Arader Zeitung, Juli-Dezember 1930 (Jahrgang 11, nr. 77-154)

1930-07-02 / nr. 77

Seite 2. „Arader Zeitung“ Mittwoch, den 2. Juli 1980. Der rumänische Zickerklub hat König Karl zum Ehrenpräsidenten gewählt. In Belgrad wird ein Sportplatz in eine Arena umgewandelt, auf welcher Stierkämpfe stattfinden sollen. In Keglevichhausen ist der 6-jährige Ladislaus Filipp beim Baden in den Kaulen ertrunken. In Bolivien ist die Revolution aus­­gebrochen. Der Präsident der Republik mußte flüchten. Laut Erlaß des Heeresministeriums haben die Einjährig-Freiwilligen am 1. November einzurücken.­­ Der Lehrer Athanas Diaconesceu aus­­ der Arader Gemeinde Corbești wurde unter dem Verdachte, ein 10-jähriges Schulmädchen vergewaltigt zu haben, verhaftet und dem Untersuchungsrichter in Arad eingeliefert. In der Gemeinde Rosiori de Vede (Altreich) ist eine Frau mit ihren Kin­­dern nach Genuß von Mamaliga und Milch unter furchtbaren Qualen gestor­­ben. Die ‚Mil war von unbekannten Tätern vergiftet. Der englische Ministerpräsident Mac­­donald erklärte, daß im Herbst Neu­­wahlen ausgeschrieben werden, da das Parlament keine geschlossene Regierungs­­mehrheit hat. In Reglevichhausen wurde zum Ge­­meindenotar einstimmig N. Christoph gewählt. Der Warrascher Gemeinderat entschied sich mit 9 Stimmen für Vize­­notär Adam Melt. In Großjetscha ist die Frau des Josef Borger in den Keller gefallen und hat von dort Fuß gebro­chen. 31 Posen (Polen) hat el:1 Bankdire­k­tor der wegen Betrügereien verhaftet werden sollte, einen Polizisten erschossen und sich durch einen Bauchschuß lebens8­ . gefährlich verletzt. WI EEE TERTERCES N rag 2 i | kurze Nachrichten wie nn­­ j vn Re = REI BICH­ERG BUR ORDABTEGEDT REES: Ein Wunderferkel. Wie uns aus der Nachbargemeinde Seceani geschrieben wird, hat die Sau des dortigen Landwirten Josef Gaug ein Ferkel geworfen, das 8 Füße, 6 am Bauche und 2 am Rüden, 2 Mäuler, aber nur 2 Augen hatte. Das Ferkel ist nach einigen Stunden verendet. Eine Mittel-Ernte ist im Banat zu erwarten. Wie man uns aus den wäbische Heidegemeinden schreibt, age "M8 Schnitt bereits begonnen und trotdem das Getreide ziemlich schön steht, kann doch nur auf eine Mittelernte gerechnet werden. Groß ist der Schaden, den die­­ Mäuse und sonstige3 Ungeziffer verur­­sachten, die sich infolge der großen Troc­­kenheit und dem günstigen Wetter im Frühjahr, stark vermehrten. Bestätigung von Rotorsmahlen . Die Newtonaldirektion hat die Wahl der Notare Ludwig Margold, Arad­­sanktmartin, Viktor Mtatowitsch, Gut­­tenbrunn, Josef Birkenheuer, Segenthau an Alexander Ratiu, Neuaradb betra­­gt. - ­ die wanlende leine Entente,­ ­ Bon Germanicus. Die letzte Konferenz der Kleinen En­­tente in­­ dem tschechoslowakischen Bad Schmelis hat trotz aller Verkleisterungs­­versuche die Risse an dem Notbau des politischen Gebäudes, das man Kleine Entente nennt, noch deutlicher gezeigt, als bisher. Die Kleine Entente war ein Notkind einer schweren Zeit. Eine Spätgeburt, da sie erst dann entstanden ist, als die teils neuerstandenen, teils verstärkt gewordenen kleinen Staaten, die der großen Entente alles zu verdan­­ken hatten, zu der Erkenntnis gelangten, daß ihre Protektoren ihnen nun nichts mehr geben