Banater Deutsche Zeitung, Mai 1926 (Jahrgang 8, nr. 98-119)

1926-05-01 / nr. 98

* ww... Der Streit um die deutsche Fürstenabfindung Berlin, 29. April. Die Weiterberatung des Ge­­legent­wurfes über Die Regelung der Fürstenab­­findung ist gestern im Rechtsaussc­huß, eigentlich nicht mehr unerwartet, abgebroc­hen worden und der Rechtsausschuß hat sich auf unbestimmte Zeit vertagt. Das bedeutet, daß der Kompromißentwurf, der zwischen der Reichsregierung, der preußischen Regierung und den Koalitonsparteien vereinbart wurde, gescheitert­ ist. Der Rolfsentscheid, der „nunmehr die Fürsten­­abfindung bestimm­en muß, soll so beschleunigt wie nur möglich durchgeführt werden, und zwar will man ihr schon im Mai, nicht erst wie vorher ge­­dacht, im Juni zur Durchführung bringen. Da er nur an einem Sonntag oder einem gesehlichen Ruhe­­tag abgehalten werden kann, kommt, weil die Listen mehr als zwei Wochen aufliegen müssen, als nächster Termin der 30. Mai in Frage. Riesenfeuer in Bukarest Die Magazine am Bahnhof Filaret in Flammen­­— 50 bis 100 Millionen Schaden — Panik unter der Bevölkerung aus Bukarest wird uns telegraphiert: Gestern früh brach auf dem Bahnhof Filaret ein riesiges Schadenfeuer aus, dem große Warenmengen und ein großer Teil der Magazine zum Opfer fielen. Insbesondere Stoffe und sonstige Textil­­waren wurden vernichtet. Das Feuer griff auch auf auf dem Bahnkörper standen und 15 Waggone, die die zur Hälfte ebenfalls mit Waren beladen waren, über, so daß auch diese zu Asche verbrannten. Der angerichtete Schaden beträgt nach­­ S­­­ä­t­­zungen der Hauptstadtblätter zwisi­­schen 50 bis 100 Millionen Lei. Verkehrsminister Valeanu gab die Schaden­­summe im heutigen Ministerrat zwar nur mit 30­ Millionen an. Im Umkreis der Brandkatastrophe spielten sich die aufregendsten Szenen ab und es be­­durfte aller Energie der Wachmannschaften, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Während die riesige Flammenlohe nämlich zum Himmel stieg und die weiteste Umgebung rötlich beleuchtete, hörte man außerordentlich starre Detonationen.­­ Diese wurden durch die Explosion von vielen Glas­­­ballons mit chemischen Flüssigkeiten verur­­sacht, die sich in einem der Bahnhofmagazine befan­­den.­­ Die Detonationen versetzten die Einwohnerschaft in einen fürchterlichen Schrecen, der sich bis zur Panik steigerte. Denn zuerst glaubte man, daß sich in der naheliegenden Zündhölz­en­­fabrik eine Explosion ereignet hätte und befürchtete, dieses große Fabriksetablisse­­ment werde in die Luft fliegen. Tausende von Menschen, viele nur ganz notdürf­­tig befleidet, stürzten aus den Häusern und strömten zu der Unfallstätte. Der Feuerwehr gelang es nach aufopferungs­­voller mehrstündiger Arbeit den Brand zu lobalisie­­r : . Als man dann einige Uebersicht über den an­­gerichteten Scharen erhielt, mußten sich viele Kaufleute an Ort und Stelle davon über­­zeugen, daß ihre Waren, in die sie große Kapita­­lien investiert hatten, zugrunde gegangen seien. E53 spielten sich daher große Lärm, Jam­­mer­ und Verzweiflungsszenen ab, da mancher Kaufmann durch die Katastrophe zum Bettler wurde. Die amtliche Untersuchung über die Ursachen des Brandes ist eingeleitet worden, hat aber bis zur Stunde noch kein positives Ergebnis zu Tage gefördert. Der Schaden, den die Eisenbahn allein durch das Feuer erlitten hat, beläuft sich auf 11 Mil­­lionen Lei. Es wird jetzt daran gearbeitet, die in den Ma­­­gazinen verstauten Waren genau festzustel­­len, da man nur auf