Banater Deutsche Zeitung, Mai 1927 (Jahrgang 9, nr. 96-119)
1927-05-01 / nr. 96
Preis 5 Sei 8. Jahrgang Bezugspreis : Senn len 939 Rei, halbjägrig 509 Lei, vierteljägrig 263 Rei uns in Temeswar 16 Rei mosallich. — Bezugspreis für das Sellar- — Einzelpreis: Achtseilig 4 Lei, zwöndlfleitig 5 Dei, monatlich 99 NQ Ausland werden BE Missiotra-Temenwat, Sonntag = den 1. Mai 1927 Frühlingszauber und der 1. Mai Johann Baptist Mayer, Zauberer Mai hat sein frisches Grün und seine herrlichen Blüten überall ausgestreut. Unfrei Augen können sich nicht satt sehen. Vom blauen Himmel lä<elt die Sonne mit sanften Strahlen und überflutet alles mit Licht und goldenem Schimmer. Könnten wir nicht auch in die Herzen und Seelen den inneren, langersehnten Seelenfrühling hineinzaubern? Können die Menschen den Zauberer Frühling es nicht gleichmachen? Können die Menschen nicht zusammentreten und sich vereinigen in gesunden sozialen Reformen? Muß zwischen den einzelnen Klassen ein schauerlicher Abgrund gähnen und bleibt dieser unüberbrückbar? Muß der erste Mai immer Wunden aufreißen? Kann er nicht seine weißen Blumenglöcchen in die Seelen hineinstreuen? Kann er nicht Veilchen und Rosenduft in die Herzen aller tragen und verstummen lassen alle Klagen?! Müssen wir mit tödlichen Waffen einander gegenübertreten? Können wir nicht Vernunft, Wissen und moderne Kultur einstellen, in „die Arbeit einer gesunden sozialen Reform? Mir dünkt es wie Hohn und Spott, wenn wir von einer Brüderlichkeit sprechen, aber nicht die Mittel finden wollen auch den kleinsten unserer arbeitenden zum ein menschenwürdiges Familienle. Wir spreen umsonst von hoher Kul Yge a u ae er einen age erhält. 1:9» freuen uns umsonst des Fortschrittes, so lange Leben und Gesundheit Tausender übermäßig belastet sind. Wir schmieden umsonst höfliche Phrasen, so lange die einzelnen Menschen nicht schonungsvoll und liebevoll behandelt werden. Der Altruismus ist ein leeres Wort, wenn der verunglückte oder tranke Arbeiter seine liebevolle Pflege findet und wenn der Arbeitsunfähige auf die Straße gestoßen wird. E83 muß auch in den Seelen Frühling werden! Gerade der Fortschritt, die Kultur und vor allem die cristliche Gesinnung verlangen es, daß die ganze menschliche Gesellschaft es einsehe, daß wir es in der sozialen Reform so weit bringen müssen, daß ein jeder gewissenhaft arbeitende Mensch seine Existenz sichern könne und dabei, in die gesellschaftliche Rangordnung sich so einfügen könne, daß er seiner Arbeit entsprechend Anerkennung und Achtung finde. Die sozialen Klassenabstände müssen sich nähern, der Mensch bleibt eine mit Selbstbestimmung begabte Persönlichkeit und muß als solche auch in seiner sozialen Stellung anerkannt und respektiert werden. Und da muß der Zauberer der Seelen, Frühling, eingreifen! Da müssen wir einsehen, daß die Gewalt, die Waffen, die auflodernden Leidenschaften und alle Tränen des Krieges nicht ausreichen. Diese können nur zerstören und vernichten. Da kann nur eine aufrichtige, wohlwollende cristliche Nächstenliebe eingreifen. Eine Nächstenliebe, die in der Gerechtigkeit ihre Wurzeln hat. Eine Nächstenliebe, die eingreift in das ganze soziale Leben. Eine Liebe, die in die Geieggebung gerade, so wie in das ganze soziale Leben und in alle Lebensverhältnisse eingreift und überall das sichert, was vom Einzelnen in seiner Stellung gebürt. Doch dieser Seelenfrühling kommt nicht von sich selbst. Da müssen die freien, sich