Die Woche, 1977. Januar-Juni (10. évfolyam, 473-497. szám)
1977-01-07 / 473. szám
Die Woche Nr. 473 / 7. Januar 1977 „Das Spinnen liegt in der Familie“ Dipl.-Ing. Kurt Frühn, Textilfachmann in fünfter Generation / Wo Technik und Kunst sich ein Stelldichein geben: Der Entwurfsdienst für Teppiche Teppiche aller Grössen und Muster sind im kleinen Ausstellungssaal des Textil-Betriebs Cisnädie zu sehen. Sie veranschaulichen die Arbeit und den Erfindergeist besser als es die IVIusteralben im Entwurfsatelier können, die bloss eine Vorstellung vermitteln. Was diese Kollektionen aber an klassischen, modernen oder der Folklore entlehnten Dessins bieten, ist Überwältigend. An den Entwürfen für Teppiche arbeiten über ill Mann. Ihr Leiter ist Dipl.-Ing. Kurt Frühn, Textilfachmann in fünfter Generation. Kurt Frühn (44) ist Websr. Vater Johann, der seit acht Jahren in Rente ist, und der Grossvater waren in der Spinnerei tätig. „Das Spinnen liegt in der Familie; ich habe es sozusagen in der Kinderstube mitbekommen. Sie wollten aber, dass ich Weber werde“, meinte Kurt Frühn. Und so zog er vom Silberbach an die Kokel nach Mediasch, wo zu jener Zeit die Fachschule für Weber war. Nach Beendigung der Hochschule in Iaşi kehrte der frischgebackene Ingenieur in seine Heimatstadt zurück. Die weiteren Stufen, in seinem Beruf erstieg der Kommunist Kurt Frühn, wie er sagte, „ganz normal“. Als Technologe angestellt, wurde er nach einiger Zeit in die Teppichabteilung versetzt, der er zuerst als Meister und später als Chefingenieur Vorstand. Seit 1970 ist er Leiter des Entwurfsdienstes für Teppiche. In seiner Freizeit hilft Kurt Frühn seinem Vater bei der Imkerei und es hat den Anschein, dass der Sohn nicht nur im Beruf in die Fussstapfen des Vaters tritt. Dem ist aber nicht ganz so. Vater Frühn hat sich der Musik verschrieben, „ich selbst male ein bischen, sozusagen als Ausgleich zur Technik. Den künstlerischen Teil, der meinen Beruf ergänzt, musste ich mir im Selbststudium aneignen. Ich fing an, Fachliteratur zu lesen, über Malerei, Farbenkombinationen und anderes mehr“, erzählte der Amateurmaier. Dass dabei Überlegungen angestellt wurden, wie dieses oder jenes Motiv bei den verschiedenen Teppich entwürfen zu verwerten sei, ist nicht von der Hand zu weisen. Dem Reporter wurde erläutert, dass die Plüschteppiche von „Textila“ nicht nur mit geometrischen Mustern, sondern auch mit eingewebten Bildern ausgeführt werden. Als lehrreich erwiesen sich auch Gespräche mit den Mitgliedern des Design-Klubs und mit verschiedenen Künstlern aus Sibiu. „Leider kann man ihre Modelle industriell nicht verarbeiten“, bedauert Kurt Frühn. „Noch sind die Graphiker der Ansicht, dass die Kunst in unserer Branche nicht viel mitzureden hat. Ausserdem bewerben sich zu wenig Absolventen der Kunsthochschulen um einen Platz in der Industrie.“ Vor etlichen Jahren wurden die Teppichmuster noch durch Kreuzung der Fäden in verschiedenen Farben nacli dem herkömmlichen Webeverfahren hergestellt, heute ist man bei „Textila“ weiter. „Teppiche werden bei uns in allen Verfahren hergestellt. Vorrang haben natürlich jene, bei denen die Produktion erhöht wird, unsere Entwürfe, das heisst die Muster und Farben voll zur Geltung kommen.