Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1938. April (Jahrgang 65, nr. 19482-19503)

1938-04-01 / nr. 19482

em Pa h ET Taxele plä­­tite in nume= var ord, Dir, Gen. P,T.T. 22372/9927 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Direttor: Hermann PBlattiner Jir, 19482 Sibiu: Hermannstadt, Freitag 1. April 1938 65. Sahraang zug ERLITTEN: Rücktritt der Regierung Ein neues Kabinett unter Führung des Patriarchen Miron Christen Bucurestus Bukarest 30.März.trifterpräsidentu. Patriarch Dr.Miron Cristea hielt heute in dem um 12.30 Uhr im Königsschloß unter Vorsitz S.M. des Königs abgeh­altseinen Minister mit alsgende An­sprach­e,inder­ er d­en Rücktritt der Regierung nie terbreitete: „Majestät! Die Negierung war in ihrer bisherigen Zusammenlegung — mit Ressfortministern und so vielen bedachtbaren ehemaligen M­inisterpräsidenten als Staatsministern — eine unbedingte Notwendigkeit, um mit Dringlichkeit dem Staatsleben neue verfassungs­­­mäßige Grundlagen zu geben, auf der dann alle Bese­rweigungen der allgemeinen Arbeit duch Sonder­­gehege und im einzelnen geregelt werden sollten. Sämt­­liche Mitglieder dieser Regierung boten mit Liebe dem Lande und der Krone nach ihrem besten Wissen und Ge­wijsen ihre Dienste an. Nun ist die neue Ber­­fassung vom Bolt angenommen; auch wurden zahl­reiche Defretgehege erhassen, deren Notwendigfeit seit langem empfunden wurde. Und da wir uns vor dem 1. April 1938 befinden, mußte unverzüglich auch der­­ Staatsvoranschlag für das neue Haushaltjahr 1958— 1939 aufgelegt werden. Dieser Tage wurde auch diese schwere Arbeit gemeinsam mit den Gefegen abge­­sclossen, die die Anwendung des Staatsvoranschlages und die glatte Arbeit des Staatsapparates in allen feinen Gliedern möglich machen sollen.­­ Nachdem die Dwaefoliogen und deerüks­tenbau zum Wege eines neuen Staatslebens in normalerem Rahmen einigermaßen bes­pendet ist, besteht nicht mehr eine unbedingte Notwendigkeit für die Negierung in ihrer­­­eutigen Zusammenlegung Daher halte ich es für richtig, Euerer Majestät von NRindtritt der Gesamtregierung mit Gefühlen tiefer Dankbarkeit und Anerkennung für die Aus­­zeichnung und Das Vertrauen darzulegen, Daß Euere Miajestät uns eriwiesen haben, und mit Dem uns Die Möglichkeit gegeben wie, neben Euerer Majestät und unter Euerer Majestät weiter und fürsichtiger Leitung eine neue hohe und vaterländische Pflicht für Thron und Land zu erfüllen- Sch­werjigere Euerer Majestät, dag wir Alten, die set langem aus der Gefahrenzone der jedem menschlichen­­ Wesen innewohnenden Eitelfeiten herausgekommen sind, mit Freude auch in Zukunft mit unseren Erfahrungen und mit der Weisheit der Alten zur Verfügung Ve Thrones stehen, in jedem Ehrenamt, das Euere aa: 2 ftät für uns gut befinden werden.­­ u Shen, meine Herren Kollegen, drüde ichh von meinen ‚Seite meinen herzlien Dant aus für die so uze aber so bedeutungsvolle und geschichtlich fruchtbare Bujsammenarbeit. So werde Diese Zusammenarbeit als eine angenehme Erinnerung meines Lebens bewahren. Es lebe Euere Majestät, die mit Erfolg das Werk der Erneuerung des Landes zu a Wie er­­sinndigen Fortschrittes foufesen Ba Nach der Beendigung des Ist Ferrates hieht Seine Majestät der König die Mitglieder der Guildgetete­nen Regierung zum Frühsuüd zurück. „Ein neuer Abschnitt‘‘ Brof. Jorge im „Neamul Romanese“ Bucavest, = Bud­arest, 30. März. Im heutigen „Reamul Romanesc“ schreibt P­rofessor Jorge unter DM. 4 Uebertrift „Eine andere Etappe“: „Ber sechs Wochen wurde eine Anzahl von erfahrenen Männern vom Herrscher berufen, eine Regierung­u bilden, deren