Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)
1842-04-08 / nr. 28
127 tion nicht die gleiche rechtliche Geltung mit dem Willen der ganzen Nation habe, so nehmen wir an, daß der elfte Artikel von 1791 die drei Nationen als rechtliche Körperschaften anerkenne, ihnen aber das natürliche und von ihm selbst gebilligte Recht ihren Willen duch Stimmenmehrheit auszusprechen , nehme, und also sich selbst widerspreche. 9) Der eilfte Artikel von 1791 gleicht einer Fabel mit einer inhaltsschweren Moral. Diese Moral aber ist: Einheit jeder Nation in der Beurtheilung und der Vertheidigung ihrer wahren Rechte und Interessen. Gefährlich kann er in seiner Anwendung nur dadurch werden, daß die Repräsentanten derselben entweder gedankenlos dem Zuge der allgemeinen Majorität folgen, oder durch widersprechende Stimmen den Willen der Nation, die sie repräsentiren, entweder bei gleicher Theilung ihrer Stimmen ganz unwirksam, oder bei einer sehr schönen Majorität zweifelhaft machen. (Fortsetzung folgt.) Verschiedene Köpfe unter einer Perrücke. E Fortsetzung.) Die edle vortreffliche Perrite wurde in eine große Schachtel neben viele andere abgerußte getworfen und hier der Vergessenheit überlassen. Bisweilen tappte Jifflands Hand in diese Schachtel hinein , aber Slippus blieb unberücksichtigt, und nur eine pretentiöse Perrose von Menschenhaar drängte sich einmal kein des Künstlers Hand und gelangte auf die Bühne. In der Schachtel herrschte aber während eines heißen Sommers schreiliche Vernichtung ; die Motten griffen schonungslos um sich , doch hatten sie es ausschließlich auf die Menschenhaarperrücken abgesehen, und Slippus blieb, nebst einem Collegen aus Ziegenhaar, unversehrt. Iffland inspirirte bald darauf die Schachtel, und „als er die Verwüstung gewahrte und den Slippus so glänzend und stolz wie früher fand, da rührte dieses den äußerst empfindsamen Mann und er nahm seine Allongenperrücke von Neuem gnädiglich zur Hand , um sie auf einer Kunstreise zu gebrau<en. Der Erfolg war glänzend, jeden Abend wurde Slippus herausgerufen und Blumen fielen über seine Locken. Nach der Rückkehr Ifflands in Mannheim trat aber eine wichtige Krisis ein. Iffland war nach Berlin gerufen und es war die Abschiedsrolle , zu welcher er seinen getreuen Slippus auf das Haupt seßte. Doch der Abschied galt auch der armen Perrücke. Iffland übergab sie seinem Nachfolger, dem Schauspieler und Dichter W. Vogel, um diesem ohne Glück spielenden Manne ein Mittel in die Hände zu geben, sein Glück zu machen. Leider aber wollte Slippus sich nicht fügen, er paßte nicht zu seinem neuen Herrn und sprang ihm sogar einmal ärgerlich vom Kopfe, als Vogel die Augen zu stark verdrehte , um intriguant zu erscheinen. Der gute Mann war so aufgebracht über das eigenmächtige Verfahren der Perrücke , daß er sie in eine staubige Ehe der Requisitenkammer warf und Erlaubniß ertheilte, sie bei Maskenbällen auszuleihen. "Diese Zurücksezung und Entwürdigung konnte aber nicht lange währen, denn Vogel strebte mit allen Segeln darnach, Iffland zu copiren, und was durch hätte er dieses treffender erreichen können, als daß er Iffland's Perrücke aufseßte ? So geschah es denn auch, daß Slippus wieder aufgeseßt und von Vogel's Händen gehätschelt wurde , als dieser sic anschrte, nach Basel zu reisen. Die kleinen Vorstellungen , welche Vogel hier gab, hätten ihm wahrlich nicht den Titel des „Schweizer Iffland“ verschafft, wenn Slippus nicht stolz seine Locken verschüttelte und den niedrigen Kunstsinn der hohen Bergbewohner betäubt hätte. Um diese Zeit hatte ein Buchhalter der Fl.schen Buchhandlung Luft, als Schauspieler sie zu versuchen und seinen in kleinen Privatkreisen geübten Dilettantismus zur wirklichen Kunst ernsten, auszubilden. Er suchte eine stattliche Perrücke und Vogel, in einer Anwandlung von rührender Menschenliebe , schenkte dem Kunstjünger die berühmte Perrücke , unter welcher einst Iffland die großen Theatertriumphe gefeiert hatte. Der neue Eigenthümer des Slippus war ein lustiger, selbst humoristischer Mann, welcher keinen Augenblick die Pfeife ausgehen ließ, viel Bier und noch mehr Wein trank. Ein kugelrundes , stark geröthetes Gesicht mit stattlichem Doppelkinne ruhte auf den Schultern eines dicken Körpers, und es war nichts Lieblicheres zu sehen , als den Klippfisch, den Bürgermeister in der „Brandschauung“ von Kopebue und ähnliche Leistungen des Buchhalters der Fl.schen Buchhandlung , womit er die Einwohner von Basel ergößte. Doch nicht lange sollte die theatralische Mitwirkung der Perrücke dauern. Den lobenden Pfad des Kunstlebens mußte Slippas zum zweiten Male