“ Hierzu hat die Textila-Belegschaft im Eigenbau Webstühle mit produktiveren mechanischen Vorrichtungen ausgestattet. Die Arbeitsproduktivität stieg infolgedessen um nahezu 50 Prozent, die Muster können durch besseres Einstellen genauer abgegrenzt werden und kommen so mehr zur Geltung. Für farbenreiche Muster z. B. werden Teppiche im Gripper-Jaquart-Axminster- Verfahren hergestellt. Man kann mit acht Farben zugleich arbeiten, auch wird gröberes Garn verwendet, wodurch die Teppiche sehr stark den handgeknüpften ähneln, sie werden im Fachjargon „mechanisch erzeugte Smyrna-Teppiche“ genannt. „Sehr gefragt“, erklärte Dipl.-Ing. Kurt Frühn, „ist die grossgemusterte Auslegeware, die Von-Wand-zu-Wand-Teppiche. Hier versuchen wir sowohl neue Modelle und Muster, als auch neue Rohstoffe.“ Es handelt sich um einheimisches texturiertes Garn und Latex, das unsere Chemieindustrie liefert. Im Entwurfsdienst malen 70 Mann Muster und Modelle in allen Farbkombinationen. Es wird getüftelt und probiert, bis das endgültige Modell fertig ist. „Für mich“, sagt Dipl.-Ing. Kurt Frühn, „ist das entworfene Modell fertig, wenn die Karten geschlagen sind, der Teppich vom Webstuhl genommen ist und auch die Prüfung vor den Kunden bestanden hat.“ Gerhard BONFERT Neujahrsbotschaft des Genossen N1COLAE CEAUŞESCU (Fortsetzung von Seite I) Im Geiste der vom XI. Parteitag festgelegten Orientierungen erweiterte und verstärkte unser Land seine Beziehungen der Zusammenarbeit und Solidarität zu allen sozialistischen Ländern und leistete so seinen Beitrag zur Festigung der Einheit und Kraft des Sozialismus. Ebenso festigte Rumänien seine vielseitigen Beziehungen zu den Staaten, die auf dem Weg der freien, selbständigen Entwicklung voranschreiten — ein beredter Ausdruck in diesem Sinne war sein Beitritt zur Gruppe der Entwicklungsländer und die Teilnahme als Gast an der Tätigkeit der nichtpaktgebundenen Länder. Im Geiste der friedlichen Koexistenz erweiterte Rumänien zugleich die Beziehungen zu den entwickelten kapitalistischen Ländern, zu allen Staaten der Welt ohne Unterschied der Gesellschaftsordnung und leistete so seinen aktiven Beitrag zur nachdrücklichen Durchsetzung im internationalen Leben der Prinzipien völliger Gleichberechtigung, der Wahrung nationaler Unabhängigkeit und Souveränität, der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, des Verzichts auf Gewalt und Gewaltandrohung, der Respektierung des Rechts eines jeden Volkes, Herr seiner Geschicke zu sein. Dank seiner konsequenten Politik des Friedens und der Zusammenarbeit hat Rumänien neue Freunde in der Welt erworben, erfreut es sich auf allen Breitengraden der Erde einer weitgehenden und wohlverdienten Wertschätzung. Rumänien ist entschlossen, auch 1977 mit aller Entschiedenheit für die Festigung der Einheit und Solidarität aller sozialistischen Länder einzutreten, der fortschrittlichen antiimperialistischen Kräfte von überall, gegen die imperialistische, kolonialistische und neokolonialistische Politik, für sozialen Fortschritt und für Frieden. Möge das Jahr 1977, in dem das Belgrader Treffen für Sicherheit in Europa stattfindet, eine neue Etappe auf dem Weg zur Verwirklichung der in den Dokumenten der Gesamteuropäischen Konferenz von Helsinki enthaltenen Bestimmungen darstellcn, durch die Billigung konkreter Massnahmen, die zur ungehinderten Ausweitung der ökonomischen und technisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit führen, zur Förderung einer breiten Zusammenarbeit im Bereich der Kultur, der Kunst und anderer humanitärer Probleme, zum militärischen Desengagement auf dein Kontinent, zur Entspannung und Sicherheit in Europa und in aller Welt. Mit Genugtuung erwähnen wir, dass im