Banater Deutsche Zeitung, Januar 1928 (Jahrgang 10, nr. 1-24)

1928-01-01 / nr. 1

nn 4 Y = - ’ - Sonntag, den 1. Jänner 1928 +5 644 ____ „Banater Deutsche Zeitung" weine 9 Vom 1. Jänner an werden die Temeswarer Mautschranken in der Nacht nicht mehr herabgelassen Der Gemeindeausschuß beschloß in Befolgung einer Ministerialverordnung, die Die Einhebung der Pflastermaut einstellte, daß vom 1. Jänner an die­­ Mautschranken in der Nacht nicht mehr herabgelassen werden. Zugleich wurde auch beschlossen, daß fremde Automobile und Wagen die Mautgrenze von nun an unbesteuert passieren. Die Produzenten, die ihre Er­­zeugnisse auf den hiesigen Markt bringen, haben bei den Mauthäusern auch weiterhin die sogenannten Platzgelder zu entrichten. Da die Stadtleitung die Wahrnehmung machte, daß infolge des hohen Eisen­­bahntarifs seh; viele Kaufleute ihre Waren von den Spediteure mittels Lastautos transportieren lassen, wurde der Beschluß erbracht, daß nach allen durch „Lastautos resörderten Warensendungen die Taxa ad valorem ! x­onate Gebühr eingehoben wird. = =| der Bukarest... .. Dr. Franz Schmit Begleitet von einem eisigen Wind, sauste der Schnellzug tosend und schnaubend vom Josefstädter Bahnhof ab, um mit und nach einer 20stündigen Fahrt­­ halberfroren in Bukarest zu landen. Da wüste kein Pelz, keine Ueberschuhe, denn bei der sibirischen Kälte versagte sogar der doppelt geneigte Schlafwaggon. "Unter solchen Umständen war es denn, daß ich meiner ersten Bukarestreise nicht zu wan­­und deren Erfolg gegenüber pessimistisch gestimmt war. Und doch sollte es anders kommen... __Angelangt in die „Stadt der Freude“, waren die “Tange Reise, Kälte usw. schnell vergessen, denn wir fanden uns bald mitten im Strudel der so heißersehn­­ten Kampfarena des Parlamentes . . . Sehnsucht jedes kernigen Juristen im ersten Jahrgang.!! Das Parla­­ment!!! Wie schaut's denn eigentlich aus?! Nach den Zeitungen müßte man meinen, dort lodert immer heller Kampf. In der Wirklichkeit­ wird der Bera­­tungssaal nur dann etwas belebt, wenn „Er“, der Parteichef, spricht, wobei die „Parteigänger“ wie auf Kommando applaudieren, hingegen die Gegner auch­­ mur selten einen Zwischenruf riskieren, der mit kalter Eleganz prompt beantwortet wird. Momentan sprach der Ministerpräsident, dessen Rede auf mich nicht den Eindruck machte, als wäre er von den Angriffen sei­­ner Gegner beängstigt, oder als fürchte er, seinen Posten und die Macht ehebaldigst überlassen zu müs­­sen. Offen gestanden, er schien mir sich als einen­ Leh­­rer zu erachten, der dem ganzen Haufe, eine Stunde Über - Finanzwissenschaft gab, das sich auch darin zeigte, daß nach Beendigung der Rede des Chefs der Beratungsfsaal sich bald leerte, die Opposition sprach vor leeren Bänken, und sein Zwischenruf heiterte die ganze Schläfrigkeit des Saales auf, hingegen im Buffet ging's — wie in der Zwischenpause der Schule — lustig zu.­­ Nach beendigter Audienz beim Ministerpräsi­­denten — wobei auch unsere „Mehrheitler“ in Neth und Glied standen -- konnte ich eigenst persönlich fest­­stellen, daß es nicht einmal so schwer ist, den „Ge­­wählten“ vorscingend sich niederlassen, denn niemand in Dem halbleeren Saale fiel es ein zu befragen,­­ ob man legitimerweise einen Sessel okkupierte, oder denselben nur profanisierte!... &3 herrscht eben eine staunenswerte Demokratie im Saale des Landes, als dessen Kulmination jener Akt zu betrachten war, mit welchem unsere kleine De­­legation bis zum Präsidium des Hauses vordrang und dasselbe bewog, das Präsidium