schwere Aufgabe es war, dem Land eine neue Verfassung zu geben, die den Umständen mehr E y (Bertfeung. auf Weite 2) 7 . » Js- Friedrich Wilhelm Raiffeisen 11. März­ 1818 — 30. März 1888 (G. U. 8.) Zwei bedeutsame Gedenktage feiert in diesen Tagen die gensssenschaftliche Welt: den 50. To­­destag und den 120. Geburtstag des Begründers ver landwirtsaftlichen Gensssenschaften . W. Raiffeisen. Ueberall in deuten Landen, aber auch weit darüber hinaus, begeht in erster Linie die bäuerliche Bevölkerung danterjüftt Diese Erinnerungs­age. Senn Raiffeisen ist im wahren Sinne ein Bauernbefreier gewesen. Sehr wird Gelegenheit sein, sich des unvergänglichen Wettes der Schöpfung Raiffeisens neuerdings bewußt zu werden und gleichzeitig Einkehr und Prüfung zu halten, ob Das Gedankengut und das Taterbe jenes geigen Wohltäters auch in der Gegenwart würdig ver­­waltet und unweitergepflegt wird. Seit der Gründung des ersten Raiffeisenschen Dan­tehenstaffenvereins im Jahre 1847 in Hechsesine­ (We­­sterwald) hat das Landwirtschaftliche Genossenscafts­­wesen eine wunderbare Ausgestaltung und Ver­breitung gefunden. Nicht weniger als 280.000 Raiff­­eisen-Genossenschaften gibt es gegenwärtig in fast allen Ländern der Erde. In ihnen sind mehr als 30 Millio­­nen Mitglieder vereint. Patk­en­ haben si Form und Arbeitsweise dieser Vereine im Laufe der Jahrzehnte geändert. Unmandelbar sind jedoch­ fü­r eine richtige „Bee­ne Me Kae “ in Pe Di­eben. Die Not und dass Elend der landwirtschaftlichen Be­­völkerung in den 40­er Jahren des vorigen Jahrhun­­derts hatten Raiffeisen zur befreienden Tat file diesen mic­htigsten Berufsstand, der Träger der Volkskraft und Bollswirtschaft ist, aufgerufen. Tamals trat an ii bl Deutschland nach der Durchf­ührung der Grundentlastung ‘ tums, Der ‚und Beseitigung der Schollengebundenheit des Bauern- Kapitalismus seinen Siegeslauf an. Die Erlangung der Wirtschaftsreiheit hatte auf allen Ge­­bieten des gesellschaftlichen Lebens ungeheuere Kraft­­wellen freigelegt. Sie hatte aber auch ihre starre Kehr­­seite. Für den einzelnen bedeutete sie die Hineinzeu­­ng in einen mit nie dagemesener Heftigkeit und Rüc­­ftstorigkeit geführten Lebenskampf. Eigensucht und­­ Ge­winnstreben nahmen überhand und steigerten mehr und mehr zu einer schamlosen Ausbeutung er ‚niedern Schichten. Lebte Ursache für diesen moralischen Tiefstand, mit seinem materiellen Elend im Gefolge, sei die Entschriftlichung der Zeit, so jagte Waiffeisen. Einem solchen schranfentoten Individualismus feste er seine Genossenschaftsidee entgegen. Nur in der Ber­­einigung der Einzelkräfte k­onnte das Mittel liegen, um das Bauernvort aus der Hand des Wächser zu be­­freien und seine materielle und seelische Not zu be­heben. Zusammenschluß auf der Grundlage der Selb­st­­hilfe und Nächstenliebe wurde das Bojungsmwh­t für den Kampf­ um eine Besserung der sozialen Ver­­hältnisse. Naiffeisen ging nur auf einen Umsturz der bestehenden Ordnung aus. Nichts lag ihm ferner als revolutionäre Absichten. Durch die Wedung der sittlichen Kräfte und des sozialen Gemis­­­­sens im Menschen wollte er zur Herer­windung der­­ materiellen Nöte gelangen. Seine erste Genossenschaftsgründung hatte Naiffeijew­as Wohltätigkeitsverein bezeichnet. Darin kommt sein Grundgedanke der chunstlichen Nächtenliebe richtig zum Auftrut, zugleich an die Triebfeder seiner menschen­­freundlichen Zielregungen. Wohltätigkeit faßte er je­­de durchaus nicht als Almosen auf. Eine diverse Hilfe ohne Gegenleistung der Bevölkerung, das wußte Raiff­­eisen, hat s­ich überall als Hochit nachteilig