Tagblatt, April 1927 (Jahrgang 5, nr. 74-98)
1927-04-01 / nr. 74
x Br jé ; FREE SFR THE ette 2. Freitag , 1 April 1927. Nr. 74. die Gefahren der Austwanderung nach Kanada. (Schluß.) Oedenburg, 31. März. Was trieb ehedem die Leute zur Auswanderung? Und was nährt diese Luft noch heute? Es war nicht immer die mißliche Wirtschaftslage, der tägliche Kampf ums Leben, was die Unternehmungslustigen zur Suche einer neuen Heimat beilegte. Vor Jahrzehnten lodte das Goldfieber Taufende und übertausende in die Goldfelder von Kalifornien und Bon önfe. Später verführte sie die Möglichkeit des Schnellen Reichswardeng besonders nach den Vereinigten Staaten, dessen Tiefige Unternehmungen (Bahnbau, Bergmwerse, grandiose Industriezweige und Sarmenkultur) tatsächlich auch vielen Hunderten ein ausgiebiges Brot, ab und zu auch Reichtum boten. Da aber durch den Massenzudrang der Fremdlinge den Einheimischen allzu große Erwerbskonkurrenz gemacht wurde, war die Union gezwungen, starre Eindämmungsmaßregeln aufzustellen. Nach Kanada treibt in erster Linie die Sehnsucht nach eigenem Grund und Boden alle Wanderluftigen. Wie schon erwähnt wurde, liegen in Kanada Millionen Hektar Land noch heute ganz brach. Eben deshalb legt die englische Regierung (Kanada ist nämlich seit 1763 Britisches Eigentum) alles daran, diese „riesigen Bodenflächen — womöglich mit fremden Arbeitskräften — urbar zu machen, deshalb werden auch nur Aderbautreibende zugelassen. Eigentlich liegt die Einwanderungspropaganda in Sänden der Eisenbahnunternehmungen und der mit denselben vereinigten Schiffahrt, die ihier unermeß Tige Grundfomplere erstanden haben und dieselben nun veriwerten wollen. Diese Propaganda, die sich auf den gesamten europäischen Kontinent erstreckt und mit ungeheuren Neflamtafeln und vielversprechender Zeitungsanpreisung alle Reichtgläubigen lorft, verspricht für einen bagatellen Raufshilling, ja bien und dort an ohne Geld ganze Karmen, Landgüter im Ausmaße bis zu 150 Noch, manche sogar samt Inventar (Landhaus, Stallungen, Wirtschaftsgeräte inbegriffen), nur... um gute Geschäfte zu machen. Vor Kriegszeiten kostete die Ueberfahrt nach Amerika 25 Dollar. Heute verlangt die Eisenbahn- und Schiffsunternehmung 200 Dollar, also rundunftsräumlichesten für die Familie und den eventuellen Viehstand. Im Monate April ist die Erde oft noch halbmetertief festgefroren und konnte nur mit Sprengstoffen gelodert werden. "Bis es zum Anbau kommt, ist vielleicht idon der ganze Geldvorrat aufgezehrt. Wie zweifelhaft es sieht, davon war auch idon die Nede. Oft liegen die Garben im Hochsommer unter Schnee, darum haben die landwirtschaftlichen Arbeiter und Q Taglöhner häufig eben dann seinen Verdienst, wenn bei uns die Erntearbeiten gerade im höchsten ' Gangg sind. Weberhaupt finden Arbeiter nur ‚äußerst selten (von 100 etwa 2—3) einer Jahresanstellung, und auch die bekommen nur dann ihren Zahn, wenn die Ernte gut ist und noch rechtzeitig unter Dach gebracht werden konnte. In den langen Wintermonaten arbeiten au, sie nur für die pure Berföstigung fünfzehn Millionen. Kronen oder Schilling. Obwohl angeblich freier Ansiedlung gewährt ist, werden dennoch 125 Dollar unter dem Titel „Niederlassungsbewilligung“ eingehoben. Kombinierte Nederfahrtskarten werden