Banater Deutsche Zeitung, März 1928 (Jahrgang 10, nr. 49-75)

1928-03-01 / nr. 49

- . gR EEE EbI FERSE IGER EN cr de. $ „Banner Deutsche Zeitung" er < EE Domtärsiag, den 1. März 1928 IESEEIFTSEIEE2IELILEEIEEIISCC2LEI$TE3F0E kr der wirtschaftlichen: Wot in unserem "Staate zu reiben halben und die ersten, die Die­ Last drückender» Anleihebedingungen empfinden Das kann uns aber nicht daran “hindern, im Ausland breiter tendenziöser Ab­­stände in Rumänien, herabgesetzt etwaiger­­ werden, auf die Schuld derer hinzuweisen, die ihr Vaterland in frev­­ter, damit nicht weniger geschadet haben, als und ihm die Ver­­DL gen“ über Die Zus Außer diesen allgemeinen Schwierigkeiten be­­stehen bei den ugl. Finanzleuten augenblicklich noch besondere Bedenken gegen eine Kreditgewäh­­rung an Rumänien. Sowohl die Engländer „als auch die für Rumänien nur durch Vermittlung Lon­­dons erreichbaren Amerikaner fordern eine Rege­­lung der zwischen Deutschland und Rumänien — vor allem betreffend die Einlösung der in Deutsch­­land maßgegebenen rumänischen Staatsrente aus dem Dr 1913 bestehenden Streitfragen: Dieser Wunsch­­ entspringt. Den­ Interessen der­ englischen Bauten, die von Deutschland einen großen Teil die­­ser rumänischen Renten übernommen haben. Ameri­­ka und England erheben weiter für den Fall einer Anleihe besonders große Ansprüche in der Garantie­­frage, so daß Rumänien nach Möglichkeit durch die Vermittelung der Finanzkreise solcher Staaten, mit denen es wirtschaftlich­ oder politisch in näherer Be­­rührung steht, zu amerikanischem oder evak­ischem Geld kommen möchte. IEE Aus außenpolitischen Gründen führt­ dieser Weg vor allem nach Paris. Dort besteht grundsätzlich die Neigung Rumänien beizustehen, aber auch dort denkt man zuerst an den eigenen Geldbeutel. Noch sind die Kriegsschulden Rumäniens an Frankreich nicht kon­­soliviert und die Standpunkte der beiden Parteien in dieser Angelegenheit liegen weit auseinander. Außerdem ist Frankreich, am Vorabend der Stabili­­sierung seiner eigenen Währung uns unmittelbar vor neuen Wahlen stehend, gegenwärtig kaum in der Lage, finanzielle Hilfe nach außen zu bieten. 7] Ein anderer Weg führt nach Berlin. Hier wä­­ren einerseits dadurch günstigere Grundlagen gegeben, daß Deutschland Verhandlungs­­selbst Das größte Interesse an einer Anknüpfung engerer finan­­ieller Beziehungen zu Rumänien hat und daß seine Finanzleute mit den rumänischen Wirtschaftsfragen am vertrautesten sind, so daß Deutschland von dem ihm von Amerika unbeschränkt eröffneten Kredit oder vur­ Uebernahme der Vermittlerrolle Rumänien die Auslandsanleihe wohl verhältnismäßig am bil­­ligsten beschaffen könnte. Andererseits aber wird von deutscher Seite nicht nur die Bedingung auf Einlö­­sung der rumänischen Renten gestellt, sondern­ er­­ verlangt mit Berufung auf den Dawesplan, der alle verlangt mit Ber ee offenen Firmasgleifen Sonderverpflichtungen einzelnen Staaten gegenüber „­ausschließt, Nachgiebigkeit Rumäniens in dessen un­­entwegter Forderung nach Einlösung der Banca- Senerala-Noten Durch Deutschland. Eine“"Anleihe­­aufnahme in Berlin ist der frankophilen rumänischen Regierung aber auch aus außenpol Erwä­­gungen heraus weniger lieb als eine Anleihe in Pa­­is, zumal Polen eifrig bemüht ist, eine wirtschaft­­liche“ Annäherung zwischen Deutschland und­ Mum­­­m­en, die Polens wirtschaftliche Stellung zu Deutsch­­land erschweren würde, zu hintertreiben. Bei diesen zahlreichen, miteinander verflochtenen Hindernissen, denen die rumänische Regierung auf ihrer Anleibesuche begegnet, ist es vorderhand­ nor nicht