Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1938. Januar (Jahrgang 65, nr. 19409-19431)

1938-01-01 / nr. 19409

% SonnaJendLIam­arIng - Eine Botschaft Codreanus Bukarest ZC Dezember Codreanu,der nach den­ Wahlen einen Tagesbefehl erließ,indem er den Sieg der Bewegung verkündete und den Legionären seinen Dank für die geleistete Arbeit aussprach,hat nunmehr zum Jahreswechsel seinen Anhängern eine neue Bot­­schaft zukommen lassen,in der es heißt:In der po­­litischen Lage haben sich Veränderungen vollzogen. Für die Legionäre bestehe kein Anlaß zur Aufregung. Jeder verbringe ruhig die Ferien in der Familie ohne jede Sorge. Sein Weihnachtsbefehl, der Friede und Ruhe verhieß, gelte auch weiter. Er fließt, indem er allen Legio­nären „ein großes L­egionärsjahr“ wünsct. Aus dem Reich Neujahrsempfang am 11. Sanitag Berlin, 30. Dezember. Der übliche Neujahrsemp­­fang­ beim Führer und Neidstanzler findet wie auch im Vorjahr nur am Neujahrstag, sondern erst am 11. Januar mittags statt. Der Führer empfängt um diese Zeit die ausländi­gen Diplomaten zur Entge­­gennahme und Ermwiderung der Neujahrswünsce.­­V­or­­her wird Hitler die Glüfmwinihe der Wehrmacht und der Stadt Berlin entgegennehmen. Dr. Schacht über weltwirtschaftliche Zusammenarbeit Reichsbankpräsident und Reichsminister Dr. Schacht hat dem Weihnachtsheft des „Deutschen Volkswirts“, das inweltwirtschaftlicher Aussprache gewidmet ist, ein Geleitswort über die Notwendigkeit besserer welt­wirt­­schaftlicher Zusammenarbeit gegeben. Er erinnert zu­­nächst an seine Schlupiworte auf der Londoner Weltwirt­­schaftskonferenz von 1933, in der er die Bereitschaft der heuten Regierung zur Förderung jeder nationa­­len Zusammenarbeit hervorhob. Als „immer gleiches“ Ziel kennzeichnete er damals die Bereinigung der Welt von den wirtschaftlichen und finanziellen Sch­aden des Krieges. Der Start für eine bessere Zukunft, den die Londoner Konferenz nicht ermöglich habe, sei von der Welt bis zum heutigen Tage no­ nicht gefunden worden. Konservatives Wirtschaftsdenken sei für be­­sigende Staaten sehr bequem, aber es führe zu seiner Zösung, so lange es noch zahlreiche „Habenichtse“ gebe, die um ihre Lebensmöglichkeiten ringen müßten. Die realistische Politik der „Habenots” (Habenichtje)­­ habe es ermöglicht, daß sich überhaupt so etwas wie eine Beltwirtschaftstonjunktur durchlegen konnte. Diese Po- 2 Artit Habe zunächst einmal die einzelnen Volkswirtschaften zum Abgrund zurückgerisssen und ihre Binnenmärkte neu aufgebaut. Die Gesundung der Binnenmärkte habe dann auch auf die internationale Wirtschaft ausgestrahlt. Tennoch Fünne zi war der binnenwirtschaftliche Aufe iäwung den weltwirtschaftlichen anfurbern, aber er führe noch Tange­nit zu dauerhafter Wiederherstellung ge­­sunder Wirtschaftebeziehungen in der Welt. Jede Volfs­­wirtschaft Habe ihre Schattenseiten, mögen sie nun in einem Mangel an Rohstoffen oder an Kapital bestehen, oder etwa in einem Mangel an Industrieprodukten oder an zahlungsfähigen Kreditnehmern,­ „Ueber ihren Schat­­ten kann seine V­olkswirtschaft springen. Wohl aber ist­­ der Sinn der Weltwirth­aft, derartige Mängel so­­weit als irgend möglic, auszugleichen.” Die Weltwirtschaft sei in die große Krise vom 1929 mit der erheblichen Reserven hineingegangen. Diese Reserven seien nicht vorhanden, wenn heute oder mor­­gen ein neuer Rückgang einlegen sollte. Die Weltwirt­­schaft sei heute viel schlechter fundiert, als sie es 1929 war. Das statische Denken müsse über Bord geworfen werden, das