen, ändern künnen wir sie nicht. Aber uns erschlittert muss das Bewußtsein unseres Rechtes bleiben, daß wir Anspruch darauf haben, in der Verwaltungs­­führung unserer Gemeinwesen entsprechend unserer Be­­­völferungszahl und unserer Wahlkraft vertreten zu sein. Wir reihen auch­ diese Taten der Regierung den­ schineren Ungerechtigkeiten an, die uns zugefügt worden sind. Wir werden niemals aufhören, Gutmachung dieser Um­­gerec­htigkeiten und Wiederherstellung unserer staatsbürgerlichen Rechte zu fordern, gleichen os s BE­­EZ CL­­UGS ES RT SEELSORGE WE ELSE > NORERSENE ORTE a. |

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