Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1925 (Jahrgang 7, nr. 221-247)

1925-10-01 / nr. 221

= nn Belle s .. == ee 7-07 = Ban - . TE >. m Donnerstag, den 1. Oktober 1925. „Die Stimmung des Landes ist gegen die liberale Partei“ . Gerüchte über eine Umgestaltung der Regierung — Ein außerparlamentarisches Kabinett ? Bukarest, 29. September. Gleich nach der An­­kunft des Ministerpräsidenten hat in der Villa­ des Aberbauministers Al. Constantinescu eine­ Beratung stattgefunden, zu der die tonangebenden Mit­­glieder der Regierung eingeladen wurden. Vor allem wurde der Ministerpräsident über die Stimmung infor­­miert, die im Lande der liberalen Partei gegenüber zum Ausdruch kommt. Nachher besprachen die Minister die Thronrede. Außenminister Duca und Justizminister Marzescu werden die Thronrede ausarbeiten, die vom Ministerprä­­sidenten eventuell nachträglichen Korrekturen unterzogen wird. . Nächster Bunft waren die Gemeindewahlen. Aberbauminister Constantine Scu vertrat die Meinung, daß die Regierung in Anbetracht der feindlichen Stim­­mung, die die Wähler befunden, am besten tun würde, auf die Durchführung der Kommunal­­wahlen zu verzichten. Bei der Prüfung der Grundbedingungen eines liberalen Wahlsieges kam die Betrauung Vaitoianus mit der Leitung des Innenmini­­steriums in Vorschlag. „Romania“, das Organ der Nationalpartei, berich­­tet, da im Laufe dieser Beratungen auch die Idee, ein insiatorisches Kabinett der liberalen Partei zu bilden, in Erwägung gezogen wurde. Als Begründung „sollte die drohende Haltung der Kommunisten dienen. Ver­­wirklicht sollte diese Idee dadurch werden, daß im einem geeigneten Moment mit Berufung auf die kommunistische Gefahr im ganzen Lande der Belagerungszustand pro­­klamiert werden würde. Bukarest, 29. September. Ministerpräsident Bratianu nahm Kenntnis von den Arbeiten der Kom­­mission, die­ die Durchführungsvorschriften der Verwal­­tungsreform festgelegt hat. Die Kommission hat ihre Ar­­beiten beendet. Wahrscheinlich wird morgen ein Minister­­rat stattfinden, der die von der Kommission ausgearbeite­­ten Vorschriften ratifizieren wird. Bukarest, 30. September. „Aurora“ meldet: In der Zusammensetzung der Regierung werden tiefgrei­­fende Aenderungen stattfinden, um den liberalen Sieg bei den Gemeindewahlen zu sichern. Die Minister Saveanu, Vaitoianu, Chirculescu und Tatarescu­ sollen aus der Regierung scheiden. Marzescu wird Innenminister, Florescu be­­kommt das J­ustizministerium. Die Abgeordneten Leonte Moldoveanu und Vlasca Balanescu treten in die Regierung ein. Die Telegraphenagentur „Rapid“ erhielt von wohlinformierter Stelle eine Aufklärung, daß die Nachricht der „Aurora“ in dieser Form nicht der Wahrheit entspricht. Nur Dimitru wird an die Stelle des Staatssekretärs Franasovici, der sei­­­nerzeit wegen des großen Paßschwindels abgedankt hat, ernannt werden. - j \J x mp rn Die K­onferenz der Außenminister in Lacorne Wichtige Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich Berlin, 29. September. Die Antwortnote Deutschlands auf die Einladung der Verbündeten zu Oktober in der Schweiz ver Konferenz der Außenminister wurde heute ver­­öffentlicht. In der Antwort billigt Deutschland­ den Plan einer Besprechung und schlägt vor, daß die Kon­­­ferenz am 5. werde. Gleichzeitig­ mit der Uebergabe der Antwort ga­­ben die deutschen Botschafter mündlich und in schrift­­lich Memoranden eine