selbstbestimmenden Menschen alle zusammengreifen. Da müssen Haß, Neid und alle Nörgeleien verstummen; da müssen wir uns einmal vereinen um das Größte leisten zu können, einander aufrichtig gut zu sein; einander Licht, Freude, Frieden und eine aufrichtige Liebe entgegen zu bringen. Dann werden wir uns überzeugen, an uns selbst, daß es auch einen Seelenfrühlingszauber gibt. EEE LAIE EINE ETAERLEET EZB GEE TEL GERN, ZETER IURIS RIE Die Konferenz der Kleinen Entente Bukarest, 29. April. Amtlich wird verlautbart, daß die nächste Konferenz der Kleinen Entente zwischen dem 12. und 14. Mai in Poachimstal Tschechoslowakei, stattfinden werde. : 44 yN 5" NN NALUGAL IB SALLUNG in Taxa platten numerat, aprobare Dir. Gen. PB, T. T. u 5No. 4504-1927. 2 flo. Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Duksches Haus. ee Schriftleitung Nr 14—18, Verwaltung Nr. 4-88, scheint täglich 4 Uhr nachmittags außer Gpoun: und Feiertagen. -' Nr. 96 Eine wichtige diplomatische Konferenz in Temeswar Verhandlungen zwischen Rumänien, Ungarn und Jugoslawien über schwebende Fragen Bukarest, 29. April. Die rumänische Regierung hat eine Note an die Jugoslawiens und Ungarns Regierungen gerichtet, in der sie den Vorschlag macht, in Temeswar eine Konferenz abzuhalten und alle strittigen Fragen zu erledigen, die zwischen den drei Staaten bestehen. Auf die Note hat zuerst die jugoslawische Regierung geantwortet und in freundschaftlicher Weise erklärt, daß sie die Regelung der schwebenden Fragen ebenfalls wünste. Die Antwort der ungarischen Regierung ist gestern abends eingelaufen. Sie schließt sich dem Vorschlag an, stimmt der Abhaltung einer Konferenz in Temeswar zu. Der Zeitpunkt der Konferenz wird später festgesetzt. Die Fragen, die zwischen den Vertretern Jugoslawiens und Rumäniens zur Beratung gelangen werden, berühren die Kultur- und Kirchenangelegenheiten der rumänischen Minderheit in Jugoslawien und der serbischen Minderheit in Rumänien. Es soll auch in wirtschaftlicher Hinsicht zwischen beiden Ländern eine engere Verbindung herbeizuführen. Mit Ungarn soll in erster Reihe die Angelegenheit der Pensionisten geregelt werden, die in Siebenbürgen und im Banat leben, aber dem ungarischen Pensionistenstatus angehören. Es wird auch die Aufteilung der Archive zwischen Ungarn und Rumänien besprochen. Mit Nachsicht auf die Wichtigkeit der Konferenz, wird Außenminister Mitilinen in den nächsten Tagen die Vertreter der Presse in einem Exposé darüber unterrichten. ENEN ENER ENEN Was enthält das Konkordat? Das Verhältnis ‘der kath. Geistlichkeit dem Staate gegenüber Bukarest, 29. April. „Universul“ will über die Grundsäche des Konkordats aus offiziellen und katholischen Kreisen folgendes erfahren haben: Das Konkordat stellt vor allem fest, daß die katholische Religion auf dem Gebiete ganz Rumäniens frei ausgeübt werden kann. Die röm.kath. Kirche wird ihren„ Sitz“ in Bukarest, die griech. Fath. in Blasendorf und die armenischkatholische in Szamos Sujvar haben. Nach den Informationen des „Universul“ wäre es also sicher, daß das Haupt der röm.