Rechte und Pflichten ja zu ei,­n­ie sie einmal waren. In der ganzen Welt übten wir statt­dessen — und in erster Linie bei den Reisenden Staaten — ein dynamisc­hes Denen, das die Entwillung und das gesunde Leben auch der anderen und damit der Weltwirtschaft in Rechnung stelle. Deutschland habe seinen Friedenswillen oft genug erm­iesen, aber er hoffe an der Schwelle des neun Jahres, daß der Friedenswille auf der anderen VöL­­ter nicht mehr länger in dem PBro­ ruftesbett eines statischen politischen Denkens versimmern müsse, sondern endlich zu freier, befruchtender Entwic­­klung gelangen erde. Baris, 30. Dezember. Der Streik der öffentlichen Angestellten wurde beigelegt. Das energische Auftre­­ten der Regierung und zwar hauptsächlich der radi­­kalen Minister hat zu dem Erfolg geführt. In den frühen Morgenstunden des Donnerstag wurde die Ar­­beit schon fast überall wieder aufgenommen. Die Verhandlungen mit dem obersten Arbeiterverband dauerten bis in die Morgenstunden. Erst die in Aus­­fit gestellte Einlegung von Militär zur Sicherung der Arbeit von Streitbrechern brachte die Gewerkschaften zum Einlenken, nachdem auch­ die sozialistischen Mini­­ster nachgegeben hatten und die sozialistische Fraktion si hinter sie gestellt hatte. Nur die Kommunistische Partei hielt unentwegt zum Streit. Die Gegensäße Eiebensür sich-Deutsches Tageblatt \ (MORSEH ICE ze RANG CHRIEE NUT SES SP­EER BEAUCENL­VULLWER.ZRBESERUEFER SC SEH TRETEN GREEN... ATTERSEE m — See 3 ° —­­ Das amtliche Ergebnis der Kammerwahlen vier deutsche Abgeordnete und zwei Senatoren gewählt Die Regierungsliste erhielt 36 v. 9. Burakeit, 30. Dezember. Der Oberste Wahlausfhur hat gestern spät abend seine Arbeiten über das Er­­gebnis der Kammerwahl abgejälossen und veröffent­­lic. Der Präsident des obersten Kassationshofes Dr. 2upu erklärte dabei ausdrücklich, daß die Verlaut­­barung noch zeitgerecht, d. h. innerhalb der vom Geseß borgeschriebenen acht freien Tage nach den Wahlen erfolgte. Das Wahlergebnis lautet nun amtlich: Eingetriebene Wähler 4.649.163. Abg’gebene S­tim­­men 3,071.705. Davon entfielen auf das Regierungskar­­tell 1,103.323 Stimmen oder 35.92 v. 9., auf die Na­­tionalzaranisten 626.642 Stimen „vor 20.40 d v. H., auf die „Alles für das Land“­Partei 478.378 Stimmen oder 15.58 vd. 9., auf die Christlichnationalen 281.167 oder 915 vd. H., auf die Ungarische Partei 135.139 Stimmen oder 4.43 d. H., auf die Georges Liberalen 119.361 Stim­­men oder 3.89 vd. H., auf die radikale Bauernpartei Zu­­n­ans 69.208 Stimmen oder 2.25 v. H., auf die Agrar­­partei Argeioianus 52.101 Stimmen ober 1.70 v. H, auf die Jüdische Partei 43.681 S­immen oder 1.42 v.9., auf die „DER 43.612 Stimmen oder 1.42 v. 9., auf die Vereinigten Sozialisten 28.840 Stimmen oder 0.94 db. 9. auf die Volkspartei . Averescus 25.567 Stim­­men oder 0.83 d. H., auf die „Arbeitsfront” 6986 S­im­­men oder 0.23 dv. 9., auf 53 andere Splittergruppen 1 11.145 Stimmen oder 0.36 dv. 9. Annulliert wurden 45.565 Stimmen oder 1.48 dv. 9. Auf Grund dieses Ergebnisses und der Entschliegung des Obersten Wahlausschusses, den Parteien mit weniger als 2 Prozent seine Kammermandate zuzubilligen, wur­­den den verbleibenden Parteien die 3837 Kammerfige wie folgt zugeteilt: Libe­ale 152, Nationalzaranisten 86, „Alles für das Land‘ 66, Christlichnationale 39, Ungarische Partei 19, George Bratianu 16, Sunian 9 Lige. Von den deutschen Abgeordneten sind auf der Regierungsliste gewählt: Dr. Hans Dito Roth und Dr. Franz Kräuter, in Temesch-Torontal, Dr. Dito