Tagblatt, Dezember 1928 (Jahrgang 6, nr. 273-295)
1928-12-01 / nr. 273
Tagblatt 1. Dezember. 1928. Kr. 273. Seite 2. Samstag Aus dem Oedenburger Stadtparlament. Die sädtichen Beamten, Angestellten und Pensionisten erhalten hener Teine Weihnachtshilfe. — Zwischen dem Brenneflelgarten und der Heinen Zeichmühle wird ein neuer artesischer Brunnen gegraben. — Errichtung einer Weintellerei auf genossenschaftlicher Basis und mit staatlicher Hilfe. — dem Priester des städtischen Glekrizitätswerkes Sofef Roc wird mit 31. Dezember 1928 gekündigt. Oedenburg, 30. Nob. Unter dem Borfich des Obergespans Dr. Elemér von Simon hielt gestern nachmittags der Städtische Miunizipalausiuß jene ordentliche November-Generalversammlung ab, die sehr gut besucht war. Auf der Galerie hatten ss außer vielen Damen auch mehrere städtische Beamte eingefunden, die mit großer Spannung abwarteten, ob sie heuer eine Weihnachtshilfe erhalten werden oder nicht. Obergespan Dr. Elemér von Simon gedachte in seiner Einleitungsrede in marimen Worten des vor kurzem verstorbenen gewesenen Obergespans Dr. Andreas von Baan, der viele Sahre Hadurc, mit größten Verständnis und Wohlwollen and die Verwaltungs- und Wirtschaftsangelegenheiten der Stadt Oedenburg leitete. Auf Vorschlag des Vorsikenden wurde das Angedenken des Berblidenen im Protokollbuche veremwigt, außerdem mird der hinterbliebenen Familie ein Beileidsichreiben übermittelt werden. Mit der Unterfertigung des Protokolls der Generalversammlung wurden diesepräsentanten Professsor Melchior Sozia, Propst Koloman Rapp und Rechtsanwalt Dr. Stephan Pinezich betraut. Mach Kenntnisnahme einiger ministerieller Genehmigungen und Zusschriften seitens anderer Munizipien verlag Vizenotar Doktor Bela Heiler eine Eingabe des Präses der städtischen Bürgerpartei Rechtsanwalt Dr. Wilhelm £aehne, in welcher dagegen Stellung genommen wird, dab man der Stadt mit der Durchführung der Verwaltuugsreform das autonome Verwaltungsrecht nehmen wolle. Die Eingabe lautet: göhlicher Munizipalausschuß! Der Herr Innenminister gedenkt demnach, einen Gejegentwurf bezüglich der Verwaltungsreform im Reichstag einzureiben. Die Grundzüge vwiejen. Gejegentwurfe wurden bereits veröffentlicht. Auf Grund des Entwurfes soll ein Teil der Munizipalausschußmitglieder von der Gesamtbevölkerung des Munizipiums gewählt werden, der andere Teil der Munizipalausschuißmitglieder sol von den Herbeitbesteuerten aus ihren Neihen selbst gewählt werden. Ferner wären noch Mitglieder des Munizipalausschusses die in dem Entwurf namhaft gemachten Staatsbeamten. Borfigender ist der Obergespan. Den vierten Teil des sogenannten Kleinen Mus- Schusses, der die meisten Angelegenheiten erledigt, ernennt der Obergespan, die übrigen wählt die Generalversammlung. Von Amts wegen ist auch Mitglied Diesesi Auzschusses der Stadtmagistrat. Der Vorfigende ist der Obergespan, der im Falle von Stimmengleichheit entscheidet. Im Falle der Gesekwerdung dieses Entwurfes werden im Munizipalausschuß und im sogenannten kleinen Ausschuß immer die von der Regierung abhängenden Elemente in der Mehrheit sein, die n nicht den Willen der unabhängigen Bürger zum Ausdruck bringen, sondern die Isnteressen der jeweiligen Regierung fördern werden, unbekümmert um den wirklichen Willen und das wirkliche Isnteresse der Bevölkerung. Somit erliicht die auch bisher sehr eingeschränkte Autonomie und das Bürgertum wird nicht mehr über seine Angelegenheiten frei beschließen können. — Der Munizipalausflug Oedenburgs, der ältesten Kulturstadt Ungarns, kann die geplante Kürzung der geschichtlichen Rechte und der Autonomie der städtischen Bevölkerung nicht so ruhig hinnehmen, darum stelle ich folgenden Antrag: € 3 spreche der Munizipalausschuß der Stadt Oedenburg aus, daß er eine Eingabe an die ungarische Regierung und an beide Häuser der Gejeggebung richtet, in der er Verwahrung einlegt gegen die