können und zu befürchten war, daß man ihnen, wenn es das In­­teresse der Großstaaten so verlangt, so­­gar wegzunehmen sich nicht scheuen wür­­de. Wegnehmen­ und jenen hingeben, de­­nen man zuviel weggenommen hat und die die große Entente: Frankreich, Eng­­land, Italien durch kleine Geschenke aus­­zusöhnen trachten muß. Die früher so überaus nützliche Be­­vormundung der großen Entente sollte durch Bildung­­ einer Gruppierung der Kleinstaaten für die Zukunft unwirk­­sam gemacht werden. Das war der We­senskern zur Gründung der Kleinen En­­tente. Die ausgesprochene Spitze der Politiker der Kleinen Entente richtete sich gegen Ungarn u. Oesterreich. Unaus­­gesprochen blieb der Gedanke, daß sich die Spitze dieser Kleinmächte-Gruppie­­rung auch gegen die Große Entente rich­­te. In diesem Sinne, also als eine Ab­­wehrverbindung hatte die Kleine En­­tente durchaus Lebensberechtigung und sie hätte auch, als Hemmorganisation aller auf Abänderung der Friedensver­­träge abzielenden Bestrebungen gedacht,­­ geboren, ist im in Ehren ergrauen können, wenn die Große Entente unverändert bestanden haben würde. Die Große Entente, im­ Zeichen des­ Hasses und der Ländergier­eichen des Hasses und der Ländergier auseinander geborft Revision ohne Krieg muß baldigst kom­­men, oder ein Krieg Aller gegen Alle ist unvermeidlich. Die Große Entente liegt in den lo­ten Zügen, und so ist denn auch die Klei­­ne Entente, als Gegenstück der Großen, zum Tode verurteilt. Nicht m eint mehr die zur Kleinen Entente gehörenden Staaten, als bloß die Ehrenpflicht, den Schein zu wahren, alles andere trennt sie von­ein­ander. Die Revision der Friedensverträge aufzuhalten, wenn die Großmächte die Revision bis zu einem gewissen Grade selbst wünschen, dazu ist die Kleine Entente zu schwach und auch im Wollen zu uneinig. Wenn die Revisionsfrage, wie es in en 140 Zu­­kunft unausbleiblich ist, angeschnitten wird — und man wird sie unbedingt zur Sprache bringen —— wenn dann diese Frage Den Frieden Europas ge­­fährden wird, kann von einem Aufrecht­ bleiben der Kleinen Entente nicht die mehr Rede sein. Rumänien, dessen Politik in den leä­­ten 2 Jahrzehnten eine aufsteigende Li­­nie der glänzendsten Erfolge erreichte, wird ganz sicher den richtigen Augen­­blic wählen, um­ seine nie sonderlich eng gewesenen Verbindlichkeiten mit Jugoslavien und der Tschechoslowakei zu lösen. Zwischen Rumänien und den 2 slawischen Partnern steht der Schatten Rußlands. Rußlands. Niemals werden diese beide Länder Rumänien beistehen in einem „Kampf“ gegen Rußland. Und ohne Hilfe oder zumindest Rüdendeckung gegen Rußland hat ein Bündnis mit Jugosla­­vien u. der Tschechoslowakei für Rumä­­nien nicht den geringsten Wert. Rumä­­nien wird in der unweigerli­cmradierung der europäischen Karte trachten müssen, daß andere Kleinlän­­der umlernen sollen müssen in der Geo­­graphie. Die Haltung des rumänischen Außenministers Mironescu scheint be­­reits eine der Zukunft sich anpassende gewesen zu sein, wie aus der Erklärung des tschec­hoslowakischen Außenmini­­a­­­­ster Benesch herauszulesen ist, der sagte, daß in den großen Gegenwarts­fragen der europäischen Politik keine Einigung erzielt werden konnte. Anderseits wird aus