Banater Deutsche Zeitung, Juli 1925 (Jahrgang 7, nr. 144-170)

1925-07-01 / nr. 144

- Mittwoch, den 4. Juli 1995 - Dab _ Tettrespar, den­ 30. Juni Ueberschwemmungen im Altreich. Aus Bukarest wird gemeldet, daß infolge der im Altreich nieder­­gegangenen Regenmassen in allen Teilen des Landes Unterwasc­hungen der Eisenbahnstrecken vorkommen. Der Fluß Jalomiza im Komitate Dambowitza ist aus seinen Ufern getreten und hat die Linie Tito-­Dambo»­­vigo—Betrofika an mehreren Stellen zerstört, so daß en rag auf dieser Linie eingestellt werden mußte,­­­­ halten Vom Verkehrsbüro des Josefstädter Bahnhofes er­­wir folgende amtliche Verständigung : Durch­­ Unterwachung der Strecke zwischen den Stationen Mierlești und Pitești auf der Linie Bukarest--Orschowa kann der Personenverkehr nur mehr nuch Umsteigen abgewichelt werden. Der Simplonzug und die Expreß­­züge verkehren von Sonntag, den 28. d. M. an auf der Linie Bukarest--Predeal--Kronstadt--Tövi8--Arad —Zemedvar. Wie lange dies dauern wird, kann nicht gesagt werden.­­ H L Brennende Waggone. Sonntag nachmittags­ende fand auf der Strece Orshowa—Temedvar zwischen den Stationen Domasiia und Porta Orientalis in einem an einen Lastzug angekoppelten Sammellastwagen, in dem sich Fässer mit leicht entzündbarem Dele und Benzin befanden. Feuer. Der Wagen wurde in der größten Eile abgekoppelt. Der vordere Teil des Last­­zuges konnte seinen Weg fortlegen, der rügwärtige Teil mußte aus dem Bereich des Feuers geschoben Die brennenden Fässer begannen zu explodieren­ werden. Man­ mußte ss aus der Nähe des brennenden Waggons weit zurückziehen. Da Wasser nichts nützte, mußte ger wartet werden, bis der Inhalt der Fässer verbrannte. Die Schienen in der Länge von 8 bis 10 Meter wur­­den durch die fürchterliche Hitze verbogen, die Schlepper verbrannten. Der Sonntag abends in Temes­var fällige Schnellzug erlitt eine Verspätung von 7 Stunden, der Personenzug am Montag früh erlitt eine zweieinhalbs­­tündige PAR. Die Str >e ift wieder hergestellt. An Menschenleben ist nichts zu beklagen. Der Materials­schaden ist bedeutend­ von : Wichtige Römerfunde in Ungarn. In der Nähe Bleßprim wurden anläßlich der vorgenommenen­­ Grabungen nach römischen Altertümern die Ueberreste einer römischen Villa und ein vollkommen erhaltener Mosaikfußboden im Ausmaß von 60 Quadratmeter gefunden. Der Direktor des Ungarischen National­­museums Wollanka, der es zu den Ausgrabungen begeben hat, erklärt, daß es sich um einen Fund von großer Bedeutung handle. Der Mosaikfußboden weist vollkommen erhaltene figurale Ornamente aus der römischen Zeit auf. ie­­ MmeSvar, sattel efplab de 405 wie 800974 Moderne Damenfilzhüte, musterhafte Ausführung bei N. €. Daniel. Detailverlauf im Fabrik­gebäude, Jo­­sefplag 12 (Küttlplaß). 2041 - Feuerwehrkappen mit gefü­chten Emblemen, Rosetten usw. bei J. Salinacichi, Temesvar, 1., neben dem Deutschen Realgymnasium. 2, - 1393--3 e­æ - 4:2 - der Schwiegervater als Mörder In der Gemeinde Biharbajom hat sich ein er­­­­schütterndes Familiendrama abgespielt. Der vierund­­­sechzigjährige Schafhirt Alexander­­ Bagyva stellte siebzeh­njährigen­chwieger­tochter, die sein Sohn vor kurzem ins Haus ge­­bracht hatte, Liebesanträge Als der Sohn das Haus verließ, um einen Verwandten zu besuchen, kam der Alte unvermutet heim und bestürmte die junge Frau. Als diese ihn vor sich stieß, zog er sein 30 Zent sc­harfgeschliffenes Messer und stieß es der Frau bis zum Heft in die Brust. Die Verwundete lief s<gzreiend in den Hof und fiel nach einigen Minuten tot zu Boden. Der Alte wischte das bluttriefende ie an den Kleidern der jungen­ Frau ab und begab sich ins Wirtshaus, wo er sich einen Rausch antrank. Die Gendarmen nahmen ihn alsbald fest und er gestand die Tat ein. Sein Sohn­­ wollte sich auf ihn stürzen, um ihn zu töten. Er konnte von den Gendarmen nur­ mit „Mühe zurückgehalten werden, seiner - timeter - langes, RR ; Er Sew ” Aus Stadt und Band Kalender Mittwoch, den 1. Juli. Katholiken: Theodor; Protestanten: Theoderich; Griechen: Cos­­ma Dam; Süden: Thamus 9. 