Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1936. August (Jahrgang 63, nr. 18985-19010)
1936-08-01 / nr. 18985
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Wenn es auch der englischen Regie durch die tatkräftige Unterfrügung Belgiens gelungen ist, Die Londoner Bocarno-Borkonferenz ji in einem Rahmen abspielen zu lassen, der dem bisher bereinigten Mißtrauen gegenüber derartigen Vorbesprechungen zum mindestens Die Spise abbricht, so sind bis zum Zusammentritt der neuen Locarnokonferenz doc nomande Zweifel und Umebenheiten zu beseitigen. Die Haltung Italiens ist hier zu stark mitbestimmend, wenn nur sogar tonangebend. Bis fest flingt das Echo der römischen Presse nicht gerade jeder vertrauensvoll, und es kommt dort, zunächst wenigstens, eine gewisse Kühle zum Ausbruch. Um Italien, dessen Mitarbeit an einem neuen Locarnobertrag notwendig ist, zunächst einmal überhaupt an den Verhandlungstosd zu bekommen, ist es notwendig, daß die starre Spannung ren London und Rom shrwindet. Die erste Vorbedingung hierfür ist für Italien, daß seine alte Forderung auf Aufhebung der italienfeindlichen Mittelmeerabmachungen erfüllt wird. Wenn man in London glaubt, durch die Einladung zu der neuen Konferenz, an der si ja an England beteiligt habe, die Verpflichtung unterstrichen zu haben, die noch, zwischen beiden Ländern bestehenden Gegensäße zu bereinigen, so genügt das doch in seiner Weise. Mussolini will die praktischen Schlußfolgerungen sehen, das heißt die Tat. Insofern vermigt man eine Trave Linie in den Londoner Besprechungen und bewahrt infolgedessen eine ziemlich starre Zurückhaltung Als einzigen fünfreten Punkt der Londoner Vorkonferenz glaubt man Hier jenen Punkt der Londoner Verlautbarung unterstreichen zu können, von dem gesagt wird, daß eine Klärung nur doch freie Zusammenarbeit aller beteiligten Mächte möglich sei, in dem aber zugleich nur eine Verneinung gefährlicher Blodbildungen auf die Gefahr einer Sparung Europas in zwei entgegengefegte Lager hingewiesen wird. Dieser italienische Pessimismus hat insofern eine gewisse Berechtigung, als nachträglich in der französischen Presse nur nur eine Unzufriedenheit über das Londoner Ergebnis zum Ausdruck kommt, sondern schon jet versucht wird, die nun grundmäßlich beschlossene Fünfmächte-Konferenz mit Deutschland und Italien nur als Vorkonferenz aufzufassen, um dort schon oder später die alte französische Forderung nach größerer Sicherheit irgendwie duchzuregen. Die Londoner Verlautbarung spricht ja von einer allgemeinen Regelung, auf die die europäischen Völker hinarbeiten müßten, die aber zuglei Europa weder sreinbar noch tatsächlich in gegnerische Blöde zerreißen würde. In diesem fast programmatischen Punkte begegnen sich die Londoner Wünsche mit der entschoffenen Politik Deutschlands sowohl wie Italiens, Europa vor einer solchen Blodbildung zu bewahren. Man fragt ihier nur, ob infolge der Schuld Frankreichs und seiner Unterfrügung durch die sowjetrusstische Diplomatie diese Blodbildung nicht schon zu weit vorgeschritten ist, als das sie nicht ihre gefährlichen Auswirkungen schon auf der kommenden Konferenz zeitigen künnte. Nicht ohne gewisse Ziellegung tönt es aus dem französischen Pressegar einmütig hervor, daß Frankreich nicht auf die Teilnahme seiner Verbündeten an einer europäischen Friedensregelung verzichten künne, und nicht ohne besondere politische Zweckmäßigkeit dringt wieder die Forderung Frankreichs durch seine Presse duch, die auf die militärischen Hilfelist ngcverpfehlungen Englands und Belgiens vom 19 März hinweist und sie ausdrücke lich aufrecht erhalten wissen