Bukarester Gemeindeblatt, 1937 (Jahrgang 29, nr. 1-52)

1937-01-03 / nr. 1

Nr. 1 3 BUKARESTER GEMEINDEBLATT wenn der Ausländsdeutsche im Mutterland der Re­formation seinen Glauben verachtet weiss 1 Was dem deutschen Menschen innerhalb des grossen geschlossenen Gemeinschaftsgebietes im deutschen Reich so selbstverständlich gegeben ist wie die Luft, die er atmet, und die Sonne, die ihm scheint, das muss im Auslandsdeutschtum unter täglichen Bewährungen und Opferleistungen ge­sichert werden. Ich denke da an die Einrichtungen zur Erhaltung deutscher Art, deutscher Sprache, deutscher Kindererziehung und evangelischen Glau­bens. All das erfordert die Aufbringung hoher Mit­tel, neben die sich die Leistungen der Brüder im Deutschen Reich gar nicht stellen können. Und wie mannigfach sind die Verlockungen, es sich bequemer zu machen und sich einfach anzupassen! Deutsche, die sich im Ausland niederlassen und die harte Zucht und Erziehung zu solcher Be­währung nicht durchgemacht kaben, erliegen, wie tausend und abertausend Beispiele beweisen, nur zu leicht diesen Lockungen, gewöhnlich um ihren Kindern ein „besseres Fortkommen“ zu sichern. Erschütternd trat mir dies besonders in Amerika entgegen.—Es schmerzt und schadet, wenn der Deutsche im Ausland an der Erhaltung der aus­landsdeutschen Einrichtungen nicht mithilft. Warum sind unter den Ausländsdeutschen im allgemeinen die Lutheraner völkisch so zuverlässig ? Nicht nur einfach aus völkischem Pflichtgefühl, sondern weil ihre Volkskirchen diese Haltung beson­ders pflegen. Die lutherische Kirche aber tut es nicht nur darum, weil die wirksame Vermittlung ihrer Verkündigung solches fordert, sondern weil sie Volkstum als hohe Gabe Gottes achtet, seine Pflege als ihr mifzugewiesene Aufgabe ansieht und die Vernichtung des Volkstums als eine Art Mord in Gottes Schöpfung betrachtet. Darum vertritt sie pflichtgemäss die Erhaltung der Eigenart der völkischen Gruppen, die ihrer Pflege anvertraut sind, und wehrt die Versuche einer Auslöschung des Volkstums mögen sie gewaltsam oder mit dem Ziel allmählicher Anpassung an die Umgebung unternommen werden, pflichtgemäss ab. Es schmerzt und schadet, wenn der Deutsche im Ausland die Kirche verachtet. Die deutsche lutherische Kirche im Ausland stellt sich auch willig in den Dienst der Bemühungen, das Deutschtum über die konfessionel en Unter­schiede hinweg zu einigen. Sie erwartet von ihren Mitgliedern, dass sie innerhalb dieser grösseren Gemeinschaft als rechte Lutheraner ihre Pflicht vorbildlich erfüllen. Selbstverständlich muss sie dabei darauf bedacht sein, dass von ihren Gliedern nichts gefordert werde, was gegen die kirchliche Verkündigung und die kirchenverfassungsmässigen Ordnungen verstösst. Wir bitten um Verständnis hierfür. Mit warmem Herzen muss es die deutsche lutherische Kirche im Ausland begrüssen, dass in der grossen deutschen Erneuerungsbewegung, die auch allenthalben das Auslandsdeutschtum ergriffen hat, Kräfte der begeisterten Bejahung der Pflichten jedes einzelnen Volksgenossen gegenüber der Gemeinschaft aufgebrochen sind. Dass sich im Überschwang dieser Bewegung und in der aus­schliesslich völkischen Begründung solcher Pflichten auch Anlass zu grundsätzlichen Klärungen ergibt, darf die evangelischen Voikskirchen nicht verdries­­sen. Sie müssen das grosse Ja zur Gemeinschaft, die freudige Einsatzbereitschaft für das Ganze und die Stärkung des völkischen Lebenswillens als wertvolle Tatsachen dankbar hinnehmen. Sie müssen sich bemühen, die Begründung noch tiefer, nämlich im Willen ^Gottes, darzubieten. Dass es möglich ist, auf der Grundlage eines mustergültigen natio­nalsozialistischen Programms das besondere Auf­gabengebiet der evangelischen Volkskirche in voll befriedigender Weise zu sichern, beweist das im Januar 1936 abgeschlossene Abkommen der evan­gelischen Landeskirche A. B. in Rumänien mit der derzeitigen Leitung der Volksorganisafion der Deutschen in Rumänien, in welchem die Verwirkli­chung des Gedankengutes und der völkisch-sitt­lichen Kräfte der deutschen Erneuerungsbewegung unter voller Wahrung des Aufgabenkreises der Kirche festgelegt ist. Die deutsche lutherische Kirche des Auslandes grüsst die deutsche Erneu­erungsbewegung. Hineingestellt in eine Welf tiefster Gegensätze zwischen organisierter Gottlosigkeit und christ­lichen Glauben, weiss die evangelische Kirche des Auslandsdeutschtums die entscheidende Bedeutung der Tatsache zu würdigen, dass im deutschen Volke eine gewaltige Macht gegen den Bolsche­wismus erstanden ist. Ohne die Aufrichtung dieses Bollwerkes im Herzen Europas wären wohl die Wogen des Bolschewismus weithin über die Län­der gegangen und hätten für unsere Kirchen eine Lage heraufgeführt, wie sie heute die christlichen Märtyrerkirchen in Russland und Spanien erleiden. Die deutsche lutherische Kirche im Ausland dankt dem Schöpfer dieses Bollwerks. Dieses Bewusstsein verpflichtet nicht nur zu Dank, sondern zur tätigen Mithilfe der Kirchen bei der Abwehr dieser Gefahr mit den Mitteln, die der Kirche anvertraut sind. Diese Mittel sinjl verstärkte Volksmission und Hinweisung unserer Gläubigen in die tätige Mitarbeit an der Abwehr jener dunkeln Mächte, vor deren Auswirkung die Welt heute in tiefstem Grauen steht. Der planmässige Einsatz der zusammengefassten Kraft fehlt leider noch. Dieses Dienstes der Kirche bedürfen schiesslich alle Völ­ker dieser Erde. Aus irdischen Zielsetzungen allein kann kein Volk auf die Dauer leben. Vollendete Gott­losigkeit, in der der Mensch die Verantwortung vor Gott nicht mehr nur in Gedanken ablehnt, sondern wirklich gottlos zu leben beginnt, lässt ihn, der sich zum Mass aller Dinge macht, schliesslich zu dem jenseits von Gut und Böse stehenden gefähr­lichen Raubtier werden, das alles seinem person-

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