Banater Deutsche Zeitung, November 1930 (Jahrgang 12, nr. 249-273)

1930-11-26 / nr. 269

3 - see Dir. Gen. P, ..% Nite 4350. 192% N­or bauung m wum ber EN LIENEN allejährlig 500, vierteljährig 260, monatlich. — Ausland monatlich 150 ‚Bei Zahlung im Nachhinein wird der monatliche Bezugspreis berechnet. Einzelpr.: Lei. 4, Sonntag 5 Lei, 12. Jahrgang EEEESTEETEL TESTS EEE LEID EIR ZENTREN | ' | | - Timijoara-Temeswar, ı vostalä APL 9 din Leeres dels 19 Martie 1904, ia vigoare inArdeal ‚T.Museul Asoviatiune Sibiu Schriftleitung und Verwaltun­grssprecher: Schriftleitung : Temeswar, Stadt, Deutsches Haus; Nr. 14­­ 18. Verwaltung e­­rscheint tag 4 Uhr nachmittags mit Ausnahme von Sonn und Feiertagen, 8 Mittwoch 26. November 1930 Nr. 269 EIERDITNARENER Zum sechzigsten Geburtstag Bro) Dr. Augustin Baches Von Peter Jung Seit der Beendigung des großen Völkerringens kämpft die Menschheit um ihre seelische Erneuerung. Den Materialismus hat sich als unzulänglich erwie­­sen. Wir haben es längst heraus, daß und allein mit dem Stofflichen nicht gedient ist. Daß Stoffliches­­ unverläßlich ist und­ dem Menschen in seinem unun­­terbrochenen Kampfe, mit den Tücken des Alltags und des Lebens keinen Halt und Stüße bietet. Die Folge von dieser Erkenntnis war eine entschiedene Umstellung. Ein Bek­nntnis zum Geiste. Die Suche nach neuen Grundsäten, nach einer neuen Weltan­­schauung. Wenn wir von Rußland absehen, wo im Zei­­chen des rohesten und brutalsten Materialismus der Zersezungs­prozeß alles Geistigen und Seelischen noch immer andauert, als sollte es der ganzen zivi­­lisierten Welt vor Augen führen, was unser harrt,­­ wenn wir die Herrschaft des Geistes leugnen und den Stoff auf den Thron erheben, so können wir überall eine Abkehr vom Materialismus beobachten. Jeder sucht nach einer neuen Religion. Jeder bend­­tigt eines neuen Gottes, um im allgemeinen Chaos­­ . Vornehmlich in Deutschland nicht­ unterzugehen, Können wir den Niederschlag dieses unermüdlichen Jud­ens in unzähligen Sekten, Bünden und Ver­­ing trägt 3­­ bei. Inmitten dieses Kampfes um den neuen Geist, um die neue Weltanschauung und den neuen Gott aber gehen Millionen und Abermillionen altausge­­­­tretene Pfade weiten. Sie gehen sie, weil sie sich im­ Laufe von zweitausend Jahren noch immer als die verläßlichsten und am sichersten zum Ziele führenden erwiesen haben. Diese Millionen gehören dem Christentum an. Unwandelbar in seinen Grundsätzen bietet das Christentum allein ein nimmen­dankendes Funda­­ment in der heutigen Zeit, wo alles in die Brüche zu gehen und wo die Schlag- und Losungsworte alles zu überschwemmen drohen. Keine spitfindigen Sophismen hemmen den Weg zu seinem Herzen. Rein und erhaben stehen seine Lehren da, und heute mehr denn je erweist si ihre Zuverlässigkeit, ihre gottgewollte Bestimmung. Sie haben allen Stürmen und Anfechtungen von zweitausend Jahren standge­­­­halten und waren nie den Strömungen des Zeitgei­­stes oder eben gangbaren Modephilosophie unter­­­­worfen. Um jedoch das Testament, das Gottes­ Sohn der Menschheit hinterlassen hat, auch in seinem gan­­zen Umfang und in seiner ganzen Tragweite durch­­führen zu können, bedurfte es von je her uner­­schrocener, glaubendeifriger, von apostolischem Geiste erleuchteter und ihrem erhabenen Berufe über­­zeugter Männer. Männer, die vor dem schaulustigen Pöbel Roms mit derselben heldenhaften Ruhe und Entschlossenheit den blutdürstigen Raubtieren in den­­ Rachen sahen, als sie die Welt umsegelten, Wege sich den Weg zu den Herzen zu bahnen weiß, wie vielleicht nur wenige im geistigen Gewande, um uns den ewigen Höhen entgegenzuführen. Dieser Bischof ist Dr. Augustin Pacha, der morgen seinen sechzigsten Geburtstag begeht,­­ und Pfade in den eivigen Schnee und Eis um von ihrem göttlichen Herrn und Meister bahnten, Zeug­­nis abzulegen und dieses Zeugnis, wenn es sein mußte, auch mit ihrem Blute zu besiegeln. Nun­­ ganze Männer taugten zu dieser Arbeit. Niemals hat es an solchen Männern gefehlt. Und wir stellen es mit Zufriedenheit und Genug­­tuung fest, daß es auch heute an solchen nicht man­­gelt. Auch uns wurde in schwerster Not ein Bischof gegeben, der mit wahrhaftigem apostolischem Eisen am Werke ist, um seiner Sendung und seinem Be­­rufe gerecht zu werden. Denn es ist kein Zufall, daß wir gerade heute einen Mann an der unserer Diözese haben, den sich die Erneuerung Spitze des Glaubenslebens zum Ziele seines Lebens setzte. Der Gestern­nachmittag 4 Uhr trat der große Stadt­­rat zur Fortsetzung der am Freitag der vorigen Woche abgebrochenen Sigung zusammen. Obzwar auf der Tagesordnung zahlreiche und nicht gerade unwichtige Punkte standen, hätte doch niemand ge­­dacht, daß die Sitzung sich ja lang hinausziehen und erst nach 10 Uhr abends enden werde. Der Grund aber, daß die Situng so lange dauerte — wir wollen es aufrichtig sagen -- ist der, daß im Zusammenhang mit der neuaufgerollten Frage der Tonfilmapparate Western-Electric volle drei Stunden von uferlosen Diskussionen ausgefüllt wurden und am Ende der endlosen Reden­ und Debatten die Sachlage, anstatt entwirrt, womöglich noch mehr verwickelt war. Die Sinzung eröffnete Bürgermeister Dr. Balta mit der Feststellung, daß 34 Räte anwesend, ‚Die Sitzung also beschlußfähig sei. No­vac (Sozialdemokrat) fragt, warum an Stelle de3 Ing. Vidrighin, der nie bei den Sißun­­gen erscheint, nicht ein anderes Mitglied einberufen wird? Der Bürgermeister: Jng.­­Vidrighin ist seitens au­sta in den Rat entsendet „Umbildung begrif­ A.­­­­­­­räsident ge Und was ist mit Johann wählt wird, der dann von Amts wegen Mitglied des Stadtrates werden wird. Eine Stimme: Oprea? Dr. B­alta: Johann Oprea ist noch immer Prä­­sident der Handelskammer und als solcher Mitglied von Amts wegen im Stadtrat. No­vac: Man kann aber Mitglieder, die in drei nacheinanderfolgenden Sitzungen nicht erscheinen, ausschließen! Nach dieser kurzen Debatte erfolgt eine Stunde gähnender Langeweile für alle Leute, die im Saal sind. Während Obernotär Dr. Lago­vici das Pro­­tokoll der vergangenen Situng vorliest, gähnen sogar die wenigen Fliegen im Saal, die aus dem Winter­­schlaf geschreck­t wurden. Dr. Nagy Bertreter der Kommunisten im ständigen Ausschuß Erster Punkt der Tagesordnung: Wahl eines­­ Kommunisten in den Ständigen Ausschuß. Dr. Hugo Nagy erklärt, offizieller Kandidat sei­­ner Fraktion sei Koloman Müller, der zwar gegen­­wärtig im Gefängnis sitz, dessen Verurteilung aber noch nicht rechtskräftig sei. Dr. Nicolaevici: Ich habe gerade Heute aus Bukarest erfahren, daß der IKaffationshof Pfüiler endgültig zu 8 Monaten Gefängnis ver­­urteilt habe. Bürgermeister Dr. Balta: Die Wahl ist ge­­heim, jeder kann stimmen auf den, den er wünscht. Die Abstimmung beginnt. Dr. Nagy wird, bei der Journalistenloge vorbeigehend, sofort inter­­viewt: Was ist mit Müller? Hat er die 8 Monate noch nicht abgesessen ? Dr. Nagy: Scheinbar noch nicht ganz. Ungefähr 2 Monate dürften noch fehlen. Die Abstimmung ist beendet, die Stimmen wer­­den gezählt. Stimmzähler sind: Dr. Baltescu und der Kommunist Töpfer. Das Ergebnis der Wahl: Dr. Hugo Nagy bekam 10, Stefan Both 3, Töpfer 17, Koloman Müller 1 Stimme, Da Dr. Nagy 17, die anderen Kandidaten aber zusammen auch 17 Stimmen haben, muß der Wahl­­gang wiederholt werden, mit der Modifizierung, daß beim zweiten Wahlgang die relative Stimmenmehr­­heit zur Wahl genügt. Er wird wieder zur Wahlurne geschritten und das Ergebnis