254 Neue Höchstpreise. Die Preisbestimmungskommission befaßte sich Samstag­nachmittag mit der Feststellung der Lebensmittelpreise für den­ nächsten­ Monat. Die Preise bleiben im allgemeinen unverändert, bloß der Preis des 'Schweinefleisches wurde um 4 Lei (von 40 auf 44 Lei), und der Preis des­­ Schweinefettes um 3 Lei (von 60 auf 63 Lei) erhöht. Das Schaffleisch wurde um 2 Lei billiger, das­­ Hin­­tere wird im Juli 24, das Vordere 22-Lei holten,­­ >. Die Asphaltierungsarbeiten am Josefstädter Studier­­platz. Wir berichteten, daß für die am Josefstädter Studier­­plaß notwendig gewordenen Asphaltierungsarbeiten die Stadt ein Offekt ausschrieb und für i den 12. id. M., eine öffentliche Lizitation hielt. Die ausgeschriebene Lizitation verlief jedoch ohne Resultat. Deshalb schreibt Die­ Stadt Temesvar eine neue Lizitation für den 15. Juli aus. Die­­selbe findet im städtischen Wirtschaftsamte um 10 Uhr vor­­mittags­ statt. Die näheren Bedingungen können beim Wirtschaftsamte erfragt werden. Vom Reserveoffiziersverband. 1 einen Kameraden, melde lichen Kongreß am 2. und 8. am Bukarester außerordents Juli teilnehmen wollen, höfl. gebeten, sich dringend im Sekretariat (Kanzlei Dr. Radulescu) zu melden. Für die Reise nach Bukarest wurde von der­­ F. R. eine 75% Ermäßigung gewährt.­­ D en EEN Mn - Todes­nachricht. Wie wir ak Marie Madina erfahren, ist dort am 24. Juni und im noch jugendlichen Alter von 32 Jahren Frau Magda A­ra­to geb. Beteffy, die Ge­­mahlin des verdienstvollen Haßkfelder­­ Kantors Andor Arato selig im­ Herrn entschlafen und wur­de tags darauf un­­ter großer Beteiligung der Bevölkerung zu Grabe getra­­gen.­­ sp 7öjähriges „Maturantenjubiläum. Zu einer erheben“­den Jubiläumsfeier versammelten sich Sonntag die Ma­­­turanten des Piaristengymnasiums, die im Jahre 1900 ihre Reifeprüfung ablegten. Es waren erschienen aus Te­­meWar: Dr. Rudolf Aczel, Direktor der Turulschuhsfabri­k, Rechtsanwalt Dr. Ignaz Aranyosi, Sektion 3<ef Georg König, Maschineningenieur Geza Ludwig, die Rechtsan­­kwäfte Dr. Emmerich Maly, Dr. Julius Molnar, Dr. Franz Noll, Dr. Desider Roth,­­Postinspektor Michel Ochsenfeld, Seminardirektor Josef Pleß, Pfarrer Ludwig Griffel (Ec3ba), Dechant Matthias Kleitsch (­Szegedin), Pfarrer Joh. Roßmann (Gyorok) und Pfarrer Eduard Schmeider (Lovrin). Zehn Maturanten, meist Ausländer, entschuldigten ihr Fernbleiben, während 9 Durch den Tod die Reihe der Schulkollegen lichteten. Vormittags 10 Uhr fand in der Institutskapelle ein Dinsgottesdienst statt, worauf die Teilnehmer Dr. Roth, dem Institutsdirektor Josef Brach und Julius Wiezner ihre Aufwartungen machten. Dem Direktor Brach überreichten die Jubilanten 5000 Lei, um damit 10 verdiente Schüler zu prämiieren. Nachmittag wurden die Gräber der­­ verstorbenen­­ Schul­­freunde bekränzt und abends vereinigte ein Festbansett die Maturajubilanten zu fröhlichem Beiswarmensein, wobei­­ d­ie Studentenerinnerungen aufgefrischt wurden. Zampierserenade, Sonntag, den 29. d., um 9 Uhr­­ abends, am Vorabende des Peters und Bauhfestes brachte die „Zemesvarer Gewerbeharmonia" ihrem beliebten, verdienstvollen Präses, dem­­ angesehenen Fabriter Modewarenhändler Peter S <­o­l­ber­t, welcher zugleich ausch läßlich der Obmann der Kreisgemeinschaft Fabrik ist, aus seines Namensfestes eine Lampionferenade dar. Der Zug ralliierte sich im Garten des Fabrik­hofes und nahm sodann im Hofraume der Wohnung Schoss­bert3 Aufstellung. Das Ständchen wurde mit dem ewigichönen Liede „I< grüße Dich“ eingeleitet, worauf im­ Namen des Vereines der Sängerpräses Anton Friedrich den Präses zu seinem Namensfeste herzlichst beglückwünschte.