Herzog in Hermannstadt, Franz Besinger in Arad. Außerdem wird, außerhalb der Deutschen Wolfsgemein­­schaft, der bekannte Goga- Buza-Anhänger in Bessa­­rabien, Dr. Robert Ko, in die Kammer gelangen, weil die Partei in dem Komitate Afterman einen Sis zugesprochen erhielt, der dem Listenführer Euzin Zus kommt, der inzwischen aber Generalsekretär im­ Mini­­sterium geworden ist, der zweite auf der Liste ist eben... Koch. IR Zu dem Wahlergebnis ist noch zu bemerken, das Die diesmalige Aufteilung, tung des Entfalles der Prämie, erst ver eigenartige Erscheinungen zeitigte. Weil näm­­lich die Verteilung auf das ganze Land erfolgte, konnte 5­bok­ommen, dab eine Partei mit verhältnismäßigen Esher Stimmenzahl in einem Komitat überhaupt seine parlamentarische Vertretung erhielt. So erzielten Die Liberalen in Tuvostor, zeigtem sie 44 dv. 9. aller Stim­­men auf sie bereinigten, sein einziges Mandat in dies­­em Wahlkreis. Ebenso erging es ihnen in Bistrng mit 32.89 db. 9. aller Stimmen, in Kuvenstadt mit 29.90 v, 9. aller Stimmen, in Stowojines mit 22.63 dv. 9. In ähnlier Lage befinden sich an gewissen Stellen auch die anderen Parteien. Auch der Verlust des zweiten Kam­mermandates in Stoßfafern, für das bekamntlich Nik­laus Hans Holl kandidiert war, ist darauf zurück­­zuführen, daß infolge des Verlustes der Wahlprämie die Kandidaten der Opposition bis einschließlich des Zweiten Plates in die Höhe rückten. So erhielten in Großfofeln auch die Ungarn ein Mandat, desgleichen in solchen drei weiteren Komitaten, in denen sie noch weniger Stimmen hatten. Dabei betrugen in Groß­­fofeln die auf die Negierungsliste abgegebenen Stim­­men mehr als das vierfache der ungarischen Stimmen. Das Abgeordnetenmandat in Afterman jedoch hätten wir erreicht, wenn unser dortiger Kandidat nicht bes­chauerlicher­weise zugegeben hätte, — wie ji fest herausstellt — daß er von der dritten Stelle, die das Wahlabkommen vorsah, durch örtlic­he Einflüsse auf die vierte Stelle der Liste geschoben wurde. In den Senat wurden bekanntlich die Kandidaten der Volksgemeinschaft Fri E Connert und Dr. Emerich Reitter ne­wählt. Das Kronstädter G Senatorenmandat der Ortsräte konnte wegen des Disziplinbruches de$ liberalen Dis­­sidenten nicht erreicht werden, der mit m­abber Mehr­­heit dochdrang und dafür aus der Liberalen Partei ausgeschlossen wurde. Was die DEN anbelangt, ist nach den obigen An­­gaben festzustellen, das ihr volle 18.000 Stimmen — also mehr als sie in ganz Siebenbürgen aufgebraght hat — gefehlt haben, um ‚Überhauptgleie 0‘ und damit ein Mandat zu erreichen. in der Regierung konnten in einem mehrere Stunden währenden Ministerrat nur schwer überbrüht werden. Die Sozialisten wandten sich vor allem gegen den Einzag von Militär. Chautemps drohte mit dem Rück­­tritt. Es wurde auch angekündigt, daß einige Jahr­­gänge von Reserven mobil gemacht werden sollten. Zeitweilig verhandelten Sozialisten und radikale Mi­­nister getrennt. Schließlich gaben die sozialistischen Minister nach und stimmten den Äußerst energischen Maßnahmen zu, die die radikalen Minister vorgeschla­­gen hatten und die bereits schon im Laufe der Nerät vorbereitet worden war. Diese Maßnahmen wurden übrigens nicht verlautbart. Die meisten Blätter er­ Hären, daß die Streifbewegung von den Kommunisten angezettelt wurde, da einer ihrer Führer gerade von Moslau zurückkam. 