Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-03-31 / nr. 26

106 heizt, oder ihr allen Wärmestoff entzogen, um sich auf unsere Kosten zu erwärmen. Natürlich , daß dann neben dem berühmten Kometenweine des hei­­ßen Jahres 1811 auch jeder Rachenpußer eines naßfalten Kometenjahres , und alle epidemischen Krankheiten, welche Hiße oder Kälte erzeugen, auf das lange Sündenregister ihrer vermeinten Erzeuger geseßt werden. Nun kommen aber auf 7 heiße Jahre nach Littrow im Durchschnitt ungefähr 10, auf 5 kalte 8, auf 6 mittlere 12 Kometen, woraus ss denn für alle Kometendeuter die Mahnung er­­gibt, die ihnen der leider zu früh verstorbne Ge­­lehrte mit Cicero's Worten gegeben hat: de eo, quod scribis, nil est, oder wie die Deutschen sagen : Mit Nichts fahet man nichts.­­ Wie aber, fragen andere aus dieser nehmlichen Klasse, wenn einmal so ein Komet unserer Erde so nahe käme, daß er durch seine Anziehungskraft das Meer aus seinem Bett erhöbe und seine Fluthen über das Festland ausschüttete, oder wenn er gar an die Erdkugel anstöße und sie aus ihrer Bahn hin­­ausschleuderte ? Ist dieses nicht möglich ? Haben­­ nicht die Astronomen selber erklärt, daß der von dem österreichischen Hauptmann Biela entdeckte und berechnete Komet ein sehr „fataler Komet” und am 20. October 1832 dreizehnmal weniger von dem Wege der Erde um die Sonne gewesen sei, als der ihr sehr nahe Mond ? Haben­ wir daher nicht ,die triftigste Ursache besorgt zum Himmel aufzubilden, sobald ein neuer Passagier dieser Gattung da droben erscheint , zumal wenn er gleich bei seiner ersten Er­­scheinung so gewaltig und bedrohlich auftritt, wie der heurige ? Raum viere oder fünfe von diesen Weltvagabunden reisen mit gehörig visirten Pässen und legalen Testimonien über ihre Conduite — wer weiß, was für weltstürmende Radicale es unter den vielen tausenden geben mag, die wir nicht kennen ? Ganz richtig ! Ja­nody mehr: Der Komet, den wie jeßt am Abendhimmel bewundern, ist um so viel sc­hreilicher, als er in einigen Gegenden Sie­­benbürgens gerade am Jahrestage von Julius Cäsars Ermordung, am 15. März, zuerst gesehen worden ist, und diese, wie ich oben gezeigt habe, unzweif­­elhaft mit einem Kometen in naher und natürlicher Verbindung gestanden hat: sein Geburtstag ist ein dies nefastus , ein böser Tag. Vorausgeseßt, daß die Sandfluch durch einen Kometen verursacht wor­­den ist, vorausgeseßt, daß unser Fremdling der nämliche ist , dem Whiston sie zuschrieb, und vor­­ausgeseßt , daß Whiston nicht irrte, so bringt er uns gewiß eine zweite Sündfluth — und macht dem nordischen Riesen, dem Journalengezänk über Deutsches­thum und Magyarismus und der Schreiberei über ihn selbst und allem übrigen Treiben der Menschen ein Ende. Vorausgeseßt aber, daß die Erde durch eis­nen Kometen zerstört werden soll, und vorausgeseßt, daß der nordamerikanische Prophet der das Welt­­ende auf den 23. April l. J. angekündigt Recht hat, so sehen wir in ihm den Vollstrecker unsers Todes­­urtheils anrücken. Warum sollte aber der neue Pros­phet nicht eben so gut Recht haben , als der Welt­­endeverfünder von 1817, und warum sollte es nicht erlaubt sein, uns mit Voraussehungen zu quälen, da sie die wohlfeilste Waare von der Welt sind, und wir nach einem Ausspruche Epictets nicht so „sehr vor den Dingen selbst , als vor den Vorstel­­lungen erschreien , die wir uns von den Dingen machen ? Halten wir uns dagegen an Thatsachen, so müs­­sen dergleichen Besorgnisse als lächerlich verschwinden. Fürs erste nehmlich ist in dem Weltbau mehr Ord­­nung und Regel , als in unsern irdischen Bauten und Wirtnschaften. Nach allem, was uns die Astronomen berichten, ist nehmlich dafür gehörig ge­­sorgt, daß wenn auch ein Komet, wie der Biela­­sche , vielleicht durch die Bahn der Erde geht, er aus dem nehmlichen Grunde mit unserm Wohnplaße nicht zusammenstoßen kann, aus welchem ich auf der Straße von Heltau nach Mediashh meinen Schuldner auf seinem Wege von Kronstadt nach Wien unmöglich in Hermannstadt antreffen kann, wenn er zur Zeit meiner Ankunft daselbst die Stadt schon längst passirt hat. Fürs zweite sind die Ko­­meten nach allen Beobachtungen nicht massenhafte Körper, sondern schwache mattbeleuchtete Dünste, und es scheint, daß ihr Zusammenstoß mit der Erde für uns feine besondern , am wenigsten aber zerstö­­rende Folgen haben werde. Wer indessen gleiche wohl einen solchen Zusammenstoß noch fürchtet, dem können wir es unmöglich verbergen, daß allerdings nahe in 140 Millionen Jahren der Wahrscheinlich­­keit nach einmal ein Komet mit der Erde zusammen­­treffen werde , protestiren aber zugleich feierlichst ge­­gen den Vorwurf, als hätten wir hiedurch seine Angst vermehren wollen. Warum aber­­­ das ist die zweite Kometen­­frage, die wir jehr oft hören, haben die Astrono­­men die Erscheinung dieses Kometen nicht angekün­­digt ? Die Antwort ist leicht. In den ältern Zeiten sind viele Kometen gesehen und aufgezeichnet, aber

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