Die neue Zeitung, Januar-März 1934 (Jahrgang 5, nr. 711-783)
1934-01-03 / nr. 711
. 2 Bildes willen lächerlich gemacht wird, ein solcher Angriff fi in Wirklichkeit auf den bezieht, der dieses Bild zuerst gebraucht hat. Und gerade Über dieses Bild vom „ich gewordenen Schiff“ mach sich „nun luftig. Es it du ganz klar, hab die breite Oeffentlichkeit jenen Auflaß des „em“ nur auf meine Ausführungen auf dem Sacsentag beziehen konnte und daß daran auch die erwähnte „Mitteilung“ der G Schriftleitung des D. B. infolge 50/1933 nichts ändert. Mir geht es hier nicht um Auseinanderfegungen mit „rw“, sehr wohl aber um die Sache selbst. Der Volksrat in seiner neuen Zusammenlegung hat auf meine Anfrage erklärt, d ob er sich die von mir auf dem Sacsentag über MWunsch der alten Volksratrettung vertretene Angelegenheit gleichfalls zu eigen mache. Die Sammlungen für das angestrebte Volksnotopfer durch die Ortsausschüsse sind in vollem Gange. Eine Reihe dieser haben auch s hon beträchteliche Mittel aufgebracht. Der erste Schritt zum Bodenankauf flieht unmittelbar bevor. Ich habe diesbezüglich, gehen meinem Programm, das ich bei Uebernahme meines Amtes bekanntgegeben habe, im Sinne einer Sammlung aller unserer nationalen Kräfte auch mit dem Landesführer der NEDN wegen etwa möglicher gemeinsamer Aufbringung von Mitteln Kühlung genommen. Solange nun zum Inhalt der Ausführungen des „rm“ nur amtlich in eindeutiger Weise öffentlich Stellung genommen wird, werden einerseits die Areife, die hinter dem 9. B. Stehen, in eine gewisse Berwirrung gebracht und nicht wissen, wie sie ich zu jenem Aufruf stellen und bei den Sammlungen verhalten sollen, andererseits wird, auch ungewollt, Anlaß gegeben sein, daß in den anderen Areifen die Haltung der NEDR in dieser wichtigen Velkssangelegenheit mißverstanden werden könnte. Darum bitte ich, ich nicht mit der „Mitteilung“ zu begnügen, daß niet der Bischof, sondern ein Bezirksdechant angegriffen worden sei, sondern zur Sache selbst klar Stellung zu nehmen. Hermannstadt, am 18. Dezember 1933, D. Riktor Glondys, Stihof. Die neue Zeitung Mittwoch, 3. Januar 1934 — Nr. 711 Nach der Bluffat von Ginaia Der Ministerrat vom Sonnabend, der erst in den späten Nachmittagstunden zu Ende war, arbeitete den Wert des königlichen Erlasses aus, durch den über zwölf rumänische Komitate der Belagerungszustand verhängt wird. Der Erlak wurde vom König sofort unterzeichnet und verbiindet. Die Bestimmungen beziehen sich auf jene Komitate, in denen Hochschulen ihren Siß haben und auf solche, in denen die Eiserne Garde über einen starren Anhang verfügt. Die Leiche des Ministerpräsidenten Duca traf Sonnabend nachmittags, von einer ungeheuren Bollsmenge und allen Ministern erwartet, im Gonderzug aus Sinaia kommend, in Bukarest ein. Der Sarg wurde auf einer Kafette dur die Stadt in das Atheräum übergeführt und dort aufgebahrt. Anschließend begaben sich die Mitglieder der Regierung in die Wohnung der Frau Duca, um ihr Beileid auszusprechen. Das Testament Ducas wurde ebenfalls im Dtinisterrat verlesen. Er hat als Alleinerbin seine Witwe eingesett und den Wunsch ausgesprochen, in einer reinen Kapelle des Klosters Horeza beigefegt zu werden, was auf Staatstoten geschehen wird. Die Regierung hat weiterhin an das Land ein Manifest erlassen, in dem der Mord an dem Ministerpräsidenten auf das schärfste verurteilt wird, weil mit ihm der Repräsentant der Arbeit und des Verantwortungsbewußtseins in das Grab gefunden sei. Das ganze Land sei einhellig in der Verurteilung dieses Mordes und die Regierung entschlossen und in der Lage, mit allen Mitteln die Ordnung aufrechtzuerhalten, um den in Angriff genommenen Aufbau der Wirtschaft in Ruhe vollenden zu können. Eine ähnliche Erkärung gab der neue