Bukarest berichtet, daß Außen mi­ folgenden unga burg scheint es gekommen zu sein, daher auf die verlegene Erklärung, daß diese Frage nicht zeitgemäß sei. Eine sch­matte Auffassung in einer gebieterisch an die Türe der nahen Zukunft ainklopfenden Frage ist ein Zeichen, daß die Mitglie­­er: "beschränkte sies der der Kleinen Entente einander nicht mehr viel zu sagen haben, da andere, mächtigere Faktoren das Wort führen. Und so wird die Kleine Entente in nicht ferner Zeit gänzlich auseinanderfallen und Rumänien wird unbeeinflußt an­­statt Kleine Entente-Politik Großromä­­nische Politik treiben können. Die Tschechen ehren das Andenken des Meuchelmörders Princip. Prag. Der deutsche Se­­nator Böhr richtete im tschechoslowakischen Parla­­ment anläßlich der Enthül­­lung einer Gedenktafel in Sarajevo für Gaprilo Princip, der den Erzher­­z0g-Thronfolger Franz Ferdinand erm­ordete, an Außenminister Benesch die Anfrage, ob er gegen diese Handlung Protest eingelegt habe? Weiter verlang­­te Senator Böhr , daß eine Allee in Theresienstadt, wo Princip gestorben ist, die Princip-Allee heißt, vom Innen­­minister umbenannt werde. Außenmini­­ster Benesch hat die Anfrage des Sena­­tors schriftlich beantwortet. Hin­­sichtlich der Gedenktafel in Sara­­jevo erklärte er, das es sich um die Angelgenheit eines frem­­den Staates handle. Was die Benen­­nung der Allee in Theresienstadt betref­­fe, widerspreche dies nicht dem Gesetze, daher kein Anlaß zum Einschreiten ge­­geben sei.­­ Die Antwort des tschechischen Außen­­ministers wird niemand überraschen, der es weiß, mac slavischem Solidari­­tätsgefühl bedeutet. Wenn der Slawe zwischen dem edelsten Deutschen, wäre er Retter der Menschheit selbst, um einem slawischen Raubmörder zu wählen hat, wählt er den Raubmörder, ganz sowie der Pöbel von Jerusalem einst von Pi­­latus don Mörder Barnabas u. nicht Christus frei haben wollte. — Man kann je nach der politischen Auffassung für und gegen den Erzherzog-Thronfol­­ger Franz Ferdinand gesinnt sein, man kann den politischen Mord verdammen oder gutheißen. Doch einem Meuchelmör­­der, wie Princip einer war, eine Gedenkta­­fel zu stiften, oder eine Allee nach die­­sem verruchtem Namen benennen, so et­­was abnormal Unmoralisches übersteigt doch jede Grenze des Menschenmögli­­chen. = Emmtoberich aus Blumenthal. Aus Blumenthal wird uns geschrie­­ben: Bei uns hat es seit Monaten fast ar nicht geregnet, so daß wir eine sehr shwache Fechsung haben werden. Der Schnitt hat bereits begonnen. Laut ver­­läßlichen Schäbungen wird es per Joch zwischen 2­­ 4 Meterzentner Weizen ge­­ben. Auch Mais, Gerste, Hafer, Wien und Tabak verspricht wenig Tröstliches. Im besten Falle können wir in diesen Erzeugnissen auf eine Untermittelernte rechnen. Pflaumen wird es gar keine ge­­ben, nur die Weingärten stehen schön. Neue Jemeshh-Brüfe. Die Pläne zum Bau einer eisernen Brücke über die Temesch bei Tschebzu­ wurde mit einem Kostenaufwand von 12 Millionen Lei genehmigt. Im diesjäh­­en des Komitates Teme orontal wurden 8 Millionen Lei für diesen Zwel vorgesorgt. Mit dem Bau wird noch in diesem Jahr be­­gonnen. Die neue Brücke hat für die Ge­­meinden Neupetsch, Giulvaz, Dingas, Tschebza, Rudna usw. große