Erklärung ab, der zufolge die Verbündeten von Sicherheitspatt davon abhängig machten, daß Deutschland in den Völkerbund eintrete. Deutschland widersebt sich der Verknüpfung die­ser beiden Probleme nicht, hält aber die Wieder­­holung der Erkläung für notwendig, daß sein even­­tueller Eintritt in den Völkerbund nicht die Anerken­­nung der das Deutschtum vom moralischen Standp­punkt bedrückenden Verpflichtungen anerkennt. Die deutsche Regierung verfolgt dabei vielmehr den Zwe, die Wiederherstellung der gegenseitigen Achtung, der Gleichberechtigung und die Förderung der aufrichtigen Versöhnung zu erreichen. Denn so­­wohl das Uebereinkommen, als auch die Versöhnung alles im Leben klein und nichtig ist. Aber das Wunder kam Mann, nicht und Gottlieb wurde ein stiller und trauriger Als seine Frau krani wurde und der Arzt die drin­­gende Notwendigkeit klarlegte, sie gang in gesunde, starke Waldluft zu bringen, stand Gottlieb vor dem Ruin. Alle seine Mittel waren erschöpft, waren spielerisch von seiner Frau verbraucht worden. Wahrscheinlich hätte sie sich ein­­geschränkt, wenn er ihr seinen Zustand mitgeteilt hätte, aber wenn er wagte es nicht. Sie kann doch nur glücklich sein, sie in der Fülle lebt, also soll sie glülich sein, [o lange es möglich ist, dachte er. Und so gewährte er ihr jeden Wunsch, auch wenn er noch so kostspielig war. Auf dem Krankenlager benötigte sie nichts mehr. Aber sie war nicht zufrieden. Sie lag unter homm­endurc­­fluteten Bäumen, die Blumen dufteten, die Vögel sangen und er saß an ihrer Seite und las. Oder er sprach von der Herrlichkeit der Welt und von der Güte des Schöpfers. Aber sie war stets ungeduldig. „Hör auf, du langweilst mich. — Gott, warum muß ich hier so liegen! — Nicht wahr, wenn ich wieder gesund bin, raufst du mir ein neues Auto? Das alte gefällt mir nicht mehr.“ „Ja, Kund, ja, mein liebes Kind, aber schau mir, daß du gesund wirst.“­­ „ Und er hatte ihr nicht gesagt, daß er auch schon das alte Auto hatte verkaufen müssen, daß er auch Feine schöne Stadtvilla mehr besaß und daß er arm geworden war. Sie hatten ein kleines vierjähriges Mädchen, das rollte in der Freiheit umher und war gesund und fröh­­lich. Seine Frau schmiedete Pläne für „Mädis" Zukunft. „Wenn Mädi groß ist, muß sie immer das Schänste und Kostbarste bekommen, sie muß in jedem Ballsaal alle anderen in den Schatten stellen." „Freilich, freilich, das muß sie.“ Dann­ war seine Frau immer kränker und kränker geworden und im Winter war sie fast schon am Verlöschen anwesen. Sie selbst merkte matt und war trostlos, daß es nicht. Sie fühlte sich nur sie infolge ihrer Krankheit den Fasting versäum­en­ mußte, würden verhindert werden, wenn vor dem Abschluß des Sicherheitspattes und Deutschlands Eintritt in den Völkerbund die zwischen Deutschland und den Verbündeten bestehenden Differenzen nicht verschw­in­­den würden. &3 bezieht sich dies auf die Räumung der nordrheinischen Zone und auf die endgültige Er­­ledigung der Abrüstungsfrage. Die deutsche Regierung hofft, daß die verbündeten Regierungen diese Aeuße­­rungen mit ebensolcher Loyalität aufnehmen, aus welcher sie entspringen. . . "Baris, 29. September. Der deutsche Botschafter on Hoesc hatte heute abermals eine lange Be­­prechung mit Briant­. Als Antwort auf die Erklä­­rungen, die Hoesch­ im Namen seiner Regierung ab­­gab, überreichte der französische Außenminister dem Botschafter ein Memorandum. In dieser Antwort­­note wird Deutschland 38 vorbehaltslose Bereitwillig­­keit zur Kenntnis genommen. Bezüglich der in der deutschen Note angeführten Fragen wird erklärt, daß dieselben mit dem Sicherheitspaft nicht im Zusam­­menhang stehen. Die­ Frage über die Kriegsschuld sei durch den Friedensvertrag geregelt worden und daran Und heute hatte man sie begraben.