momentan einem Vizepräsidenten übergebend, uns zu empfangen... was auch auf freundlichste Weise geschah .... Der zweite Tag brachte mehr Abhwechshmat!! Aarartomiteel! Mein Gott! Du Sehnsucht aller Ad­­­vokaten­nd Vernmittler, wie 4 geheimnisvoll klingt ame mer, iande, und jvne andere ist es in der Wirklichkeit... Alte kranke Herren, einer abge­­arbeiteter als der andere, die alle froh wären, wenn ihre Rolle einmal beendigt wäre. Angesichts dieser Herren komm­t einem unwillkürlich der Gedanke, wer wird wohl deren Arbeit verrichten, wenn diese nicht mehr da sind!!?­Hat das aufstrebende Siebenbürgen Kriagleute? Kann bei einem Regimewechsel das neue Regime diese Beamten ersehen!? Wird B­uka­­rest jemals zusehen, daß all diese hohen Aemter in fremde Hände übergehen, wird Bukarest­es jemals dulden, daß nicht Bukarester diese Aemter besetzen? Dies waren die Gedanken, die in mir auftauchten und ich muß gestehen, ich hegte gewissen Zweifel...­­ Beim Regentschaftsrat!! Der prunkvolle könig­­liche Palast, all das drum und dran, flößen einem „Unbewanderten eine Nervosität ein, deren ältere Herren nicht ganz entledigen konnten sich auch . . . Der hohe Rat in seiner schlichten Einfachheit ist aber vol­­ler Gegensaß zu all dem, was die Phantasie sich im vorhinein ausmalt, und als man uns sogar freund­­lichst einen Stuhl anbot, da mußte ich nun schon in Bukarest zum drittenmal den gewaltigen Unterschied zwischen Phantasie und Wirklichkeit feststellen. Es entspann sich bald ein ungezwungenes Gespräch und wollte ich unbescheiden sein, müßte ich sagen, es war also bald die Minderheitsfrage im Mittelpunkt des Gespräches. Es fielen Aeußerungen wie: „Ein Volk, daß sich einen Goethe und Schiller zu eigen nennen das Glür hat, braucht sich keiner Fremdkultur anzu­­nehmen“, oder „Wir wünschten, sie seien gute Deutsche und loyale Staatsbürger“, oder aber: „Wir suchten eine Verständigung mit Deutschland, und Sie — die deutschen Minderheiten --- müßten das Verbindungsglied dazu sein“ . . . Diese und ähnliche Worte entzündeten in mir ein eigentüm­liches Licht darüber, wie man­ über uns an allerhöchster Stelle spricht, und ich glaube diese Worte waren eben dazu bestimmt, um gehört und verstanden zu werden ... auf "E35 war aber nicht nur die Minderheitsfrage, die diese Weise behandelt wurde, denn außer der Frage des Katholikentumes kam hauptsächlich jene der Stadtverwaltung aufs Tapet, und es müßte eben gehört werden, wie man über­ Temeskvar, deren B­ür­­ger­ und Administrierung spricht. Man scheint an Älerhöchster Stelle über die Leistungen der Bürger­­saft genau­ informiert zu sein, man weiß ganz gena,­ues die Opfer für das Theater gebracht wurden, und man huaßerte von Wunsch, die Theatereröffnung in ein Banater Volksfest zu gestalten, wobei auch die Dorfsängerchöre zur Geltung kommen sollten. Wenn wir an allerhöchster Stelle solle Worte fanden, so sei es nicht zu­ wundern, daß alle Aemter, alle Ministerien für Temeswar offen standen. Ich be­­tone es absichtlich Temeswar, denn es handelt sich nicht um jene Personen, welche­ diese Stadt mo­­mentan vertraten, sondern ich habe den Eindruck an­­­ wonnen, daß 08 eben die Stadt Temeswar ist, die mit all ihren Einrichtungen in den Augen der Buk­­rester eine ganz besondere Position einnimmt. Wohl dürfte ja die Theaterfrage als eine rein kulturelle Frage auch viel dazu beigetragen haben, daß man uns überall mit offenen Armen empfing, aber alles in allem meine ich doch, daß Bukarest für Temeswar ganz besonders geneigt ist, und daß „die Stadt der Freude“ für Tem­eswar ganz zu erobern wäre, nur müßte man mannhaft an die Sache geben... . : 8906 Kalender. Sonntag, den.1. Jänner 1928. Katholiken: “ Christi B. — Protestanten: Jesus. -- Gr.