ist: 2 Dr. Hugo Nagy 17 Stimmen, Koloman Mül­­ler 11 Stimmen, Stephan Bot 2 Stimmen, leer 4 Stimmzettel. Zum fünften Mitglied des Ständigen Ausschusses wurde folglich Dr. Hugo Nagy gewählt. Nach der Ergänzung des Ständigen Ausschusses wurde die Einteilung der Kommunisten in die einzel­­nen Kommissionen vorgenommen und in folgender Weise einstimmig angenommen. In die Kommission für das Elektrizitätswerk Adalbert Kosar, Straßen­­bahn: Stefan Roth, Gaswerk: Josef Hada, Wasser­­werk: Johann Just, Kino: Dr. Hugo Nagy, Seiten­bestattungsunternehmen: Georg Craciun, Milchunter­­­nehmen: Margarete Heigl, Ziegelei: Peter Luffi, ge Georg Oprea und Strandbad! Peter Opfer. 1) . Jett verliest Dr. Sagovici das Dankschrei­­ben des gew. Bürgermeisters, General Doma­­­neanu, in welchem er sich für die auszeichnende Wahl zum Ehrenbürger mit warmen Worten de- Einen oder zwei Westernapparate ? 63 folgt der Kernpunkt der Tagesordnung, die Frage der Gutheißung des im Fabriker Kino bereits eingestellten Western-Electric-Apparates und der Beschaffung eines zweiten Apparates für das neue Lichtspielhaus Capitol. Dr. Sagovici verliest in ironologischer Folge die Entwicklung der Frage, be­­ginnend von jenem Beschluß der Jung im März, da die Anschaffung Interimsstadtler­­zweier Western- Apparate beschlossen wurde, bis zur Stadtratsfigung am 16. September, da die Anschaffung auch vom Gro­­ßen Stadtrat gutgeheißen wurde. Die Debatte beginnt Dr. Nagy (Kommunist). Er erklärt, kein Fachmann in Filmsachen zu sein und auch den Kontrakt der Stadt mit der Firma nicht zu kennen. Allenfalls aber sei diese Angelegenheit sehr delikat und die Bevölkerung sei allgemein der Ansicht, daß der Apparat unverhältnismäßig teuer sei. Auch sei die Stadt für 10 Jahre gebunden, wobei es nicht ausgeschlossen wäre, daß nach 3 Monaten oder 3 Jahren eine andere Fabrik mit einem ganz neuen Patent kommen könnte, das billigere und bes­­sere Apparate bringen würde. Dann wären wir mit unserem Kontrakt gebunden und könnten die Raten für einen eventuell veralteten Apparat bezahlen. Vizebürgermeister Dr. Schmit: Der Vertrag, mit welchem der Apparat für das Fabriker Kino be­­schafft wurde, muß gutgeheißen werden, da Kinodi­­­rektor. Amo3 Pop einen Vertrag unterschrieben hat, zu dem er — das muß da klar festgestellt werden — von niemandem Ermächtigung hatte. Ob wir aber noch einen zweiten Western-Apparat kaufen sollen, muß untersucht werden .Ich habe während meinem Aufenthalt im Ausland verschiedene Apparate stu­­diert und festgestellt, daß Western die besten sind. Je­­doch stellte ich auch das fest, daß auch Kinos mit an­­deren Apparaten, wenn sie gute Filme spielten, gut besucht waren. Angesichts der Tatsache, daß sich der neue Ki­­nobau auf 24 Millionen Lei stellen wird und daß bei Anschaffung zweier Western-Apparate noch über 10 Millionen Lei aufgebracht wer­­den müssen, ist es zu fragen, ob die Kinos diese horrenden, 34 Millionen betragenden In­­vestitionen verzinsen und amortisieren werden können? In bin der Ansicht, wir sollen für das neue Kino einen größeren Western nehmen, für das Apollo-Kino aber einen billigeren Apparat zum deutschen Elend nicht wenig mit ' Endlose Zonfilmdebatte im Stadtrat Kur ein Kino mit Western Appnent Der Stadtrat genen den Kauf eines zweiten Apparates - Die Rentabilität der städtischen Kinos in Gefahr - Das Fabriser Kino bekommt einen billigeren Apparat Ana <<<SSSSSZZSSSTTTSSMSMsMNNMNE“SNFNENNN EPP I ern 2 ie | Gebe Gott ihm Kraft und Stärke, daß er zum Heile und Wohle der ihm anvertrauten Herde noch lange Jahre hindurch in unserer Mitte weilen und sein begonnenes Lebenswerk siegreich zu Ende führen könne! - |

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