nur bis Mnnipeg ausgegeben. Das liegt in der Mitte des Festlandes, von wo aus der Einwanderer nur nach Erlegung weiterer Reisespesen den Weg fortlegen kann. Auch sind die vielen Stationen längs der Pacificbahn nur Humbug: Einfache Tafeln mit den Namen erst zu gründender Ansiedlungen (von Farmen ist in meilenweitem lmfreife gar feine Spur). In dem Riesenabschnitte von 1000 Kilometern der genannten Bahnstrecke zwischen Montreal und Winipeg sind z. B. am gangen nur drei (!) Städte gelegen je mit 6000, 3000 und 800 Einwohnern! ein harten Kampf dann der neue armer, der sich zum glücklicher Besiter eines schönen Dominiums deucht, mit dem Klima auszufumpfen hat, davon war schon eingangs die Nede. Das Austoden der Armwälder oder des Gestrüppes it eine monatelang währende heiße Arbeit. Dann folgt so die Einzäunung des Gebietes, die Errichtung von Unter. Viele der Hintergangenen schmuggeln sich mit Hilfe falscher Agenten in die Vereinigten Staaten hinüber, doch nur manchen gelingt dieses Wagnis. Denn wenn sie von den Agenten nicht unterwegs ausgeraubt werden, so werden sie von demselben später angezeigt, weil... ja weil die Anzeiger pro Kopf 20 Dollar Belohnung .Erregen! Diese Geldstrafe mu dann der arme Einwanderer in Zwangsarbeit abdienen, wonach er behördlich in seine alte Heimat abgeschoben wird. Hier muß er dann die Midfahrtsspesen dem Staate wieder ebieten. Oberst Zagonyi erzählte im Rahmen seines Vortrages über Kanada wahre Schauergeschichten von dem Elend, dem schweren Kalvarienunweg, der schnöden Ausbeutung und dem unverfrorenen Bug und Trug, dem die Auswanderungslustigen preisgegeben sind. Um nur ein Beispiel anzuführen: Eine biedere deutsche Familie aus dem Komitate Feher veräußerte ihre Liegenschaften um 115 Millionen, ging nach Kanada, erwarb einiges Land, verlor gegen Kraft oder anhaltenden Dürre und anderem Unbill nach und nach) das ganze Vermögen, konnte 31 den in 40gradigem Fieber legenden Kindern nicht einmal einen Arzt rufen (das nächte Domizil eines Arztes lagauflagesreifen entfernt) und mußte in stummer Verzweiflung ansehen, wie auch die Kinder zugrunde gingen. Wie glürliches Weiterkommen, hätten sie mit diesen 115 Millionen in der alten Heimat gefunden!? Wohl ist die Geschichte von dem schilfgertten Rand baute, daß der Einwanderdt nach ein paar Monaten mit Ziegeln und wieder nach einem halben Kahn mit Schiefer eindecken ließ, seine Erfindung. Dody ist sie nur schnöde, spekulative Mache der Einwanderungskanzlei, d. h. der Eisenbahnund Schiffahrtsgesellsshhaft. Diese gibt das Geld dazu, verlangt aber, daß der als Todvogel dienende Ausländer (neue Yarmen) sein Glück in der alten hält. Und als er im Interesse der Be- Heimat ausposaunen möge. Eventuell, dauerndt werten bei den Behörden unter, bekommt er so einige hundert Dollar$ Zorn. u. Handelsagentur dazu, für die im Mutterlande Gebliebenen, welche Cumme ebenfalls nur als Xochspeise dienen soll und sicher in fürt ue Troß alledem hat Oberstleutnant Zagonyi nahezu dritthalbtausend ungarische Eingewanderte gefunden, sämtliche ohner allen Verdienst, ausgehungert und j in elende Pumpen und Messfüder eben ge=a venieren wollte, rief man ihm barisch zu: „Ber hat sie denn bergeruf fen? Was wollem die da? Sie yvVrrvoNn , mit der Ernte