geplante Kürzung der geschichtlichen Rechte der städtischen Bevölkerung, Verwahrung einlegt gegen jenen Teil des Entwurfes, der dieusammenstellung des Munizipalausschusses und des kleinen Ausschusses bestimmt, ferner Verwahrung einlegt, daß Staatsbeamte fast ihres Amtes im Munipalausschuß und im Kleinen Ausschuß Sit und Stimme haben, ferner, daß ein Teil der Mitglieder des Kleinen Ausschusses von Obergespan ernannt werde und daß im Kleinen Ausschuß die städtischen Beamten entscheidend vertreten sind. Der Munizipalausschuß münscht, daß mit der Verwaltungsreform die wirkliche Autonomie weiter gefördert und ausgebaut werde und somit als sichere Grundlage diene, daß im Leben der Munizipien im Zukunft der Wille der Bürger frei zur Geltung komme, darin sehe der Munizipakausschuk die wirkliche Unterlage für die Zukunft der Städte. Er richte der Munizipalausschtig an alle Munizipien eine Zuschrift, daß sie sich dieser unserer Eingabe anschliegen mögen. Mit aller Hochachtung Dr. Wilhelm Laehne m. p. — » Die Einigsabse des in Wilhelsms Laehns nemacisteau«fallse»Repräse«ntIamte«ntiefenj E»i·n.d.ruck.Repr.Dir.Lasehnsensiese aukchk noschmündlsi«ck);ausdsieWZiichtigkeit 1 der Sachse hkmund«forderte die Repräsenidasnkew auf, die EingabeszEuer Kenntnis z»uIne«hm-e1nsu«n«d-» stecke»den Antra»g,«sselb«eder Regierung ziui übersenden, denn es könne nicht zugestimmt werden, daß man der Stadt das autonome Verwaltungsrecht nehme. Dagegen müsse energisch protestiert werden; wenn die geplante Verwaltungsreform durchdringe, werde in den Städten nicht das geschehen, was die Diebölferung, die Steuerzahler wünschen, sondern was der Minister für gut und miünschenswert hält. Nachdem dem Antrag des Dr. Wilhelm Laehne der Präses der Stadt, Wirtschaftspartei Dr. Weiler sich angeschlossen hatte, wurde die Eingabe zur Kenntnis genommen und beschlossen, selche der Regierung zur unterbreiten. Vizebürgermeister Dr. Schindler verlas hierauf eine Eingabe des Präses des Dedenburger Weinschanfvereins Julius Ulreich an den Oberbauminister bezüglicher Errichtung einer Staatlichen Weinverwertungszentrale in Dedenburg. Die Eingabe wurde vor längerer Zeit an den Aderbauminister gerichtet, von wo sie nun an die Stadt Dedenburg herablangte, und zwar mit dem Bescheid, daß das Aderbauministerium geneigt sei, in Dedenburg eine Weinfellerei auf genossenschaftlicher Basis mit staatlicher Hilfe zu errichten, wenn sich die Interessenten bereit erklären, die Hälfte der Anteilscheine zu zeichnen. Die Regierung sei geneigt, für die Errichtung der Kellerei eine Hilfe von 100.000 Pfenge zu gewähren, eine gleichhohe Summe müssen die Interessenten an Anteilscheinen zeichnen. Außerdem gewährt die Regierung einen Kredit von 50.000 Bengő, welche Summe in einer gewissen Reit zinsenfrei zurüfgezahlt werden muß. Die hiesigen Weinproduzenten haben sich zu verpflichten, ein bestimmtes Quantum Wein oder Maische zu liefern, welches sodann zu einem einheitlichen, exportfähigen Wein verarbeitet werden wird. Für die eingelieferten Matiche oder Weine wird den Weinproduzenten ein entsprechender Betrag (bis zu 60 Prozent) sofort ausbezahlt, der restliche Teil wird später, wenn der Wein beriwertet worden ist, ausgefolgt. Den Weinproduzenten steht es jedoch frei, ihre eigenen, dort abgelieferten Weinquanten auch selbst zu verkaufen. Jene Weine, die die Weinproduzenten nicht verkaufen Tört übernimmt der Staat zu Erportziweden. Und schließlich wurde noch bekanntgegeben, dab nur aus diesem Seller Meine unter der Marke „Dedenburger Weine“ verkauft werden dürfen. Dr. Andreas Schindler teilte sodann mit, daß sich der Stadtmagistrat und die städtischen Fachkommissionen mit dem Bescheid des Acerbauministers eingehend beraabten. ES wurde der Beschlus gefaßt, für Zeichnung von Anteilscheinen der Dedenburger Kellerei 30.000 Pfenge zu dotieren. Diese Mitteilung wurde ohne Debatte zur Kenntnis genommen. —Das Memorandum des Präajes des Dedenburger Weinkchansvereins Suktus Ulreich, das an den Aderbauminister gerichtet wurde und in welchem die Notwendigkeit der Errichtung einer Weinfellerei mit staatlicher Hilfe in Oedenburg motiviert wird, bringen wir in seiner Gänze in der Sonntagsblattfolge.)