Banater Deutsche Zeitung, Januar 1926 (Jahrgang 8, nr. 1-25)

1926-01-01 / nr. 1

Seite? Die Stadt erhielt heute ein Anleiheangebot aus England - Oberbürgermeister Dr. Lucian Georgevier über das alte Jahr und die Tätigkeit­­ des Magistrats im neuen Jahr Heute um 12 Uhr mittags war bei der Stadt Jahress<ruß. Unter das Jahr 1925 wurde ein dider Addierungsstrich gezogen, das alte Jahr ist vorüber und es beginnt ein neues, mit neuen Kassa­­büchern, mit neuen Plänen und aufgefrischter Arbeitslust. Mittags erschienen auf dem Stadthause der Präfekt und der Finanzdirektor, um gemeinsam mit dem Oberbürgermeister das alte Jahr in der Stadtverwaltung abzuschließen. Auf dem Stadthause begann schon vor Mitternacht das neue J­ahr. Was Hat das alte Jahr der Stadt in gemeinde­­politischer Hinsicht gebracht? Darauf zu antworten ist in erster Reihe der Ober­­bürgermeister berufen. Heute vormittags suchte ihn der Mitarbeiter unseres Blattes auf, um an der Grenze zwischen altem und neuem Jahr an den ersten Bürger die Frage zu stellen, die Heute allge­­mein gestellt werden: „Was wurde im alten Jahr gemacht? — Was sind die Pläne für ‚Das neue Jahr 2“ „Das alte Jahr -- sagte Oberbürgermeister Dr. Georgevici — war ein Jahr der Kämpfe. Wie es scheint, ist der Kampf zu einem ständigen Bestand­­­­teil der Kommunaltätigkeit geworden. Die Bedürf­­nisse wachsen immer mehr an, davon sind wir aber leider noch sehr weit, daß auch die Mittel, die man zur Deckung dieser Bedürfnisse braucht, in demselben Maße anwachsen. Das Budget für das vergangene Jahr ist nur ein Bruchteil des Budgets aus dem lezten Vorkriegsjahre. Dem gegenüber stehen die großen Bedürfnisse auf sämtlichen Gebieten der städtischen Verwaltung. Wir lebten lange in außer­­ordentlichen Zeiten und jegt fühlt man das an allen Seiten. Sehr ökonomisch muß man da vorgehen, um die Bedürfnisse mit den Realisierungs­möglichkeiten in Einklang bringen zu können. Darin besteht der Kampf,den ich eingangs erwähnte. Blitt man nun auf das alte Jahr zurück, so kann man sehen, daß es uns troß des Kampfes mit den knappen Budgetmitteln gelungen ist, so manches zu machen. Man kann sagen, daß nach der langen Stagnation der Kriegs- und Revolutionsjahre endlich eine Bewegung in die Gemeindetätigkeit kam. Die Entwicklung setze wieder ein, vorläufig selbstverständlich nur langsam, aber ein Be ee _"%e: ersHufa, : = Baß pie Pläne für vas neue a EE so kann ich folgendes sagen: Alles, was wir in dem vergangenen Jahr begonnen haben, wollen wir in diesem Jahre fertig machen. Dem Publikum sind ja all diese Arbeiten bekannt: Theaterbau, Handels- Schule, Ausgestaltung der Straßenbahn, dann der mit denen ich persönlich besonders verbunden bin, wie Spital, Armenh­eim und Volksbad. Das sind unsere Pläne für das neue Jahr. Ein wichtiger Punkt unserer Tätigkeit wird im nächsten Jahr die Regelung unserer ausländischen Schulden sein. Ich hoffe, daß es uns gelingen wird, mit den Budapester­ und Wiener Banken ein Abkommen zu schließen, das sowohl uns als auch sie befriedigt. Ist einmal diese Frage geordnet, dann kann man nach einer großen Anleihe große Stadt zu sein. Umschau halten, mit deren Hilfe