­ Nachdem der Gesangverein noch weitere zwei Lieder unter Leitung des 2. Chor­­meisters Gustav Gröger in exakter Weise vorgetragen hat, dankte zum Schlusse Peäses Scholbert für die ihm bereitete Ovation. Er versprac, auch weiterhin im Interesse der „Gewerbeharmonia“ wirken zu wolle, damit der angesehene Verein blühe und gedeihe. Todesfall. Gestern­­ nachmittags starb eine in Temes­­var wohlbekannte Gestalt: der Sohn des öffentlichem No­­tars Dr. Matthias Plausich, Advokat Dr. Aladar Vl­an- 11h. Der Verblichene stand im 52. Lebensjahre und starb infolge einer vor z­wei Wochen sich zugezogenen Lügenent­­zündung. Seine Studien absolvierte er in Budapest und war lange Zeit im­ Nadlak und Billed als Advokat tätig. Seit zwei Jahren fungierte er in der Kanzlei seines Vaters­­ als­ Substitut. Er wird von seinem Vater und seiner Schwester Frau Vilma Z­e­ha geb. Plaausich sowie de­­ren Kindern Frit und Gertrud, ferner von einer großen Anverwandtschaft betrauert. Das Begräbnis findet mor­­gen Mittwoch, nachmittags 5 Uhr von der Kapelle der Fa­­­­milie Schlauch im innerstädtischen Friedhof statt. Die Ueberführung der Mumie Tutenshamons nach Temesvar würde keinesfalls so ein großes Interesse er­wecken al38 wie das große Sommerfest der Retter, welches am Sonntag, den 5. Juli von vormittag 10 Uhr bis Mitternacht im Scudierpark abgehalten wird. 2053c E38 werden jene: - TF ZTTT<ZT<<-ZSTIZTTER BLIES BEISST] Die Entfettungskur Aufzeichnungen einer Frau Von Margarete Hellmann “ In diesem Sommer werden wir also nicht ver­­reisen. Richard erklärt, ihm fehle die Stimmung und was Geld dazu — und damit scheint die Angelegen­­heit für ihn erledigt. Für mich ist sie es nicht. So sagte Richard auch, daß ich mich gern­­ ein paar Wochen erholt hätte, besonders jetzt, nach seinem vier Monate dauernden Gichtanfall. Worauf er mir­­ mit echt männlicher Logik gerührt für mein Mitge­­fühl bei seinem Leiden dankte und mich bat, das Podagra­ nicht so tragisch zu nehmen, es sei wirklich "nicht lebensgefährlich. Dann machte er mir Kompli­­mente über mein gutes Aussehen, obgleich ich in den lezten Tagen gerade die violette Bluse trug, die meine Gesichtsfarbe ganz blaß erscheinen läßt. Auf meinen Rat ließ Richard sich heute vom Gichtspezialisten untersuchen, der sonst stets zu einer Kur in Baden-Baden oder Gastein geraten hatte. Dieser Konsultation sah ich offen gestanden mit viel Vertrauen entgegen. Aber der Arzt hat mich voll­­kommen getäuscht. )­­­­ Richard kam soeben von ihm zurück mit der Neuigkeit, daß die Kur in Berlin ebenso gut möglich wäre und sogar noch ratsamer als wo anders, da der Doktor in diesem Jahre ein Radiuminstitut leitet und gerade Radiumbehandlung für die wirksamt ste bei Gicht hält. ; 56:­­ Zunächst muß Richard einen Monat lang eine Entfettungstür durchmachen, mit zwei Milchtagen wöchentlich, wodurch er von seinen zwei Zentnern etwa 15 Pfund verlieren soll. Dann wird die Ra­­diumbehandlung einfegen. Richard brachte die Suehelanie mit, die der Doktor ihm vorgeschrieben hatte. Es 7 ‚Den gestrigen Abend verbrachten wir mit dem­ Studium der Speisekarte. Alkohol ist verboten, was ich nur billigen kann. Zu jedem Mittagbrot soll Richard 200 Gramm Fleisch und 200 Gramm müse bekommen, und zum Abendbrot die Hälfte, Ge­­je 100 Gramm. Das Kompott, von dem täglich nur 30 Gramm­­ verzapft werden, muß süßen. ich mit Nach eingehenden Berechnungen erklärte ich es für