diese Art eine genaue Schät­­zung des Brandschadens und die Namensliste der Geschädigten wird feststellen können. Um 1 Uhr mittags war das Feuer noch immer nicht ganz gelöscht und Abteilungen der Feuerwehr waren noch immer bemüht, das Fortglimmen zu er­­sticken, war Daß das Feuer einen so großen Umfang­ nahm, der unzulänglichen Wasserpumpe auf dem Bahnhof zu verdanken, mit der man nichts anzufangen vermochte. Als dann die Feuerwehr anrückte, war die Hitze so groß, daß man sich den brennenden Objekten nicht nähern konnte. Die Rettungsarbeiten beschränkten sich deshalb vorerst auf das Ansprigen der um­­liegenden Waren und Gebäude, damit eine Ausbrei­­tung des Feuerherdes vermieden werden möge. ;­­ vein. Zanesneiigkeiten Temesva­rs, den 30. April Kalender Samstag, 1. Mai. Katholiken: Philipp und Jakob. — Protestanten: Philipp und Jakov. — Griechen: Jeremias.­­­ Juden: 17. Bar. Sonntag, 2. Mai. Katholiken: Atha­­nasius. Protestanten: Sigmund. Griechen: Athanasius. = Juden: 18. Jjjar. Montag, 3. Mai. Katholiken: Kreuz­­auffindung. = Protestanten: Erna.­­­­Griechen: Timotens. — Juden: 19. Jjjar. Die nächste Folge unseres Blattes erscheint des Doppelfeiertages halber erst Montag wieder. Das Frauenblatt liegt unserer heutigen Aus­­gabe bei. Die Renovierung der Domkirche. Gestern öffnete das Domkapitel unter Vorsitz des apostoli­­schen Administrators Augustin Pacha im Beisein des Baumeisters Karl Göb als Sachverständiger die Offerte, welche auf die Konkursausschreibung zur Vergebung der Renovierungsarbeiten der Doms­kirche eingereicht wurden. Insgesamt sind 7 Offer­­ter eingelaufen, und zwar von fünf Bauunterneh­­mern, wie Johann Bagyansky, Josef Baschant, Jo­­sef EXer, Martin und Tenner, sowie Trittaler und Komp. auf sämtliche Renovierungsarbeiten, von Winsam und Juhaß nur auf die Ziegelbecher­ und von Franz Reißer nur auf die Spenglerarbeiten. Die Offerte werden noch durch eine Fachkommission ein­­gehend überprüft und wird dann jener Unternehmer mit der Durchführung betraut, dessen Angebot am günstigsten ist. Zwei Tage strenge Sonntagsruhe. Behördlicherseits wird zur Kenntnis gebracht, daß morgen Samstag, den 1. Mai und übermorgen Sonntag, den 2. Mai strenge Sonntagsruhe einzuhalten ist. Wochenmärkte sind bis 10 U­hr, Lebensmittelgeschäfte halten ebenfalls bis 10 Uhr offen. Alle anderen Geschäfte müssen geschlossen sein. Für Gast- und Wirtshäuser gelten die Vorschriften des­­ Sonn­­tagsruhegesetzes. Raseurstuben dürfen am Sonntag, den 2. Mai bis zur Mittagsstunde offen sein. Gesangsordnung der Maiandachten. Während der Maiandachten werden in der Domkirche folgende­­ Chöre den gesanglichen Teil der Andachten versehen: Am 1., 3., 6., 8. und 10. Mai der Männerchor der Theologen, am 2. und 5. Mai der Domchor, am 4. Mai der Chor des deuts­­cchen Realgymnasiums, am 7. Mai die uamgarische Mäd­­cenbürgerschule, am 9. Mai das Piaristengymnasium. Die liberale­­ Liste. Die Temesch-Torontaler Organi­­sation der liberalen Partei wird mit folgenden Kandi­­daten in den Wahlkampf ziehen: Dr. Aurel Cosma, Avram Imbroane, Dr. Michael Kauf, Dr. Lucian Georgeovici, Dr. Parashiv Liharetin, Augustin Coman, Dr. Franz Noll, Viktor Vlad, Nicolae Giulan und Josef V­opa für das Parlament und Dr. Julius Co­ste, Constantin Dimi­tre sic3u und Avram Corcea für den Senat. Der vierte Kandidat wird ein Kauschist sein. Senatskandidat der Gemeinderäte wird Dr. Pavel Obadeanu sein. Der kleine Franzi aus der Besserungs­anstalt Szamos8­­uj war entsprungen. Der 14jährige Tunichtgut Franz M., der Sohn eines Temesvarer Privatbeamten, hat seinen Eltern schon sehr viel Kopfzerbrechen verursacht. Troß seiner Jugend hat er schon zweimal die Bekanntschaft mit dem Temesvarer Gefängnis gemacht. Er war einer der Einbrecher ins Zeitungsbüro „A. B. C.