abzusehen, an welcher Stelle sie einen Durch­­stupf finden wird. Gegenwärtig hat sie nach allen Richtungen hin Fühlung genommen, um von ven sich ergebenden Möglichkeiten einer Lösung­ die er­­träglichste wählen zu können. Eines a­ung nämlich, daß Rumänien Zugeständnisse er­­heitsbedingungen wird gewähren müssen, die dem Kreditgeber auch besondere Vorteile bei dem von der übrigen Finanzwelt mit großer Zurückhaltung be­trachteten. Geschäfte bieten. Die Regierung wird ge­­wiß alles tun, um möglichst erträgliche Bedingungen zu erreichen, sie wird aber in dieser Hinsicht auch zu einer nur vor Nahrerfrist kaum geahnten Weither­­zigkeit fähig sein, denn es geht nun um ihren Bestand. Weise ' ; » . “ - Millionen als Kulturbeiträge unserer­ Ge­­meinden wurden aus dem Komitatsbudget gestrichen Auch; für nationale Propaganda darf nur beschränkt ausgegeben werden­­­ Das Budget ist troßdem um fast fünf Millionen höher als im Vorjahr .Das vom Komitatsrat dem Minister unterbrei­­tete Budget für das laufende Jahr ist nach einigen Modifikationen und Streichungen von ven einge­­stellten Posten gutgeheißen und von Bukarest zurück­­geschi>t worden.­­ Der Finanzausschuß der­ Verwaltungskommiss Non befaßte sich in seiner heutigen Stzung mit den vom Minister am Budget vorgenommenen Ren­­derungen. Die in ihrer Hauptsache darin bestehen, daß der Gesamtsumme der Beiträge, die das Komitat von unseren Gemeinden für Kultur­­zwecke forderte, 2 Millionen Lei, vom Posten für nationale Propaganda über 200.000 Lei gestrichen worden sind. Diese angeordnete Beschränkung der Ausgaben für meistens solche Zwecke, gegen die die Vertreter der Minderheiten­wendungen mit­ dem im Komitat S5rat schon lange Ein- Hinweis erhoben, daß eine Mehrbelastung unserer Bevölkerung nicht erträglich sei, ist zu begrüßen. Sie darf als ein Erfolg unserer Vertreter im Komitatsrat angesehen werden. Das Widget stellt sich nun mit 73,508.167 ° Lei ordentlichen und­­ 4,472.138.70 Lei außerordentlichen Einnahmen insgesamt auf 77,980.305.70 Lei. Da das vorjährige­­ Komitatsbudget nur 73,062.909.94 Lei betrug, ergibt sich für heuer für den Komitatshaushalt ein Mehrbetrag von 4,917.395.76. Lei, also fast fünf Millionen. SSOGLELGSSEISCEBDSSS­IISICBECHTEH2LSCSYEIECPTESFISSICCYL HIGHER Krankheitsbehandlung durch Riechstoffe wülzung in der Heilkunde? In den­ Kreisen der Berliner Aerzteschaft erregt zurzeit­ eine medizinische Entde>ung namhaftes Aufse­hen, die sich zwar augenblidlich noch im Sta­­dium der Versuche befindet, allein schon so viel Er­­folge verspricht, waß sie gegebenenfalls geradezu eine Umwälzung der Heilkunde hervorzurufen geeignet erscheint. Sowohl der Name des Entdeckers als auch nähere Einzelheiten werden vorläufig geheimgehal­­ten und c38 verlautet nur im allgemeinen, die neu­e Heilmethode solle darin bestehen, waß man einer gan­­zen Reihe von Krankheiten durch Einatmung be­­­­simmter Geruchsstoffe beikom­men will. Der Entdecker, viesex"Hez­imethode belegt an der Hand einer Reihe von Beispielen, daß auch bisher ge­­wisse Gerüche als heilkräftig bekannt waren. So wußte man unter anderem, daß der Geruch von ver­­branntem Zucker stark keimtötende Eigenschaften be­­sitzt, wa­s bei der Verbrennung Ameisensäure entsteht. In England hat sich das Gesundheit8ampadis Heil­­wirkungen verschiedener Gerüche bereits seit etlichen Jahren zunuße­ gemacht: so werden zum Beispiel Zungenk­anfe in Gerbereien beschäftigt, weil die Ge­­rüche der Gerbstoffe hier gesundheitsfördernd­ wirken. Blutarme oder Leichttuberkulose werden in Siegel­­fachfabriken gestelt. Ferner hat man beobachtet, daß Arbeiter in Firnisfabriken niemals an Rheumati3- mn3 erfrank­en, daß ferner die Arbeit in Petroleum­­lagern immun gegen Halskleiden und Diphtherie usw. macht. 