will. Verdächtig ist jedenfalls, daß man in Paris schon zum mindesten mit dem Gedanken eines Scheiterns dieser Konferenz spielt und bereits fest schon an das den Eden wiederholte Wort, daß dann die volle Solidarität vom 19. März, also die Entente cordiale, oftwell wurde, erinnert. Auch in Italien befärchtet man, daß der Geist der Seindseligkeit Englands Italien gegenüber und Frankreichs Deutschland eeiernich noch in seiner Weise überwunden ist. Die „Tribuna” fragt deshalb, ob die Hauptmächte, die ji theoretisch zu den Grundsägen - - De Cut, N ae Die Deutsch-österreichische Berständigung Die Haltung der österreichischen Nationalsozialisten der „Bölfische Beobachter“ bringt folgende eigene Meldung aus Wien: Die Landesfeitung Desterreich der NSDAP verbreitet eine Erklärung, die unter dem Motto „WÄchter des Führers Pakt“ steht. Es heißt darin unter anderem: „Wir Nationalsozialisten Oesterreichd Haben den Führer verstanden. Wir merden in unerhörter Disziplin uns einfügen in die Linie, die er geschaffen hat, und dabei gerne unsere Wünsche zurückkteilen gegenüber den Interessen des ganzen deutschen Wolfes. Wir missen darüber hinaus dem guoten Friedenswert des Führers ein Hüter sein. Wir werden den Vertrag, wen er ihlof, Punkt um Punkt genauestend befolgen, werden aber ebensolches vom Gegner verlangen. Ehrlicher Friede und gerechte Verständigung kann nie diftiert werden, kann immer nur doch Recht und Freiheit garantiert und beiiesen werden. Soll der Friede dauerhaft sein, so muss er der Tatsache des Bestehens einer geschlossenen, unzerreifsbaren nationalsozialistischen Bewegung und Gesinnungsgemeinschaft in Oesterreich Rechnung tragen. Jede Täuschung darüber oder Fortlegung der Verfolgungen würde nur erneut Unfrieden und eine zu jedem Kampf entschlossene Abwehr hervorrufen. Wir stehen zu unseren Forderungen, und Friede oder Kampf wird von der Ehrlichkeit der österreichischen Negierung abhängen.“ Der Hirtenbrief der Evangelien Kirche Desterreichs vor einigen Tagen brachten wir eine kurze Nachricht, dass der Superintement der evangelischen Kirche Desterreichs in einem Hirtenbrief Der Freude über die Deutsch- Österreichische Verständigung Ausdruck gegeben habe. Ueber den Inhalt des Hirtenbriefes wird nun aus Wien folgendes berichtet: „Die evangelisce Kirche Oesterreichs veröffentlicht einen Hirtenbrief an alle evangelischen Gemeinden Oesterreichs, in welchem „besvegten Herzens das deutsch-österreichische Ablommen zur Kenntnis genommen wird.” Was durch Gleichheit der Sprache, des Blutes und der Geschichte zusammengehörte, habe wieder den Weg zueinander gefunden. Mit dem Tank an den österreichischen Bundeskanzler und an den Führer und Kanzler des Deutschen Reiches paare sich aufs neue und um so inniger Das Gefühl der Verbundenheit mit dem Mutterlande Oesterreich und Dem gemeinsamen Deutigen Vaterland. Zum Schluss heißt es wörtl fch: „Wenn wir aber an diesem Tage des Danfes und der Erfüllung sehnlichster Wünsche noch einer Hoffenung Ausdruck geben sollen, so, sei es diese, dass Die Vollendung der Verfassung unserer Kirche, Herren 1 Peg den Wert der Verführung zwischen den deutschen Staaten in Bälde moch um die wirung seit Jahren, weiht zu Haben, mit Höfen folgen möge. Hat das Grofe gelingen künnen, so wird auch das kleinere Wirklichkeit werden: eine uniollständig gleichberechtigte evangelische Kirche im neuen, unabhängigen, aber mit dem größeren Deutschland um so fester verbundenen Oesterreich.