Ministerpräsident Anghelesen ab. Catanica, der dritte Attentäter, der, wie bereits ges meldet, gleichfalls verhaftet it, gab an, unmittelbar nach den Revolverschäften die Handgranate geworfen zu haben, um eine Verfolgung zu verhindern. Auf alle Fälle war das Attentat so organisiert, daß der Ministerpräsident seinem Shhidfal nicht entgehen konnte. Alle drei Berhaf- E. leugnen weiterhin strict, auf Befehl gehandelt zu üben. Die Zahl der in Bukarest verhafteten Eisernen Gardisten hat indessen 500 überschritten. Auch in der Provinz dauern die Berhaftungen an. Aus allen bisher vorliegenden Meldungen aus der Provinz geht weiterhin einwandfrei hervor, daß die öffentliche Meinung des ganzen Landes restlos gegen den Mord eingestellt ist und ihn scharf verurteilt. Der neue Ministerpräsident Dr. Anghelescu hat den Eid geleistet. Wie man aus eingeweihten Kreisen erfährt, wird Anghelescu an die Spike der Liberalen Partei treten. Der neue Ministerpräsident Dr. Constantin Anghelescu wurde im Jahre 1879 geboren. Er ist ein hervorragendes Mitglied der Liberalen Partei. Er fudierte in Paris Medizin und erwarb das Dokorat. Seit 1906 ist er Universitätsprofessor und Direktor der chirurgischen Klinik der Bukarester medizinischen Fakultät. Von 1913 bis 1916 war er Minister für öffentliche Arbeiten. Von 1917 bis 1918 vertrat er Rumänien in den Vereinigten Staaten als Gesandter. Von 1922 bis 1926, dann von 1927 bis 1928 war er Unterrichtsminister. In dem Manifest an das romänische Volk führt die neue Regierung aus, daß die Nachricht vom Mord von allen Romänen mit Schmerz und Empörung vernommen wurde und daß sich gegen das Attentat auch das Bewillen der ganzen Welt verwahrt. Duca wurde wie ein Held während der Pflichterfüllung vom Tode ereilt. Sein Gedächtnis wird immerfort lebendig sein, gleichem höchsten Grade der patriotischen Selbstaufopferung. Das romanische Volk klagnt auch diejenigen schwer an, die mit den Mitteln der Einschüchterung und der Sünde darnach trachten, die Führer des Randes zu beseitigen, die Brensen des Randes zu zerstören und das Rand selbst zu vernichten. Die Reaierung fordert jeden wahrhaftiaen Romänen auf, ihr beizustehen, die Ordnung aufrechtzuerhalten, die Rube zu filtern und das Werk des natiornalen Wiederaufbaus durchzuführen. Volifide Amidau Das Reihenbegängnis des ermordeten Ministerpräsidenten Heute, Dienstag, um 2 Uhr nachmittag wird der Zeichnam des unter so furcibaren Umständen aus dem Beben geschiedenen Ministerpräsidenten 3. 8. Duca In feierlicher Weise zu Grabe getragen. Um 2 Uhr nachmiiica wird der Tote in der Ski. Georgskirche in Bukarest in Anwesenheit des Königs, der Familie, der gesamten Regierung, des diplomatischen Korps usw. eingesegnet und hierauf unter dem Te sämtlicher Kirchen auf den Friedhof Bolu führt. Der Reihenzug wird sich folgendermaßen formieren: Die Spike bildet ein starkes Gendarmeriedetachement, dann kommen die Abordnungen der nationalliberalen Partei, des Komitats und die Bertreiungen der verschiedenen Behörden, denen fi die Geistlichkeit ausschließt. Dann folgen die Blumenwagen und hierauf der von 6 schwarzen Pferden gezogene Reihenwagen, dem der Ministerpräsident, die Minister, die hohe Generalität und fünffige höchste Funktionäre des Landes das Ehrens geleite geben werden. Die Familienmitglieder werden Trauerwagen be nüßen. Der Zug wird seinen Weg durche Str. Ripscani, Calea Bietoriel, Sir. Carol, Calea Rahovei und Pareul Garo nehmen. Militär wird von der Kirche bis zum Friedhof Spalier bilden. Anläbli) dhes Begräbnisses bleiben heute: Dienstag. Ein Dienstmädchen nahm Hanna Mantel und Hut ab und führte sie sofort in ein behagliches Zimmer, wo Hans-Joachim Westhoff ihrer wartete. Groß und elassisch wuchs seine Gestalt vor ihr