erswiesen. Sie führt nur zu Erschaffung und Demoralisierung. Sein Ziel war aber gerade die Stärkung des Selbst­­­bewußtseins und der Leistungsfähigkeit der einzelnen und der Gemeinschaft. So vereinigte er am und reicht in seinen Genosssensheften auf Der Grundlage der unbeschränkten und fjolidarischen Haft­­pflicht Wirkungsvoller kann die Forderung nach Einfag aller Kräfte für gemeinsame Ziele nit zum Ausdruch kommen. Mit diesem Grundtag verwirklicht die Raiffeisensche Gensisenshhaft das Höchste sittliche und soziale Prinzip nach dem Wort: BR: für alle und alle für einen. Eine Reihe von unweitern Grundzagen hat Raiffeisen für seine Darlehenslastenvereine und sonstigen Ges­nossenshhaften aufgestellt­. Zusammen bilden sie ein System von eindruckvoller Geschlossen­­heit und Harmonie Ver Tätigkeitsbezirk Der Einzelvereine wird eng abgegrenzt, damit Die Mitglie­­der sie gegenseitig kennenlernen und persönlich ständig Fühlung miteinander halten können. Die Geschäftsan­­teile werden ganz niedrig bemessen, um seinen Anreiz für Gewinnverteilungen zu bieten. Aus dem Gewinn wird vielmehr die Bildung eines unteilbaren Stamm­vermögens angestrebt. Die Mobeit in den Vereinen hat ehrenamtlich zu erfolgen. Jeder einzelne dieser Richt­­unge bedeutet die Durchdringung der geschäftlichen und wirtschaftl­ichen Lebens mit sittlichem Gehalt. Sie sind die Grundsteine im Gebäude der Waiffeisenschen Wirtschaftsethik. Sie stellen eine scharfe Absage an den Geist des ee aß sozialer­­ Gesin­­nung dar. Die See Waiffeisens hat langsam, aber umso tiefer Burzel gefaßt. Mit der Berichtigung seiner Lehre und mit ihrer Bericklichhung schwamm er gegen den Strom seiner Zeit. Das müssen wir und gegenwärtig immer vor Augen Halten, wenn wir die geistige und praktische Leistung Raiffeisens in ihrer Bedeutung für die Menschheit ermessen wollen. Heute sind seine Ge­­danken Allgemeingut. Soziale Gesinnung al Betäti­­gung eines praktischen Christentums, Einlasbereitschaft für die Gemeinsgaft, Neberwindung der Jahsucht sind Lauter Raiffeisenideale, die duch die deutsche Er­neuerung in schönstem Sinne V­erwirklichung gefunden haben. Auch in unseren Siedlungsgebieten ist das Gedanken­gut Raiffeisens beizeiten aufgenommen und durc Sr. Carl Wolff, einen wahren Apostel der Genossen­schaftsidee, zur Grundlage unseres wirtschaftlichen und sozialen Aufbaues in den lesten fünf Jahrzehnten ge­macht worden. In allen unseren Dörfern werfen neben Kirche und Erziehungsanstalten die Raifffeisen­­bereice als Zellen des völkisch-wirtschaft­­lichen und sittlich-kulturellen Lebens. Die Sachsen in Siebenbürgen dürfen si rühmen im ganz­­en Süd­osten die ersten Raiffeisengenossenschaften weit geänders zu haben. Genosfeni hatiägeist er seit jeher in unserer Biollogruppe lebendig gewesen. Seine Neube­gebung gegenüber den zerregenden Tendenzen des fiber valistischen Zeitalters ist eine natürliche AUbk­ehr gegen die Duschende Gefahr der voffischen Zersplitterung ge­tresen und wird es immer fein. Ir Dankbarem Gedenken sieht unsere Bauernschaft zu „Vater Raiffeisen“ auf. Seine Schöpfung hat für unser Landvolt unermeßlichen Segen in­ sittlicher und­ materieller Hinsicht gebracht. & sind die Raiffeisen-Erinnerungstage Mahnung und­­ Verpflichtung, unentwegt die Kräfte anzuspannen, um nach einem halben Jahrhundert ehrlicher Genosssen­schaftsarbeit in unserem Siedlungsgebiet, die Brause­­­regungen für weitere Wirksamkeit im Geist und Sim­­si Naiffeisens zu statten. · ' ' | se ne TE ee 5 , Er A Eu, RR ! -— a­ei TELLER ER ER u , ; 4 }

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