“, die die Eisen­­kassette mit 20.000 Lei stahlen. Auch in der Elisabethstadt nahm er an Einbrüchen teil. Er wurde in die Szamo Suj­­varer Korrektionsanstalt gestellt. Wie nun die Anstalts­­direktion die hiesige Polizei verständigt, ist Franzi von dort durchgebrannt und nahm sich auch einen Reise­­kameraden, einen seiner Genossen, mit. Die Polizei wurde ersucht, ihn, falls er hier aufgegriffen wird, wieder zurück­­zuschielen. 7­12:8 Küchengeräte, Eisschränke, Berndorfer-Alpacca waren in reicher Auswahl bei Otto Scherter, Eisenhandlung, LTemeSvar. 705 Journalistenalmanach. Das Syndikat der Minder­­heitsjournalisten­ in Siebenbürgen und dem Bapat gibt zu Gunsten eines Pensionsinstitutes und Journalisten­­-Sanatoriums einen Almanach heraus. Inserate für dieses schöne, umfassende Werk wird in Betrauung der Klausen-» Emmerich­ Berkovics entgegen­ burger Zentrale nehmen, der bei den hiesigen Firmen vorspricht. Die abgebrochene Bahnschranke. Durch das Nicht­­funktionieren des Hebels beim Bahnschranfen des Barrascher Geleises, wo die Elektrische durchfährt, stieß ein­­er Wagen der Elektrischen, der von der Stadt in die Josefstadt furcht, an den großen Schlagbaum an, der ab­­brach und mit großem Gepolter auf die Schienen fiel. Das Ausbessern der beschädigten Schranke wird einige Tage in Anspruch nehmen. Neue Reserveoffiziere. In der Nummer 97 des Amts­­blattes erschien ein fünigliches Dekret, mit welchem über 300 Absolventen der Reserveoffiziersschulen zu Leutnants in der Reserve ernannt wurden. Darunter lesen wir fol­­­gende Banater Namen: bei der Infanterie: Nist. Letter zum 21. 3.R. mit dem Range von 1. Eugen Julhaß 36. J.-R., Johann Hansinger 6. J.-R., Ferdinand Hoffmann 40. J.-R., Franz Kern 2. J.-R., Karl Kosa 1. Granitschar-Regiment, Franz Tutschef 2. Granitschar-Regiment mit dem Range von 1. Oktober 1923, Johann Lemmerer 1. J.-R., Leopold Klempart 9. Jäger-Reg., Isak Landesberg 26. J.-R. Stefan W. Wag­­ner 20. J.-R., Ernst Orendi 1. Granitschar-Reg. mit dem Range von 1. Oktober 1924; Maxim Kastner 25. J.-R., Samuel Müller 18. J.-R., Marzell Stein 88. J.-R. mit dem Range von 1. Jänner 1925; Ludwig Varga 29. J.-R., Stefan Schuster 5. J.-R., Franz Kerekes 5. J.-R., Karl Bergmann 4. J.-­R., M. R. Großmann 23. J.-R., Martin Fessel 8. J.-R., Edmund Weinrich 8. IR, I. Karl Lufaß 4. IR, Otto Waldemar Lang 5. I.-R., Michael Klemens 20. J.-R., Ernst I. Wagner 8. I.-R., Josef 2. Kaufmann 95. J.-R., Arthur Strohmaier 84. IJ.-R., August Keltermann 40. J-R., Stefan Breitner 2. Staniffharsfteg­, Gustav Langer 4. J.-R., Stefan Leut­­schaft 18. I.R., Geza Nikl 3. J.-R., Johann Schuller 5. I­.-R., Alfons Schopf 5. I.-R., Artur Schul 1. J.-R., Bernhard Schneider 1. J.-R., Johann Kraus 9. J.-R., Erich Knopp 9. J.