Banater Deutsche Zeitung, Juni 1925 (Jahrgang 7, nr. 122-143)

1925-06-03 / nr. 122

ı Ns / SE X * “4 - ' Be Er N steller Viktor sonders auf die Notwendigkeit des Idealismus hinwies. manien feiert und leerte sein Glas auf Seine Majestät König Ferdinand. 4 „Von den Anwesenden minutenlang akklamiert, er­­griff sodann Abgeordneter Dr. Franz Kr­äuter das Wort, um darzulegen, daß Hatzfeld sich dem neuem Vaterlande nicht mit schönen Worten, sondern mit der Tat vorgestellt habe. Redner versichert hierauf den An­­wesenden, daß in diesem Staate den Schwaben noch eine [4­öne Zukunft blühe und betont, daß auch die rumänische Rasse hervorragende Eigenschaften habe, die ein wirk­­sames Zusammenarbeiten überaus wünschenswert er­­scheinen lasse. Redner setzt seine Ausführung in rumä­­nischer Sprache fort und erörtert den Vorteil eines engen wirtschaftlichen Zusammenschlusses.­­ Rechtsanwalt Dr. Josef Stoder (Haßfeld) toastet auf die rumänische Armee, „worauf Handels­­kammersekretär Bioculescu die Grüße der Temes­­varer Handels- und Gewerbekammer überbringt. Professor He­i­t x­i < spricht namens des Empfangss­ie und tritt ab­ 8 für einen engen seelischen Anschluß an das rumänische Vaterland ein. “ Als letzter der offiziellen Redner sprach Er Orendic-Hommenau, der be Da­hremit die Reihe der offiziellen Redner erschöpft war, nahm Präfekt Dr. C­o­st nochmals Gelegenheit, um in sinnigen Worten den Damen seine Huldigung darzubringen.­­ Am Sonntag­nachmittag fand ein Fußball­­match zwischen Uniren (Temesvar) und dem Habh­felder Sportverein statt. Am­ Abend wurden in den beiden Hotels Dilettan­­tenvorstellungen gegeben. Im Reif’schen Lokal führte der ee­ugenikverein ein­ heiteres Lustspiel „Hans Hudebein“ auf, im B Zimmermann’schen Hotel hingegen gab der G­ang Gewerbegesangverein die Balman’sche Operette „Die igt Zan Kom m­ai Man erzählte uns viel über diese Operettenvorstellung und unsere Neugierde war auf das Höchste gespannt. Allein, man hatte uns nicht zu viel gesagt: die Vor» ftelung war nach jeder Hinsicht ausgezeichnet und hielt auch der strengsten Kritik stand. Das schöne Fräulein Elisabeth S­to 8­el bekundete als Cs8ardasfürstin eine sehr ansprechende Theaterbegabung und entfaltete alle Schönheiten ihrer guten Stimmitteln. Hervorzuheben sind ihre­­ bühnensicheren Bewegungen und über ihr gewandtes Spiel. Gy Partner Josef Ma­rx sang mit einer prachtvollen Stimme in schwierige Partie, war ein ausgezeichneter Schauspieler und ein eleganter Haltung. Frl. Mädi Treiß als Komtesse Stafi fiel durch heitere Va­t­er auf, während Herr Aladar Andraffy als Graf Boni einfach entzücend war, und es in dieser Rolle „mit jedem Beruf ssch aufp­ubtig aufnehmen könnte , weiden i treffend die D­­ung bed He Johann Schumacher als Feribachi ; die Rappe als Ronsdorf ein­st Spre­ib­ig­a­ran! als Notar, Tänzer von vornehmster wer die Aufführung musikalisch ausgezeichnet leitete, erwies sich als ein Musiker von hohem Das Hauptverdienst an der Vorstellung gebührt aber dem liebenswürdigen Präses des Gewerbegesang­­vereines, Herrn Anton Reich mit viel Theaterverständnis leitete. rath, der die Regie Nach der Vorstellung We Tanze, bis die Morgensonne d vertrieb,­­ * man noch dem lezten Zanzpaare (seg.) Pfingstmontag verlief genau nach der Festordnung. In der Früh um 6 Uhr ae­nnz die Schläfer durch die Musikkapellen gewedt und um 11 Uhr fand im Park die Prämtierung der landwirtschaftlichen und gemerke „lichen Arbeiter statt, über die wir ebenfalls in der­­ nächsten Ausgabe näher berichten.