Die Woche, 1974. Juli-Dezember (7. évfolyam, 341-367. szám)
1974-07-05 / 341. szám
Die Woche Nr. 341 / 5. Juli 1974 Ein Jahrhundert „Wollenweberey" Der Textilbetrieb von Cisnädie als gefeierter Jubilar — Chronik und Gegenwart Ein bedeutendes Ereignis: „Textila“ (CITEX) feiert ein Jahrhundert ihres Bestehens. Zu diesem Anlass hat das Arbeitskollektiv des Betriebs alles darangesetzt, um die Eigenverpflichtungen einzttlösen und zu überbieten. Die schönsten Erfolge verzeichnete die Teppichabteilung. Auf rund 19 000 Quadratmeter Teppiche beläuft sich die Zusatzproduktion, die seit Beginn dieses Jahres für den Export und an den Handel geliefert wurde. Bis Jahresende will die Belegschaft weitere 40 000 Quadratmeter verschiedener Teppicharten über den Plan herstellen. Auch die anderen Abteilungen des Betriebs haben gute Leistungen. Am Tag unseres Besuches herrschte in der Teppichabteilung ein reges Hin und Her. Eine grössere Warenlieferung nach Kuweit wurde vorbereitet. Und dass das Schiff an einem fixen Termin aus dem Hafen Constanţa in See sticht, weiss hier jeder. Der Transport darf also keine Stunde verspäten. Schichtmeister Hans Hermann achtet strengstens darauf, dass es zu keinerlei Stockungen kommt. Der heute 38jährige ist bereits seit 1950 in diesem Betrieb tätig. Er begann als Weber — als Absolvent der Berufsschule — dann besuchte er die Meisterschule, wurde Hilfsmeister und später Meister. Ähnlich verlief die Berufsausbildung des Hilfsmeisters Michael Ilerberth, den wir in der neuen Teppichabteilung bei der Montage eines modernen Gripper-Axminster-Webstuhls antrafen. Als 15jähriger Junge fing er am Webstuhl an und qualifizierte sich als Weber. Aufgrund seiner Leistungen schickte ihn der Betrieb auf die Meistcrscbule nach Bukarest. Das sind nur zwei der 138 hier tätigen Meister. Im Juni 1948 bei der Nationalisierung der Industriebetriebe waren es nicht mehr als 40. Auf die Arbeiter ist nicht weniger Verlass. Da wären das „Gespann“ Johanna Schop—Maria Bälau, das einen Axminster-Webstuhl bedient, Maria Andrei und Maria Munteanu beim Repassieren der Stoffe oder die Spinnerinnen Maria Menning und Maria Roth. „Mit Menschen, wie diese es sind, kann man Berge versetzen“, meint Eleonora Nilca, Direktor des Textilbetriebs. Auch diese Frau hat das Handwerk des Textiltachmanns von der Pike auf gelernt. Vor 38 Jahren wurde sie in der Tuchfabrik „Union“ Weberin und brachte es im Laufe der Jahre zum Textilingenieur und Betriebsdirektor. Die Textilarbeiter von Cisnädie führen die Traditionen ehrenvoll weiter: Wenn im 16. Jahrhundert — der Blütezeit des persischen Teppichs — die Kaufleute aus Smyrna, Schiras und Buchara Teppiche in unser Land brachten, wird heute der Perser-Teppich von Cisnädie in den Orient ausgeführt. Kuweit ist nicht das einzige Land, wo dieser Absatz findet. In 38 Länder, darunter Japan und England, wird er heute exportiert. Blickt man auf die hundert Jahre zurück, zieht man unwillkürlich Vergleiche. Dazu Eleonora Nilca: „Kleinbetrieb. Stickig. Staubig. Wir webten früher 50—60 Zentimeter breites Bauerntuch, das in der Umgebung gefragt war, und groben Loden sowie Kuhhaartuch, ein besonders warmes Material, das bis nach Sibirien exportiert wurde.