dann alles geschaffen werden soll, was Temes­­var benötigt, um eine wirklich moderne, schöne werden. Wie groß die aufzunehmende „große“­­Anleihe sein wird, hängt davon ab, was alles unsere Stad­t an öffentlichen Bauten, Kultur­­und Wohlfahrts­­institutionen usw. braucht. Seit längerer Zeit wird an einem Plan bezüglich der Zukunftstätigkeit ge­­arbeitet. Dieser wird alles umfassen, was Temesvar in den nächsten 25-30 Jahren benötigen wird, glaube, nicht schlecht zu prophezeien, wenn ich sage, daß Temes­var in 2--3 Jahren der Schauplatz einer sehr lebhaften Entwicklung sein wird.“ # | Geburts- und Todesfälle in Temesvar im ver:­o­genen Jahr Seit Tagen fließen beim Bürgermeisteramt die Berichte der verschiedenen Sektionen über ihre Tätigkeit in 1925 ein. Dem Berichte der Abteilung für Sozialpolitik entnehmen wir die Daten, die am Silvestertage jedermann interessieren: wie viele wurden geboren? wie viele sind gestorben? Geboren wurdden: Jänner 129, Feber 101, März 135, April 114, Mai 95, Juni 151, Juli 156, August 119, Sep­­tember 110, Oktober 133, November­ 112, Dezember 113. Gestorben sind: Jänner 161, Feber 147, März 126, April 134, Mai 109, Juni 123, Juli 131, August 132, September 89, Oktober 128, November 113,­­ Dezember 152. er wurden­ insgesamt 1468, gestorben sind dm; re zn + Erle Kranke; (Scharlach, Tupkis, Diphthritis usw.) gab es im vergangenen Jahr 364. Davon sind 24 (1,9 Prozent) gestorben. Hr Gerade heute erhielten wir Darlehenangebot, vas wir | aus genau England ein überprüfen Ban­n, die Errichtung einiger sozialer Institutionen, Domplatz 4 angefertigt werden. .. und Ich “ / — E Kein Fasching-Abend wird Besseres bieten, als der Märchenabend des Deutschen Frauenvereines und Mäd­­chenkfranzes, wozu Balltoiletten im Modesalon H­aa 8, Se Minister Duca „um eine Bedingung“. Außenminister Duc­a zählt unstrittig zu den intelli­­gentesten heutigen „rumänischen Staatsmännern. Dafür spricht auch die Ehrung, die ihm seitens des Völkerrates in Genf zuteil wurde, welche uns alle mit Befriedigung und gewissem Stolze erfüllte. Wir wollen auch dankbar anerkennen, daß er in der Minderheitsfrage auf einem höheren und gerech­­teren Standpunkt steht, "als viele seiner Parteigenossen, namentlich als Unterrichtsminister Anghelesicu., Die Verhandlungen, welche anfang­ November seitens der Re­­gierung mit den firchlichen Schulerhaltern angebahnt wur­den, hat Minister D­uc­a angeregt und unterstüßt. Sie führten bekanntlich zur Vereinbarung über wesentliche Ab­­änderungen des Schulgesehentwurfes zu Gun­­sten der konfessionellen Schulen. Diese wurden­ in 19 Punkte gefaßt und am 6. November zu Protokoll gengam­­mer, seitens beider Parteien unterschrieben. In diesem Protokolle hat sich das Unterrichtsministerrium (im Ein­­vernehmen mit der Gesamtregierung) schriftlich verpflich­­tet, daß „es Die unter den Punkten 1--49 des Protokolles angeführten Verfügungen in das Schulgesetz aufnehmen wird und alle diesen widersprechenden Verfügu­ngen des Entwurfes auslassen wird, und daß die Durchfüh­­rungsverordnung den vereinbarten Verfügungen entsspre­­chen wird.