auf. Ja, das war der Mann auf dem Bild! Aber vergebens fuhrte Hanna nach einer Kriegsverlegung. Arme, Beine, alles normal... Große Erregung schien fi feiner bemächtigt zu hasben. Hanna spürte dur die Dämmerung des Zimmers, wie er sie mit großen Augen ansah. Sie wünschte sich weit fort und ging doc zögernd näher, während ihr Herz wild kippfte. „Ich danke dir, hach du gekommen bill, Hanna“, sagte er bewegt. „Ich war ungeduldig wie ein Rnd. Mutter hat mir so viel von dir erzählt, daß du ein bildhübssches, kleines Mädel bist, Hanna, genau so, wie ic) dich mir vorgestellt habe . . ." Blüffe überzog ihr Gesicht. Was fiel ihm ein? Wollet er sie verspotten? Sie wäre am Iiebsten davongelaufen und blieb doch wie gebannt stehen. Da sprach der Mann weiter: „Ich habe dir ein Geständnis zu machen, kleine Hanna. Schriftlich war es mir nit möglich. Aber einmal im eben wollte ich das Mädel bei mir haben, das zu schade Ilt, dauernd an mich gefesselt zu sein . . ." seine Stimme wurde leiser, „nur mit dem Kerzen sehe ich dich, denn ich bin blind.“ Hanna unterdrückte einen Aufschrei. Eine schwere Raufe entstand, in der heißes Erbarmen und starke Liebe dem Manne zuströmten. Die Hand der Mutter legte sich auf ihren Arm, und es war, als sei es die Hand Gotetes. Hanna halte das Gefühl als wilhhe in dieser Minute ein Zauberer ihre Häßlichkeit hinweg für den, der in fedem Schatten vor ihr fand. Sie legte ihre Hände auf seine breiten Schultern und sagte zärtlich: „ Bak mich di führen, Hans-Boachim !“ im ganzen Lande die Aemter geschloffen. Ebenso sind alle öffentlichen Veranstaltungen, Musik, Aufführungen usw. am heutigen Abend untersagt. Die französische Brefse zu dem Tode 3. ©. Ducas Die Nachricht von der Ermordung des Ministerpräsidenten Duca hat in politischen Breifen der französischen Hauptstadt größte Bestürzung hervorgerufen. Die Morgenblätter widmeten dem verstorbenen Ministerpräsidenten Nachrufe, die das große Verdienst Ducas um sein Land und um die Freundschaft Rumäniens mit Frankreich würdigen. 7er Der Einbruck der Nachricht im Ausland Das Ausland erhielt schon gegen 11 Uhr Nachricht von der Ermordung des Ministerpräsidenten, die etwas vorher schon von dem Bukarester Rundfunksender verbreitet wurde. Ale Morgenblätter widmeten ausführliche Artikel der Persönlichkeit des Meinifferpräsidenten Duca, dessen große Bedeutung und führende Rolle für die Bostik Rumäniens hervorgehoben wurde. Vorläufig keine Aenderung des Kontingentierungssystems .Sierungskreisen wurde aus Handelskreisen, sowie aus eingeweihten Ag mitgeteilt, dab die Regierung ih nunmehr grifflich mit dem Gedanken frage, das gegenwärtige Kontingentierungsregime grundlegend abzuändern. Es wurde ins Auge gefaßt, sämtliche Artikel zu Kontingentieren. Zwecks rascher Erledigung der Gesuche und Durchführung der Kontingentierung sollen Sonderkommissionen ernannt werden, die nach Warengattungen eingeteilt, unabhängig voneinander amtieren sollen, et der Felließung der Konfingente und der Stellung an die Geruchssteller sollen in erster Reihe die inländischen Industrien wegen Nohmaterialien, die sie für ihre Betriebe benötigen, berücksichtigt werden, um so das antarktische Wirtschaftssystem, das die Liberalen 9 Jahre lang nach dem Sirtege verfolgten, im Jahre 1928 aber unterbrochen wurde, wieder aufzunehmen. Man beabsichtigte ,chen vom 1. Januar 1934 an das neue Kontingentierungssystem anzuwenden. Da sich aber eine Reihe technischer Schwierigkeiten ergab und man außerdem in Regierungskreisen die Frage gründlich rudieren will, um möglichst allen Wirtschaftskreisen gerecht zu werden, wurde die Anwendung des alten Systems bis zum 31. März 1934 versängert. Mit dem 1. April werden die Kontingentierungsbestimmungen grundlegende Aenderungen erfahren. Bewaffneter Auffstand in Brasilien Belagerungszustand Die Regierung hat den Belagerungszustand über das ganze Land verhängt. Dieses infolge der Unruhen der legten Tage, die verschiedenenorts zum offenen Aufstand führten. In Santa Fe belegten die von der radikalen Bartei angeführten Aufständischen die Polizeipräfektur und das Boftgebäude. Es kam zum offenen Kampf mit den Truppen der Regierung. 