3 . Der Berliner Entdecker arbeitet nun mit 250 verschiedenen Riechstoffen, die er gleich den Tönen eines Klaviers auf einer Skala aufreiht, so daß er * ungezählte Mischungen dieser Gerüche erzielen kann. Positive Erfolge hat er bereits mit der Einatmung von Insulin erzielt. Die Zuckerkrankheit soll bei den Pa­­tienten genau so verschwunden sein, als wenn das Insulin eingesprigt worden wäre. . Eine neue Heilmethode würde, sobald sie ein­­mal vollkommen ausgebaut ist, den Vorzug haben, daß den Patienten das Heilmittel ohne weiteres in jedem Puttentpe €­em mutter geführt, werden kann. Raum, ja sogar im Schlaf, zu­­m Hämmorrhoiden Jedermann. War an furchtbaren, durch Häm­orrhoiden veru­msachte Schmerzen zu leiden hat, wird, bei Geb­rauch von­ Cadlum Pop sofortige Erleichterung bringt, sein Worme und einen ruhigen­ Seihlaf­ wieder­­finden. Die Entdeckung eines Berliner Arztes — Eine Um­­ . . . . . . Spätes Erwachen Von Georges Pourcel Odette Regis hatte das Arbeitsgemach ihres Gatten betreten. Sie warf noch einen Bli> in den ovalen Spiegel überm Kamin. Ein selbstgefälliges Lächeln. „Marcel! Wie findest Du dieses Kleid?" Der Schriftsteller flüchtig zu ihr hinüber, hob­­ den Kopf, und schaute „Wunderbar!“ . „Wie lau das klingt!“ schmollte Odette. „Ich meine, solch ein Meisterwerk verdient mehr als ein so oberflüssliches Lob. Aber du siehst es ja auch gar nicht an, bist wieder ganz wo anders . . .“ Marcel Regis antwortete nur mit leisem, etwas schmerzlichem Lächeln. Odettes Lippen streiffen flüch­­tig feine Stirn. „Auf Wiedersehen! Gegen Mitternacht! Io treff Dich gewiß noch bei der­ Arbeit. Ic­h­ weiß, du lang­­weilst dich nicht. Die Personen­ deiner Romane, leisten dir Gesellschaft . . Wie glücklich bist du, daß du dich so für Marionetten begeistern kannst!“ Marcel war allein, er legte die Feder weg und drehte sich­ eine Zigarette. Die vierzig Jahre seines Lebens hatten seine Schläfen etwas grau gemacht, die Lebhaftigkeit sei­­nes Blickes gemindert, Fältchen rings um die Augen eingezeichnet. Sein Name hatte einen guten Klang, ohne daß man von über­wältigenden Erfolgen sprechen konnte: an Romane wendeten sich nicht­­ an Alltagsmen­­schen. Das zarte Parfüm Odeltes war noch nicht ver­­weht, als er seine Zigarette­­ anzündete. Er träumte den bläulichen Spiralen nach. Im Geiste erblickte er seine Frau vor sich — schärfer als sie sich selbst sah: ihren noch immer schönen Wuchs, das hübsche Gesicht,­­von dem sie die ersten Angriffe der Zeit abzuwehren suchte. „Ihre Züge werden nicht so schnell altern winiermeine,” dichte­ er, „der Puppenkopf kennt den Druck der Sor­­gen nicht und zerml­rbt sich nicht mit Denken. Unheil­­bar oberflächlich ist sie.“ Das schmerzte ihn wie eine geheime Wunde. Odette war nicht die intelligente, feinfühlige Gefähr­­tin. Dieser einst ersehnte: Im Uebers<wang junger Liebe erstrebte er lange eine leider ganz unmögliche Verschmelzung Ihre Seelen blieben einander grauenhaft fern. Seele besaß Odette ja gar nicht! Noch immer nicht! Sie kannte nur Launen, wenn sie auch zuweilen versuchte, ernster zu sein­. Als Jungverheiratete hatte sie sich dagegen ems­­­tört, waß ihr Mann es an Rüssichten fehlen ließ, las er Doch in ihrer Gegenwart die Zeitung! Später stah­­len die Bücher ihr die geheimsten Gedanken Mar­­cels. Die erdichteten, liebenden“ Frauen seiner Ro­­mane wurden­ ihre Rivalinnen, die sie verachtete. Die­­ser Zustand dauerte