“ Die Anfänge der Textilindustrie reichen im Weberstädtchen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Aus dem 15. Jahrhundert stammen die ersten schriftlichen Belege darüber. Vor rund 100 Jahren wurden dann die Zünfte aufgelöst; an ihre Stelle trat die „Gesellschaft der Tuchweber“, der sich über 400 Handwerker anschlossen. Das war der erste Schritt zum Kapitalismus, der Beginn schlecht bezahlter Arbeit und einer raschen Entwicklung des Kapitals. Im Jahr 1880 setzte die 1874 gegründete Union-Fabrik die ersten Krempelsätze in Betrieb; 1894 wurde die -Eisenbahnlinie Cisnädie—Sibiu ihrer Bestimmung übergeben. 1897 nahmen vier mechanisierte Spinnereien die Produktion auf. 1944 gab es noch 102 Kleinbetriebe, Webereien und Spinnereien, die sich an allen Ecken und Enden des Ortes eingenistet hatten. Jedes 40. Haus war eine „Fabrik“, jeder 400. Etnwohner ein „Fabriksbesitzer“. Einen bedeutenden Aufstieg erfuhr die Textilindustrie nach der Nationalisierung. Aus den vielen Kleinbetrieben wurden drei grosse Einheiten: die Tuchund Teppich fabrik „Victoria“, die Fabrik für Möbelstoffe „Transilvania“ und die Deckenweberei „Dacia“. 1958 wurden diese zu den Textilwerken von Cisnädie zusammengeschlosscn. 1973 wurde das Werk wieder in einige profilierte Einheiten geteilt. Allein in der Zeitspanne 1966—1973 sind 264 Millionen Lei für den Ausbau und die Modernisierung des Textilbetriebes aufgewendet worden. Nach und nach kamen eine neue Färberei, eine moderne Streichgarnspinncrei, eine Entwurfsabteilung und eine neue Thermozentrale hinzu. Die Plüschteppich- und Wollstoffabtcilung wurden ausgebaut. Die Stadt an den Ausläufern des Zibinsgebirges beherbergt heute einen der modernsten Textilbetriebe des Landes, in dem die Jahresproduktion von 1938 in nur zehn Tagen erstellt wird. Die Teppiche und Stoffe werden in 36 Länder ausgeführt. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der „Wollenweberey“, von der in einer alten Chronik die Rede ist, wird in der Kirchenburg der Stadt das erste Textilmuseum unseres Landes eröffnet. Hier kann anhand der Exponate die gesamte Entwicklung der einheimischen Textilindustrie verfolgt werden. Am Tage der Festlichkeiten wird nicht r.ur von der alten Chronik die Rede sein, diese wird mit Berichten aus unserer sozialistischen Gegenwart ergänzt, mit unzähligen Beispielen von Einsatzbereitschaft des Arbeitskollektivs, von dem Bemühen um die vorfristige Erfüllung des Fünfjahrplans. Gerhild ANTONI „Der Bauer ist ein starker Held...“ Eine tüchtige Arbeitsgemeinschaft / Setzlinge und Rosen in Kleinscheuern Eine Reihe von Spalierbäumen säumt die Einfahrt zur Baumschule des SLB Kleinscheuern. 540 Hektar Ackerland, auf dem hauptsächlich Halm- und Hackfrüchte angebaut wurden, 38 Hektar Weingarten und 30 Hektar Wiesen umfasste die Farm bei ihrer Gründung vor 24 Jahren. Ein schwerer Anfang, berichtet Martin Roth (64), eines der ersten Belegschaftsmitglieder; von Mechanisierung keine Spur. 18 Büffel, sechs Ochsen und sechs Zugpferde zählte die Farm damals. Im Laufe der Zeit änderte sich ihr Profil wesentlich. Heute liegt das Hauptaugenmerk auf der Baum- und Rosenkultur, in welchen Bereichen sie es zu beachtlichen Leistungen brachte, die ihren guten Ruf sicherten. Dazu beigetragen haben auch die modernen landwirtschaftlichen Maschinen. Agronom-Ing. Victor Pricop, seit über 12 Jahren Leiter der Baumschule, gab uns bereitwillig Auskunft über die wichtigsten Pflanzenarten, die hier gezüchtet und gepflegt werden. Jährlich werden