Banater Deutsche Zeitung, August 1925 (Jahrgang 7, nr. 171-195)

1925-08-01 / nr. 171

Celle? 7. Eee m > EFT Geza Mag­yary, die andere von dem Prager Uni­­versitätsprofessor Rauchberg. Die tschechische Vorlage stellt fest, daß Lebensfähige Reformen dem Völkerbund durchzuführen unmöglich seien, m­­­ber­halb man sich mit von jehr in Geltung befindlichen Vorschriften begnügen müsse. Man könne sich höch­­tens darauf beschränken, diese Vorschriften in eine genauere, systematischere Form zu gießen. Diesem gegenüber war der vom gewesenen Mi­­nister Georg Lukacs entwickelte ungarische Ge­­sichtspunkt der, daß es bei der heutigen Verhand­­lungsvorschrift unmöglich sei, den Minderheiten­­rechten Geltung zu verschaffen. Die Praxis hat be­­wiesen, daß diese Vorschrift dem im Wege steht, daß die Beschm­erven­ der Minderheiten vor die zu Heilung berufenen Foren gelangen. Derzeit gibt ihrer es zwei solche Foren: den Rat des Völkerbundes und das Haager ständige Gericht. Der Rat des Völker­­bundes, ist nur dann verpflichtet, sich­ mit­ einer" kon­­kreten "Ninderheitensache zu beschäftigen, wenn eines seiner Mitglieder den Inhalt der Beschwerde zu seinem eigenen macht und deren Verhandlung wünscht. Die Ratsmitglieder hüten sich aber, sich zu expo­­nieren, und so ist es geschehen, daß, obwohl die zwischenvölkischen Verträge die Rechte der Minder­­heiten unter den Schuß des Völkerbundes gestellt haben, in den fünf Jahren von einer ganzen Flut eingelangter berechtigter Beschwerden der Völker­­bundrat im Ganzen bloß mit zwei Minderheitenan­­gelegenheiten sich sachlich beschäftigt hat. Auch das Haager Gericht ist der Verhandlung der­ Minder­­heitenbeschwerden und­­ Rechtsstreitigkeiten ver­­schlossen, weil er sich bloß mit den vom Völkerbund­­rat ihm zugewiesenen Angelegenheiten beschäftigen kann, höchstens mit solchen Sachen, welche die Re­­gierungen der interessierten Staaten einverständlich wor es bringen. Nach der Anhörung der tschechischen und der ungarischen Vorlage gelangten Vertagungs­­anträge an die Reihe. Unter diesen machte der rumä­­nische Delegierte Dju­v­ara den Vorschlag, es solle nur ein solcher Verhandlungsplan besprochen den dürfen, welcher auf der Grundlage der jehr vwer­ gil­­tigen Vorschriften steht. Die Generalversammlung beschloß aber, die eingereichten Vorlagen nicht von der sachlichen Verhandlung —— Hilfe für die dur< Unwetter Bukarest, 30. Juli. (Eigenbericht.) Der gestern nachmittag stattgefundene Ministerrat faßte auch den Beschluß, an die Gemeinden in den siebenbürgischen Komitaten Salasch, Fogarasch und Dihar, die von­­ den lesten Unwetterkatastrophen heimgesucht wurden, Notstandsaushilfen zu verteilen. Regierungskrise in Japan London, 30. Juli. Wie aus Tokio gemeldet wird, sind unter den Mitgliedern der japanischen Regierung in Bezug auf die russische und cinesische Frage so schwerwiegende Gegensätze entstanden, daß mit meh­­reren­ Abdankungen zu rechnen ist. Samstag, den 1. August“ Die Neueinteilung der Verwaltungseinheiten Die Beschlüsse des Ministerrates — Die Verkügelung des Karasch- Severiner Komitates “Bukarest, 29. Juli (Eigenbericht.) Der Minister­­rat, der schon gestern Nachmittag stattfand, faßte über die neue Abgrenzung der Komitate