­­ Zu dem Wettrennen, das für nachmittags 3 Uhr­­ anberaumt war, fand sich eine riesige Menschenmasse ein. Es dauerte etwas lange, bis das ausfüllende Programm abgewickelt wurde, aber die Zuschauer hielten troß des Sonnenbrandes mit bewunderns­wür­­­­diger Ausdauer stand. Direktor Michael T­r­e­i­ß wars­tete als Starter, Direktor Michael Koch und die Übrigen „Jurymitglieder im Schweiße ihres Angesichtes ihrer Aemter. Die Wettrennen waren ungemein inter­­essant kenner und es war vorzüglichstes Material, was Pferde­­zu Gesichte bekamen. Die Resultate sind die nachstehenden :­­­­­­ Reiterrennen: 1. Sieger Josef Ludwig aus Habfeld mit seiner 6jährigen Stute „Olga“, 2. Sieger Dole­­« der, Habfeld, 3. Sieger; Franz Quint, e . Einspänner­­, 1. Sieger Johann Klein, Haßsfeld, mit seinen 9 Jahre alten Wallachen „Nonius" ; 2, Sieger Sa 2­unts<, Hatzfeld ; 3, Sieger Michael Zappe, abfeld; 2, Zweispänner 3: 1, Sieger Haus Hepp, Haßfeld, mit den Stuten „Mizzi“ und „Lotti“ ; 2, Sieger ma Gottstall, Grabag; 3, Sieger Dr. Johann K­amp­ff, Haßsfeld. Dieses lezte Nennen gewann eigent­­lich Johann Mayer aus Marienfeld, er wurde jedoch von der Jury disqualifiziert, weil sein Gespann Edelblut, mit Bauernpferden also nicht nach Wedge, war. Die großartige Leistung wurde von den Richtern dennoch insoweit honoriert, als sie sich für ein Diplom an Herrn Mayer entschieden. Der Totalisator, den das findige Komitee auf dem Platze systemisiert hatte, machte lebhaften Umsatz und es kann bemerkt werden, daß sich die Gemüter um­­ 20­-100 Lei aufs ausgiebigste erhitzten. Abends holte sich der „Schwäb. Jugendverein“, der im Hotel Reif eine Vorstellung gab, besonders im Schwank „Rezept gegen die Schwiegermütter" wohl­­verdiente Anerkennung. Die Damen Frl. Lene Wild, Käthe Farle, Anna Servo und die Herren Nikolaus­­ Reiter, Matthias Hepp, Anton Hübner, Anton Banden­­burg und ihr Leiter Prof. Hans­ Welsch ernteten bes geisterten Applaus. Im Hotel Zimmermann brachten die Mitglieder des Habfelder deutschen Männerchor „Die woher 5 a“ auf die Bühne und verfiKönten den Abend zu einem­­ reichlichen Genuß. - 5. Die Verhandlungen der Raditschpartei Belgrad, 1. Juni. Paul Raditsch hatte mit dem Ministerpräsidenten Pasits< eine zweistün­­dige Unterredung über die Frage der Bestätigung der Raditsch-Mandate und über die Möglichkeit einer Koalition zwischen der radikalen und der­­ kroatischen Bauernpartei. Nach der Besprechung äußerte sich Paul Raditsch „ Journalisten gegenüber sehr optimistisch und wer­­‘“­sicherte, es seien nur noch einige Kleinigkeiten zu werden. Bezüglich Stefan R­a­dits­c stehe Pasitsch noch immer auf dem Standpunkt, daß der Prozeß durchgeführt werden müsse. Man erfährt, daß Paul Raditsch bei seiner feß­­ten Audienz dem König einen Brief Stefan