“ Bekanntlich ist das Gegenteil geschehen. Die Nacht­­sißuung vom 16. auf 17. Dezember, in welcher die Spezial­­debatte des Gesetzentwurfes stattfand, und die vereinbarten Renderungen in den Entwurf hätten aufgenommen wer­­den müssen, bleibt ein Schandfle> des rumänischen Parla­­mentaris­mus. Denn die meisten vereinbarten Verbesserun­­gen wurden gar nicht aufgenommen, andere in verdrehter Form. Also Vertragsbruch und Wortler H! Im Privatle­­ben würde solches Vorgehen den Ausschluß aus jedem vor­­nehmen Kasino und Klub zur Folge haben. In der Pol­­tik ist's ein unerhörter Skandal.­­ Minister Duca muß das als Europär natürlich fühlen. Mit seinen Worten: „Ueber das Privatschulgeset habe nicht ich, sondern Anghelescu und Constantinescu mit dem Minderheiten verhandelt“ — scheint er die Ver­­­antwortung für diesen Skandal­ von sich zu weisen. Doch so einfach läßt sich eine derartige Affaire nicht lösen. Da ergeben sich nach parlamentarischen Begriffen wei notwendige Folgerungen: erstens daß der verantwort­­liche Unterrichtsminister aus dem Kabinett scheide, zweitens Daß der begangene Fehler repariert werde. ER Erst We Ld­­en RR Darf ein Kai Herr Minister Duea, 8 SE BEER BR ll 45 8 Mind bek­ürzen wollten, falsch sei.“ 7 lem Rechte vom den M+" tät als Bedingung An dieser 7 seits auch big” Verständig das Vorg genteil. << - _ .­­ und schritt, leicht eingehängt, neben der Geliebten, auf die Bestien rollend, damit wir Bärenschinken be­­i „Und ich weiß auch den Grund der steten Glut in­ lie­­benden Menschen.“ „Nun?“ „Tas ist die nie ganz gestillte Sehnsucht, die fort­­währende Bedrängnis, in der sie leben. Wenigstens bei uns ist es so. Wir kennen uns doch kaum, obwohl wir uns schon ein Jahr kennen. Ganz befangen stehen wir uns in der Stadt immer gegenüber und sind da­­bei noch von allen möglichen Leuten umstellt und be­­obachtet.“­­ „Da hast du recht. Ein Kennenlernen ist da heraußen, noch dazu, wenn man allein dems möglich. Wie gut du heute zu mir ist, ganz an­­warst! "dem Drahtseil hast da mir die Hand gereicht, Bei die zeigen­en hast du mir angeschnallt, meinen Rudjad­e+ du getragen und was weiß ich noch. In den Ber­­findet der Mann eben viel besser Gelegenheit, Rit­­u sein, als8 in der Stadt, wo man dem anderen Jens beim Einsteigen in die Elektrische behilflich kann, behilflich mit Manneskraft, meine kämen. Eine Leichtigkeit wäre das bei diesen steilen Böschungen! Und wenn ich dann heimkäme, ach Gott! Keine Base und keine Mama, sondern nur du auf mich wartend. Du: Bastsandalen an den Füßen, ein Nesselkleid am Leibe und große, wilde Liebe im Her­­zen! Und ich brächte nir einen Geierflügel, einen Kar­­tunfelstein, Edelweiß, alles, was ich Seltenes fänge, und auf den Schultern die Jagdbeute.“ „Die Wohnungsfrage wäre aber auch hier wohl nicht so einfach zu lösen“, wandte Hella ein. „Leichter als sonstwo! Das ist es ja, warum ich mich so für die Urzeit begeistere. Denke dir nur, das ganze Tal gehörte uns allein. Wohnstätten für alle Verhältnisse hätten wir da. Eine Rindenvilla für Sonnenschein, seine Mooshöhle für kühle Tage und als Hauptquartier die großen Eishöhlen oben. In der Vorhöhle wäre unsere Wohnung — Wasser ist ge­­nug har — in den hinteren Höhlen müßten unsere Vorratsfkammern, unsere Konserbierungsräume sein.