-or..: Vas. — Ir­­den: 8. Tebeth. Montag, den 2. Jänner. Katholiken: Makarius, Protestanten: Abel, Horst. — Gr.-or, Silvestru. — Ju­­den: 9. Tebeth. Wetterbericht des Meteorologischen Institutes. Temperatur in den festen 24 Stunden: Maximum: 0.5 Grad Celsius; Minimum: — 46 Gr. C.; Windrichtung: West; Windstärke: 3 Meter; Nie­­derschlag: 1,0 Millimeter. — Temperatur am 31. Dezember, früh 8 Uhr: — 4.4 Gr. C.; Barometerstand: 761.9, Barograph steigend. Vorläufig Niederschlag, dann Aufheiterung und große Kälte in Aussicht. Apothekeninspektion. Vom 2. Jänner 1928 bis ein­­schließlich den 8. Jänner haben folgende Apotheken Nachtinspektion: und Sonntagsdienst: Innere Stadt: W­e­iß, Domplatz. — Fabrik: Holz, Fabrikshofgasse. G Elisabethstadt: Heilige Maria, Hunyadistraße 5. — Josefstadt; Schweiger, Herrengasse. Profil Neujahr. Allen ihren Lesern, Freun­­den und Gönnern wünscht ein frohes und glückliches neues Jahr die „Banater Deutsche Zeitung“. Aufwartung der Kirchengemeinden beim Bischof. Morgen vormittag 12 Uhr begeben sich die Abordnun­­gen­ der einzelnen Kirchengemeinden, sowie Die Ver­­treter der Deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft und der verschiedenen katholischen­ Vereine in die bischöf­­liche­ Aula, um ihre Neujahrgrühsänig dem Ober­hirten, Bischof Augustin­ Bar ir Übermitteln. Heute, Samstag, fe...: der deutsc­he Sportverein „Rapid“ Silvester im Winter­­garten des Hotel Ferdinand. Wie hoch und lustig es da­zugehen wird, kann man nicht sagen, sondern muß es sehen und miterleben. Alle Volksgenossen sind will­­kommen. Eintritt 100 Lei, Familienkarte (drei Per­­sonen) 250 Lei. Banater Deutsche Kulturhefte. Vor uns liegt nun das z­weite Heft der Banater Deutschen Kul­­turhefte. Auch dieses reiht sich würdig an das erste Heft an, das überall soviel Freude und Anerkennung fand. Auch dieses Heft ist inhaltlich für uns Banater Schwaben von besonderer Bedeutung. Es ist der Er­­innerung Der „Erzsch­waben“ gewidmet. Wer weiß hier etwas von­ den Erzschwaben? Von jener kleinen begeisterten Gruppe Hochschüler, die noch vor dem Kriege sich in Budapest zusammentaten, mit ausdrücklichen Programm, eine Volksbewegung dem der Banater Schwaben zur Selbsterhaltung ins Leben­ zu rufen. Wie viel Begeisterung und Tatendrang war in diesen Burschen unter der Führung K. Mi­hungs und A. Baders. Beide Vordersten durften leider das große Aufflammen des deutschen Banates nicht erleben. — Dr. H. Bojar bringt uns einen sprachwissenschaftlichen Auflas über die Her­­kunft der Heideschwaben mit einer prachtvollen Mundartenkarte des Banates, Die erste und einzige in ihrer Art. Dann folgen Volksliedersammlungen von H. Hügel und urkundliche Beiträge zur Ge­­schichte der Schönthaler Ansiedlung. Die Kulturhefte erscheinen zunächst vierteljährlich und sollen aus­­drücklich Banater Beiträge liefern über Ansiedlung, Geschichte, Geistesleben und Kultur der Vergangen­­heit und Gegenwart unseres Volkes. Jeder Intellek­­tuelle erachte er als Pflicht, hier mitzuarbeiten und auch als Bezieher den Bestand und die Fortentwick­­­­­­lung der Kulturhefte zu sichern. Sie sind unser Stolz und unsere Freude. (H.) der Berjamoscher Winterschule in Die Arader Zuckerfabrik. Vor kurzem unternahmen die Schüler der Perjamoscher­­ung ihres Direktors Friz Der Direktor in leichtfaßlicher Weise