und Bezirke auf Grund der neuen Verwaltungsreform wichtige Beschlüsse. Der sieben­­bürgische Bezirk Blasendorf wird vom Komitat Alba ve 108 abgetrennt und zu dem Komitate Klein-Kokel ge­­schlossen, was nunmehr Komitat Blasendorf heißen wird. Mittelpunkt wird Blasendorf sein. Im Banat werden aus dem großen Komitat Kara­sc-Severin drei neue Verwaltungseinheiten mit de­r Präfekturen Karasch, Lugosch und­­ Severin gebildet. Nach dem Ministerrat trat die Kommission zur Durch­­führung der Verwaltungsreform zu einer Sitzung zusam­­men, der Ministerpräsident Jonel Bratianu und die übrigen in Bukarest weilenden Minister beiwohnten. Die Kommission befaßte sich mit der Abgrenzung der Bezirke und traf wichtige Entscheidungen. Die Einteilung der Bukowina in fünf Bezirke: Campolung, Czernowitz, Näavautz, Storojinez und Suz­­caya bleibt definitiv aufrecht. Das bisherige­ Mo­mitat Szolnok-Doboca wird künftighin Somesch, das Komitat Bistitza-Nasaud nur noch Nasaud heißen. Der „Sitz der Sathmarer Präfektur wird fünfzighin Nagybanya (Baia Mare) sein. Die Aenderungen im Altreiche und­­ schon bekanntgegeben wurden, bleiben in Bessarabien, ebenfalls auf­­recht. Nach dieser Sitzung stehen nur mehr noch Beschlüsse über einige Komitate in Siebenbürgen aus. Wie gemeldet wird, tritt die Neueinteilung ab 1. Ok­­tober in Kraft. Auf der Tagesordnung der Sitzung stand auch die Frage der Ortsnamen. Die Kommission stellte als Prin­­zip auf, daß nur bei solchen­ Gemeinden die Namen geän­­dert werden, bei denen das frühere Regime die historische­ rumänische Benennung verdrängt hat. Die Schulen der bessarabischen Deutschen Zugeständnisse der Regierung Bukarest, 30. Juli. (Eigenbericht.) Bezüglich der Zu­­geständnisse der Regierung an die bessarabischen Deutschen fanden in den letzten Tagen zwischen­­ Oberpastor Haase und dem Rechtsanwalt Dr. Heier für die bessarabische: luthe­­rische­ Landesfirme und die deutsche­ Bevölkerung Bessa­­rabiens und den Ministern Tatarescu und Inculetz Ver­­handlungen statt, in deren Verlauf Die Deutschen der Re­­gierung eine Denkschrift über die historische Entwicklung der deutschen Kolonien, der deutschen Schule und Kirche­­ vorlegten. In dem gestrigen Ministerrat wurde nach einer lan­­gen Debatte, bei welcher die Stimme des Ministerpräsi­­denten ausschlaggebend war, folgender Beschluß gefaßt : Die deu­tschen Schulen Bessarabiens werden als kon­­fessionelle Schulen mit Oeffentlichkeitsrecht anerkannt; die Schulgebäude und Lehrerwohnungen bleiben Eigentum der konfessionellen Gemeinden. - LER nger 207 EEE EEE ke .Schwere Anklagen gegen Stere Bukarest, 30. Juli. Wie „Lupta“ erfährt, hat das Kriegsgericht in Kischenew gegen den Bauernführer Kon­­stantin Stere ein Verfahren eingeleitet. Das Kriegsgericht sah sich zu diesem Schritt durch die W­eh­rungen und Klagen aus den Ortschaften veranlaßt, die gelegentlich der Kischenewer Senatorenwahl von Stere auf seinen Propagandareisen besucht wurden. Auf Grund dieser Anschuldigungen stellte das Kriegsgericht an die Regierung das Ansuchen, eine Verhaftung Steres zu be­­willigen. „Lupta“ ist über einen Beschluß der Regierung in dieser „Auge­­nheit“, nicht informiert, weiß aber davon, daß dieselbe in dem gestrigen Ministerrat zur Sprache kam, der für die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens Stellung nahm. Das Blatt folgert daraus, daß sich ein solches nicht nur auf Stere erstrefen werde.