über 100 000 Baumsetzlinge geliefert, darunter Apfelbäumchen (mit den Sorten „Golden delicios“, „Wellspur delicios“ u. a.), Birnbäumchen („Conférence“, „Williams“), Pfiaumensetzlinge („Bistriţa“, „Reineclaude Dalton“), Pfirsiche („Cardinal“, „I. H. Ale“ u. a.), Weichsein- und Kirschensetzlinge. Ausserdem werden da 86 Rosenarten gezogen, die Farbskala reicht von verschiedenen Nuancen von Weiss über Orange bis zum schönsten Dunkelrot, daneben tritt eine Farmenvielfalt sondergleichen. Einer der hiesigen Bestarbeiter, Brigadeleiter Johann Melzer (seit 1954 hier tätig), verrät uns einiges über den Pflegeprozess der Rosen: sie werden im Frühjahr gesetzt, die einjährigen vereinzelt, gedüngt und veredelt (diese Arbeit übernimmt eine Gruppe von acht spezialisierten Arbeiterinnen), nach zwei Jahren ausgehoben und verkauft. Jähr-lieh gehen rund 120 000 Rosenstöcke nach Bukarest, Cluj, Sibiu, Constanţa, Iaşi, Drobeta-Turnu Severin usw. Zusammen mit Ziersträuchern wie Spireea, Tamarix, Cidonia, Hispida, Cinensis, Piramidalis, die allesamt die Parkanlagen dieser ..Städte schmücken. Nach dem Prinzip der Fruchtfolge sind noch etwa 70 Hektar mit Weizen, über 14 Hektar mit Erdbeeren, kleinere Schläge mit Kartoffeln, Salat, Johannisbeeren bebaut, jedes Fleckchen Boden wird rationell genutzt, nicht zu vergessen die ausgedehnten Wiesen des Betriebs. Besondere Hervorhebung verdient das Arbeitskollektiv von 14 Flauen, darunter die „Veredlerinnen“ Sophia und Susanna Salmen, Susanna und Maria Hell, Regina Lutsch. Elisabeth Barteseh, Katharina Maria Roth, die sieh liebeund aufopferungsvoll dieser Tätigkeit widmen, wobei eine Beschäftigte pro Jahr bis zu 50 000 Setzlinge und Rosen veredelt. Nach dem überlieferten Sprichwort „Der Bauer ist ein starker Held, denn er erhält die ganze Welt“ handeln auch Martin Roth, Traktorist (der Sohn unseres schon erwähnten Gesprächspartners), sowie die Brigadeleiter Martin Lorenz, Nicolae Constantinescu und die beiden Kutscher Johann und Georg Hell. Sie alle scheuen auch Witterungsunbilden nicht, wenn es um die Wirtschaftlichkeit ihrer Arbeit geht. Jeder einzelne nimmt unter Anleitung ihres resoluten Vorstands Victor Pricop die ihm zukommende Verantwortung auf sich und spart nicht mit seinen Kräften, um jetzt und im Hinblick auf die Zukunft eine gutgebnnde und steigende Produktion zu gewährleisten. Alles in allem: eine völlig ausgelastete Wirtschaft, die vollauf den Namen eines landwirtschaftlichen IntensivbetrieBs verdient und rechtfertigt. Helimut SEILER Regina Latsch und Elisabeth llartesch beim Ernten der Erdbeeren. Brigadeleiter Johann Melzer hilft mit. Die Ernte soll schnell und ohne Verlust eingebracht werden Foto: Horst BUCHFELNER Sparsame Schnittführung Sibiu. — Die Werktät'gen der Fabrik für Fertigkleidung „Steaua roşie“ Sibiu sind bemüht, je Kleidungsstück einen Zentimeter Stoff einzusparen. Das ist eine Sparinitiative, die pro Monat 33 000 Lei Wirtschaftsnutzen erbringt. In der Zuschneiderei werden zurzeit in jeder Schicht 18 Meter Stoff auf das Sparkonto der Belegschaft gebucht. Durch weitere Qualifizierung der Arbeitskräfte und bessere Organisation der Fertigung ist man hier befleissigt, den Materialverbrauch weiter zu senken. Der Entwurfsdienst leistet seinen Beitrag. Mihaela CIUCHINA Im Dienste der Fortbildung Betviebspartevkomitee von „Flamura roşie“ Sihiu legt Wert auf