Bukarester Gemeindeblatt, 1931 (Jahrgang 23, nr. 1-52)

1931-01-04 / nr. 1

Nr. 1 BUKARESTER GEMEINDE BLATT -einen! neuern Predigtbuch (Ritteimeyer und! Gey­er) wird! imlmer wieder dies Thema abgeschlagen. Man hat dien Verfassern daraus einen Vorwurf zu inadhe-n gesucht. Aber mit gutem Recht konnten sie erwiderp: Es sei genug, wenn dies eine be­wirkt werde, dass dieser „tiefinnerste Zustaiminren­­klang”, diese Harmonie mit dem Ewigen gefun­den werde. Erst durch sie kommt jene Zuversieht über uns, dass wir in jeder Lebenslage Sprechen können: „Ich bin ein Kind Gottes, mein Vater ist mit mir und ich bin mit ihm1.” Welch w'eltüberle­­gelnen Hintergrund gibt das allem1 Tun! Demjeni­gen, der davon erfüllt ist, wird alle Arbeit zur Ar­beit für das Reich Gottes. Vieles, von dem1, w'as ihm1 früher gross galt, wird ihm! Hun klein, und was er bisher- als klein ansall, wird' gross1; jeder Mensch ein Kind Gottes undt rückt uns dadurch nfäher; jede Arbeit, jedes kleine Erlebnis wird in ein völlig neues Licht getaucht, eine tiefe Freu­de kontant über uns undi trägt unser ganzes Leben. Aber auch dies erreichen wir nur durch Selbst­besinnung. Je ernster ein Mensch nach ihr strebt in stillen, einsamen Stunden, umso sicherer wild er hingeführt zu den fetzten Quellen allen. Seins, zu Gott, zur Gemeinschaft mit ihm. Ein Mensch, der mit sich selbst, mit seinem innersten Gewis­sen eins geworden, dler ist auch mit Gott eins und der gibt sich dann ganz und gar seinen Aufgaben hin. Denn das Einssein mit Gott bewahrt ihn vor allem1 Gottwidrigen, Niedern, Verwerflichen, (Bana­len und Philiströsen. Es hebt ihn empor aus Welt­­kmecbtsdraft, Sinnlichkeit, Sorge, Angst und Un­frieden und macht ihn fähig, willig und selbstlos den Brüdern zu dienen. Denn am stärksten sind eben doch immer die, die am besten und aus­­dauer!ndsten dienen. Sie sind die Unentbehrlichsten sie die Träger alles Fortschritts und! alles Heils. Es ist gut, genial zu sein, grosse Talente zu ha­ben usw., doch nicht jedem1 ist das gegeben; jeder .aber käjnn Glauben haben und Liebe üben. Wer dieses aber hat, ist stark, u. immer neue Kraft er­wächst ihm aus seinem Glauben an Gott. Unsere Zeit braucht solche MenSchen, sol­­-che ganze, in Gott gefestete Persönlichkeiten, die unbeirrbar ihren Weg gehen, frei von Rücksich­ten und selbstischen Interessen, mutig allen Wi­derständen gegenüber, durchdrungen von dem Be­wusstsein: „1st Gott für uns, wer mag wider uns sein?” Und auch gnser Land, unser Volk, unsere Ge nemde bedarf ihrer, besonders auch im kom­­imfetniden Jahre mit all seinen grossen und hohen Aufgaben. Gott gebe sie uns, er lasse uns stark Sein in seiner Kraft, damit es uns an uns'erm Teil vergönnt sei mitzmvirken an der Reichsgottesar­­beit, die wir als Christen zu treiben haben. Wohl uns, wenn wir mit dem frommen Psal­­ibisten sprechen können: „Gott ist unsere Zuver­sicht und Stärke!” 8 Rundschau. Burgfrieden unter Tieren. Auf einem1 der kleinen Feldhügel im Ueber­­s(-li\v,eiltnungsgCbiet der Oder, um den das Was­ser immer höher stieg, hatten — so berichtet der „Tag” — »sich eine Ricke mit ihrem! Kitz, zwei Hasen und ein — alter Fuchsrüde gerettet und harrten hier schon drei volle Tage auf ein. end­liches Sinken des1 sie kilometerweit umgebenden WasSerschwalls. Gem|eiin!sam; betroffene Not Hess selbst den Fuchs seine eingeschworene Feind­schaft gegen seine geschwächten Schicksalsgenos­sen völlig vergessen. Und diese empfinden in­stinktiv, dass ihnen nur durch das nasse Ele­ment, nicht aber von ihrem Sonst so beutegieri­­gejrl Gegner eine Gefahr drohe,” — Tiere als Lehr­­rtaeister für die Menschen! —o— Totenliste der Kirche. Das scheidende Jahr hat auch der evangeli­schein Kirche eine Reihe scli(n(erzlicher Führer­verluste gebracht. Im' Juni ds. Js. starb im Alter von 79 Jahren1 Adolf von Har nach, dier Senior der evangelischen Theologie, dler aber schon frühe Über sein engeres Arbeitsgebiet hinaus'wuchs, um sich in weiten Bezirken der Geistes — wie der Naturwissenschaften — als Forscher und Organisa­tor zu betätigen; einer der wenigen, die noch das Ganze (dler geistigen Welt überschauten. — Im Frühjahr verschied gleichfalls in hohem Alter ei­ner der führendien Kircbenimiänner des evangeli­schen Deutschlands, »dler inecklenourgische Lan­­cles'bischof D. Dr. Belim], der in seiner Verbindung innerster Treue gegen dis geschichtlich Gewor­dene und lebendiger Aufgeschlossenheit für die Bedürfnisse der neuen Zeit seiner Heimo tkirebe und dem Deutschen Evangelischen Kirchenbund, in dem er an vorderster Stelle mitwirkte, unschätz­bare Dienste geleistet hat. — In dien Pfingsttagen starb der Professor für praktische Theologie an der Universität Münster D. Julius S nie na, einer der bedeutefrtdsten evangelischen Kirchenjimusilker utad Liturgen, dler sich insbesondere für die organi­sche Einfügung der Kirchenmusik in den Gottes­dienst eingesetzt hat. — Ihm1 folgte im August Prof. D. J. SéHneifter — Berlin, dler verdienstvolle Statistiker d'er evangelischen Kirche und lang­jährige Herausgeber des „Kirchlichen Jahrbuchs für die evangelischenLandieskirchen Deutschlands.” — Von ausländischen Führern, die das Jahr 1930 hat scheiden sehen, ist u. a. der langjährige Erz- Bischof von Canterbury, Lord Davidson, das Ober­haupt der anglikanischen Staatskirche, zu erwähnen. Unsere Weihnachtsbescherungen. Die wirtschaftliche Not unserer Tage brachte es mit sich, dass die Zahl derer, die in diesem Jahre um eine Weihnachtsbescherung ansuchten,

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