­­ „Biitorul“, das Regierungsorgan, meldet damit im Zusammenhang, daß die Wahlarbeit der bolschewistischen Agenten nicht gefährlich wäre, wenn sie von gewissen Parteien nicht unterstüt würde. Ueber die Propaganda, die in Bessarabien bei der Senatswahl in Kischenew be­­trieben wurde, haben die Minister auf Grund eigener Feststellungen den Ministerrat bereits informiert.­ „Biitorul“ ist sich dessen gewiß, daß die Regierung ge­­gen die Verräter, die sie schon einmal begnadigt habe, mit eiserner Hand vorgehen werde, da dieselben ihr“ gefähr­­liches Wirken neuerdings begonnen hätten. Erfolge des Marokko-Häuptlings Paris, 30. Juli. Die Abgeordneten der französi­­schen, spanischen und englischen sozialistischen Par­­teien beschlossen in vertraulicher Konferenz, ihre Re­­gierungen aufzufordern, unverzüglich im Interesse des Friedens in Marokko Maßnahmen zu ergreifen. Die Regierungen sollen die Unabhängigkeit der Riskabylen proklamieren, die Kriegsoperationen so­­fort einstellen und Meinungsverschiedenheiten dem­­ Völkerbund unterbreiten. London, 30. Juli. Wie Nachrichten vom Kriegs­­schauplatz in Marokko besagen, hat die neue Offen­­sive Abd el Krimzs bisher schon bedeutende E­r­­folge aufzuweisen. Seine Truppen ers­türmten die auf dem Wege nach Fez gelegene Festung Deih, deren ganze Bef­ragung in Gefangenschaft geriet. — Drei Briefe Von Heinrich v. Schullern Ein soeben angelangtes Schreiben von seiner Hand lag zerrissen auf dem Boden..Karla war enttäuscht. Wenn sie nur ohne Verzug mit Erich hätte sprechen können! Er­­sah sie auch, daß ihm eine Verwechslung des Briefumschla­­ges unterlaufen war, daß die grausam=kalten­ Abschiedsworte einer andern galten, so war sie doch im Innersten aufge­­wühlt und schwere, peinvolle Bedenken legten­ sich wie dunkle Schatten auf ihr Glück. Was nun beginnen? Eine Reihe von Tagen bis zum nächsten Wiedersehen ! Während sie in angstvoller Verstimmung nach einem Enzyklusse rang, erscholl die Glo>e. "Ein junges, zartes Fräulein wünschte sie zu sprechen und gab ihren Namen und Stand, Nelly Breising, Kontoristin, fand. Nelly? In dem rätselhaften Brief Erichs kam doch gerade dieser Name vor. Sollte sie hier das unglückliche Wesen vor sich sehen, das er in so barschen Worten herzlos von sich stieß? Wohl gab es keinen Zweifel. Da stand sie ihr gegenüber, ein ganz junges Mädchen, blaß und abgehärmt, nach Atem ringelnd, mit­ den Tränen rampfend. „Womit kann­ ich Ihnen dienen, Fräulein Breising?“ In abgehadten Worten kam es mühsan­, hervor „ch bitte zu vergeben, Fräulein, daß ich in so früher Morgen­­stunde . . . Aber man sagte mir, daß Sie Beamtin seien und ins Bureau müßten. Erst gegen Abend kämen Sie wieder nach Hause“ „Eine dringende Angelegenheit? Also bitte!“ Damit führte Karla das erbarmungswürdig erregte Gesichöpf zu einem Sessel: „Dringend? Gott, eigentlich nicht.