Bedeutung da nach deren Fertigstellung im Verkehr mit Tschakowa und Umgebung der Weg bedeutend kürzer sein wird. Rowe Giftaffaire in Ungarn. Das Segediner Gendarmerie-Kom­­mando hat auf Grund einiger Anzeigen in der Gemeinde Sajt die Leichen meh­­rerer Männer ausgraben lassen. Die ärztliche Untersuchung des Mageninne­­ren ergab, daß die Betreffenden durch Arsenicum vergiftet wurden. In den Anzeigen wird von einer großen Auz­ahl Verstorbener behauptet, daß sie ars Gift beseitigt wurden. Die Unter­­suchung wird auf jeden der angegebenen Fälle ausgedehnt. men) Fahnenweihe in Haßfeld. Je bereits berichtet, wird der Hatz­felder Sportverein „Landestreu“ am 10. August das zehnjährige Fest seines Bestandes verbunden mit Einweihung seiner Fahne begehen. Das Programm ist folgendes: Am 9. abends: Ständ­­chen bei verschiedenen Persönlichkeiten, nachher Bekanntschaftsabend. Am 10. August: Feldmesse, Einweihung der Fahne, Nagelschlag, sodann gemeinsa­­mes Essen. Am Nachmittag festliche Generalversammlung des Vereins. Nachher Konzert der verschiedenen Ge­­sangvereine. Abends folgt Tanz. Cine duplajher alte .« Ba­umweg fi­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­e ve Elisabethä Re u seit 21. Juni verschn die versch­wundene Frau mitzuteilen. - ein 2­0­0 bi bg bb: % RE­ES ec eit ist, Die Greisin ist ohne Geld und Legi­­timation weggegangen. Die Polizei for­­dert jedermann auf, etwaige Daten über Marktpreise. Arader Marktpreise: Am letzten Arader Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt: Eier 1.50—1.60 das Stüc, Kuhkäse 10—12, Schafkäse 35­-40, Bohnen 10-12, Kar­­toffeln 2.50, Kirschen 16—18, Weichsel 25—30 Lei das Kilo. Gurten 4, Serbia­­ner-Paprika 3 Lei das Stück. Getreide: Weizen 380-420, Korn 220--240, Hafer 240—260, Kukurutz 220--230 Lei der Me­­terzentner. Temeschwarer Marktpreise: Getreide: Weizen 440 Lei, Mais per Meter 280 Lei, Hafer 260 Lei. Gerste. 270 Lei, Fleischwaren und Fett: Rindfleisch pro Kar. 36-40 Lei, Schweinefleisch 48-52 Lei, Kalbfleisch 44--48--58 Lei, Schaffleisch 25--W Lei, Fett 64 Lei pro Kgr., Schmeer 64 Lei per Kilogramm. x Milch, Milchprodukte und Eier: Schafkäse per Kar. 2, Milch pro Liter Lei, Rahm per Liter 50--60 Lei, Butter pro Kgr. 100--120 Lei, Eier pro Stü> 1.40 Lei. Gemüse: Neue Kartoffel 4 Lei, grüne Boh­­nen per Kg. 10 Lei, Kohlrüben per Stück 1 Lei, Karfiol per Stüd 5-15 Lei, Kürbis per Stück 10 Lei, Paprika per Stück 1--2 Lei, grüne Erbsen per Liter 10 Lei, Gurken per Stüd 4--8 Lei, Kohl per Stüd 2--3 Lei, Kraut per Stüd 4-8 Lei. Geflügel: Junggänse per Paar 100--200 Lei, Junge Enten per Paar 100-160 Lei, Hühner per Paar 30 bis 140 Lei, Obst: Kirschen per Kar. 14--20 Lei, Weichsel per Kar. 18--20 Lei, Himbeeren per Kar. 60 Lei. Wiener Marktpreise: Getreide: Weizen 810. — Roggen 515. — Kartoffel 790. - Lebensmittel: Gurken d. St. 7­9. — Erb­­sen d. Kg. 9--14, grüne Bohnen d. Kg. 14-8, Kartoffel d. ka. 7-9, — Eier b. St. 2.60--2.80 — Rindfleisch d. Ka. 45--93, Kalbfleisch das Fa. 38-6, Schaffleisch d. Kg.48--91 Lei. Schweinemarkt: Fleischschweine d. Ka. 365%. — Fettschweine d. Kg. 33--44. — Jungschwein­­fleisch d.. Kg. 55--400.

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