Bukarester Gemeindeblatt, 1916 (Jahrgang 12, nr. 1-33)

1916-01-03 / nr. 1

­ . * Er Bukarester Gemeindeblatt ; ; ; ae ee 3 a­m­ 5 Arbeitsunterricht wäre vielmehr sehr natürlich, den jungen Gelehrten oder die höhere Tochter schänden „Würde,­­ Jedermann erwartet vom kleinen Kinde, daß er am Spiel seine Freude habe, weil es einen „Spieltrieb“ in der Seele gibt. Aber gerade wie,beim Spiel, wächst die Sc­haf­­fensfreude überall da, wo die Arbeit unseren Trieben und Anlagen oder auch­­ unseren Lebenshoffnungen entgegen­­kommt. Die Triebe der wenigsten Menschen liegen indes auf dem Gebiete der Bucharbeit ; die Jugend verlangt vielmehr nach einer Tätigkeit, bei der sie die Hände regen kann. Würde es sonst soviel Fingergetändel und Spielerei geben während der endlosen Unterrichtsstunden ? . Außerdem bildet die Handfertigkeit ein gesundes Gegen­­gewicht gegen die Last des Lernens. Die Kopfnerven wer­­den angenehm entlastet durch eine Ablenkung der Tätig­­keit auf die Hände. Das eingeengte bedrückende Sitzen­ in unbequemen Bänken kann für einige Stunden durch freie­­ Bewegung ersegt und ausgeglichen werden. Hätten wir einen Werkstattunterricht, so würden bald die Klagen über vorhängende Schultern und sonstige Anzeichen eines schwäch­­lichen Leibes weniger werden. Zu­dem kommt der ungeheure praktische Wert dieser Art von Unterricht. Den kann gewiß niemand in Frage stellen. Es ist ganz gut, wenn die jungen Leute nicht als „verbüffelte“ Schächlinge mit einseitigem Wissenskram die­ Schule verlassen, sondern wenn­ sie auch imstande sind selbst einen Nagel in die Wand zu schlagen, selbst einen Knopf anzunähen, selbst einen Schaden an den Möbeln­­ auszubessern. Das spart nicht nur manches Stück Geld, es ist vor allem ein ganz netter Zeitvertreib. Zudem gibt eine geschickte Hand dem Manne größere Freiheit in der Berufswahl und mancher fühlt durch diese Betätigung "Kräfte in sich wach werden, von deren DEPPE früher nichts wußte. Jedermann stimmt“ ein in den Ruf nach Allgemeinbil­­dung, beleuchtet aber’ diese Sache gerade nach der Seite, die ihm behagt, und läßt jene Seite im dunklen Schatten, auf der geschrieben steht, daß auch praktische Fertigkeit dazu gehört. Wenn die Schule wirklich ihrer Aufgabe ge­­recht wird, für das Leben zu erziehen, so muß sie die Jugend soweit bringen,­­ daß sie zupacken kann, wenn irgendwo eine Schraube los oder ein Wagen im Rollen ist. Das Wichtigste .am­ ganzen Arbeitsunterrichte aber scheint­­­ dessen sozialer Bedeutung zu liegen, denn der Gegen­­saß zwischen Kopfarbeitern und­ Handarbeitern, zwischen den „gebildeten Ständen“ und dem „niederen Volke“ ist schreilich und gefahrvoll. Er ist entstanden aus der fal­­schen Unterscheidung, und­ noch mehr aus der falschen Wer­­tung von Kopfarbeit und­ Handarbeit. .Der Arbeiter spottet über­ den gelehrten Herrn, der nicht imstande wäre sich sein eigenes „Mittagessen zu bereiten,­­ und der­ Studierte “schaut mit Verachtung auf den ungebildeten Menschen, der nicht wie­­ er fast zwanzig Jahre seines Lebens­ die­ Schul­­bank gedrückt­­ hat. Ic. glaube, da­ wird die Einführung­­ der Handfertigkeit­ auf höheren­ Schulen viel guten­­ Wan­­del schaffen. Das junge Bolt wird sehen, daß das­ Hand­­„Wert skein“so­ verächtliches