Jahre 197« das Athener Treffen über die Wirtschaftskooperation auf dem Balkan stattgefunden hat, und erachten es als notwendig, dass neue Bemühungen' um die stete Erweiterung der vielseitigen Zusammenarbeit zwischen allen Staaten dieses geographischen Raumes unternommen werden, im Geiste der Verständigung und guten Nachbarschaft. Mit Rücksicht auf den besonderen Ernst der Lage in Nahost ist es erforderlich, im Jahre 1977 die Bemühungen um die Erzielung eines dauerhaften und gerechten Friedens in dieser Zone reger zu gestalten. Es gilt, alles daranzusetzen, dass das Jahr 1977 eine bedeutende Etappe auf dem Weg zur Beseitigung der Unterentwicklung kennzeichne, auf dem Weg der Schaffung einer neuen internationalen Wirtschaftsordnung, die Bedingungen für den rascheren ökonomisch-sozialen Fortschritt der schwachentwickelten Länder gewährleistet, für ihren uneingeschränkten Zugang zur fortgeschrittenen Technologie, zu den Errungenschaften der modernen Zivilisation, eine wesentliche Bedingung für die Festigung der Stabilität der Weltwirtschaft, für den nationalen und sozialen Fortschritt ajler Nationen. Die höchsten Interessen der Völker fordern auch gebieterisch eine Verstärkung der allgemeinen Bemühungen um die Durchführung der Abrüstung, in erster Linie der Kernabrüstung. Die Verwirklichung all dieser vorrangigen Forderungen aller Völker machen die Erhöhung der Rolle der Organisation der Vereinten Nationen und anderer internationaler Körperschaften im politischen Leben der Welt notwendig und in diesem Rahmen die immer aktivere Teilnahme aller Staaten, ohne Unterschied der Grösse oder Gesellschaftsordnung, unter Bedingungen völliger Gleichheit, an der rechtlichen Lösung der komplexen Probleme in der Welt von heute. Wir sind überzeugt, dass die Völker, die fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte durch geeintes Vorgehen in dem Jahr, in das wir treten, neue Erfolge auf dem Weg des Fortschritts und des Friedens erringen können, der Schaffung einer besseren und gerechteren Welt auf unserem Planeten. Liebe Genossen und Bürger, erheben wir unser Glas: Auf den Ruhm und den Glanz unseres teuren Vaterlandes — die Sozialistische Republik Rumänien! Auf die Rumänische Kommunistische Partei, die führende politische Kraft unserer Gesellschaft auf dem Weg der Schaffung eines neuen, freien und glücklichen Lebens! Auf die Festigung der Einheit und Solidarität aller sozialistischen Länder, der kommunistischen und Arbeiterbewegung, sämtlicher fortschrittlicher, antiimperialistischer Kräfte! Auf die Zusammenarbeit zwischen allen Nationen, auf den Frieden in der ganzen Welt! Ich wünsche Ihnen allen, liebe Mitbürger, die Erfüllung alter Wünsche und immer mehr Genugtuung und Freude in der Arbeit und im Leben, viel Glück und Gesundheit! La mulţi ani, liebe Genossen und Freunde! WIRTSCHAFT Seite 3 Der „gute Ton“ ist toleranter geworden. Er erlaubt es den Damen, jetzt im Winter beim Händereichen den Lederhandschuh anzubehalten. Trotzdem ist so ein Händedruck fraulich angenehm. Das Leder ist schmiegsam. Man empfindet das als selbstverständlich. Aber niemand denkt dabei an die Leute vom Mediascher Forschungsinstitut für organische Sekundärprodukte (die Mediascher nennen es auch heute noch bei seiner alten und weniger präzisen Benennung „Chimigaz“), denen die Herstellung einer Substanz (ein Akrylderivat) gelungen ist, das zurzeit in allen Gerbereien unseres Landes verwendet wird, um das Leder widerstandsfähiger und