Raditsch ­. Mitwoch, den 3. Juni 1925 | Erklärungen des bulgarischen Außenministers Bukarest, 31. Mai (L.) Der bulgarische Außen­­minister Zankoff erklärte gestern vor seiner Abreise den Pressevertretern, Bulgarien wünsche ein enges Zusammen­­arbeiten mit den Nachbarstaaten zwecks Bekämpfung der bolschewistischen Propaganda und sei nach wie vor ent­­schlossen, die Verträge strikte einzuhalten. Wieder ein politischer Mord in Bulgarien ofia, 1. Juni. In der Serbien nahe gelegenen Ortschaft Vrablica haben kommunistische Agenten einen Leutnant, der zu deren Festnahme ausgescnict worden war, erschossen und sind geflüchtet. Sonst ist mit Ausnahme einiger Gemeinden Ruhe im Land. Minderheitsfragen vor dem Völkerbund „Genf, 31. Mai. (L.) Die nächste am 8. Juni be­­ginnende Völkerbundssession wird sich hauptsächlich mit den Minderheitsfragen beschäftigen; außerdem kommen auch der Konflikt zwischen Polen und Dan­­zig und der wirtschaftliche Wiederaufbau DOester­­reichs und Ungarns zur Beratung. Id Die latente Regierungskrise in Belgien. Brüssel, 31. Mai. (2.) Nach dem Scheitern der Bemühungen Mar, ein Beamtenkabinett zu bilden, wird der König wahrscheinlich wieder an velche, der im Lande die größte moralische Bander Wuto­­rität genießt, appellieren. Bander beide wird neuer­­dings versuchen, eine sozialistisch-katholische Koali­­tions­regierung zu bilden. Komplett zur Ermordung des Sowjetgesandten in London London, 1. Juni. Hier ist ein Komplott zur Er­­mordung des russischen Geschäftsträgers in London Rakow­ki aufgedeckt worden. Die Einzelheiten werden noch geheimgehalten und sind nur dem eng­­lischen Innenministerium zur Kenntnis gebracht worden, das entsprechende Verhütungsmaßnahmen angeordnet hat. Der Plan ist zufällig von russischen Agenten in Holland entdeckt worden einem und die Photographie des zum Mörder Bestimmten, der angeblich aus Holland nach England gekommen ist, befindet sich bereits im Besitze von Scottland Yard. Man nimmt an, daß das Komplott aus ehemaliger Weißgardisten stammt. C3 sollen Kreisen sogar einige bekannte Persönlichkeiten darin vermwidelt sein. Da die vier Hauptverschwörer möglicherweise nach Glasgow zu der dort tagenden Kommunisten­­tagung sich begeben dürften, hat man hier ent­­sprechende Ueberwachung­smaßnahmen angeordnet. Frankreich und die Marokkofrage Paris, 1. Juni. Die Sozialisten haben vor der Vertrauenserklärung der Kammer einen Antrag ein­­gebracht, in dem sie sich gegen jedwelche imperiali­­stische Eroberung verwahren. In der Erklärung wird der Hoffnung Ausdruch gegeben, daß Marokko pazif­iziert wird. . . Baris, 1. Juni. Der Kredit, der bisher für Marokko in Anspruch genommen wurde, beträgt 32 Millionen Franken. Painleve hat angeordnet, daß Soldaten nicht nach dem Kriegsschauplan verheiratete in Ma­­rokko gebracht werden dürfen. Paris, 1. Juni. Auf Antrag der sozialistischen Abgeordneten wird sich mittels Flugzeugen eine parlamentarische Kontrollkommission nach Marokko begeben. 