-R. mit dem Rang von 15. April 1925; bei der Artillerie: Karl Mailänder 21. Reg. Rang 1. Ok­­tober 1923; Franz Conradt 21. Reg., Friedrich Hager 21. Regiment, Hermann Lehrer 28. Obuz. Rang 15. Oktober 1924; Os­kar Graef 25. Reg., Michael­ Großmann 19. Qluz, Alfred Uhlmann 5. Reg. Rang 15. April 1925; bei der Administration: Josef Willwerth 7. Armee, Rang 1. Oktober 1921; Friedrich Dahinten und Stefan Schröder 5. Armee, Rang 1. Oktober 1922. | Bei lebendigem Leibe verbrannt. Aus Foeni er­­hielt die Staatsanwaltschaft die telephonische Verständi­­gung, daß dort die 5jährige Tochter des Foenner Bauern Nicolae Sculia, Marie, dem Feuer in der Küche zu nahe kam und ist, während die Eltern im Stalle beschäf­­tigt waren, bei lebendigem Leibe verbrannt. Das Josefstädter Strandbad — abgetragen. Im Jahre 1924 bekam der seither verstorbene Unternehmer­­ Siebold die Bewilligung zur Errichtung des Josef­­städter Strandbades, das bekanntlich in der Nähe der Mo­­doscher Brücke cano­gestellt wurde und auf Grund und Boden der Gemeinde Freidorf stand. Das Strandbad ging im Anfang sehr gut und brachte Siebold an manchen Sonntagen hübsche Sümmelten ein. Es hatte auch ein Kino, das starsk­ besucht wurde. Nun haben wir kein Josef­­städter Strandbad mehr. Als das Bad errichtet wurde, war der Schiffsverkehr auf der Bega nicht so sehr ent­­wicklt, wie jekt. Mit der Zunahme desselben stand das­­ Bad den großen „Schleppern“immer mehr aud mehr im Wege und wurde zu einem wahren Verzehrshindernis. Die Witwe des Strandbadeigentümers wurde vor kurzem aufgefordert, das Strandbad ab­z­ut­ragen, was auch geschehen ist. Dem in der Nähe wohnenden Gärtner er­­suchte die Witwe, das ganze Material des Strandbades vorläufig bei sich aufzubewahren, abgetragenen Wie wir hören, will sich dasselbe eine Unternehmung anlaufen und ein neues Strandbad errichten, das aber in die Nähe der Zündhölz­enfab­rik kommen soll. Schatzgräber mit der Wünschelrute. Auf der Insel Mauritius wurden seit einiger Zeit systematisch Grabun­­gen veranstaltet, um den Goldschaß wiederzufinden, der zwischen­ 1780 und 1800 von dem französischen Korsaren Chevalier de Nageon dort vergraben sein soll. Der Schat hat angeblich einen Gesamtwert von 30 Millionen Pfund Sterling und soll sehr große Mengen spanischer Dublonen sowie Diamanten und Perlen von großem Wert enthalten.­­Seit fünfzig Jahren versucht man von Zeit zu Zeit, den­­ Schaß zu entdecen, aber die ernsthaften Nachforschungen datieren erst von­ der Auffindung eines topographischen Planes, der von dem Chevalier de Nageon selbst stammen soll.­­Eine Gesellschaft ist gegründet worden, die sich aus Li­­verpool den Kapitän Rusell verschrieben hat. Dieser be­­hauptet, Metallmassen unter dem Boden mit der Wünschel­­rute finden zu können, und in der Tat hat er das Vorhan­­densein des Schatzes in großer Tiefe angekündigt. Tros erheblicher Schwierigkeiten, verursacht vor allem durch das­­ Eindringen von Grundwasser, bohrt und gräbt man nun seit Wochen. Die Aufregung war groß, al­­ man ankün­­digte, die Stunde der Entscheidung sei nahe. In aller Eile wurden Lastautos und Säcke in Massen requiriert. Bewaff­­nete Detektive begleiteten den Zug, aber leider war das ein falscher Alarm, und die Spötter lächeln. Todesfälle. Gestorben sind: Frau Elisabeth Polgar, 46 Jahre alt, Missit8gasse 12; Paul Gerlapinsky, Tape­­gierer, 29­ Jahre alt, Josefstadt Fröblgasse 26; Veronika Kreuzberger, 70 Jahre alt, Schneidergasse Frau 4; Ludwig Kraus, Gärtner, 70 Jahre alt, Elisabethstadt, Köpeghygasse 7; Johann Mezei, Laglöhner, 64 Jahre alt, Wlassits­gasse 76; Margarethe Balbirer, 40 Jahre alt, Königs­gasse 10; Frau­ Rosa Urban, 25 Jahre alt, Seiden­­fab­rik­gasse 42; Etel Gombo, 42 Jahre alt, Küttlplaß 5. Geschenke werden täglich gebraucht. Deshalb vor Ankauf: bei Baruch Glashof Temesvar nachsehen, Oktober 1921; ‘ EEE EINNE­TE REER ERIN ER ERNTAREREN + - -

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