aus, mögen sich zum Teufel scheren!” Dies it die Antwort, nachdem die Armen zuerst mit vielversprechenden Neflamen, bezahlten () Rodbriefen, falschen Vorstellungen irregeführt worden sind, in der alten Heimat Hab und Gut veräußerten, oft Hypothetarihulden zurücließen, nur um das Geld zur Hebersiedlung in das gelobte (2) Land aufzubringen. jesten Zeit durch die vielen Tausende Do [ars der also neuangeworbenen Auswanderer reichlich erlebt wird. laut verläßlichen Statistischen Daten sind auf diese Art schon zirka 105 Milliarden ungarische Kronen (nur an Ueberfuhrspeien!) in den Sockel der Spekulation gewandert. Im Jahre 1926 fuhren 6000 Auswanderer nur aus Rumpfngarn nach Kanada, verausgabten obige Riesensumme und hinterliegen außerdem zu Hause noch Sypothesarschulden in der Höhe von acht. 519 Milliarden Wie viele sind wohl aus dem Burgenland ausgewandert? Und aus anderen Gebieten Europas? Mel unermeßliches Staatvermögen ist dem unersättlichen Moloch der Spekulation auf diese Art zum Opfer gefallen!! Die betörten Auswanderer opfern aber nicht nur Hab und Gut, sondern auch ihre Kraft und Gesundheit. Und eigentlich für wen? Nicht für sich selbst, sondern für andere Die Trufte (Sesellschaften für Bodenverwertung) haben von ihren Millionen Job Gründen bis heute nur ein einziges Job auf eigene Kosten wirbrechen lassen. An allen bearbeiteten Landekulturen haftet der Schweiß (vielleicht auch das Blut der Europäer, der armen, hinters Licht geführten Auswanderer, die zur Winterszeit nicht einmal ihre Toten begraben können, denn die steinhart gefrorene Erde läßt erst im April loser... Der Vertrag des Obersten Zäagodnyi flang wie ein Notsignal, ein Hilferuf, eine weithin hallende Warnung, die dazu bestimmt ist, allen Unternehmungs Iustigen Die wahre Seite der blendenden Münze zu zeigen. Wehe den Leichtgläubigen und Habgierigen, Die Heimat und Familie, Gut und Blut opfern, um einer unsicheren Zukunft, aber einen um so gereisteren Verderben entgegen zu gehen! Darum , Bete und arbeite!" Und „bleibe im Lande und nähre dich redlich!“ Mer arbeiten kann und auch arbeiten will, der findet [don sein Drausfommen, wenn auch nicht immer nach Wunik und Mad. Ber aber beides, nicht imstande ist, nun den wird „Kanada“ unbarmherzig eines Besseren befehren. —tt. Stefan Friedrich Spediteur, SR Sopron, Sz&chenyipl. 16 Telephon Nr.109 und 41 1282 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. (1. Fortlegung.) „Richt? — Du beliebst zu scherzen! Ich selbst habe dir doch vorgestern — doch nein — zum Kuhfud nochmal — ich alter Esel — verzeihe Leo, da auf dem Tisdhe liegt ja noch die Einladungsfarte, die ich dir übergeben sollte. In meinem Eifer und meiner Verliebtheit vergaß ich diese Pflicht. Ich bin nämlich ganz toll auf Dieseg Waldfest, hoffe ich doch, dabei Mela meine Liebe gestehen zu können, und sie, deren Bild ich so sehr im Herzen trage, endlich einmal umarmen zu dürfen. Mensch, Leo, denke doch, dieses Glück!” Sch zuchte die Achseln: „Liebesgeschichten sind nicht eben mein Geschmach.“ Er sah mich fast traurig an und meinte: „Sa, geo, ig bedaure dich ob deines Fairen Herzens, das sich so besonders Frauen gegenüber offenbart, gar seinen Anteil an bevorstehenden Nimmt din denn meinem mir Süd?" „Bas dein Schieffal anbelangt, so bin ich ganz dein Freund, aber Liebessachen haben mich noch nie gefesselt und werden mich auch nie interessieren können.” Dsfar seufzte: ans Herz hinan!