­­Es gibt aber Dinge, die uns so qualvoll auf der Seele liegen, daß wir­­ alle Scheu überwinden, alle Bedenken beiseite schieben, um Klarheit zu gewinnen. Soeben erhielt ich von Erich Iellen­­berg, dem Sohn des verstorbenen Bankchefs — er dürfte ihnen wohlbekannt sein —, diesen Brief — — der für sie, Fräulein, bestimmt sein dürfte. Er ist überschrieben: Karla, mein Alles!­amt...“ Sie brach plößlich ab, da jene hastig nach dem Briefe langte und ihn mit tief gerötetem Gesicht überflog. Namn war das Rätsel gelöst. — Karla wollte sprechen, doch fand sie die passenden Worte nicht. Fräulein Breising mettelte noch einen zweiten, viel älteren, abgegriffenen Brief Jellenbergs aus ihrem Täschchein und reichte ihn zögernd hin. Karla empfing ihn, mit bebender Hand und las schmerzvoll erregt: „Nelly, mein Alles!“ Ind­es folgten annähernd­­ dieselben Liebesworte, wie im Briefe an sie selbst, wen sie eben gelesen hatte. Was aber den Zeitpunkt der Niederschriften betraf , kaum ein Jahr lag zwischen ihnen. „So würde wohl auch mir,“ dachte Karla in Verbitte­­rung, „ein Absagebrief gleich jenem drohen — im Jahres­­frist?“ Nelly las aus der verstörten Miene der — Siegerin den Zusammenbruch auch deren Lie­beSgllü>es. Nicht das sie solchen Jammers sich freute, aber sie empfand wenn auch herben Trost in der Gemeinschaft des Leides. Und es geschah, daß sie wie unter einem Zivang sich die Hände reichten, unter stürmischen Tränen sich umarme­ten und füßten. So rasch und fest verband sie derselbe Schmerz. Zum Stelldichein, das sie mit Erich vereinbart hatte, erschien Karla nicht. Ebensowenig­er selbst. &3 fehlte ihm an Zeit, denn er hatte gerade einen wichtigen Liebesbrief an Liane Riesthofen, eine eigenartige reizvolle Dame von Stand, zu verfassen, junge,­ die mit ihrem reichsbegin­emten­ Vater eben erst anger über­­siedelt war. Dieser Brief ließ sich seinestwegs als so ganz einfache Sache an. Peinlich mußten darin abgebrauchte Wendungen vermieden werden. Das Ganze forderte einen geradezu poetischen­­ Sphwung, um den Eindruck der Per­­sönlichkeit des Verfassers zu heben. Ja, ja, die ersten weißen Haare zeigten sich an seinen Schläfen, während die lezten Spuren des väterlichen Ver­­mögens allmählich schwanden. Nur mit eitlen Hoffnungen in Liebes- und Ehefragen gab sich ein Mann wie er nicht­ alle. Der Goldfisch Liane hatte ihm schon sichere Beweise der Zuneigung geoffenbart. War ihm doch­ in einem Augen­­blick des Alleinseins gestattet worden, heimlich ihr zu schreiben. Nicht sichwer würde es halten, über alle Mitbe­­werber obzusiegen. Er mußte nur ihrem gestrengen Vater, wenn er es verlangte, das Ehrenwort verpfänden können, daß ihm weder Schuldenlast noch­­ „Liaisonen“ be­­schwerten. Was früher gewesen — so etwas verstand der alte Brumanbär wohl aus eigener Erfahrung. Wie man so sagte, „drückende Schulden“ hatte er noch keine und die „Verhältnisse“, nun, die mußten eben mit einem Schlage abgebrochen werden. So rasch als nur denkbar. -Und ma- - ° Sänger­ Rabatt Sänger haben „nur im Whitehouse“ Volksmoden-Zentralhaus, größtes Schnittwarengeschäft des Banates (Eigentümer Nikolaus Trasser, erster Solo-Bariton des Temesvarer Deutschen Gesangvereines) von den allbekannten bil­­ligen Preisen, bei Stoffe, Leinwände und allen Schnittwaren noch einen Sänger-Rabat Achtung, Firma Whitehouse E nicht verwechseln !

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