“ „Und im Winter?“ „Zieht man sich in die hintersten Räume zurüc. So würde die tiefsten Höhlen für dich ganz anders zugänglich machen, als das heute ist! Viel besser! Ich würde Holzleitern legen für dich, an den Gletscher­­abbrüchen Rastaufzüge errichten für dich, und die kleine schwarze Felsenkammer, die eisfreie, weißt du, in der würde ich Kienspäne anstecken und die Kammer innen warm belegen mit den herrlichsten Fellen mei­­nes Jagdreviers­. Und da könnten wir den­­ schönen Winter ohne Arbeit und ohne Störung verbringen, du und ich allein, Hella! Immer Halbdunkel, immer beisammen!“ . Sept, , Steden dritte lange Kuß, den ein Habicht, der aus ein­­malten Baum aufstob, beendete. „Schön *s­ei wohl fein, immer an, deiner den Faden wieder, weiter und "x, der mit neuen, immer berüf- Urwelthöhle ausschmückte, feits <te ihren B jecht das » große Angst um dich“, meinte in dem an du den ganzen langen Tag Der arm :?birge wärest und ich allein ni­­e dir, ein Mensch ganz allein in der­e n! Wenn die unterirdischen ich, ıbgenosse des Weibes, wie es der Mann schon in Urzeit war.“ Arnold hielt jezt im Gehen wieder inne, stellte ‚er Hella­ faßte ihre Hände und sah ihr tief in die et. „Die Urzeit und — die mächtigen Höhlen ...“, h­er fast geheimnisvoll.­­ Was Meinst du Damit?“ . ‚Den ganzen Tag komme ich­ heute von diesem ten nicht weg. Morgens schon, als wir den Ruf­­durch die kühnen Wände begannen, morgens hat mich der Wunsch überfallen, al diese Häuser, en und Schlösser da unten möchten nicht sein, "in Bauernhof und feine Menschen, nur du allein, Unten das Tal ganz von der hohen Felsen und Schneefelder und da­­at den Almen und in den Myll. Seite“, span­n Luchse auf ven Bäumer; ver­­"eiterschreiteit und sehmiegte "sten Waldwege enger an­n wär’ es ja, was­s Steinblöde Gewä­sser a­­brödelt, wen ich hätte dich m­a „DO, das wär selbstsicher. „Und hätten wir doch 6 dem nackten Gestein Und füllte es dennoch , Nähe unserer Höhle wag.. ich glaube, ich witterte es und a finde.. Wie ein Blitz flög' ich zu dir us. du sehen, was Liebe vermag. Meine Liebe. „Und dein Mannesmut!“ hauchte sie und­­ den Mund zum vierten langen Kusse.­­ Dieser aber nahm ein böses Ende. Nicht weit von dem höchsten Bauern war er, wo sie stehen blieben und daher auch nicht weit von dessen bösem Untier, einem in der ganzen Gegend bekannten rot­­scheckigen Stier. Heute war der Kerl besonders widerspenstig. „Weil 'n d' Touristen mit aller Gitarr scheuch g'macht hab'n“, hatte die Bäuerin gemeint. Heute hatte er sich in wilder Tollheit über alle Hemmungen hinweg­­gesezt. Ausleben­ scheint seine Losung geworden zu sein. Und von dieser Philosophie beseelt, stan brüllte und wälzte er sich an das kuß- und um­sunkene Liebespaar heran. Kaum loerei* sie sich voneinander, da war er schon vor . „Hella!“ schrie Arnold auf, stürzte besten Baum und turnte sich mit 7 einige Meter hoch hinauf. Hella starrte auf den Stier,­­respektvoll Halt gemacht hatte” sie wußten es selber nicht. Das Untier aber *“ fetten Baum ur" Hella *' Tonde: tel, * der

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