so lange, bis sie weniger ver­­liebt in ihn war und vielleicht auch praktischer dachte. Sie fügte sich, nötigte Marcel das lange Verweilen in einem Arbeitskabinett fast auf, verwandelten sich de­n von ihm verfaßten Artikel, Novalle­mente in Hüte, Kleider­ und Schmu>­­ ind . . Z. Aber die Tätigkeit ihres Mannes lieben, sich wie er fir Marionetten erwärmen — nein, das vermochte ihr erdgebumdener Sinn nicht. Er litt darunter. Wenn er begeistert von Dem, war er geschrieben, er auch auf die Kameravdin seines Lebens wirken lassen wollte — dann hatte diese immer nur ein Lächeln sich­ abgenöl­­tigt, eine nichtige Aeußerung, ein zu trogenes Wort der Arterkennung.­ Enttäuscht, ernüchtert zog sich der Dichter in die Einsamkeit zurück, die nur die Gestalten seiner Phantasie belebten. Sein Schaffen gewährte ihm Entschädigungen: hier und da wurden draußen in der Welt Seelen von ihm ergriffen. Frauen schrieben ihm und sprachen sich über die Empfindungen aus, die er in ihnen ge­­worf. Ein Kästchen in einem Schreibtischfach bewahrte eine Anzahl dieser mächtig auf ihn wirkenden Reu­­ßerungen: sie gaben ihm den Rausch des Selbstver­­trauens und Wertes, lehrten ihn, der Gleichgültigkeit zu Tropen,­­­ei­s. Besonders eine schwärmerische Briefschreiberin wirkte: auf ihm: Stella Muriel. Wer war sie? Eine junge Romantikerin? Ein enttäuschtes Frauchen? Ein sün­diger Engel? Schön mar­ sie sicher, sehr­ reich, an Geist und Gefühl... Ihr galten seine Träume. Sie wurde sein Ideal. Sie thronte in seinem Innern wie eine­­ Göttin in Zempelnische. In Stunden der Einsamkeit nahte der er seiner reinen Madonna . . . An diesem Abend ganz besonders fühlt er in sich den Drang, sie um ihren Beistand zu bitten. Die­ In­­spiration will nicht über ihn kommen, seine Gedanken­­ irren durch eisige Reden. Die Feder stoßt. Seine Phantasie ist lahm, was er schreibt matt . . In sei­­nen furchtbaren Zweifeln haucht ihn­ ein Wind an, unter dem seine Schaffensfraft verdorrt. Aus einem Fach zieht er ein Kästchen heraus und­­ greift nach einem Brief? nach dem Trunk eines leben­­digen, erfrischenden Quells schmachtet er: „Meister! Wie herrlich­ ist Ihr lezter Roman ..“ Ein Kleid rauscht. Beglückt wendet er sich um. Er meint, Stella müsse da sein. Nein. Nur Odette. Ohne, daß er's gehört hat, ist sie eingetreten. Ihm ge­­genüber nimmt sie Platz. Ihr Gesicht ist nicht das der anderen Abende, es verrät innere­ Unruhe., „Liebling! Du hast dich in meiner Abwesenheit Doch nicht zu sehr gelangweilt?“ In ihrer Stimme schwingt ein­ Ton des Ern­­stes, des Gefühls, der ihn überrascht: „isch habe ein wenig gearbeitet, war — wie di sagst — „wieder ganz wo anders“... Nun, hat's dir auf dem Ball gefallen?“ ;­­ „Ich habe jemand kennengelernt,“ erwiderte Odette mit brennenden Augen, „seitdem bin ich ganz erregt. Eine deiner Verehrerinnen, mein Freund! Ganze Seiten aus deinen Werken trug sie mir vox ... . Alles war übrigens sehr schön und hat mich recht er­­griffen: niemals hätte ich gedacht . Eine volle Stunde waren wir zusammen — die Dame wurde nicht müde, von Dir zu reden... ich schämte­­ mich, daß ich­ bein Schaffen weniger kannte als sie. Darum wagte.ich auch, gar nicht, zu gestehen, daß ich Frau Marcel Regis bin... Aber da sprach irgendwer meinen Namen aus. Wenn du sie in dem Augenblick gesehen hättest! Sie erblaßte, zitterte, wurde fast ohn­­mächtig. Kurz bevor ich wegging, trat­ sie, auf mich zu und bat, mich dringend, dir, von unserer Begegnung en, zu Jagen und vor allem ihren Namen nicht zu Taten...“ En­tn­ewt

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