Der Nachbar, 1909 (Jahrgang 61, nr. 1-52)

1909-01-03 / nr. 1

61 Zum Neujahrstage 1909. Lukas 4, 18. 19. Der Geist des Herrn ist bei mir, darum, daß er mich gesalbt hat, verfündigen das Evangelium den Armen, Gefangenen, daß sie 1083 sein sollen, und daß sie frei und ledig sein sollen, und zu verfündigen das angenehme Fahr des Herrn. tt zum Gruß, und den Herrn Jesum Christum ( W) zum Trost! so ruft der Nachbar seinen Lesern IN 5604 zu.. Das sagt mehr als die üblichen Neujahrs­­mwünsche. Das bezeichnet den festen Grund, auf dem mir getrost stehen bleiben, auch indem mir in das neue Jahr eintreten; einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Christus. Das meist uns hin­­auf zu dem, in dem wir alle, die wir aus diesem Grunde stehen, ob bekannt oder unbekannt, zu brüderlicher Liebe verbunden sind, so daß wir in Gemeinschaft des Geistes uns grüßen; der Vater, des Kinder wir in Jesu Christo sind, ist der Herr unser Gott. Darum noch einmal: Gott zum Gruß, und den Herrn Jesum Christum zum Trost ! Ja, zum Trost! Die Frage, die sich beim Beginn eines neuen Jahres jedem aufdrängt: Was muls aus dem Kind­­lein werden? erfüllt manchen mit Sorge und Leid. Aber unser lieber Heiland verkündigt uns das angenehme Jahr des Herrn. Und mir laufchen feiner Verkündigung und werden dessen inne, daß das Jahr 1909 ein Jahr des Herrn sein wird und darum ein angenehmes Jahr. Der Prophet, dessen Weissagung der Herr ich hier zu eigen macht, redet von­ dem Halljahr, das im alttesta­­mentlichen Geieg vorgeschrieben war, nämlich von dem Freijahr, das alle fünfzig Jahr am großen Ber­ührungs­­tage ausgerufen werden sollte (3. Mose 25, 8ff.), dem Jahr, in dem den Armen die frohe Botschaft gebracht werden sollte, daß ein jeglicher wieder zu seiner Habe kommen er hat mich gesandt, zu zu heilen die en Herzen, zu predigen den en Blinden das Gesicht, und den Zerschlagenen, dürfe, und den Gebundenen, den leibeigenen Knechten, daß sie los und ledig und frei sein sollten; das mar ein Jahr des Herrn, ein Jahr, in dem der Herr aus Gnaden das Leben seines Volkes erneuern wollte. Wie sehnsüchtig werden die Armen, die Knechte nach diesem Jahr ausge­­schaut haben! Aber keine noch so gnadenvolle Einrichtung, die das äußere Leben angeht, kann alle Schäden auch nur des äußeren Lebens heilen: die Blinden wurden doch in diesem Jahr nicht sehend, überhaupt die Kranken nicht gesund, und vor allem das innere Leben wurde nicht wieder­­geboren. Daher wies das Halljahr oder Freijahr über sich hinaus und war bereits eine Weissagung auf die Heilszeit, die dann anbrechen sollte, wenn die Zeit erfüllt wäre und Gott den ersehnten Refsias senden würde. Die Zeit ist erfüllt, Gott hat seinen Sohn gesandt, der Herr spricht es hier feierlich aus: Heute it diese Schrift erfüllt vor euren Ohren. Das ist ein immer unwährendes Heute, denn Christus ist derselbe gestern und heute und in Einigkeit. Mit Recht nennen wir darum das neubeginnende Jahr ein Jahr des Herrn, denn der Herr will sich den Seinen offenbaren als den Heiland, der den Armen das Evangelium verkündigt, die zerstoßenen Herzen heilt, überhaupt eine Wiedergeburt des inneren Lebens schafft und dadurch auch eine Erneuerung "des äußeren Lebens herbeiführt, Freue dich, o Christenherz! Nicht im Dunkel liegt das neue Jahr vor dir, sondern in­ Licht der Gnade und Wahrheit des eingeborenen Sohnes vom Vater. Du darfst mit der Erwartung eintreten, das

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