­­Seufzend ging­­ Gottlieb auf sein Haus zu, aus dem­ eben Mädi kam, die­hm rasch entgegenlief. „Mädi möchte zur Mammi! Wo ist Mammi!“ Gottlieb seßte sich am Wegrande nieder und nahm Mädi auf die Knie. Leise strich er durch ihr feines Kin­­derhaar und versuchte,­­ für die Kleine eine Antwort zu finden. Aus dem Walde kamen tausend Stimmen, aber seine war die richtige, denn es waren lauter Stimmen der Freude. Und es war ein Singen und Klingen in der Luft, als wäre heute der herrlichste Hochzeitstag. Gott, du mußt 83 gut mit mir meinen, sonst zeigtest du mir heute nicht alle Schönheitsw under deiner Macht, dachte Gottlieb. Und es kam ihm in den Sinn, ob es nicht besser war, daß seine Frau sterben mußte, besser für ihn und besser für Mädi. Das Kind schreite ihn aus seinen Gedanken. „Wo ist Mammi,” bettelte sie. „Ramm, ist fortgegangen.“ „Kommt sie nicht mehr?“ „Nein, Mädi, mein, sie kommt nicht mehr.“ „Warum micht, Vati?“ : „Ja, weil — weil wir arm sind.“ „Was ist das arm?“ „Arm — Das ist, wenn man alles fort­geben mu; das Haus, das Auto, die schönen Kleider und alles,“ sagte Gottlieb bitter. „Muß ic da auch meine Puppen weggeben?“ „Rein, meim Herz, Die darfst du behalten.“ „Ist man denn dann arm, wenn man doch das be­­halten kann, was man lieb hat," fragte Mädi ver­wun­­dert. „Ja, aber” === aber mainie haben eben das an­­dere Feb, mollte Gottlieb sagen. Und problich brach er in ein­ wildes, schmerzliches Schluchzern aus und er fühlte, daß­ er gerne zum ärmsten Bettler geworden wäre, wenn er seine Frau noch hätte behalten dürfen.­­ mung der Kölner Zone und die Lösung der Ab­­rüstungsfrage hängt davon ab,­­wie Deutschland sei­­nen Verpflichtungen nachkomme,. Paris, 29. September. Amtlich wird gemeldet: Die Sicherheitskonferenz wird am 5. Oktober in La­­corne eröffnet. Sea Paris, 29. September. Briand erklärte, Deutschland würde einen großen politischen Fehler begehen, wenn es die Frage der Verantwortung für­­der Kriegsausbruch und der Räumung der Kölner Zone vor den Sicherheitsverhandlungen aufwerfe. London, 29. September. Die englische Antwort­­note auf das Memorandum des deutschen Botschaf­­ters nimmt Deutschland 38 Bereitwilligkeit zum Ein­­tritt in den Völkerbund mit Freude zur Kenntnis. Die­ Aufwertung der Frage bezüglich der Schuld am Kriege hält die englische Regierung für unzeitgemäß. Im übrigen ist die Note mit der französischen Ant­­wort gleichlautend. In beiden Noten wird anerkannt, daß die in dem deutschen Memorandum enthaltenen Angaben keine Vorbedingung für die Sicherheitskonferenz bedeuten. Anghelescu ist unverbesserlich „Biitorul“ widerruft entschieden die Gerüchte, laut denen die Regierung das im Senat bereits ange­­nommene Privatschulgeset abzuändern beab­­sichtige. Laut dem Regierungsblatt bringt die Min­­derheitspresse diese Nachrichten in Verkehr und in die­­sem Falle konnte auch nur der Wunsch Vater des Gedankens sein. Sollte die Hoffnung einer Ab­­änderung Schiffbruch erleiden, so muß da wieder Anghelescus Hand im Spiel sein und diese Wider­­rufung dürfte