4 x 4 Paris, 1. Juni. Die Kammer hat der Regierung wegen ihrer Politik in Marokko mit 537 gegen 29 Stimmen Vertrauen votiert. Meine erste­re Von Oskar Wiener Wenn Josef Schippel hoch zu Ochs an unserem Hause vorbeiritt, schwoll mein kleines Herz vor Neid und Bewunderung. Denn Josef Schippel durfte auf einem lebendigen, weiß und schwarz gefl;>ten Ochsen stolz durch den Ort reiten, während mein armseliges Schaufelpferd­en in irgend einem Winkel der Bodens­kammer verstaubte, weil ich mich schon zu groß dünkte, auf solch einem erbärmlichen Pferdeersat­z eine Reit­­kunst zu erproben. Josef Schippel war damals schon zwölf Jahre alt, in zwei Jahren würde er eine blutbefleite Schürze tragen dürfen und ein scharfgeschliffenes Schlächter­messer. Mir aber bot die Zukunft nur einen Platz auf der Schulbank eines Gymnasiums. So ungerecht sind die Güter dieser Welt verteilt. Was aber den Kelch meiner Gefühle mit dem bü­s­teren Wermut des Neides bis zum Ueberfließen füllte, war die beschämende Tatsache, daß u­­a be­­reits eine wirkliche Braut besaß, ein Mädchen von acht Jahren, mit einem Köpfchen, dann wie ein Rat­­tenschanz und schwarzen Jettaugen — die Besenbinders­trude. Tagelang zerbrach ich mir den Kopf, wie ich es erreichen könnte, die Neigung der Besenbinderstochter auf meine unscheinbare Gestalt zu lenken. Ich hatte es ausgehalten, ganze fünf Minuten lang vor ihr Handstand zu machen, allein­­ selbst dieses Kunststück ließ das verwöhnte Mädchen kalt. Für meine Schoko­­lade zeigte Trude mehr Empfänglichkeit, nahm sie gnä“t3 an, lief aber dann doc hinter Josef Schippel her. So war verzweifelt: „Warum hisst du nicht mir gehn?" fragte ich traurig: „Sag der Trude,­ daß sie auch einmal mit mir gehen soll, wenn ich im Baumgartenspringbrunnen Kau­quappen fange­­ oder hinter dem Eisenbahndamm die Wespenneäer ausräuchere, sag es ihr doch!" Wenn du mir eine gr gibst, wird Trude mit dir gehen“, entgegnete der Bengel. Io stahl meinem Vater eine Zigarette und brachte sie Josef Schippel. Da sprach er: „Für zehn Zigaretten kannst du die Besenbindertrude überhaupt haben. Ich verkaufe sie dir für zehn gutgefüllte Zigaretten.“ Beglückt lief ich heim, zerbrach meine Sparbüch und schaffte den Kaufpreis herbei. Nachher erwartet ich die Besenbinderb­ude vor dem Schulhaus, um mich ihr als der neue Bräutigam vorzustellen. Sie lachte mich aus : „Du bist wohl nicht ganz richtig“, war­ das einzige, was sie mir auf mein schüchternes Anerbieten zu antworten wußte. Dann wandte sich die Schöne von mir ab und richtete den Blik ihrer schwarzen Jettaugen erwartungsvoll nach dem Tor des Vieh­­stalles, das dort drüben gerade weit geöffnet wurde, um Josef Schippel auf seinem schwarz-weiß gefleckten Ochsen herauszulassen. Er ritt der väterlichen Herde­­ voran, die man jetzt auf die Weide trieb. . „Da kommt mein Bräutigam,“ rief Trude bes­cheistert, „kannst du so wie er auf einem lebendigen Ochsen reiten ? Rauchst du schon Zigaretten wie er ?“ (ha „We solche aus Akazienblätter", sagte ich- be- Men‘: „Run also ! Mit foldy, einem Widerlind gebe ich mich nicht ab“ rief hohnvoll die Besenhintertrude, „Das hat du mir meine für Alfred Alaun fälschen. Brass Der liebe Bott wird mir diese Sünde verzeihen, Was tut man nicht alles aus Lich: | a SL “. -

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