Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-09-01 / nr. 69

1843. Tut Vierter Hermannstadt, den 1. September. Nr. 69. Jahrgang. Die zweedeitigen Namen. *)­ ­Der Arbeitsmann Wächter steht in der Nacht zwischen 11 und 12 Uhr vor der Wohnung seines Freundes Feier in der Klosterstraße. Vä­ter (in kurzen Zwischenräumen rufend.) Feier! =­ Feier! -- he! Feier! — Der Nachtwächter (kommt eiligst herzu.) Wo d'nn? — Wächter (erstaunt.) Worummen ? Nachtwächter. Na, wejen Feier! Wächter. Ab so! — Da oben, drei Trep­­pen ruff. Nachtwächter. Ia seh ja aber nischt. Wächter. Na, in oo nich, darum schrei ick ja. Nachtwächter (ärgerlich.) Wodcum schrein Se? Wächter. Na, weil ich’n sehn will. Nachtwächter. Wen dnn? Wächter Nu, Feiern. Kennen Se'n denn nich? Er wohnt ja hier oben drei Treppen ruff. Se missen ihm ja schonst ofte Effnung * verschafft ha­­ben, weil er nie nich jern zu rechte Zeit zu Hause is, u­nn Bisken fehre jerne sch wudderiren dhut. Nachtwächter (grob.) Also, Feier is'n Mensch? Wächter (ebenso.) Na, 'n Affe nich! dürfen wir nicht Nachtwächter­­ ihn bei der Brust fassend.) Un Se wollen hier'n Nachtwächter schlank­'n, wie deß 'r Feier * tuten soll, in blinden Lerm machen ? Na, warten Se, Mennekin, det soll Ihn schon an­­jestrichen weer'n! Je weere Ihn schon befeiern ! Wächter (erstaunt.) Aber na­nn?! — Wat soll'n der Vordebrustjejrapsche? — Se weer'n mir doch woll nich verbieten woll'n, mein juten Freund sein Namen zu rufen? — Nachtwächter. Jrade weer? in det! Un wenn Se mir wirklin nig vor'n Narren hetten halten woll'n, so dirften Se doch keen Menschen rufen, der so'n zweedeitigen Namen hat. Aber Se wollt'n mir bloß vexir'n. — Wächter (nachgiebig.) IJ, Nachtwechterkin, find Se doch nich des Deibels, J> Ihn vexir'n --- ! Sehn Se, so wahr i'n ehrliser Kerl bin — ich will mit mein Freind morjen frießh um 4 Uhr 'ne Landpartie nach Temple machen, un da woll'n w’r unse ganze Familien mitnehm'n/ un da wolle in ihm blos per­­schwaddir'n, deß'r de Jule vor mitnimmt, weil mein Freind Pickel dabei is, un d er findt ohne de Jule nu mal feen Verm­ijen nid. — Je hidd­et.3 ihm bei Stippenaßky's in Keller sagen kenn, — nu ja det is wahr, — aber, mein Jott, wer kann davor? — ick habe das verdusselt, un na nu — Eine Stimme (aus der Ferne.) Wechter! He­­da, Wechter! — ie; (zugleich:) Hier! Nachtwächter Na, wat soll'n des nu wieder? — IE kann alleine vor mir „hier!“ schrein! der Redaction. TR­ANSSILVANER. Beiblatt zum Siebenbürger Boten, Wärter. Nehmen Se't nich übel, daß der eigentliche Erklärer, der das jebrochene Deutsch spricht, nach der Stadt Mittagbrod essen gefangen ist. Je kann das Jebrochne noch nich­t ausfliegen, weil ich een Berliner bin, un mein reenes Hochdeutsch spreche. Buntes Berlin. 2) Aus den Proben der Berliner Mundart in: Germaniens Völ­­kerstimmen, Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtun­­gen, Sagen, Mährc­hen, Volksliedern u. s. w. herausgegeben von Johannes Matthias Firmenich, Berlin 1848. Wie ins­teressant diese überaus reiche Sammlung — der gelehrte H. Herausgeber hat bereits SA5 Mundarten gesammelt, == von welcher zwei Lieferungen erschienen sind, auchh für uns Sieben­­bürger Deutsche in mehrfacher Hinsicht sei, 1 Öffnung; bekanntlich hat jeder Berliner Nachtwächter die Schlüssel zu den Hausthüren seines Viertels. 2 Feuer. 8 hätte es­ bemerken. Anm. ment

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