3 . Nr. 19409 EINZELNBE­LI m Fra” ER. ETC ER er. Zusammenbruc­h des roten Streits in Paris Der französische Senat nenen die Verlängerung der Weltausstellung Kairo, 30. Dezember. In der Verfassungsfrise hat König Faruf nunmehr einen enttgeidenden Schritt unternommen. Er hat die Regierung Nahas Pajda ihres Amtes enthoben und den Führer der liberalen Minderheit, Mohamed Mahhmed Rajda, mit der Regierungsbildung beauftragt. Der König hatte zuvor an die Regierung Nahas Rajda ein Ultimatum gerichtet, das von Dieser mit einem Kompromisvorschlag beant­­wortet worden war. Nun hat der König fi zum autori­­tären Kurs entschieden. Die neue Regierung wird dort häufig ohne Parlament regieren, das beurlaubt wird. In der Folge soll dann neu gewählt werden. Basis, 30. Dezember. Der Senat beriet gestern nacht über den Haushaltumr anschlag des­­ Luftfahrtmini­­steriums, wobei Senat der Armbruster heftige Kri­it an der französischen Fliegerei vorbrachte und im Ge­­gentuß dazu auf den Aufschwung der deutschen Luft­waffe verwies. Der französische Quftfahrtminister Cot bemühte sich, diese Einwände zu entkrästen. Dabei kam auch, die Angelegenheit dr Lieferungen an Rotspanten zur Erörterung. Got behauptete, es sei sein für die Luft­waffe geeignetes Material außerhalb des Landes ge­­gangen. Die Leistungsfähigkeit der französischen Luft­­fahrtindustrie habe sich im Legten Jahr verdoppelt, die Unglücksfälle seien um 80 Prozent getunt. In der Finanzkommission hat der Senat heute den Geiegporschlag über die Verlängerung der Weltaus­­stellung für das nächste Jahr verworfen, den Die Kams­mer fon angenommen hat. Autoritärer Kurs in Aegypten Sowjetrußland gegen die Wirtschaftse­­efriedung Moskau, 30. Dezember. Der Genfer Berichterstatter der russischen Nachrich­tenagentur richtet scharfe An­­griffe gegen den eben fertig gewordenen Weltwirt­­schaftsplan van Zeelands, den dieser befannt sich im Auftrag von England und Frankreich auf Grund ums fasfender Studien, und ” " Vorschlag d­er Bildung Englan­dS,Frankreich­s Deutschlands unthal­lich beso­nders auf d sie.. schreibt,die es«erGekank­strebungen des Völkerb die—je Weise wü­rde es i. ermöglicht, ohne jede­­r den anderen zu erhalte somjetfeindlich. Gewohnheit mach blind, und im­­ Zweiäugiger ein "" ·« % - _ Die Habsburger - Doffensive in Oesterreich Wien, 30. Dezember. In der legten Zeit macht die österreichische Legitimistenbewegung unter Baron Wies­­ner biel von fr­­ieden. Wiesner veröffentlichte eine Erklärung, wonach die Zahl der eingeschriebenen Legi­­timisten in Oesterreich über eine Million betrage, was freilich einer ernsten Miederprüfung ist. Stand hält, da es sich um mehrere Organisationen handelt, die dabei mit allen Anhängern gerechnet werden, obwohl zweifel­­los ein und dieselben Leute in den versc­hiedenen Ver­­bänden eingetragen sind. Die Bewegung will nun am 11. Januar einen großen Legitimistentag veranstalten. In Wien sollen 9, in den Ländern 20 Versammlungen stattfinden, um zu zeigen, daß das Legitimistenlager auf ein gegebenes Zeichen in Neid und Glied treten kann. Der österreichische Soldaten­bund, dr auch­zw. dieser Organisation gezählt wird, hat eine Jugend­­gruppe uniformiert, die den Namen „Eiserne Legion“ trägt, angeblich besigt sie aber seine Waffen. Jedenfalls ist die neue lebhafte Tätigkeit der Beiwegung bemerk­tenswert. Sie fällt mit verschiedenen Reugerungen Dino von Habsburgs zusammen, der u. a. in­ der legten Zeit sich besonders um die Sozialisten in Oesterreich bemühte und dabei eine für einen Herrscher-Anwärter gewiß eigenartige Vorliebe für den Marrismus befundete. er a Sn Re Eu ce

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