89 Tote, zahlreiche Schwerverlegte. Belagerungszustand in Argentinien Die Regierung der Provinz Santa Fe hat die Berschaffung des früheren Präsidenten Alvear angeordnet. Eine Mitteilung des Marineministeriums besagt, dab die Aufständissen ein Stiff in der Nähe von Parolibres beseßen wollten, daß sie aber zurückgeschlagen wurden. Mehrere Personen wurden verwundet. Ueber ganz Argentinien in der Belagerungszustand verhängt worden. Ein neues Handels- und Clearingablommen mit Italien Das Industrie- und Handelsministerium erhielt vom romänischen Gesandten in Rom 3. Lugosanu die Mitteilung, daß es mit Italien zu einem neuen Handels- und Clearingablommen .aerom ..lit.M.nm.Abkomen», »enthält wesentlie Abwekungen vom bisherigen,sowohl hinsichtlich des Warenaustausches zwischen beiden Staaten, als auch bezüglich der Zollgebühren für romäniische Erzeugnisse, die nach Italien ausgeführt werden. Das neue Abkommen wurde, mit dem Kündigungsrecht beider Parteien zwei Monate vor Ablauf, für die Dauer eines Jahres geschlossen. Die Unterzeichnung des Vertrages wird in diesen Lagen in Rom erfolgen. Baul-Boncour über die Differenzen mit Deutschland Der französische Botschafter in Berlin, Francoiss Boncet, wurde vom Außenminister Baul-Boncour empfangen. Im Laufe des Abends wird Francois-Poncet wieder nach Berlin zurückkehren, um in den ersten Januartagen dem Reichskanzler eine offizielle Mitteilung zu machen, deren wesentlicher Inhalt im Aide-Memoire enthalten ist, das Francois-Poncet im Anschluß an seine Mitteilungen dem Reichskanzler Überreichen wird. Zu dieser Angelegenheit machte Außenminister Raul Boncour der Pariser Presse folgende Mitteilungen: — 5% verstehe durchaus nicht, daß man die Frage stellt, wird es direkte Besprechungen geben? Was tun wir denn sett mehreren Wochen anderes als dies? Oder meint man etwa unter direkten Besprechungen fenfattos neue Zusammenkünfte? Der normale Weg der Staatskanzleien, der die normalen Zusammenkünfte des Delkerbundes vorbereitet, behält unseren Vorzug. Wir hoffen aufrichtig, daß die Mitteilungen, die Francois-Poncel gemäß den Entscheidungen des Ministerrates machen wird, dazu beitragen werdenden Weg zu erreichen, eine allgesmeine und wirkliche Rüftungsherablegung offen zu halten. Es hängt von der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich ab, den Genfer Arbeiten, einen neuen Auftrieb zu geben. Sie kennen die Fertigkeit unserer Haltung bezüglich des Völkerbundes. Daher waren wir besonders glücklich über die noble Rede des Präsidenten Roosevelt, ebenso wie über die Erklärungen Molotows und Litwinews. Wir waren einer Meinung mit Dr. Benes, Sir John Simon und Rymans, als sie kürzlich in Paris Besuche machten, in der Annahme, daß der Völkerbund siegreich aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten hervorgehen würde. Die Ereignisse sind im Begriff, uns recht zu geben. Ebenso hat die Politik der Verträge und Verständigungen gegen Angriffe, die von Frankreich durchgeführt und unterffüßt wird und die in steigendem Maße ein Sicherheitsneg um die bedrohten Zeile Europas zieht, voll, und ganz ihre Wirkung zwischen Rußland und seinen Nachbarn bezeugt und wird auf dem Balkan neue Fortschritte machen. Mir sind auf dem guten Weg. Bleiben wir dabei. Das if nit der Wunsch, den ich formuliere, das ist der Wille, den Ich versichere. » _ "