— Obergespan Dr. Elemer von Simon erwähnte zur obigen Agelegenheit, dab es ihm viele Mithe hoftete, die Regierung zu dem Entschlusse zu bringen, in Oedenburg eine Kellerei auf genossenschaftlicher Basis zu errichten, denn es bewerben sich um eine solche Kellerei neue Städte des Landes. Diese Bekanntgabe wurde von den Repräsentanten, speziell von den Wirtschafts-bürgern und Weinproduzenten, mit Beifall zur Kenntnis genommen. Nepr. Sulus Ulreich ergriff sodann das Wort und erklärte, daß er gleichfalls davon Kenntnis habe, daß sich für die Errichtung einer Kellerei mit staatlicher Hilfe neue Städte des Landes bewerben. Er muüsse deshalb mit aller Macht getrachtet werden, das Dedenburg die Stellerei ehestens erhält. Er ersuchte den Bürgermeister Dr. Michael Thurner, im der Abgelegenheit der Errichtung einer Neuerei auf genossenschaftlicher Basis die maßgebenden Faktoren, Weinproduzenten, ferner die Führer der städtischen Parteien, die Scrangsleute und die Presse ehestens zu einer Konferenz zusammenzurufen, in welcher alle Einzelheiten genauest besprochen werden können. Die Weinproduzenten werden sich der Sache nicht ferne halten und den Männern, die sie für die Verwirflichtig der Sache angenommen haben, sicherlich Dant willen. Bürgermeister Dr. Michael Thurner erklärte, daß er eine diesbezügliche Konferenz deshalb noch nicht einberufen konnte, weil er nicht wußte, telche Summe die Repräsentang zur Zeichnung der Anteil- Scheine für die Oedenburger Stellerei potieren werde. Er versprach, die Konferenz in fürzester Zeit abzuhalten. Dies wurde von der Generaldersammlung zur Kenntnis genommen.Wie wir erfahren, hat sich eine hiesige Weinhandlungsfirma bereit erklärt, Anteilsscheine in der Höhe von 25.000 Pengö zu zeichnen. Die Weinhandlungsfirma beabsichtigt auch ihren Leiter zur Verfüssung zu stellen. Keine Weihnachtshilfe für die städtischen Beamten, Angestellten und Pensonisten. Bizenotar Dr. Bela Heiler verlas nun eine Eingabe des Nepr. Dr. Franz Markus und 38 Genossen, in welcher der Antrag gestellt wird, den städtischen Beamten, Angestellten und Pensionister auch heuer eine Weihachtsaushilfe zur gewähren, und zwar 50 Prozent nach dem Stammgehalt. Die städtischen Fachkommissionen haben sie mit der Eingabe ber faßt und machten der städtischen Generalversammlung den Vorschlag, über diesen Antrag zur Tagesordnung zu schreiten. Der Stadtmagistrat hat se mit der Eingabe gleichfalls befaßt; er enthiel sich aber eines Vorschlages. Repr. Dr. Franz Marius ergriff als Erster zu der Sache das Wort. Er sprach über die allgemeine Teuerung und betonte, daß die sädtischen Beamten, Angestellten und Pensionisten die Weihnachtshilfe notwendig bedürfen. Da man in Budapest den städtische Beamten eine hundertprozentige Weihnachtshilfe gewährte, sagte er, wäre es ungerecht, wenn man den hiesigen Beamten die Weihnachtshilfe verwehren würde. Die diesbezügliche Deckung müsse eben der Oberbuchhalter suchen und er wird sie sicherlich auch finden, und wenn nicht anders, dann durch einen Nachtragskredit. Repr. Dr. Wilhelm Laehne erklärte, daß die Gewährung einer Teilnachtshilfe nicht möglich, sei, weil im der Generalversammlung dem 29. September beschlossen wurde, eine solche nicht zu gewähren. In dieser Generalversammlung wurde der städtische Kostenvoranschlag für das Jahr 1929 verhandelt und der Teuerungszuschlag für die städtischen Boten, Angestellten und Pensionisten nur deshalb belassen, weil erklärt wurde, daß die städtigen, ; Nachdruch verboten. Alle Rechte vorbehalten. Geheimnis Des Schränthens Roman von 3. E. Stevenson. (Bortregung 