Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1845 (Jahrgang 6, nr. 6-103)

1845-10-28 / nr. 85

das NAD.­­­­ « 2 Nr. 85. TRANSSILVANIA.­­ "Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt am 28. Oktober. ? Jahrgang. Motto Muth macht den Mann. = 0 Eine gefährliche Aufforderung. Unter­ den fremden Offizieren, welche an­ dem Feld: ‚ge der Engländer gegen Tippo “Saib als Freiwillige Theil nahmen, befand ich auch“ ein Franzos, der Graf Horace de Beuzeval. Obgleich ‚über. 25. Jahre alt, schien­ er do<t­ kaum, das, achtzehnte. zurückgelegt zu haben, und sein schwächlicher Körper, sein. weißer, Teint, und seine zarten, Hände gaben ihm fast das­ Aussehen, eines verklei­­deten­ Frauenzimmers. Demohngeachtet war er ein Mann von außerordentlicher Kraft, der „allen­ Strapazen , “wider­­stand, alle Gemüthsbewegungen zu unterdrücken und alle Bedürfnisse zu zähmen wußte. Familienverhältnisse riefen ihn nach den wo zwei Verwandte von ihm, junge englische Offiziere, ihn mit Auszeichnung empfingen, und ihm bald nach seiner Ankunft ein Mittagsmahl in Gesellschaft einiger anderer Offiziere anboten, was er mit Vergnügen annahm. Beim ersten Erscheinen des Grafen beurtheilten ihn die fremden Offiziere nach seinem Aeußern und nahmen dieses auch zum Maßstabe für seinen Muth. Der Graf bemerkte mit seinem feinen Tache den Eindrug, den er hervorgebracht, und blieb auf seiner Huth, jedoch­ fest ent­­schlossen, die erste sich darbietende Gelegenheit zu br­­wugen, um ein dauerndes Andenken an seine Anwesenheit in­­ Bombay zu hinterlassen. Als er sich zu Tisch feßte, fragte man ihn, ob er englisch verstehe, und obgleich er dieser Sprache vollkommen mächtig war, versicherte er doch, sie sei ihm ganz fremd, und er müsse bitten, in seiner Muttersprache mit ihm zu sprechen. Diese Erklärung veranlaßte die Engländer, sich ganz ungezwungen mit­einander zu unterhalten, und sehr bald könnte“ Graf Beuzeval bemerken, daß er der Gegenstand eines fortwährenden Spottes war. Er unterdrückte jedoch seine­ Aufregung und zeigte fortwährend ein heiteres, lä­­chelndes Gesicht. Beim Nachtisch wurden die Zungen um den­ Champagner noch mehr gelöst; unter andern kam auch das Gespräch auf die Jagd und man fragte den­ Grafen, welches Wild und auf welche Weise er in Frankreich jage. Der Graf, um seine Rolle bis ans Ende durchzuführen, antwortete, daß er bald auf den Eber und mit dem Vorstehhunde Hasen und Rebhühner bald im Gehölz Füchse und Hirsche zu­ jagen pflege. — Ah! rief einer der Tischgenossen, Sie jagen Füchse, Hasen und Hirsche? Wir hier zu Lande ja­­gen Tiger;­­ EEE — Und auf­ welte Weise? — Auf Elephanten reitend und mit Sklaven, von denen einige mit Picken bewaffnet, dem Thiere entge­­gengehen, während die anderen uns die Flinten laden, die ‚wir abfeuern. — Das muß ein herrliches pn sein! erwie­­derte der Graf. — Schade, bemerkte einer der Engländer, daß Sie so bald abreisen; wir hätten Ihnen sonst zu einem sol­chen Vergnügen verhelfen können. — Nun, entgegnete Beuzev­al, wenn ich nicht zu lange warten dürfte, so würde ich meine­r Abreise auch aufschieben. — Das trifft sich gut, sagte der Andere, es haust gerade jegt drei Meilen von hier in einem Sumpfe ein Tigerweibchen mit seinen Jungen. Einige Indianer, denen das Thier mehrere Schafe gestohlen, haben uns gestern davon benachrichtigt; wir wollten jedoch­ abwar­­ten, bis die Jungen herangewachsen wären, um eine förmliche Jagd gegen sie zu veranstalten. Da sich uns jedoch eine so günstige Gelegenheit darbietet, Ihnen ge­­fällig zu sein, werden wir nicht darauf warten. — Sehr verbunden, erwiederte Beuzeval, ist es aber auch gewiß, daß der Tiger sich da aufhält, wo man ihn vermuthet und weiß man diesen Ort genau? — Es unterliegt keinem Zweifel. Wenn man einen den Sumpf beherrschenden Berg besteigt, kann man seine Fährten durch das Schilf deutlich sehen; sie führen sämmtlich zu einem gemeinsc­haftlichen Peucelpuitt, „wie die Strahlen eines Sternes- .

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