Der Nachbar, 1905 (Jahrgang 57, nr. 4-31)

1905-01-22 / nr. 4

20 Opa N nter den Propheten des Alten Testaments ist a­n einer, der,­­pi­wohl das Buch, das von ihm her= STE, rührt, nur geringen Umfanges ist, doch be­sonders erschütternder und tröstlicher Offenbarungen gez­wü­rdigt worden ist, nämlich der Prophet Habafus. Dieser Prophet lebte in schlimmer Zeit; Mühsal und Drangsal, Naub und Frevel sah er ringsumber, Gewalt, die vor Necht ging. Auf seinen Mageruf zu Gott wurde ihn zu­­nächst anstatt des Trostes die Ankündigung eines schiveren Strafgerichts. Von neuem wandte er sich zu Gott mit heißem Verlangen nach klarerer Erkenntnis des göttlichen Natschluffes; da ward ihm von Gott die Antwort zu teil: Der Gerechte wird seines Glaubens leben. — Manches Jahrhundert später lebte der Apostel Baulus,­­wiederum inmitten diöser Zeit; dem jüdischen Volk waren nur noch wenige Jahre des Bestandes vergönnt, denn weil es seinen Messias verstoßen hatte, sollte es jegt selbst ver­­stogen und unter alle Wölfer zerstreut werden; das große römische Reich aber verbarg sein inneres Verderben, die Fanfnis seiner Sitten, den Untergang von Glauben­­und Treue unter dem Dechmantel äußerer Machtherrlichkeit; so mußte der Apostel, indem er an die Römer schrieb, aus­­enfen: Gottes Zorn vom Himmel wird geoffenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen ; aber Baulus wirft wieder in das Banner auf, um das alte freh sammeln sollen, die dem gerechten Zorn Gottes ent­­rinnen wollen, es ist die alte Fahne, die sichon jener Brot­phet hochgehalten hatte, mit der Aufchrift: Der Ge­rechte wird seines Glaubens leben. — Wiederum vergingen anderthalb Jahrtausende; die katholische Kirche war weit abgeirrt von der lauteren Einfachheit des Evan­­geliums von der Gnade Gottes in Jefer Christe. Da suchte der Mönch Martin Luther den Trost, den ihm die kathoz­­ifche Kirche mit ihren Heiligen im Himmel und ihren Priestern auf Erden nicht geben konnte, im Worte Gottes; durch Erleuchtung des heiligen Geistes, wie er selber sagt, erwog er fleißig jenes Wort des Propheten und des Apostels, bis ihm die ganze Heilige Schrift und der Himmel selbst geöffnet wurde; da fühlte er alsbald, daß er ganz neugeboren sei und eine weit aufgetane Tür zum Bara­diese gefunden habe, die ganze Bibel sah ihn nunmehr anders an als zuvor, und dies achtete er hinfort als sein allerliebstes und teuerstes Wort: Der Geredgte wird seines Glaubens leben. — Die Wahrheit von der Ge­­rechtigkeit durch den Glauben wurde der Augapfel der evangelischen Christenheit. Aber in den bald vier Jahr­­hunderten, die seit Luthers Auftreten vergangen sind, ist ein großer Teil der evangelischen Christenheit wieder irre gegangen. Viele meinen, es sei doch das Wollen und Boll­­bringen guter Werte, das den Menschen vor Gott wohl­ gefällig mache, ja viele sind ganz der Pflicht abtrü­mmig ge­­worden, Gottes Wohlgefallen zu suchen, sind sogar taub und blind geworden gegen die Sprache und Schrift des Himmels und der Erden von dem allmächtigen, allweisen und allgütigen Gott, sind den Heiden gleich geworden. Wir aber, die Gott davor bewahrt hat, von der falsch­­berühmten Weisheit unserer Tage uns verlaben zu lassen, wir wissen noch Heute Feine bessere Losung im Kampf gegen Ant 3. Bununiaa nach Epiphanias. Nömer 1,17. Der Gerechte wird seines Glaubens leben.

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