Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)
1846-03-24 / nr. 24
114 zu tanzen, die deutsche Musik zu hören, ein deutsches Schauspielhaus zu besuchen, so ist dieser Ultraismus lächerlich. — „Was hat dieß aber, mit den sächsischen Ultraismus zu schaffen? fragen die geehrten Leser — oder ist in der Ueberschrift ein Schreib- oder Druckfehler untergelaufen und soll es daselbst heißen „ungarischer Ultraismus? — Nein! ich will in der That von sächsischem Ultraismus sprechen, und das bisher Gesagte soll nur zur besseren Verständlichkeit dienen. — „Aber, ums Himmels Willen! sächsischer Ultraismus! das sind, ja kontradiktorische Wörter! der langsame, bedächtige, umsichtige, rücksichtsvolle, ängstliche, unentschiedne, leidenschaftslose, schläfrige Sachse ein Ultra! Hirngespinnste, mein Herr! Ultrazieherei!* — Nun, ich sage und behaupte es, es gibt Ultra's unter den Sachsen, eingefleischte Ultra's! Wir könnten sie mit Namen bezeichnen, ihre Tendenzen enthüllen, ihre Umtriebe ans Tageslicht bringen — aber da sich dieser Ultraismus bisher nur noch in wenigen Handlungen manifestirt hat, sich bisher meistens darauf beschränkt hat sich innerhalb vier Wänden und gemildert durch eine dichte Rauchtaba>swolke Luft zu machen, so wollen wir eben kein großes Geschrei, darüber erheben und uns begnügen denselben einstweilen nur so obenhin zu deningiven und in einer seiner leitlich wirklich manifestirten Handlungen ein wenig zu bekriteln, wir meinen damit das Gesuch, das der sächsischen Universität unlängst von einer Seite her eingereicht worden ist. Dieses Gesuch, welches wir als ultraistisch, und zwar mit einem lächerlichen Beigeschmade bezeichnen, besteht darin, die Universität möchte dekretiren, daß in Zukunft jeder sächsische Municipalbeamte eine neue, schöne Uniform nach deutschem Schnitte tragen sollte. — Wenn es gefällig ist, so wollen wir dieß Gesuch eis wenig näher ins Auge fassen und einer kurzen, bescheidenen, unmaßgeblichen Kritis unterwerfen! Es beginnt: „Das in der neuesten Geschichte unsers Volkes Epoche machende Ereigniß, daß wir dur die huldvolle Gnade allerh. Sr. Maj., unsers hochverehrten und innigstgeliebten Fürsten und Landesvaters das der sächsischen Nation über alles theure Recht uns den Nationsgrafen frei und unbeschränkt wählen zu dürfen, wieder erlangt haben, hat jedes Sachsenherz mit Hoffnung, Muth und Begeisterung erfüllt und den Grund zu dem heißen, fürwahr in jeder Beziehung den ‚Anforderungen der strengsten Gerechtigkeit entsprechenden Wunsche gelegt, alle Elemente unsers nationalen Lebens in ächt deutschem Sinne auszubilden, um als ein freies und ersten Maße eine ungebührliche Anmaßung und ein lächerliches quid pro quo mituntergelaufen wäre. Die Bittsteller sprechen ihre Ueberzeugung aus, nung würdig dastehn müsse. — Das ist nun auch meiste Ueberzeugung — ‚aber worin, seen die Bittsteller diese Würdigkeit der äußern Erscheinung? — In, wie wir gleich hören werden — in die Uniformirung der Magistratsbeamten! — Ah! ‚ah! —, können vernünftige, denkende Leute, so etwas: schreiben! — Wollt Ihr wissen, worin die Würdigkeit der äußern Erscheinung unserer Vorfahren bestand? Die bestand in ihren festen Städten und Burgen, in ihren Kanonen und Flinten, als diese noch eine große Seltenheit waren, in den Tausenden von Kriegern, welche die Mauern und Wälle dieser Städte, Burgen und Eirchhöfe füllten, wenn der Feind im Anzuge war, sie bestand in den goldnen Saaten, welche wie ein wallendes Meer diese Städte und Burgen umgaben, sie bestanden in den Kisten und Ladungen von Waaren aller Art, welche die Gewerbs- und Handelsleute nach Polen, Ungarn, in die Tartarei, in die Levante sandten, sie bestand in den wohnlichen, reinlichen, menschlichen Wohnungen, welche lange Gassen in Städten und Dörfern bildeten und sich, schon in längst vergangenen Zeiten wie auch gegenwärtig noch so stattlich und achtunggebiethend ,gegen die elenden Wohnungen benachbarter Völkerstämme hervorhoben, sie bestand in dem Aufbau von herrlichen Tempeln und Thürmen in gloriam dei, in der Errichtung von Schulen und andern nüßlichen zu allgemeinen Zwecken dienenden oft kostbaren Gebäuden. — Das war ‚die würdige äußere Erscheinung unserer Vorfahren, und Feinde und Freunde gaben ihnen Zeugniß undieweiß, daß sie ihnen imponirte, und wenn Ihr nur einen halben Gran logisches Hirn habt, so werdet Ihr es unfehlbar herausflügeln wie auch heutzutage die Nation auftreten muß, wenn sie auch in ihrer äußeren Erscheinung würdig dastehn soll. — Laßt aber die Tempel und Schulen zusammenstürzen, tragt die Bollwerte der Sicherheit mit eignen Händen ab, laßt eure Fluren und Felder brachliegen, Gewerbfleiß und Kunstsinn noch recht lange den Vesperschlaf schlafen, bis Ihr in drückender Armuth und Noth gerathet und Eure Häuser mit Euren Tempeln über : selbtständiges Volk; sowohl in innerer dagegen nicht viel einzuwenden, wenn auch sein und in äußerer Erscheinung vor Mitwürdig dazustehn.Das ist ein recht selbstständiges Volk schöner Eingang auch in Gehmina und nicht seiner äußern als Nachwelt und es wäre daß ein freies gleich in dieErschei