-kath. Kirche in Rumänien der Bukarester Erzbischof Cisar sein wird. Der Verkehr zwischen dem Heiligen Stuhl, den Bischöfen, der Geistlichkeit und den Gläubigen wird in kirchlichen Dingen ganz frei sein. Die Bischöfe müssen rumänische Staatsbürger sein, ausgenommen die Fälle, wo zwischen dem Stuhl und der rumänischen Regierung Heiligen ein Sonderabkommen getroffen wird. Die Bischöfe werden in der Ausübung ihrer Mission und in der Leitung der Bistümer vollkommene Freiheit haben. Sie werden alle Rechte genießen, die ihrer hohen Stellung zukommen, und werden bevollmächtigt, die Gläubigen mit ihrer Mission entsprechenden Ratschlägen in Kirchenfragen zu versehen. Die Bischöfe haben das Recht, neue Kirchengemeinden zu errichten. Die Ernennung der Geistlichen mit rumänischer Staatsbürgerschaft ist das ausschließliche Recht der Bischöfe. Die Unterstüßung, die die katholischen Kirchen bekommen, kann nicht geringer sein als die, welche die Staatskirche erhält. Der Staat anerkennt die die Persönlichkeit der katholischen Kirchen, die juri- Die röm.-kath. Kirche wird ein sogenanntes Patrimonialvermögen bekommen, das aus den rumänischen Renten, die sich im Besitze der Bistümer, der Domkapitel und der theologischen Seminare befinden, bestehen wird. Das Patrimonialvermögen wird da3s Domkapitel auf Grund eines vom Heiligen Stuhl niedergelegten Status verwalten. Die Patronatsrechte hören auf und das Patronatsvermögen, gleich ob staatlicher oder Privatbesitz, geht in das Eigentum der katholischen Kirche über. Die Ordensprioren müssen rumänische Staatsbürger sein und ihren Sitz in Rumänien haben. Die Orden und Kongregationen sind juridische Personen. Die Orden können ihr Vermögen nur im Lande verwenden. Eine Ausnahme bilden nur die Beträge, die für das Wohltätigkeitsbüro des Heiligen Stuhle bestimmt sind. "Neue Orden und Kongregationen können in Rumänien wann immer gegründet werden. Die röm.-kath. Kirche hat das Recht, auf eigene Kosten Volks- und Mittelschulen zu errichten. Das Aufsichtsrecht über die Schulen übt das Unterrichtsministerium aus. Massenhinrichtungen in China Bericht Nach einem , eingegangenen hat Berlin, 29. April. Die „Vossische Zeitung“ schreibt, daß gelegentlich des Zusammentreffens Mussolinis und Chamberlains in Livorno feste Abmachungen betreffend die IInteressensphäre der beiden Länder auf dem Balkan und im Mittelmeer getroffen und die Rollenverteilung für ein Zusammenwirken der Flotten festgesett wurde. London, 29. April. Marschall Tsangtsolin hat nach einer Meldung der „Central News“ 21 Chinesen, die er bei der letzten Razzia auf die Sowjetbotschaft hatte verhaften lassen, öffentlich langsam gefoltert, um Minm abschiedend auf die Kommunisten zu wirken. E35 war, wie eine amtliche Meldung aus Peking besagt, ein außerordentliches Geheimgericht eingeseht worden, das innerhalb drei Tage den Kommunisten den Prozeß machte. Unter den Hingerichteten befindet sich auch eine Frau Tschangkaischek, dessen Erfolge in Londoner Kreisen mit großer Aufmerksamkeit beobachtet werden, Erfolge in der Richtung auf Nanschang gehabt. Die Streitkräfte Hankaus sollen sich zurückziehen und auf ihrem Rückzuge die Ortschaften plündern. Die südchinesischen Truppen haben in der Provinz Henan einen Rückschlag gegen die Nordchinesen erlitten. Da sich große Abteilungen von Soldaten nach Hankau zurückziehen, wird mit kommenden Unrhen gerechnet. Zerfall der <ristlichen Liga Bukarest, 29. April. Die Spaltung innerhalb der Christlichen Liga schreitet fort. Die Gruppe Codreanu hielt gestern in Jassy eine Beratung ab, in welcher die Aktion Prof. Cuzas heftigst verurteilt wurde. Eine Versöhnung erscheint daher ausgeschlossen, umso mehr, als die Gruppe Codreanuu beschlossen hat, eine Zeitung herauszugeben, die dem Publikum Buza so wie er ist, darstellen soll.