Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1844 (Jahrgang 5, nr. 1-89)

1844-04-02 / nr. 27

Nr. 27. Hermannstadt, den 2. April. Jahrgang. ee 1844. Fünfter Beiblatt zum Siebenbürger Boten. We­tteifernde Nachahmungen haben manche Vortheile voraus, wagen die Erfahrungen der ersten Unter­­nehmung, vermeiden ihre Fehler, und bringen selbstausgesonnene Verbesserungen an, winnt das Publikum dabei, Briefe eines nachgeborenen Prinzen, Auf jeden Fall ge: Die Seife als Gewerbs: und Handelsgegenstand.*) Unter den Erzeugnissen des Vaterlandes und be­­sonders der sächsischen Betriebsamkeit, ist nebst den Kerzen vorzüglich die Seife ein Artikel, welcher viele Familien ernährt und im Handel nicht unbedeuten­­de Summen eingebracht hat, und verdiente, so wie jedes Erzeugniß des Inlandes womit der Verkehr lebhafter getrieben und die Industrie gehoben werden könnte, nähere Aufmerksamkeit. Ehe jedoch über die Arten, Beschaffenheit und Brauchbarkeit der Seife, so wie sie hier verfertigt wird, nähere Erörterungen angeführt werden, glaube ich noch etwas vorausschrken zu müssen. Wie und bei welchem Volke die Seife erfunden worden ist, hat meines Wissens bisher Niemand un­­bestreitbar nachgewiesen. Bei den Griechen findet sich in einem Werke des berühmten Galen eine Er­­wähnung der Seife in dem Worte varny. Von den Römern nennt Plinius die Seife eine Erfindung der Gallier, gibt aber der deutschen den Vorzug, worauf ein Schriftsteller die Frage gegründet hat, ob die Seife nicht vielleicht deutschen Ursprungs sei, und die griechische mit der beinahe gleichlautend klin­­genden Benennung nicht etwa von dem altdeutschen Sepe hergeleitet werden könne ? — Eine gründliche Beantwortung dieser Frage ist mir nicht bekannt. In den spätern Zeiten­ ist das Wort Seife bei den Deutschen in immer ausgedehnterem Sinne ge­­braucht worden. Darunter wird im Allgemeinen je­­der Stoff verstanden, welcher mit Wasser vermengt, Fettigkeit und mancherlei Unreinigkeiten aufzulösen und aus den davon durchdrungenen Zeugen heraus­­zuziehen geeignet ist.­­ Im engern Sinne bezeichnet Seife ein aus Kali oder Natron mit einer Fettigkeit gebildetes Product, im Wasser auflösbar, dessen Auflösung in der Bes­­wegung schäumet. Die Seife wird daher in natür­­liche und künstliche unterschieden. Die natürliche wird ihrer Abstammung nach aus dem Thierreich. Pflanzen- oder Mineralreich benußt. Die künstliche nach ihrer Zubereitung in Talg- Ochr- Wachs- Harz­­und der gleichen Seife, nac ihrem innern Gehalte in feste und in weiche oder Schmierseife eingetheilt. Zu den Seifen aus der­ Thierwelt rechnet man: die Rindsgalle, gefaulten Menschenharn, Schwein­­kotn , eine in Bengalen anzutreffende Art Käfer, u. a. m. Als Seifen des Pflanzenreichs wurden ver­­wendet: das Seifenkraut, Waizenkleie, Bohnenmehl, Mehl von den Roßkastanien, die Blätter der Aloe americana und mehr dergleichen. Mineralische sind: Wassererde, Talgstein u. f. m. TRANSSILVANIAS 2) Die Transsilvania geht, indem sie diesen Aufsaß mit Dank ge­­gen den Herrn Verfasser aufnimmt, von ihrem Grundlag in Bezug auf technische und ökonomische Gegenstände nicht ab. Wie sich von selbst versteht, werden dadurch nur Anweisun­­gen, Rathschläge u. dgl. nicht aber Beurtheilungen von In­­dustriezweigen aus dem Standpunkte der Nationalwirthschaft oder des Rechtes ausgeschlossen. Anm. der Ned.

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