ebenfalls von ihm stammen. Aus den Genfer Erklärungen des Außenministers Duca war doch mit Bestimmtheit auf eine Abänderung des Privatschulgefeges zu rechnen, wie man aber aus die­­sem Dementi schließen kann, ist der Unterrichtsmini­­ster nicht geneigt nachzugeben. „Viitorul“ dementiert zugleich auch jene Nachrich­­ten, daß die Regierung die Wiedererrichtung des Min­­derheitsstaatssekretariates geplant hätte. Der internationale Städtekongreß Paris, 29. September. Hier ist der internationale Städtekongreß eröffnet worden, gegen die Verhaftung der Umstürzler in Ungarn Bu­­dapest, 29. September. Ministerpräsident Bethlen hat von der Zentralkommission der interna­­tionalen Arbeiterhilfe in Berlin­ ein „Telegramm erhalten, in welchem gegen das Prügeln und Quälen­ der politischen Gefangenen Protest erhoben und die sofortige Freilassung der verhafteten Kommunisten — in erster Reihe die des gewesenen Bosiskommissärs Nafofi — gefordert wird. Das Telegramm ist u. a. von Barbusse (Paris), Helene Crawford (London), Beran (Prag), Klara Zetkin und Ledebour (Berlin) und Frau Adler (Wien) unterzeichnet. Eine Depesche in ähnlich scharfem Tone ist von der Berlin-Brandenburger Bezirkskonferenz der Roten Hilfe „eingetroffen, in der Ungarn mit der Mobilisierung der deutschen Kommunisten gedroht wird. Auch eine Begründung Baris, 29. September. Marschall Liautey hat sein Abberufungsansuchen damit begründet, daß die Franzosen ihre vor d­em Angriff der Rifkabylen inne­­gehabten Stellungen wieder in Besitz haben, daß sich ihre Lage gefestigt habe und keine Gefahr mehr drohe. (Ist nicht das Entgegengesetzte wahr?) Japan gegen den Kommunismus London, 30. September. „Daily Telegraph“ be­­richtet: Die Ankunft der sow­jetrussischen Delegation in Tokio hat sofort einen Konflikt zwischen Japan und der Sowjetrepublik verursacht. Die japanische Re­­gierung hat nämlich zur Ankunft mehr als tausend Polizisten in Bereitschaft stellen lassen. Den Tag vor­­­­her wurden in der Stadt zahlreiche Verhaftungen vor­­genommen. Auch die wurden verhaftet, die mit der Sowjetdelegation sprechen wollten. Die Mitglieder der russischen Delegation werden im Hotel wie Ge­­fangene bewacht. Der Chef der Delegation erklärte hierauf, waß nachdem Japan die elementarsten Rechte der diplomatischen Vertretung nicht respektiert, könne es keinen Sinn haben, doch weiter in Japan zu ver­­bleiben. Gestern ist die russische Mission unter sehr strenger polizeilicher Begleitung aus Tokio wieder ab­­gereist.. EEE EKU IS STEEL EEE TITEESTETE DENE ER EEE A VEN vi DIRE EI TEE Wie viele Automobile besitzt Amerika? Am Ende des Jahres 1924 gab es in den Vereinigten Staaten ins­­gesamt 1.711.339 Kraftwagen. Die leste Kontrollnum­­­mer, die im vorigen Jahre ausgegeben wurde, war 17.591.981. Seither ist die Zahl neuer Autos derart ge­­stiegen, daß man mit Beginn des nächstem Jahres die re­spektable­­ Ziffer von zwanzig Millionen­ als Gesamtzahl von Kraftfahrzeugen erwartet. Die Gesamtzahl der im Jahre 1924 dem Verkehre übergebenen­ Motorfahrzeuge beläuft sich auf 3.617.600. Die ersten sechs Monate des­ Jahres 1925 sahen 2.173.360 neue Automobile. Den größten Rekord, der überhaupt verzeichnet werden kann, weist der Jumi dieses Jahrs­ auf. Nicht­ weniger als 402.896 Kraftwagen sind in diesem Monate dem Publi­­kum übergeben worden, abgehalten­­ .­­­ Die Weltorganisation der Kommunisten­ ­ protestiert. - | . | -

Next