selbstverständlich, daß Richard mir einen Zuschuß zum Wirtschaftsgeld geben müßte. Bei den hohen Fleisch- und Gemüsepreisen konnte ich nicht mittags und abends solche Menüs zubereiten, wenn ich nicht 50 Prozent mehr als früher bekäme. Er machte ein langes Gesicht, aber er gab nach. Zunächst haben wir den Beginn der Kur­ von heute auf morgen verschoben, weil einige Anschaffun­­gen notwendig sind. Da das Fleisch ohne Sauce ge­­gessen werden soll, braucht Richard einen elektrischen Röstapparat, der an den Steckkontrakt in der Küche angeschlossen werden muß. Der Apparat kostete in einfachster Ausführung 30 Mark. Dann kauften wir eine gute Wage — meine Küchenwage ist alters­­schwach und bleibt immer da stehen, wo sie einmal das Gewicht bestimmt hat­­, Saccharin und ein Meß­­glas für 500 Gramm. Wenn ich die Konsultation des Arztes mitrechnete, so kostete die Kur am ersten Tage über 60 Mark; ich machte kein Hehl daraus, daß ich das Geld auf Reisen besser angewendet hätte. gewöhnlich, wenn von Richards Ausgaben die Rede ist, wurde er ärgerlich. Da er keine andere Er­­widerung fand, warf er mir vor, daß wir sowohl den Kauf des Meßglases wie auch der Wage hätten sparen können, wenn nicht beides verkramt gewesen wäre . . . . Lächerlich! Wir haben die Sachen, seit Hansi den Soxleth nicht mehr braucht, fortgepackt, vielleicht verschenkt; es sind schon mehr als 15 Jähr­­chen seitdem verflossen. Ida, unsere Köchin, hat uns verlassen. “ Früher bekam sie in jedem Sommer vier Wochen Urlaub, während wir reisten. In diesem Jahre hat sie sich schon damit abgefunden, daß es keinen Urlaub gibt. Den Ausschlag zur Kündigung gab erst meine Mitteilung, daß wir seit mittags und abend? Ge­­müse Kocherei im Sommer fand sie barbarisch! Was sie aber in tiefster Seele kränkte, war, daß Richard Fleisch- und Gemüserationen­ genau abwog. Dadur­ch­ wurden der Wohltätigkeit, die Ida in Friedens- un Kriegszeiten den Soldaten gegenüber ausgeübt hat, Schranken gesetzt. Das gutherzige Geschöpf fühlte sich­ beleidigt, wenn von ihrem zweipfündigen Frikando­­stück laut Wäge kaum 500 Gramm zu den Mahlzeiten auf den Tisch kamen, und es widerstrebte Ida, länger bei uns kontrolliert zu werden. Am zweiten Milchtage packte sie ihre Sachen und­­ 39g ab. Richard fühlte sich durch die mangelhafte Er­­­­nährung zu schwach, um energisch dagegen einzu­­schreiten und tröstete mich nur mit der Versicherung, daß man gerade jetzt eine große Auswahl von Köchinnen habe. ""Ivda38 Nachfolgerin heißt Auguste. Sie war acht Jahre in der früheren Stellung und scheint dort wegen zu starker Machtentfaltung fortgelobt worden zu sein. Die Hausfrau, bei der ich mich nach Angurtens Fähigkeiten erkundigte, sagte mir nur, daß ihre Familie sich im Sommer umgruppierte, indem­­ Kinder zu Verwandten aufs Land geschickt war­­en. Auguste wurde also uns übergeben. Leider kann ich nicht beurteilen, wie sie kocht, da sie mittags im Sommer an Migräne leidet und mir das Zubereiten der Mahlzeiten überläßt. Sie besorgt aber das Auf­­wärmen des Gemüses am Abend tadellos. Bei Richards Milchtagen kocht sie für mich auch Milchge­­richte, wie Grießbrei oder Eierkuchen.­­ Sobald ich etwas anderes wünsche und ihr widerspreche, bindet sie ein feuchtes Tuch um den Kopf zum Zeichen, daß ihre Migräne kommt, und diese weiße Fahne muß ich respektieren. ae Richard behagt die Kost sehr gut: Z­weihundert Gramm Fleisch netto sind eine ganz anständige Por­­tion, etwa so viel wie drei Kotelette8s zu einem Pfund; denn Knochen, Haut und Fett werden natür­­lich vom Bruttogewicht­ abgezogen. Manchmal scheint­­ Sacharin Wie 2 - * und Fleisch haben müßten. Diese ewig wog * -

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