Ungarische Jahrbücher 20. (Berlin, 1940)

1940 / Heft 1-2 - Brackmann, A.: Konrad Schünemann zum Gedächtnis

Konrad Schünemann zum Gedächtnis. Von Albert Brackmann (Berlin). Als Mitte Juni die Nachricht eintraf, daß Konrad Schünemann x) am to. Juni in Frankreich gefallen sei, gab es unter denen, die ihn näher kannten, wohl niemand, der nicht von tiefer Trauer ergriffen wurde. Seine deutschen Fachgenossen beklagen in dem Toten einen Forscher, der unter den wenigen deutschen Historikern, die sich mit osteuropäischer Geschichts­forschung beschäftigen, einer der rührigsten, gründlichsten und kenntnis­reichsten war, und sie trauern zugleich um den Menschen mit seiner zu­verlässigen, offenen, mutigen und doch zugleich bescheidenen und an­spruchslosen Art. Es wird aber auch unter den ungarischen Forschern nicht wenige geben, die davon überzeugt sind, daß mit ihm ein Mann dahin­geschieden ist, der von tiefem Verständnis für die Geschichte Ungarns er­füllt war und der es verstand, zwischen der ungarischen und der deutschen Wissenschaft Brücken zu schlagen, und viele werden es bedauern, daß das Geschick ihn gerade in einem Augenblick von dieser Erde abberief, als die Beziehungen zwischen dem ungarischen und dem deutschen Volk enger zu werden anfingen als je zuvor und Persönlichkeiten von seiner Art zu be­sonderen Aufgaben berufen schienen. Wenn die Schriftleitung dieser Zeit­schrift mich gebeten hat, seiner an dieser Stelle zu gedenken, so tue ich es in der Überzeugung, daß Worte der Erinnerung gerade in dieser Zeit­schrift, mit der er sich so eng verbunden fühlte, seinem Wesen und seiner Eigenart nach mehr am Platze sind als anderswo. Wie er sein deutsches Vaterland liebte, zeigt die Begeisterung, mit der er zum Kampf um Deutsch­lands Sieg ins Feld zog. An zweiter Stelle aber stand ihm Ungarn. Seiner Geburt nach Berliner, dessen Wesensart er nie verleugnete, geb. am 2. November 1900, verlebte er auch seine Jugend in dieser Stadt, in der er seine Vorbildung auf dem Prinz-Heinrichs-Gymnasium erhielt. Als er am 5. Juli 1918 die Anstalt mit dem Zeugnis der Reife verließ, mel­dete er sich sofort zum Heeresdienst, in dem er noch vom Juli bis Dezem­ber tätig sein konnte. Dann widmete er sich der Wissenschaft. Es ist er­staunlich, mit welchem Wissensdrang er sich dem Studium ergab. Neben- B Zuletzt Ord. Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Kiel. Ungarische Jahrbücher. XX. t

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