Ungarische Revue 14. (Budapest, 1894)

1894 / 1-2. heft - Jókai's Leben

JÓKAl’s LEBEN. 123 Grafen Géza Zichy in die Loge des Letzteren und nun traten die anderen Notabi­­litäten unserer Gesellschaft in den Vordergrund.* JÓKAI’S LEBEN. Eine erschöpfende Würdigung dieses seltenen Talentes glauben wir uns für eine spätere Zeit Vorbehalten zu dürfen. Im Zusammenhänge mit den obigen Berichten mögen hier die interessanteren Momente aus dem äußeren Leben des gefeierten Mannes folgen, welche wir zum größten Theil der von der Petöfi-Gesellschaft veranlassten und herausgegebenen Festschrift des Directors Ladislaus Névy entnehmen.** Jókai selbst rechnet den Beginn seiner schriftstellerischen Thätigkeit auf den October des Jahres 1843 zurück, als ihm, dem 18-jährigen Jüngling die rühmende Anerkennung für ein Drama («A zsidó fiú» der Judenknabe) von Seiten der «Magyar Tudós Társaság» —der Vorläuferin unserer ungari­schen Akademie der Wissenschaften — zu Theil wurde. Die fünfzig Jahre, welche seither vergangen sind, umfassen sowohl im Leben des Dichters, als auch in dem der Nation einen hochbedeutsamen Zeitraum und die ungari­sche, von ihrer Dankbarkeit und hingebenden Begeisterungsfähigkeit sprich­wörtlich bekannte Nation wird ihrem größten Bomancier schon darum liebevollste Verehrung widmen, weil sein künstlerisches Schaffen mit den glänzendsten und trübsten Erscheinungen dieses großen historischen Dra­mas aufs innigste zusammenhängt. Die politischen Kämpfe der vierziger Jahre, deren Endziel ein aus den Fesseln des Feudalismus befreites moder­nes Ungarn war, die ruhmvollen Kämpfe um die constitutioneile Freiheit und um nationales Dasein, die entsetzliche Katastrophe, die ungeheueren Qualen einer finsteren Reactionszeit, das Wiedererwachen der Nation, sprießendes Hoffen und gewaltige Erschütterungen der Monarchie, die Wiedererkämpfung der mit Füßen getretenen Freiheit und Constitution und alle ans märchenhafte grenzenden Errungenschaften auf dem Gebiete des geistigen und materiellen Strebens, die ungeahnten Erfolge des ungari­schen Staates auf culturellem und administrativem Gebiete und die daraus hervorgehende stets erstarkende, zielbewusste Wirksamkeit — durchwegs Erscheinungen, wie sie im Leben einer Nation nur selten in so gedrängter Reihenfolge Vorkommen: eine solche Zeit konnte einen Petőfi, einen Arauy und einen Madách hervorbringen, — aus derselben Zeit ging auch Jókai hervor. * Bericht des «Pester Lloyd» vom 7. Jänner. ** Jókai Mór. Ötven éves jubiliumára írta Névy László. Kiadja a Petőfi-Tár6asag, Budapest, 1894. Athenaeum.

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