“ einer internationalen Zusammenarbeit bekannt haben, diese auch in der Praxis befunden würden. Das Blatt bezweifelt dies zurzeit noch stark: „Da in Frankreich, das unter der Masse eines einfachen Defensivvertrages mit Rußland einen Ring um Deutschland zu legen bemüht ist, doch einen Vertrag, der deutlich einen militärischen und fliegerischen Charakter trägt — und da ist England, das mit dem Mittelmeerabkommen die internationale Stellung Italiens zu entwerten bemüht ist. Man wünscht in Rom, das ist der junge Sinn, der aus den Zeilen der italienischen Presse herauszulesen ist und der auch die Meinung Mussolinis deutlich widergibt, nicht Formeln, sondern Taten. Die bei der Londoner Dreimächte-Zusammenkunft geäußerten Berfüge werden auch in Rom als „gut“ gekennzeichnet. Aber, um jeden Zweifel an ein Gelingen des großen Friedensiverfes zu beheben, glaubt man erst abwarten zu miüssen, wie sich diese Vorlage in der prakttischen Politik Engelands und Frankreichs bald auswirken. Regierungsberatungen Neue Krönungsmaßnahmen? — Verwaltungswahlen im Oktober BSufareit, 30. Juli. Heute vormittag fand beim Ministerpräsidenten eine Beratung mit den Ministern für Inneres und Justiz statt, bei der es ji um Maßnahmen zur Erhaltung der Ordnung gehandelt haben soll. Andererseits ist die Negierung, wie man bet‚nimmt, auch statt mit dem Problem der nun ernstlich geplanten Gemeinde- und Komitatswahlen beschäftigt. Hierüber sollen bereits beim Innenministerium Verhandlungen mit den Präfekten stattgefunden haben, bei denen, wie „&urentus“ behauptet, vor allem die Verhältnisse in den Gegenden besprochen worten seien, wo die Minderheiten in der Mehrzahl sind. Nach Dem Blatt erwägt man angeblich, wie man einer „Weberfremdung” der Verwaltungstörperschaften in \diesen Gegenden aus dem Wege gehen künne. Es heißt, ver Ministerrat werde sich mit Dieser Frage Demnäcst zu beschäftigen haben. Im übrigen sollen die Wahlen erst im Oktober stattfinden. er neben ei N Bulgarien befestigt seine Grenze ? Bukarest, 30. Juli. „Qupta” läßt ji von der bulgarischen Grenze melden, daß seit einiger Zeit Bulgarien entlang der Dobrudichafrent Befestigungsarbeiten durchführe. Das Blatt fordert die Regierung auf, diese Nade night zu überprüfen, da man zutreffenden Falles entschieden dagegen protestieren müsse, dag auf diese Weise Bulgarien den Friedensvertrag verlege. Meserdies müse eine Klärung der bulgarischen Absichten beschafft werden, denn bisher sei beiderseits offiziell eine Politik des Friedens befolgt worden. Weitere U-Boot-Bestellung Bukarest, 30. Juli. „Pornica VBremii‘ will von militärischer Seite erfahren haben, daß Rumänien Dems nächst ein neues U-Boot und zwar wieder in den italienischen Werfen wie bei „Delphin‘ bestellen werte. Ban} Um den Kulturpalast in Neumarkt Beischlüsse der Neumarkter Gruppe der Ungarischen Landespartei Aus Neumarkt wird berichtet: In der legtendigung der Neumarkter Zwischenkommisstion hatte diese unter dem Vorsig Emil Drandens beschlossen, den Kulturpalast in Neumarkt der „Fundatio Carol“ zu tcheifen, weil dieser Verein die mit dem Kulturspalast verbundenen kulturellen Einrichtungen, städtische Bücherei, Musikschule, Bildergalerie us. vielfachgesmäßer verwalten künne und dadurch der Beitrag der Stadt von zwei Millionen zur Erhaltung aufhören würde, außerdem auch in sittlicher Beziehung begründet sei, indem die rumänische Bevölkerung dieses Gebiets 75 vd. 9. betrage. Auch habe die Bevölkerung der Stadt nichts zum Bau des vom Staat errichteten Kulturpalastes beigetragen. Gegen Diese Schenkung hat die Neumarkter Gruppe der Ungarischen Landespartei in einer außerordentlichen Eigung vom 27. d. M. schärfsten Einspruchh erhoben und beschlossen an den Innenminister er, ri ie era Fe Er je SEE ee ie zu ehe - a öl an, Dart re