Keller einen Ausflug nach Arad, um die dortige Querfabrik zu besichtigen. Der technischen Abteilung führte Die Schüler. Er erklärte in einem 1%stimmigem Vortrage sämtliche Vorgänge. Die Schüler folgten diese n je mit großem Interesse. Unbedingt tragen solche Exkursionen dazu bei, den Gesichtskreis der jungen Lanze zu erweitern. RER Feuerziehskommandant Lorenz Varga gestorben. Gestern abc,ums 6 Uhr ist der frühere dant der freiwilligen Feuerwehr Lorenz Oberfomman- Varga im hohen Alter von 78 Jahren nach bloß achttägiger Krankheit gestorben. Der s­ch mächtige alte Herr mit dem schnellweißen Schnurrbart war eine allgemein bekannte Gestalt unserer Stadt. In seiner Jugend war er Kaufmann, später Beamte in der Bierbrauerei. Vor ungefähr 40 Jahren trat er in den Dienst der Stadt Temeswar und wurde bald zum Grundrichter in der Fabrik, welche Stelle er jahrzehntelang zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesesten und Mit­­bürger bis zur vor 5 Jahren erfolgten Pensionierung gewissenhaft bekleidete. Der Verblichene nahm stets regen Anteil an sämtlichen gesellschaftlichen Bewegun­­gen der Stadt und besonders seines Stadtteiles. So war er im Jahre 1868 gründendes Mitglied der frei­­willigen Feuerwehr, des alten, seither eingegangenen Philharmonischen Vereines und anderer Vereine. Kommandant der Fabriker Feuerwehr zeichnete Als sich öfter bei mehreren großen Bränden aus, weshalb er er einigemal dekoriert und zum Oberkommandanten der freiwilligen Feuerwehr der Stadt und des Komi­­tates gewählt wurde. Vor einigen Jahren organi­­sierte er auch die Feuerwehr der Wollindustrie. Lange Jahre war er auch Kommandant der städtischen Feuerwehr. Der Verblichene wird von seiner tiefbe­­trübten Witwe Johanna geb. R­o­y und vom einzigen Sohne Ing. Dr. Os­kar­ V­ar­ga, Direktor des Un­­garländischen Chemischen Instituts und Privatagent an der Budapester technischen Hochschule betrauert. Das Begräbnis findet morgen, den 1. Jänner um 4 Uhr,aus dem Fabriser Steighaus statt, wo“der­ Tote aufgebahrt liegt. Sämtliche Banater freifälligen Feuerwehren, deren Ehrenmitglied der Verstorbene war, wurden von seinem Tode telegraphisch verstän­­digt.­­ Die Jahresversammlung des Temeswarer Kaufmännischen Vereins findet Sonntag, den 15. Jänner, vormittags halb 11 Uhr im Lloydgebäu­de statt.­­ eK­B Vermählung. Emma Holzinger und Emme­­merich Praznowsky, CFR­-Kontrollor empfeh­­len 19 als Vermählte. (Statt jeder besonderen An­­zeige. * Dr. Eschkers Privatklinik für Chirurgie, Ges­burtshilfe und Frauenkrankheiten, befindet sich Te­­meswar, Stadt, neben der Hauptpost, gegenüber der Banatia. Sprechstunden vormittags 8—10, nach­­mittags 3­-5 Uhr. Telephon 10-60. 1881 Dr. Ignaz Megyesy gestorben. In Vinga ist der angesehene Rechtsanw­alt Dr. Janaz Megyesy ge­­storben, der auch im gesellschaftlichen Leben eine Rolle spielte und in Temeswar gut bekannt war. Die Bestattung findet morgen, Sonntag, nachmittag 3 z Uhr statt. Ausflug Winterschule A > — unter Füh-. AER '. SE s per] ä PINS?) Fe Pie j.«& Erz (>, BER ser ! ER PR: 4 N RER . u. Ser zun M 4 Es SEIEN „28 ; Bier 4 EE 47 uy WE Ai PP > EEE! Car Bühne. begrüssen * En 74 3 Bra a > ; up Pr RN / 5580008 "Beginn 11 Uhr nachts­­ ». TA er. Er "2 Sr er M 2 '* 1,9 Uhr „Die Gefangene“ v Ed Bourdet &% Ka) & 1. Januar, nachmittag „Flachsmann als­­ Erzieher“, abends Premiere „Sen- 38 sation“ v. Galsworthy ie 2. Januar, Abschiedsvorstellung „Der &% Garten Eden“. | Ft > Es 4 N er > : nn 3, ie er <| .

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