gutausgestatteten Dokumentationspunkt Das Kabinett für sozial-politische Wissenschaften des Parteikomitees von „Flamura roşie“ gehört zu den bestausgestatteten Dokumentationspunkten im Munizipium Sibiu. Hier ist jeden Montag, Mittwoch und Freitag von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Auch in den Sommermonaten gibt es hier eine rege Aktivität: Obwohl das Parteilehrjahr vor einem Monat abgeschlossen wurde — oder gerade deshalb — kommen die Parteimitglieder, um ihre Kenntnisse zu bereichern. Über die Tätigkeit dieses Kabinetts sagt Genosse loan Loloiu, Sekretär des Betriebsparteikomitees: „Wir haben dieses Kabinett vor einem halben Jahr gegründet. Es ist gut ausgestattet und dient vor allem als wichtige Informationsquelle im gesamten sozial-politischen Bereich. Es liegt sehr viel vor an Fachliteratur, an Parteidokumenten und an Büchern und Broschüren des Politischen Verlags. Für die Sommermonate haben wir uns vorgenommen, zahlreiche Treffen zu organisieren, wobei wichtige Ereignisse im sozial-politischen sowie im Wirtschaftsleben unseres Landes besprochen werden sollen.“ Die Besucher erhalten von Mitgliedern der Wirtschaftskommission, der Propagr.ndakommission und von Juristen Antwort auf ihre Fragen. Die Tätigkeit des Kabinetts ist gut durchorganisiert, trotzdem wurden im vergangenen Monat nur 50 Besucher verzeichnet. Das ist bei dem grossen Aufwand nicht viel. Zahlreiche Fragen, auf die die Belegschaftsmitglieder hier die genauen Antworten bekommen können, gelangen in den Audienzstunden der Betriebsleitung zur Diskussion — es sind Probleme der Einstufung, der Betriebsordnung und anderer gesetzlicher Regelungen. Aus einer Umfrage ging hervor, dass nur die Hälfte der Belegschaft über die Existenz dieses Kabinetts Bescheid weiss. Damit das Kabinett wirkungsvoller wird, hat das Betriebsparteikomitee Massnahmen ergriffen, um es in der Belegschaft zu popularisieren. ^ Walter WIDMANN Wirtschaft Seite } Gesetz und Anwendung Plenum des Kreisrates der Gewerkschaften Am vergangenen Mittwoch fand ein Plenum des Kreisrates der Gewerkschaften statt. Analysiert wurde das -Bemühen der Gewerkschaften um die Bekanntmachung und Anwendung des Arbeitsgesetzes und der Betriebsordnungen. Anwesend waren Pavel Stefan, Mitglied des ZK der RKP, Sekretär des ZcntralralţK des Allgemeinen Gewerkschaflsverhandes, Vasile Bărbuleţ, Sekretär des Kreisparteikomitees, Vorsitzende von Gewerkschaftskoniitees, Leiter der Personaldienste sowie Juristen. Aus der Analyse ging hervor, dass sowohl das Arbeitsgesetz als auch die Betriebsordnungen nicht genügend bekannt sind und nicht überall richtig angewandt werden. Eine Folge davon sind die grossen Personalfluktuationen. Im vorigen Jahr gab es in unserem Kreis über 27 000 Einstellungen. Es wurden 23 000 Auflösungen des Arbeitsvertrags verzeichnet, davon entfällt eine grosse Anzahl auf Disziplinarverstösse sowie auf Handlungen, die auf Unkenntnis der Gesetze beruhen. Die gleichen Gründe führten auch zu einer nur 94prozentigen Nutzung der Arbeitszeit — vorgesehen sind 96 Prozent. 34 Prozent der Arbeiter, besonders Neuangestellte, haben die Produktionsnormen nicht erfüllt. Es wurde betont, dass es notwendig sei, durch Symposien und juristische Vorträge die Gesetze zu erklären und bekanntzumachen. Die Initiative „Der Freund des Neueingestcllten“ soll stärker zum Zuge kommen.