Ding: ist, gerade *gut gend um rs FERNEN „zum Alla A au ee: Cs daß es gar nicht so leicht ist, auf­ diesem Gebiete etwas­­ brauchbares zu liefern, daß es aber auch beim Handwerk einen innern Lohn gibt, wenn es gelungen ist mit eigenen Händen einen Gegenstand entstehen zu lassen. Damit wäre zugleich der Charakter gestählt, der Blick vom bloßen­­ Brotstudium aufwärts und innerwärts ge­­richtet. Denn die bisher viel verachtete Arbeit stellt ganz bedeutende Ansprüche an den Geist, dessen wesentliche Tä­­tigkeiten, Aufmerksamkeit und Wollen, sie fordert und un­­terstüßt. Sie setzt das tote Wissen um in bewußtes Können und stellt die bisher einseitig gebildete Jugend auf den richtigen Platz auch im EEE Leben. (Schluß folgt.) Die Auslandsarbeit des Evang. Ober-Kirenrats in der Kriegszeit. „Getihrand. In der Gemeinde­­ Johannesburg (Transvaal), die schon vor Kriegsausbruch vakant war und seither von­ einem emeritierten­ Geistlichen einstweilen­ bedient wurde, sind die Gottesdienste jedenfalls bis Ende März d. 35. nicht­ un­­terbrochen gewesen. Im übrigen können wir nur berichten, daß nach Zeitungsmeldungen bei den gegen die Deutschen gerichteten Pöbelunruhen dieses Sommers Kirche und Pfarrhaus der Gemeinde nicht beschädigt worden sind. In­­wieweit die Gemeinde Pretoria­ (Transvaal) durch die auch dort vorgefallenen Unruhen geschädigt­ worden ist, wissen wir nicht ; die deutschen Mitglieder dieser­ Gemeinde, und, wie schon erwähnt, ihr Pfarrer Dr. Vietor sind von­­ den Engländern interniert worden. Den gegenwärtigen Machtverhältnissen entsprechend,­­ sei hier Aegypten angeschlossen.. In den ersten Monaten des Krieges blieben die Gemeinden in Alexandrien und Kairo in Kirche und Schule von den englischen Behörden in Aegypten unbehelligt. Aber­­ dann kam andere Ordre von London. Die Gemeinden wurden — wenn auch auf indirekte Weise — immer mehr drangsaliert, immer mehr Deutsche festgenommen und weggeschafft. Schließlich sollten auch die Pfarrer gefangen genommen werden , aber sie er­­­reichten durch energischen Protest, daß es bei Landesver­­weisung bewendete. Der Pfarrer von Alexandrien mußte im Dezember, der­ von Kairo Ende Januar das Land verlassen. Die Hilfsgeistlichen beider Gemeinden waren­­ schon vorher nach Deutschland gelangt. Die­ mit dem Weg­­gang des Alexandriner­ Pfarrers geschlossene deutsche Schule "in­ Alexandrien wurde durch das Eingreifen­ des Kairener­­ Pfarrers wieder­­eröffnet­; die­ Kairener deutsche Schule wurde nach Abreise des­­ deutschen Pfarrers durch Kaisers­­werther Schwestern fortgeführt. Ob die beiden Schulen noch rekt in­ Betrieb sind, wissen wir nicht.­ Ein Plan des­­ britischen Generals, die deutsche Schule in Kairo als Ho­­­spital für“ Prostituierte einzurichten, war­ vom Pfarrer mit­­ Hilfe des Vertreters einer­­ neutralen­ Macht­ dadurch ver­­eitelt worden, daß ‚man das Schulgebäude: schleunigst mit "obdachlosen deutschen, „österreichischen und­ schweizerischen “Familien besetzte, für die­­ der General vor­ Ausführung seiner Absicht hätte «aufkommen müssen» so:­unterblieb.­idie „Nach“ Ausscheiden: der­ deutschen WARNUNG GENIE uebaosh hei­­­­­ßt aus dem : "Ausführung"­­des: Planes:

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