“ Schlachte. „Du täwschest dich doch ein 96 wenig, lieber Freund; ich bin absolut Fein Verächter der Damenwelt, im Gegenteil, ich schabe und verehrte sogar manche mir bekannte schöne Augen. Ich lebe aber zu| als Kriminal-E seler in meinem Berufebeamter, und dieses unstete, abenteuerliche, oft sehr gefährliche Leben reizt mich, darin fühle ich mich aufgehen, das nenne ich mein Elit!" „In gewissem Sinne muß ich dir wohl recht geben. — Nun aber beeile dich. Wir trinken schnell noch unseren Tee, dann fahren wir zu deiner Wohnung, wo du di in deinen elegantesten Gesellschaftsanzug wirfst, und dann geht los zum fröhlichen Waldfest!” Wir jagen beim Tee. Ich griff warden zu, Oskar dagegen nahm nur wenig ein. Sicherlich war er in Gedanken bereit, auf dem großen Grundbefit Otto Peters in einer kleinen Zaube und träumte von dat Um das Smeigen zu brechen, ih meinen Freund um Mitteilung Der Einzelheiten betreffs des in der Abendstunde beginnenden Waldfestes. „Es soll Hoch bergehen,” erzählte Warren. „Wie mir Mela verriet, wird Dag beste hiesige Streichorchester konzertieren. “ sollen alle Verwandten und Bekannten der Stadt eingeladen sein." „Ja, ich sah bereits vorhin, auf dem Wege hierher, eine Menge befränzter Autos und Droichfen mit ihren elegant gekleideten Insassen. Nun ist mir dieses lebhafte Treiben endlich rar. — Unter anderen bemerkte ich Doktor Mettler, unseren alten Senator Rolfram, Banfier Schnell mit Frau und Töchtern und Hauptmann von Beer mit Sohn nebst Schwiegersohn und Tochter.” ‚Mir hat Mela noch viele Namen genannt, —“ „— die du natürli nicht im Kopfe behieltest, da dich nur deine reizende Walfürs fesselte,“ warf ich schnippiich ein. ‚Ra, Sunge, du magst recht haben. Ich traf übrigens Mela gestern abend noch am Bahnhof und durfte sie heimbegleiten. Der Mond beschien bereits das stattliche Gebäude Herrn Peters, als ich Mbichied von meinem geliebten Mädchen nahm. Aber, wie gesagt, erklärt habe ich mich ihr 1. nicht, heute nachzuholen." „Ic wünsche dir sehr wohl, strömen.” es von Herzen mein Bestes zu diesem Schritt. Wenn ich auch dein Glü der immer besungenen Liebe als eingefleischter Iunggeselle recht erfassen kann, nicht so dochab es zu deinem Guten ist, Menschen wie du, mit so viel Energie und Talent — und Damen wie Fräulein Peters, die nicht nur ihres Liebreizes, sondern auch ihres Edelmutes wegen verehrt werden, können sicherlich nur Glaf aus feinem Glikf. süßen „Sa, immer fühl bis jedoch hoffe ich, so verstehe ich Osfar drükste mir warm „Für diese Worte die Hand, nimm meinen Dant, Autos, Lastenautos, Traktoren, Motorräder, Fahrräder, Ford-, Fordsonfabrikate u. sämtl. Bestandteile. Z winz Testverek Sopron, Rákóczigasse Nr. 3 : Int. Telephon 575 und 260. Garage 1249 — Reparaturwerkstätte. Sämtliche Fabrikate der I. ung. Landwirtschaftlichen Maschinenfabrik, besonders Dreschmaschinen, Lokomobile, einfache und kombinierte Sämaschinen, System Losonci, Mühleneinrichtungen. iner RAN ő ee ELM »He-« N ,-:--. A ke DD sz a FT £ vi a ae: Bien: re gene Sa ERSTE ed a N re 2 HÉA ARERR N éjt .. Duit! BERNER TO e LH, ER REN