weicher zu machen. Monatelang hatten die Forscher unter Marius Beghecean Versuche durchgeführt, bis der Neuling „Medacrii“ (Wort- Unendlich weites Neuland Bekanntschaft mit Mediascher Forschem Zusammensetzung aus Mediasch und Akryl) aus der Taufe gehoben wurde. Von den Laborproben bis zur Kleinanlage war bloss ein Schritt. Und die Grossanlage war dann nur noch ein Problem der Ausführung. Die zunehmende Wasserverschmutzung unserer Flüsse war Anlass für die Biologen, SOS zu funken. Das Signal wurde in Mediasch aufgefangen. Ein paar Monate später hiess es schon; Das Problem ist gelöst. „Medasol“ wird sich bewähren. Die Chemikerin Dr. Liane Henning- Schlosser fanden wir im Labor für wasserlösliche Polymere bereits in eine andere Studie vertieft. Dies Sich-in-ein- Problem-Vcrsenken ist im Lauf der Jahre zu ihrer zweiten Natur geworden. Schritt für Schritt wird jedem Problem nachgespürt, bis die Lösung auf dem Tisch liegt. Aber zuerst werden Formeln aufs Papier geworfen, man sucht nach den möglichen Strukturen. Und dies Tag für Tag, ohne Verschnaufpause. Kaum ist eine Studie abgeschlossen, wird auch schon eine neue begonnen. Eines der jüngsten „Kinder“ ist das erwähnte „Medasol“, das bereits in immer grösserem Ausmass bei der Abwässerreinigung eingesetzt wird. „Gerade das finde ich an meinem Beruf so schön, dass von Routine keine Rede sein kann. Fast jeder Tag wirft neue Probleme auf. Und keines darf auf die lange Bank geschoben werden.“ Im Laborleiter, Ing. Francisc Nan, hat sie jederzeit einen guten Berater. Im Laboratorium für organisches Glas greift der Chemiker Peter Schuster nach einem Plastikbeutel. Darin sind farblose Petitben — organisches Glas. Das wird doch schon seit Jahren in Kleinkopisch erzeugt, werden Sie einwenden. Stimmt. „Stiplex“ war eines der ersten Forschungsergebnisse von „Chimigaz“. Was Peter Schuster und seine Helfer nun ausgetüftelt haben, das ist ein modernes Verfahren, das die Arbeitsproduktivität bedeutend erhöht und neue Anwendungsgebiete erscbliesst. Aus den farblosen Perlchen können Heckleuchten für PKWs, Füllhalter, durchsichtige Rohre und Platten gefertigt werden. Bald wird bei „Carbosin“ Kleinkopisch die Grossanlage betriebsklar. Im Erdgeschoss überzeugt uns Ing. Sabin Mircea davon, dass der Begriff „Eigenbau“ hier genau so aktuell ist, wie in Wirtschaftseinheiten. Die Labors wären bei weitem nicht das, was sie heute sind, hätte jeder mit den Händen im Schoss darauf gewartet, sämtliche Apparate von auswärts zu erhalten. Mit kleinen Basteleien fing man an. Jetzt baut der Automatisationsdienst den 12. Typ von Chromographen, Zeitprogrammierer, Analyseapparate. So könnten wir von Tür zu Tür gehen, brutzelnde Lösungen, Kristallisationsprozesse beobachten, Analysen folgen, Benennungen notieren. Mit der chemischen Verarbeitung des Methangases hatte man seinerzeit, vor zwei Jahrzehnten begonnen und hat sich seither an immer heiklere Probleme gewagt. Heute gibt es kaum einen Wirtschaftsbereich, in dem nicht hier erdachte Substanzen Unentbehrlich geworden sind. Dr. Ing. Valentin Aldea, heute stellvertretender Direktor des Instituts, erinnert sich noch genau an die Anfänge. Damals hatte das Dutzend Leute das Gefühl von Neulandfahrern. Das Neuland ist geblieben. Unendlich weites Neuland. Inzwischen sind aber die Pfade geschlagen, sogar abgesteckt. Jeder der Forscher sieht ein Ziel. Wenn er auch für die Zukunft arbeitet, so doch nicht mehr für eilte allzu weft entfernte. Gerhild ANTONÍ