60.) In der Th famen während der aüchesten zwanzig Minuten die Reporter der anderen Zeitungen einer nach dem anderen an, bis si. vor dem Schalter ein ganzes Trüppchen vereinigt hatte. Und fast jede Zeitung hatte einen Spezialreporter abgeordnet, um Bigot zu interviewen. Augenscheinlich waren es alle Zeitungen über seine Bedeutung im Klaren. Es fand eine kurze gemütliche Besprechung statt, und dann wurde einer der Stewards beauftragt, die Karten der versammelten Pfreise in die Staatskabine des Inspektors zu tragen und um Mudienz zu bitten. Zachend entfernte sich der Stetward, und er kam alsbald mit dem Auftrage zurück uns mitzuteilen, daß Herr Bigotti in wenigen Minuten freuen würde, uns zu empfangen. Aber, als weitere fünf Mnuten berstrichen, und er nicht erschien, blag die Ungeduld von neuem aus. Die Herren von der Presse waren es nicht ges wohnt, warten zu müssen. ‚SH Ichlage vor, seine Festung zu stürmen,“ sagte der „World“-Vertreter. Gerade in diesem Morgenblic Pigot auf der Bildfläche, war er umringt. „Meine leben Freunde von der Piresje,” sagte er langsam, aber mit kaum merklichen fremdländlichen Agent, indem er den Gesichtern ringsum zulächelte, „entschuldigen Sie bitte, daß ig Sie so lange warten ließ, aber ich hatte einige Geschäfte von bliödhster Wichtigkeit zu erledigen und mußte auch meinen Koffer pacen. Steward," fügte er hinzu: „Sie werden mein Gepäc vor meiner Kabine finden, ‚bringen Sie es hierher, damit ich mich sofort an Land begeben kann.“ Der Steward eilte hinweg, und Bigot wandte sich wieder an und: „Und nam, meine Hereren,“ fragte er, „womit kanmich Ihnen dienen?“ Die Rolle des Sprechers fiel natürlicherweise Godfrey zu. „querst wünschen wir Sie, Herr Lysipestor, hier in Amerika unwillkommen zu heißen,“ sagte er, „und den Wunsch auszudrücken, Sie möchten in unserem Lande einen angenehmen und interessanten Aufenthalt finden.” „Sie sind jeder freundlich,“ antwortete der Franzose mit bezauberndem Lächeln. „Schiweifle nicht daran, daß er Äußerst interessant seim wind — besonders im Ihrer wundervollen Stadt, von der ich ídon so viel Erstaunliches gehört habe.” „Und sodann.“ Fuhe Godfreyg fort, „offen wir, daß mit Ihrem Beistande unsere Bolizer in die Lage verseßt wird, das Geheimnis aufzuheben, das den Tod der drei Männer umgibt, die kürzlich hier ermordet worden sind, und den Mörder festzunehmen. Ohne solche Beihilfe scheint sie nicht imstande zu sein, ettrag zur erreichen.“ FR hielt die Hände wie zur Miiwehr: bor. rs hoffe gleichfalls,” sagte er, „Daß unsere Bemühungen vom Erfolg gefrönt sein möchten, aber wenn Ihre Boliger dazu nicht imstande war, wird auch meine bescheidene Hilfe wenig Aussicht auf Erfolg bieten. Schlege eine tiefe Beschumderung für Ihre Polizei; ihre Erfolge sind beivm„‚vernstwert, wenn man die Schwierigkeiten in Betracht zieht, unter denen sie arbeiten muß.“ daß ich davon überzeugt war, daßer es mit feinem gobe ernst meinte. Aber Godfrey lächelte nur. „&a üt bereits sprichwörtlich,“ sagte er, „daß die französische Polizei die beste der Welt “. Sie haben wohl bezüglich des Todes jener „Sch fürchte," sagte Bigot bedauernd, „fast unmöglich, augenblicklich diese Trage zu beantworten, oder mit Ihnen den Fall besprechen. Ich habe eine Theorie drei Männer?“ zuerst dem Direktor Ihrer Geheimpolizei Bericht zu erstatten. Morgen wird es mir ein Vergnügen sein, Ihnen alles, was ich Famn, mitzuteilen. Aber für heute abend sind mir die Lippen versiegelt, so sehr ich es bedauere, so unhöflich erscheinen zu müssen.” Leiten Seufer der Enttäuschung, als der direkte Angriff abgeschlagen wurde. Pigots Haltung war natürlich vollständig Aber nichtsdestem weniger einen Staufenangriff. „Sehen Sie heute fragte er, versuchte Godfrey di (Sortießung folgt) il... als art dienerichten Im Mugenblid zu Er sprach so aufrichtig, Ich hörte Hinter mir einen naht > Torrett. an Land?” ;