Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-10-27 / nr. 85

ks 1843. Vierter Nr. 858, Hermannstadt, den 27. Oktober. Jahrgang Flüchtige Briefe eines flüchtig Reisenden. Zweite Reihe, (Fortlegung.) 8, Ist das ein Wetter , mein Lieber? Hat denn der Komet aus Aerger darüber, daß die Astronomen keine Anstalten zu seinem Empfange gemacht, und ihn nicht gleich am ersten Tage seines factischen Auf­­trittes anerkannt haben, alle Himmelsschleußen geöff­­net, um sich zu rächen, und kann es das heurige Jahr, wie ein charakterschwacher Mensch, weiter nicht bringen, als zu guten Vorsäßen , von denen es kei­­nen einzigen ausführt ? Zwei Tage und Nächte fließt der Regen in Strös­men aus den Wolken; der winzige Dorfsbach, nicht einmal zur Viehträufe ausreichend, ist zum gelben Fluß geworden, und droht, wenn der Regen nicht aufhört, sein schmäßiges Wasser in die nahe an ihm gelegenen Bassins auszuschütten und den Gästen das Bad zu versüßen. Von allen Seiten kommen Nach­­richten von zerrissenen Mühlwehren und Brücken , fortgeschwenmten Ställen und Häusern, Heuscho­­bern und Getreidemandeln , und damit auch kein winziger Zug dem düstern Gemälde abgehe, so haben wir mitten in dem August in rascher Aufeinander­­folge Bliß und Donner und novembermäßige Kälte — es ist eine Begriffsverwirrung in die Natur ger­kommen, wie sie der confuseste Schriftsteller nicht nachmachen kann. Und — muß ich hinzusehen ,­ in das hiesige Badeleben eine Zerseßung und Auflösung, daß wir alles aufbieten müssen, um die Geduld nicht zu ver­­lieren , und nur die baare Unmöglichkeit uns hier zurückhält, bei diesem Wetter und Wege aus dieses Thales Gründen den Ausgang zu finden. Eine Fahrt aus England nach Nordamerika ist ein Possenspiel gegen einen Gang zu meinem nächsten Nachbar in diesem durch und durch aufgeweichten Lehmboden , und der Versuch zu den Bädern hinaus zu mans dern muß mit der berühmten Aufsuchung einer nord­­westlichen Durchfahrt auf eine und dieselbe Linie ge­­seßt werden. Auf dem halben Wege dahin wäre ich vielleicht , das schwere Gewicht zäher Kothschollen an den Füßen, verschmachtet, hätten nicht wohlwol­­lende Badegäste welche den Abentheurer bemerkt, mir einen rettenden Leiterwagen nachgeschickt.­­ Sic me servavit Apollo , Dachte­il mit dem römischen Dichter, und seßte mich rüdlings auf die hintere Lade des Fuhrwerkes, um den reinligen Anzug der Gesellschaft, welche es ge­­wagt hatte den verloren gegebenen Capitän Roß auf­­zusuchen, nicht durch allerlei Proben hiesiger Thon­­arten, die iM an mir trug, zu befleden. Dergleichen mag nun allerdings auch mit zum Humor des Badelebens gehören; allein es ist doch­­ zu wünschen , daß der Actienverein und das Dorf mit vereinigten Kräften dafür sorgen, daß Fahrweg und Fußsteig bis zu den Badequellen­­ aussirt und in dem Orte selbst den Gästen der Verkehr mit ein­­ander im Regenwetter möglich gemacht werde. Ein Sandlager wird ss vielleicht in einem von diesen Bergen auffinden lassen, und die flachen und breiten Tafeln von Sandstein, welche die Bauern mit Erd­­bohrern im Walde aufsuhen und herausgraben , dürften vielleicht zur Anlegung eines Trottoirs in dem Dorfe ausreichen. Auch ist an beides schon wirklich gedacht worden, und es wird auch in dieser Hinsicht dem erkannten Bedürfnisse abgeholfen werden. Erwägen Sie alle Aufgaben, welche der Verein zu lösen hat, um Baaßen die Stellung zu geben, zu welcher es die Natur unlängbar bestimmt hat , so werden Sie auch über die Bezahlung des Bade, DTDRANSSELVANTZ A Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Wenn jemand bescheiden bleibt, nicht beim Lobe, sondern beim Tadel, dann ist er's.­­ Sean Pank

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